Wurfspeer

Wurfspeer
Römischer Soldat mit Speer (Pilum) und Schild, ca. 175 n. Chr. (Nachstellung)

Der Speer (auch Wurfspieß) ist eine zu den Stangenwaffen zählende Wurf- und Stichwaffe und eine der ältesten der von Menschen verwendeten Kampf- und Jagdwaffen. An einer Stange, dem Schaft, ist eine Spitze (oft zweischneidige Klinge) aus unterschiedlichen Materialien (angespitzte Steine, Knochen, Eisen, Stahl) angebracht. Speere waren üblicherweise als Wurfwaffen gedacht oder als Mehrzweckwaffen, die sowohl im Fern- als auch im Nahkampf eingesetzt wurden. Sie sind normalerweise kürzer und leichter als Spieße welche nicht geworfen werden.

In der Gegenwart werden Speere in einigen Regionen weiterhin als Jagdwaffe, zum Beispiel als Fischspeere, verwendet, ansonsten spielen Speere in Traditionspflege und als Sportgerät, zum Beispiel in der olympischen Disziplin des Speerwurfs, eine Rolle.

Eine Verbesserung von Reichweite, Durchschlagskraft und Zielgenauigkeit des Speeres wird durch die Speerschleuder erreicht, diese ist seit ca. 13.000 Jahren belegt.

Um zielgenau geworfen zu werden, muss der Speer ausbalancierter sein, damit er immer mit der Spitze voraus im Ziel aufkommt. Nachdem unter Berücksichtigung der Wurfbahn auf ein Ziel gezielt wurde, wird der Speer geworfen. Beim Wurf ins Wasser, etwa zum Fischfang, ist die Lichtbrechung mit zu berücksichtigen. Mit modernen Sportspeeren lassen sich Wurfweiten von 100 Meter erreichen, aber die effektive Reichtweite von Jagd- und Kriegsspeeren lag unter 20 Metern.

Manche Speere, wie das römische Pilum, hatten besondere Schäfte, die sich bei Auftreffen verbogen. Damit konnten sie nur mühsam aus den Schilden gezogen werden, und machten diesen unbrauchbar. Zudem wurde die Gefahr des Zurückwerfens des Speeres unterbunden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ältesten Speere, die bis jetzt weltweit gefunden wurden, die sog. Schöninger Speere, sind nach neuesten Erwägungen wohl um die 270.000 Jahre alt [1], wobei ihre Zuordnung zu einer bestimmten Menschenform noch unklar ist.

Die Waffe wurde durchgehend bis zum Erscheinen der Feuerwaffen als Kriegswaffe eingesetzt. Vor allem in der Antike war diese Waffe stark in Gebrauch, z. B. von Griechen durch Peltasten, von Römern als Pilum oder von Germanen als Ango, Frame, Ger.

Im Mittelalter ging der Einsatz des Speeres zurück, zugunsten der Lanze, Hellebarde und Pike auf der Seite der Stangenwaffen und zugunsten von Langbogen und Armbrust auf der Seite von Fernwaffen.

Noch im 19. Jahrhundert setzten die Zulu in Südafrika Wurfspeere ein, den so genannten assegai. Napoléon Eugène Louis Bonaparte wurde im Zulukrieg in Südafrika am 1. Juni 1879 durch diese Waffe getötet.

Speer als Symbol

Der Speer war auch Kultgegenstand und Herrschaftszeichen. Dies galt nicht nur für die Heilige Lanze; im germanischen Königtum war der Speer das wichtigste Würdezeichen. Mit der Übergabe des Speeres wurde die Königswürde feierlich und bindend weitergegeben. Der Speer stammte der Legende nach vom Spitzenahnherrn der Königsfamilie. Spitzenahnherr war meist ein Gott. Königsahnherr war in der Regel Wotan. Beim feierlichen Gott-Opfer wurde das Odinsopfer mit dem Odins-Speer getötet.

Der Speer des nordischen Gottes Odin heißt Gungnir.

Einzelnachweise

  1. O. Jöris: Aus einer anderen Welt - Europa zur Zeit des Neandertalers. In: N. J. Conard u. a. (Hrsg.), Vom Neandertaler zum modernen Menschen. Ausstellungskatalog Blaubeuren (2005), S. 47-70.

Siehe auch

Lanze, Speerwerfen, Speersport, Spieß,


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