XT500

XT500
XT 500, Baujahr 1978

Die Yamaha XT 500 der japanischen Firma war ab 1975 das erste geländegängige Großserien-Motorrad mit einem 500-cm³-Einzylinder-Viertaktmotor.

Die XT 500 wurde erstmals 1976 in Marrakesch der Presse vorgestellt und bis 1989 gebaut. Alleine in Deutschland wurden insgesamt über 25.000 Stück verkauft.[1]

Inhaltsverzeichnis

Enduro

Der Begriff Enduro, den beispielsweise das 1977er Modell auf dem Seitendeckel trug, ist angelehnt an das englische endurance für „Ausdauer“. Enduro wurde zum Inbegriff einer neuen Kategorie von Motorrädern, die nicht nur wie Moto-Cross-Maschinen für kurze Ausflüge ins Gelände geeignet waren, sondern durch ihre Leistungsstärke und Robustheit auch für längere Reisen mit Gepäck auf oder neben Straßen. So legte schon 1978 die 16.000 km lange Fahrt von Peter Falb durch Nordafrika und insbesondere die Sahara die Grundlage für die Legende von der „unverwüstlichen“ Enduro. Die Erfolge der XT 500 bei den ersten beiden Wüstenrallyes Paris-Dakar unterstrichen dieses Image.

Im Grunde war die XT die zulassungsfähige Version des für die USA konzipierten geländeorientierten Modells TT 500, das z. B. noch keine Beleuchtung und keinen Tacho besaß und auch sonst in einigen Details anders aufgebaut war, obschon nicht als reine Wettbewerbsmaschine konzipiert.

Technik

Das Fahrwerk der XT basierte auf früheren Zweitaktmaschinen, anders als bei einigen DT-Modellen wurde jedoch keine Cantilever-Federung eingesetzt, sondern konventionelle Stereo-Federbeine. Die Gabel bot einen für damalige Verhältnisse großen Federweg von 195 mm.

Wesentlicher Erfolgsfaktor war der luftgekühlte Einzylinder-Viertaktmotor mit 495 cm³ mit obenliegender Nockenwelle und zwei Ventilen. Einzige Besonderheit des sonst eher einfach konstruierten Motors war die Trockensumpfschmierung. Zu starten war der drehmomentstarke Dampfhammer nur mit Kickstarter, was für Eingeweihte kein Problem darstellte, für manchen Anfänger jedoch zu einem unüberwindbaren Hindernis wurde. In einigen Fällen soll es, bedingt durch den heftigen Rückschlag des Kickstarterhebels, zu Waden- und Schienenbeinbrüchen gekommen sein.

Engagierte XT-Besitzer haben teils Umbauten vorgenommen. So wurde der serienmäßige 8,8-Liter-Tank durch größere Tanks mit bis zu 20 Liter ersetzt, dem Vorbild der Paris-Dakar-Rennversionen und der Yamaha XT 600 Ténéré folgend, womit die serienmäßige Reichweite von nur 170 km auf bis 400 km erhöht wurde. Weitere übliche Erweiterungen sind eine 12-Volt-Anlage samt H4-Halogen-Scheinwerfer sowie eine Doppeldirektschmierung.

Modellgeschichte

Vor der eigentlichen straßenzugelassenen XT 500 kam die TT 500 in den USA auf den Markt. Die TT war für US-amerikanische Verhältnisse konzipiert als Spaßfahrzeug für Offroad-Trips ähnlich dem VW Buggy oder als Basisfahrzeug für Wüstenrallyes wie die Baja 1000 in Mexiko. Bei der XT war bis 1986 nur ein schwacher 6-Volt-Wechselstrom-Scheinwerfer verbaut, dessen Leistung drehzahlabhängig ist. Rücklicht, Blinker und Hupe wurden nachgerüstet und mit Gleichspannung betrieben, um auch per Batterie an der Ampel noch notdürftig zu funktionieren. Schon 1976 wurden die ersten 200 Maschinen in Deutschland per Einzelabnahme zugelassen, die sich u.a. durch einen tiefliegenden Auspuffkrümmer und die volle Leistung von 24 kW (33 PS) von späteren Versionen unterscheiden.

Ab 1977 wurde die XT 500 offiziell in Deutschland importiert, mit anderer Auspuffanlage und durch einen geänderten Ansaugstutzen auf 20 kW (27 PS) gedrosselt. Als Gründe dafür wurden die Geräuschentwicklung sowie mangelnde Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten aufgrund der Rahmengeometrie und nicht für Autobahngeschwindigkeiten geeignete Stollenbereifung angegeben. Wesentlich für die Leistungsreduzierung war aber auch die Abschaffung der hubraumorientierten Versicherungseinteilung und die Einführung von Versicherungsklassen nach Motorleistung, so dass die XT mit ihrer Leistung von 33 PS nur knapp oberhalb der neuen Klasse bis 27 PS lag, so dass die XT ohne Drosselung nach dem neuen System sehr ungünstig eingeordnet worden wäre. Zwischenzeitlich ist es aber aufgrund eines von Yamaha für die SR 500 erwirkten Teilegutachtens zur Leistungssteigerung üblicherweise kein Problem mehr, auch die XT legal auf die offene Leistung von 25 kW umzurüsten.

Schon im Jahr 1977 wurden in Deutschland 2005 Zulassungen registriert, 1981 wurde dann mit 4160 Stück die höchste jährliche Zulassungszahl erreicht. Der bewährte XT-500-Motor wurde fast identisch auch in der von der Enduro abgeleiteten Straßenmaschine Yamaha SR 500 verbaut.

Aufgrund des Erfolges der XT 500 kam es bald zu einem Wettrüsten der japanischen Hersteller mit anderen Hinterradaufhängungen für mehr Federweg als die relativ bescheidenen 16 cm der XT 500 sowie mit Vierventil-Motoren mit mehr Hubraum und Leistung, zuerst in Form der Honda XL 500.

Trotz oder gerade wegen dieser Konkurrenz behielt die klassische XT 500 aufgrund der simplen und zuverlässigen Technik weiterhin viele Anhänger und wurde bis 1989 weiter gebaut, wobei sie sogar ihr Vierventil-Nachfolgemodell Yamaha XT 550 und mehrere Generationen der Yamaha XT 600 überlebte.

Technische Daten

Typschlüssel:

  • Motor: Fahrtwindgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, 2 Ventile, Leichtmetallzylinder mit Graugusslaufbuchse, obenliegende, über Kette angetriebene Nockenwelle
  • Hubraum: 499 cm³
  • Bohrung: 87 mm
  • Hub: 84 mm
  • Verdichtungsverhältnis: 9:1
  • Vergaser (International): Mikuni VM 34 SS, Rundschieber
  • Vergaser (Deutschland): Mikuni VM 32 SS, Rundschieber
  • Leistung (International): 24 kW/33 PS bei 6500 min-1
  • Leistung (Deutschland): 20 kW/27 PS bei 6000 min-1 (durch geänderten Ansaugstutzen gedrosselt)
  • Drehmoment: 34,4 Nm bei 4500 min-1
  • Getriebe: Fünfganggetriebe, klauengeschaltet, Gangstufen 2,357/1,556/1,19/0,961/0,778, mit Kickstarter
  • Sekundärübersetzung: 16:42 oder 16:44
  • Tankinhalt: 8,5 l Superbenzin, davon 2 l Reserve
  • Länge: 2200 mm
  • Breite: 880 mm
  • Höhe: 1130 mm
  • Radstand: 1420 mm
  • Lenkkopfwinkel: 59,9° (1976–1977) / 60° (1977–)
  • Nachlauf: 135 mm
  • Sitzhöhe: 830 mm
  • Federweg: Gabel 195 mm, Gasdruckfederbeine 159 mm
  • Bodenfreiheit: 240 mm unbelastet
  • Gewicht: 155 kg, vollgetankt, mit Bordwerkzeug
  • Leergewicht: 150 kg
  • Achslast v/h: 67,5 kg/87,5 kg
  • zulässiges Gesamtgewicht: 319 kg
  • Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h
  • Bereifung vorne: 3.00-21 auf 1.60 Felge (1976–1977), 3.25-21 auf 1.85 Felge (ab 1977)
  • Bereifung hinten: 4.00-18 auf 1.85 Felge
  • Bremsen: Simplex-Halbnaben-Trommeln, vorne 160 mm, hinten 150 mm
  • Elektrische Anlage: 6 Volt bis 1985, danach 12 Volt

Quellen

  1. Zeitschrift "mopped", Ausgabe 8/1999

Literatur

  • Heinz Stahl, Donnerschlag – Yamaha XT 500 – der Dampfhammer aus Japan unter der Lupe, in Oldtimer Praxis, Mai 2000
  • Lars Rosenbrock, Yamaha XT 500 - von der Wandlung eines Alltagsmotorrads zum Sammlerstück, in Oldtimer Praxis, Juli 2007
  • Reparaturanleitung Yamaha XT 500, ab 1979. Bucheli Verlag Band 5065, ISBN 3-7168-1663-9
  • Andreas Schlüter: Motorräder die Geschichte machten. Motorbuch Verlag, ISBN 3-613-01498-X

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