Xenismen

Xenismen

Xenismus (gr. ξένος xénos „Fremder“) ist ein linguistischer Begriff, der bisher in den meisten Fachwörterbüchern ebenso fehlt wie in Wörterbüchern allgemeiner Art (Duden, Wahrig, etc.). Das Metzler Lexikon Sprache [1] weist darauf hin, dass er noch nicht den Status eines klar definierten Fachbegriffs erhalten hat. Die folgenden Erläuterungen sind insofern vorläufig; sie zeigen den immer noch schillernden Status des Terminus.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsverwendung

Gossen (1981, 35) verwendet Xenismus im Sinne von „Fremd- und Lehnwörtern“, vgl. Xenonym.

Ehlich (1986) sieht Xenismen nicht nur im Wortschatz (Entlehnungen), sondern auf allen sprachlichen Ebenen vom Laut bis zu Text. Hieran orientiert sich Moser (1996, 13).

Jung (1993, 213) grenzt den Xenismus von Fremd- und Lehnwörtern dadurch ab, dass er „z. B. auch Orts- und Personennamen, Buch- oder Filmtitel, Interjektionen, Zitate und längere eingestreute Passagen sowie spezielle phonetische, orthographische oder typographische Merkmale, die aus einer anderen Sprache oder Sprachvariante nur okkasionell transferiert werden, eingeschlossen sind... Das entscheidende Kriterium zur Bestimmung von Xenismen ist dagegen, dass hier nicht ein konzeptueller Inhalt übermittelt, sondern primär Fremdheit evoziert werden soll.“

Mit „Xenismus“ wird auch eine besondere Art des Lehnworts bezeichnet, in dem eine fremde Sprache nachgeahmt wird (siehe Scheinanglizismus), im Gegensatz zu echten Lehnwörtern wie z.B. Anglizismen, durch die fremde Worte ins Deutsche eingegliedert werden.

Einige Beispiele

Entsprechend den unterschiedlichen Auffassungen von „Xenismus“ lassen sich auch Beispiele sehr unterschiedlicher Art anführen:

Marketing für Absatzwirtschaft, Management für Unternehmensführung, Office Management für Sekretariatsorganisation. Xenismen sind relativ häufig in Namen von Hilfsvereinen anzutreffen: „Bulungi" (gut, schön), „Jamaa" (Familie, Freund), „Harambee kwa watoto" (Gemeinsam für Kinder), „Steaua speranţei" (Stern der Hoffnung).

Nicht erst durch die sich angleichenden Lebensverhältnisse in den Industriestaaten, sondern auch durch den Willen nach Abhebung und durch spezielle Redewendungen einzelner gesellschaftlicher Gruppen gelangen zunehmend Xenismen in die Werbung.

Bei der Bildung von Xenismen soll weniger ein konzeptioneller Inhalt als vielmehr die Faszination des Fremden durch Assoziation vermittelt werden. Neben der Werbung machen sich auch die Karikatur und Theaterstücke den Xenismus zu eigen. Daneben beziehen bestimmte Witze ihre Komik aus der Kreierung von Xenismen, z. B.: Wie heißt der chinesische Verkehrsminister? Um-Lei-Tung.

Diese Art der Verfremdung ist jedoch von der Eingemeindung fremdsprachlicher Termini (cool, okay) und anderen Arten der Verfremdung strikt zu unterscheiden.

Literatur

  • Konrad Ehlich: Xenismen und die bleibende Fremdheit des Fremdsprachenlernens. In: Ernest W. B. Hess-Lüttich (Hrsg.): Integration und Identität, soziokulturelle und psychopädagogische Probleme im Sprachunterricht mit Ausländern. Narr, Tübingen 1986, S. 43-54, ISBN 3-87808-758-6
  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. Unter Mitarb. von Friederike Schmöe. 3., neubearb. Aufl. Metzler, Stuttgart u.a. 2005, ISBN 3-476-02056-8
  • Carl Theodor Gossen: Tendenzen der Wortschöpfung im heutigen Französisch. In: Ernst Pulgram (Hrsg.): Studies presented to Joshua Whatmough on his sixtieth birthday. Mouton, s'-Gravenhage 1957, 1965, 1979, 1981, S. 29-41.
  • Matthias Jung: Sprachgrenzen und die Umrisse einer xenologischen Linguistik. in: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache. München 19.1993, S. 203–230. ISSN 0342-6300
  • Wolfgang Moser: Xenismen. Die Nachahmung fremder Sprachen. Dissertation Graz 1994. Lang, Frankfurt/M. 1996, ISBN 3-631-48883-1

Einzelnachweise

  1. Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2005. ISBN 978-3-476-02056-7

Weblinks


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