Wörglerbach

Wörglerbach
Der junge Wörgler Bach (Wildenbach) in der Wildschönau
Der Wörgler Bach in Wörgl

Der Wörgler Bach oder auch Griesbach genannt, ist ein 6,3 km langer, rechter Zufluss des Inns, der durch die österreichische Gemeinde Wildschönau als Wildenbach und durch die Stadt Wörgl fließt. Er entwässert eine Fläche von rund 20 km².

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

Die ursprüngliche Siedlung - die ersten Häuser von Wörgl - entstanden auf dem flachen Schwemmkegel, den der Wörgler Bach (Gewässer) nach dem Verlassen der Wörgler Klamm in Jahrhunderten aufgeschüttet hat. Von der entlang des Bachlaufes entstandenen Siedlung ausgehend, hat sich das Dorf zur Stadt und zur heutigen Größe entwickelt. Es ist also kein Zufall, dass der Wörgler Bach die Stadt in der Mitte durchschneidet. Seit 1864 bestanden zwei selbstständige Gemeinden am heutigen Stadtgebiet: Wörgl-Rattenberg und Wörgl-Kufstein. Diese Grenze, die die beiden Gemeindeteile trennte bildete der Wörgler Bach. Diese Trennung bestand bis 1910. Ein Jahr später wurde Wörgl von Kaiser Franz Joseph I. zur Marktgemeinde erhoben. Heute bildet der Wörgler Bach nur mehr die Katastralgemeindegrenze zwischen den Katastralgemeinden Wörgl-Rattenberg und Wörgl-Kufstein.

Angeblich soll der Wörgler Bach auch mit dem Namen „Wörgl“ zusammenhängen. Demnach wird behauptet, dass das alte regionale Wort „zwerch“ für „quer“ steht. Diese Benennung könnte darauf Bezug nehmen, dass der Wörgler Bach das Inntal vom Austritt der Wörgler Klamm bis zu seiner Mündung in den Inn schon immer geradlinig durchquerte. Aus dem Wort „zwerch“ könnte dann mit der Zeit der Name "Wergel" und schließlich „Wörgl“ entstanden sein.

Geographie

Der Wörgler Bach (in der Wildschönau: Wildenbach) entspringt zwischen dem Markbachjoch und dem Holzalpenjoch im Gemeindegebiet der Wildschönau (Niederau). Auf seinem Weg durch das Hochtal nimmt er zwei Zuflüsse aus Oberau und der hinteren Niederau auf. Die Wildschönau entwässert der Wörgler Bach mit der größeren Wildschönauer Ache.

Nachdem der Wörgler Bach (Wildenbach) die Wildschönau verlässt stürzt er in die enge Wörgler Klamm, die auch Müllnertal genannt wird. Hier wird er von der größten Wildbachverbauung Österreichs, einer 37 m hohen doppelt gewölbten Staumauer aufgestaut. Von dort wird das Wasser in einem Rohr zum Kraftwerk Müllnertal (Stadtwerke Wörgl) geleitet und nach dem Durchlauf durch eine Turbine wieder in das ursprüngliche Bachbett oberhalb der Stadt eingespeist.

Auf seinem letzten Weg von der Klamm durch die Stadt bis zur Mündung ist der Bach zum Hochwasserschutz in einem Natursteingerinne durch das Stadtgebiet geleitet. Dieses Gerinne verhindert ein Überlaufen des Baches.

Geologie

Während im Müllnertal stabiler Triasdolomit ansteht, bilden taleinwärts roter Buntsandstein und Wildschönauer Schiefer das Grundgestein. Besonders dieser Tonschiefer neigt sehr zu Rutschungen, ist sehr verwitterungsanfällig und leicht erodierbar. Deshalb liegt die wesentliche Wildbachtätigkeit des Wörgler Baches in seinen Quellgräben in der Gemeinde Wildschönau. Die stabile Klamm ist im wesentlichen Transportstrecke, durch die Hochwässer mit ihrer Geschiebefracht abgeführt werden. Das Schwemmkegelgefälle ist sehr gering - 6 bis 9% am Unterlauf -, weshalb große Geschiebemengen nicht schadlos in den Inn gelangen können. Es entstehen Aufladungen der Bachsohle mit Überbordung des Bachbettes.

Überschwemmungen

Die Überschwemmungstätigkeit des Wörgler Baches lässt sich bis ins 16. Jahrhundert nachweisen. Die großen Hochwasserkatastrophen ereigneten sich 1567, 1789, 1893 und 1909. In jüngerer Zeit ereignete sich am 20. Juli 1946 ein schweres Hochwasser, bei dem unter anderen auch das Krankenhaus von Wörgl überflutet und verschlammt wurde. Nach einem lang anhaltenden Hochwasser im Juli 1954 mussten von der Innmündung aufwärts 7000 bis 10000 m³ Geschiebe ausgebaggert und abgeführt werden, was der Stadtgemeinde Kosten von 150.000 Schilling (ca. 10.900 Euro) bescherte.

Auch im Juli 1994 wurde Wörgl durch ein starkes Hochwasser des Wörgler Baches verwüstet. Nachdem sich ein gewaltiges Hochwetter in der Wildschönau ereignete, schwappte eine Flutwelle durch die Wörgler Klamm. Binnen weniger Minuten füllte sich der Stauraum der Wörgler Stadtwerke mit 3200 m³ Geschiebe auf. Dadurch konnte die ohnehin so große Katastrophe ein wenig gelindert werden. Um ca. 22 Uhr erreichte die Flutwelle Wörgl. Aufgrund einiger verkeilter Bäume oberhalb der Wörgler Innenstadt staute sich der Bach auf und schließlich ergossen sich Unmengen an Wasser und Schlamm in die Wörgler Bahnhofstraße und in zahlreiche andere Straßen und Häuser. 71 Hektar wurden bis zu einem halben Meter hoch mit Schlamm verschüttet, der geschätzte Schaden lag bei rund 4,4 Mio. Euro. Aufgrund dieser Katastrophe begann man mit den Bauarbeiten an einer großen Sperre. Im Jahre 2002 bewährte sich die Sperre im Müllnertal bereits. Es wäre ansonsten ein ähnliches Hochwasser wie 1994 entstanden! Im großen Hochwasser 2005 brach in Wörgl am westlichen Stadtrand ein Damm und das Wörgler Becken wurde dadurch überschwemmt. Auch am Wörgler Bach entstand beträchtlicher Schaden weil der Bach durch den hochwasserführenden Inn bis zum Bahngebiet aufgestaut wurde und eine Unterführung sowie mehrere Häuser und Schrebergärten dadurch in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Verbauungen zum Hochwasserschutz

Nach der Hochwasserkatastrophe von 1909 setzte erstmalig eine Verbauungstätigkeit mit öffentlichen Mitteln ein. In den Jahren 1910 und 1911 ist durch das Landesbauamt der Unterlauf im Stadtbereich einer Regulierung unterzogen worden. 1955 erfolgten Ergänzungsarbeiten. Den geschilderten Verhältnissen entsprechend, erstreckt sich die Verbauung des Wörgler Bachs durch die Wildbach-und Lawinenverbauung im Wesentlichen auf die Quellgräben im Gemeindegebiet der Wildschönau, wo für Baumaßnahmen zur Verhinderung von Geschiebeentstehung in den Oberläufen, zur Geschieberückhaltung und für Regulierungen im Siedlungsbereich in den Jahren zwischen 1958 und 1970 rund 7,7 Millionen Schilling (ca. 559.600 €) aufgewendet wurden. Da alle diese Verbauungen auch dem Schutz der Stadt dienen, beteiligte sich die Stadtgemeinde Wörgl mit 3% an den Gesamtkosten.

Nach dem Hochwasser von 1945 wurden zum raschen Schutz für die Stadt - bis zum Wirksamwerden von systematischen Verbauungen in den Oberläufen - am oberen Ende der Klamm und 200 Meter talwärts des Tagesspeichers der Stadtwerke in der Schlucht zwei Gewölbesperren zum Geschieberückhalt mit einem Verlandungsraum von je 22.000 m³ errichtet.

Seit dem starken Hochwasser von 1994 begann man mit den Wildbachberbauungen, die 2007 abschließen. Die Verbauung beginnt mit 98 Konsolidierungssperren im Verlauf des Wildenbachs. In Richtung Wörgl befinden sich noch eine Seilsperre (Mittellauf) und das imposanteste Bauwerk des Projekts: Die rund 36,7 Meter hohe, doppelt gewölbte Bogenmauer, zugleich die höchste Wildbachsperre Österreichs. Hier wird durch ein Rohr gerade so viel Wasser weitergeleitet, wie das Bachbett in der Stadt Wörgl aufnehmen kann.

Die Wildbach- und Lawinenverbauung Tirol investierte ganze 11,55 Millionen Euro zum Schutze der Wörgler Bevölkerung.

Den derzeitigen Wasserstand in Niederau (Wildschönau) können Sie auf dieser Seite [1] ablesen.


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