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XFree86 ist eine freie Open-Source-Implementierung des X-Window-Systems, die auf vielen Unix-artigen Betriebssystemen, auf Windows NT (innerhalb der Cygwin-Umgebung) sowie auf OS/2 läuft. Dazu gehören neben Linux und GNU Hurd die BSD-Derivate und Mac OS X. Bis 2004 war es eine auf fast jedem Linux- oder BSD-System anzutreffende Software.

Mit Stand 1. Oktober 2001 unterstützte XFree86 die X11-Spezifikation R6.5.1 inklusive der GLX- und der X-Rendering-Erweiterungen.

XFree86 hat sowohl seine Verbreitung als auch den größten Teil seiner Entwickler verloren, als es ab Version 4.4.0 ein umstrittenes neues Lizenzschema einführte. Heutzutage werden kaum noch neue Installationen vorgenommen und bestehende XFree86-Systeme durch andere X-Systeme, vor allen Dingen durch den X.Org-Server, abgelöst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Projekt wurde 1991 von David Wexelblat, Glenn Lai, David Dawes und Jim Tsillas begonnen, die gemeinsam daran gingen, Fehler im Quellcode von X11 X386 (geschrieben von Thomas Röll) zu beheben. Diese Version hieß ursprünglich X386 1.2e. Da neuere Versionen von X386 nur noch kommerziell verkauft wurden, entwickelte sich das Projekt fortan selbständig und wurde in XFree86 umbenannt, was ein Wortspiel ist (aus X-three-86 wurde X-free-86).

Abspaltungen von XFree86

Im Jahr 2003 wurde Keith Packard, ein anerkannter X-Window-System-Entwickler, aus dem Kernteam ausgeschlossen. Ihm wurde eine Verschwörung vorgeworfen: Keith Packard habe versucht, das XFree86-Projekt zu spalten. Er arbeitete weiter innerhalb des Projekts, versuchte aber unter der Hand, andere Entwickler für ein neues, von ihm initiiertes X-Server-Projekt zu gewinnen. Packard bestritt dies; anhand einer E-Mail-Korrespondenz konnte jedoch nachgewiesen werden, dass er tatsächlich mit anderen Entwicklern über eine Spaltung diskutiert hatte. Packard selbst zog es vor, zu den Vorgängen nichts mehr zu sagen. Dies führte zur Schaffung von XWin, einem Forum zur Verbesserung von X und speziell XFree86, das später vollständig in freedesktop.org aufging. Keith Packard begann, basierend auf dem X-Window-System und in Kooperation mit freedesktop.org, ein komplett neues Entwicklungsprojekt mit Namen Xserver. Xserver benutzt Kdrives Treiber-API-Modell. Die Autoren beschreiben das Projekt gerne als die nächste X-Server-Generation, die einer anderen Richtung als XFree86 folgt.

Später stellte aber das XFree86-Kernteam fest, dass nur eine begrenzte Innovationskraft vorherrschte. Unter anderem wurde dies an der Struktur des Projekts festgemacht: Die Mitglieder des Kernteams wurden anhand ihrer Beiträge bewusst ausgewählt und blieben so ein enger, abgeschlossener Kreis. Aufgrund der kaum fortschreitenden Entwicklung von X beschloss das XFree86-Kernteam daraufhin am 30. Dezember 2003, sich am nächsten Tag selbst aufzulösen [1].

Nach der Auflösung des Kernteams schlossen sich viele Entwickler mit der alten X.Org Foundation zusammen, um diese in ein Open-Source-Projekt umzuwandeln, das zukünftig eine Implementierung eines freien X-Servers gewährleisten sollte. In Zusammenarbeit mit freedesktop.org stellt das neue Projekt unter dem Namen X.Org seinen X-Server zur Verfügung, der auf einer Weiterentwicklung von XFree86 4.4 RC2 beruht. Massive Unterstützung bekam das neue Projekt, als sich im Januar 2004 das XFree86-Projekt für eine neue Lizenz entschied, die eine besondere Werbe-Klausel mit sich brachte [2]. Kritiker warfen ein, dass XFree86 damit zu nicht-freier Software werde. In jedem Fall war die Lizenzänderung problematisch. Viele Distributoren stuften diese Lizenz als inkompatibel zur GPL ein [3] und unterstützten fortan die Abspaltung, die auf der XFree86-Version 4.4 RC2 basierte und in der alten Lizenz weiterentwickelt wurde. Die Abspaltung entwickelt seitdem unter dem Dach der X.Org-Foundation ihren eigenen X-Server, den X.Org-Server.

Neben diesem Projekt gab es zeitweise einen experimentellen Zweig des XFree86-Codes mit Namen Xouvert, dessen Entwicklung jedoch bis auf weiteres eingestellt wurde.

Architektur

Der XFree86-Server kommuniziert mit dem Betriebssystem-Kernel (meistens ein Linux-, BSD- oder UNIX-Kernel), um Ein- und Ausgabegeräte anzusteuern, teilweise greift er aber auch selbst auf Tastaturen und Mäuse zu. Eine grundlegende Ausnahme bilden die Grafikkarten. Diese werden von XFree86 direkt unter Umgehung des Kernels angesprochen. Für die weitaus meisten Grafikkarten der letzten 15 Jahre bringt XFree86 eigene Treiber mit. Für viele verbreitete Karten gibt es proprietäre Binary-Only-Treiber des Herstellers. Es ist aber auch möglich, XFree86 auf einem Framebuffer-Gerät arbeiten zu lassen, wozu dann ein Grafikkarten-Treiber des Kernels benutzt wird. Weil er eine Menge Low-Level-Operationen durchführt, muss der Server mit den Rechten des Benutzers root laufen, bzw. mit UID 0.

Auf einem typischen POSIX-System liegen die XFree86-Konfigurationsdateien im Verzeichnis /etc/X11. Die grundlegende Konfiguration erfolgt in der Datei XF86Config (manchmal auch XF86Config-4), die u. a. Einstellungen zum verwendeten Monitor, Tastatur, Maus und Grafikkarte enthält. Für den weniger erfahrenen Benutzer existieren eine Reihe von (auch grafischen) Frontends, die die Konfiguration des X-Servers erleichtern. Moderne Distributionen bieten auch eine halbautomatische Erkennung der richtigen Einstellungen.

Quellen

  1. David Dawes: „core team disbands“ auf XFree86-devel-E-Mailliste, 30. Dezember 2003
  2. David Dawes: „Modification to the base XFree86(TM) license“ im XFree86-Forum, 29. Januar 2004
  3. Mirko Lindner: „XFree86 4.4: Ablehnung wächst“ auf pro-linux.de, 18. Februar 2004

Weblinks


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