- Yentreve
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Strukturformel Allgemeines Freiname Duloxetin Andere Namen Summenformel - C18H19NOS Duloxetin
- C18H19NOS·HCl Duloxetin·Hydrochlorid
CAS-Nummer - 116539-59-4 Duloxetin
- 136434-34-9 Duloxetin·Hydrochlorid
PubChem 60835 ATC-Code N06AX21
DrugBank DB00476 Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Wirkmechanismus Fertigpräparate Verschreibungspflichtig: Ja Eigenschaften Molare Masse 297,42 g·mol−1 Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung
unbekanntR- und S-Sätze R: ? S: ? Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln LD50 Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Duloxetin ist ein chiraler Arzneistoff mit antidepressiver Wirkung. Duloxetin ist der potenteste der bisher zugelassenen Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer und wirkt sowohl auf den Serotonin- als auch auf den Noradrenalin-Stoffwechsel im zentralen Nervensystem. In den Studien wurden neben den psychischen Beschwerden auch begleitende körperliche Symptome (zum Beispiel Schmerzen) gelindert. Der analgetische Effekt bei Schmerzsymptomen in Verbindung mit Depression ist nach einer neueren Metaanalyse allerdings sehr gering.[4]
Inhaltsverzeichnis
Indikationen, Präparate
In Deutschland wurde Duloxetin zuerst im August 2004 unter dem Markennamen Yentreve® zur Behandlung der Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) bei Frauen[1] zugelassen, später (Anfang 2005) als Cymbalta® zur Behandlung der Depression. Cymbalta® hat seit 2006 die Zulassung für schmerzhafte diabetische Polyneuropathie.
Duloxetin ist chiral und wird als stereochemisch einheitlicher (= reiner) Arzneistoff in der (S)-Konfiguration eingesetzt. Das Medikament wird gemeinsam von den Firmen Lilly und Boehringer Ingelheim vermarktet.
Behördliche Zulassung
Im Januar 2005 wurde in den USA der Zulassungsantrag von Eli Lilly für Yentreve® von der FDA abgelehnt. Grund sind vermutlich Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit dem Suizid der gesunden Probandin Tracy Johnson (während Dosisreduktion nach Teilnahme an einer Zulassungsstudie), wegen zu kurzer Studienverläufe oder auch wegen einer insgesamt erhöhten Suizidrate unter Duloxetin-Anwendern (siehe Warnhinweis bei Weblinks). Demgegenüber hatte Yentreve® im August 2004 die Zulassung der europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) erhalten.
Entgegen den Erwartungen der Partner (Eli Lilly und Boehringer Ingelheim) verlief der Umsatz für die Indikation Belastungsinkontinenz enttäuschend, woraufhin sich Boehringer Ingelheim aus der gemeinsamen Kooperation mit Lilly in diesem Bereich verabschiedete. In Deutschland ist Cymbalta® für die Indikation schwere Depression hingegen erfolgreich.
Unerwünschte Wirkungen
Zu den beobachteten Nebenwirkungen gehören:
- Übelkeit, trockener Mund, Halsentzündung und Obstipation
- Durchfall, Erbrechen, Appetitverlust oder -abnahme
- Kopfschmerzen, unscharfes Sehen, Schläfrigkeit und Zittern
- Schlafstörungen, Angst und Nervosität
- vermehrtes Schwitzen, Nachtschweiß und Hitzewallungen
- Frieren
- Müdigkeit, häufiges Gähnen
- Sexualstörungen (z. B. Orgasmusunfähigkeit oder Erektionsprobleme)
- Blutdruckerhöhung und Herzbeschwerden
- verzögerte Miktion und Harnverhalt
- Es wurde von Leberschäden berichtet - insbesondere im Zusammenhang mit Alkohol.[5]
Die unerwünschten Effekte treten insbesondere in den ersten Tagen nach dem Beginn der Einnahme auf, können aber auch mehrere Wochen andauern.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Bei der Anwendung von Duloxetin zusammen mit anderen Antidepressiva ist Vorsicht geboten. Die gleichzeitige Anwendung von Duloxetin und irreversiblen Monoaminooxidase-Hemmern (MAO-B-Hemmern) wie Selegilin und Tranylcypromin ist kontraindiziert. Ebenfalls kontraindiziert ist die Kombination mit CYP1A2-Inhibitoren, wie Fluvoxamin, Ciprofloxacin oder Enoxacin, da erhöhte Plasmaspiegel von Duloxetin resultieren.[6] Die Kombination von Duloxetin mit reversiblen MAO-Hemmern wie Moclobemid wird nicht empfohlen. Duloxetin sollte nicht zusammen mit Johanniskraut eingenommen werden.[7]
Absetzsyndrom
Wenn die Einnahme von Duloxetin abrupt beendet wird, können Absetzsymptome auftreten. Es können Schwindel, Hyperhidrose, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, sensorische Störungen, Reizbarkeit und Angst auftreten. Daher wird empfohlen die Behandlung ausschleichend zu beenden.[6]
→ Hauptartikel: SNRI Discontinuation Syndrome
Anwendung während der Schwangerschaft und der Stillzeit
Das potenzielle Risiko für den Menschen ist unbekannt. Auch wenn keine Daten über die Anwendung von Duloxetin vorliegen, ist darauf hinzuweisen, dass Entzugssymptome bei Neugeborenen aufgetreten sind, wenn die Mutter kurz vor dem Entbindungstermin andere serotonerge Arzneimittel angewendet hat. Duloxetin sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn dies ist klar notwendig. Frauen, die während der Behandlung schwanger werden, sollten ihren Arzt darüber unterrichten.[6]
Duloxetin geht in die Muttermilch über. Die von einem Säugling pro kg Körpergewicht aufgenommene Menge liegt bei etwa 0,14 % der von der Mutter eingenommenen Dosis. Da keine Information über die Verträglichkeit von Duloxetin bei Säuglingen und Kindern vorliegt, wird die Anwendung von Duloxetin während der Stillzeit nicht empfohlen.[6]
Einzelnachweise
- ↑ a b ABDA-Datenbank (Stand: 14.08.2008) des DIMDI
- ↑ Austria-Codex (Stand: 14.08.2008)
- ↑ Duloxetin bei DrugBank
- ↑ Psychother Psychosom. 2008;77(1):12-6. PMID 18087203
- ↑ arznei-telegramm 2008; Jg. 39, Nr. 5, S. 62
- ↑ a b c d Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Cymbalta; Stand: Februar 2008
- ↑ Fachinformation Yentreve, Stand Juli 2004
Weblinks
- Veröffentlichungen der europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) zu Ariclaim, Cymbalta, Xeristar und Yentreve
- Warnhinweis der FDA zu Duloxetin (PDF, Juni 2005)
- Warnung des arznei-telegramm vor Duloxetin (PDF, August 2005)
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