Ben Gurion

Ben Gurion
David Ben Gurion im Jahre 1949

David Ben Gurion (hebräisch ‏דוד בן גוריון‎;  gebürtig David Grün; * 16. Oktober 1886 in Płońsk, Kongresspolen; † 1. Dezember 1973 in Tel Hashomer, Israel) war ein israelischer Staatsmann und einer der Gründer der sozialdemokratischen Arbeitspartei Israels. Er war Parteivorsitzender von 1948 bis 1963.

Von 1948 bis 1953 und von 1955 bis 1963 war Ben Gurion israelischer Premierminister. 1955 amtierte er kurz als Verteidigungsminister.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

Ben Gurion war der Sohn des Rechtsanwalts Avigdor Grün, der eine zionistische Organisation führte. Seine Mutter Scheindel Grün starb, als David Grün elf Jahre alt war. Noch in Polen wandte er sich dem Zionismus und dem Sozialismus zu. 1906 wanderte er von Polen nach Palästina aus und beteiligte sich dort am Aufbau der jüdischen Untergrundorganisation HaSchomer. Er arbeitete zunächst in einem Betrieb, der Orangen anbaute, dann als Journalist und nahm den Namen „Ben Gurion“ an, als er Politiker wurde. Bald war er Führer der jüdischen Arbeiterbewegung.

Erster Weltkrieg und politische Aktivitäten

Ben Gurion trat im ersten Weltkrieg für die Aufstellung eines jüdischen Bataillons in der osmanischen Armee und für die Annahme der osmanischen Staatsbürgerschaft durch die jüdischen Siedler ein, da er einen Sieg der Türken erwartete und sich von dieser Haltung Vorteile für die Realisierung einer jüdischen Autonomie in der Zeit nach dem Krieg erhoffte. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er 1915 dennoch von den Osmanen ausgewiesen und ging in die [1] USA, wo er in New York die aus Russland stammende Paula Munweis, seine spätere Frau, kennenlernte. Sie heirateten 1917 und bekamen drei Kinder. 1918 trat Ben Gurion in die Jüdische Legion der britischen Armee ein. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kehrten Ben Gurion und seine Familie noch 1918 in das nun unter britischem Mandat stehende Palästina zurück. Dort wurde er erster Sekretär und Vorsitzender der 1920 gegründeten Gewerkschaft Histadrut.

Auch am Aufbau der Haganah, des militärischen Arms des Zionismus in Palästina, war er beteiligt. 1930 gründete Ben Gurion die Mapai, eine zionistisch-sozialistische Arbeiterpartei. Ben Gurion vertrat das jüdische Establishment und war als moderater Politiker bekannt. Die Briten arbeiteten teilweise mit ihm als Vertreter der Haganah zusammen, um Mitglieder von radikaleren militanten Gruppen verhaften zu können. Er war allerdings auch an gewaltsamen zionistischen Aktionen beteiligt, als seine Organisation kurzzeitig mit Menachem Begins Irgun kooperierte. David Ben Gurion an die Exekutive der Jewish Agency, Juni 1938: „Ich bin für Zwangsumsiedlung (der Palästinenser); darin sehe ich nichts Unmoralisches.“ An der Vorbereitung des Bombenanschlags gegen die britische Mandatsverwaltung im King David Hotel 1946 wirkte er zwar mit, widersprach dann aber erfolglos der Ausführung des Plans.

Israelische Unabhängigkeit

David Ben Gurion bei der Ausrufung des Staates Israel, 1948

Am 14. Mai 1948 verlas Ben Gurion die israelische Unabhängigkeitserklärung und führte die neue Nation im unmittelbar folgenden Israelischen Unabhängigkeitskrieg. Ben Gurion veranlasste während des Krieges die Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus ihren Siedlungen. Parallel bemühte sich Ben Gurion, die verschiedenen bewaffneten Gruppen der zionistischen Bewegung zur Israelischen Armee zusammenzufügen. In diese Phase fällt auch die Versenkung der Altalena auf sein Kommando, die Munition für den Irgun an Bord hatte. Dieser Befehl ist noch heute umstritten. David Ben Gurion erklärte am 23. Mai 1948:[2]

„Wenn wir die Kräfte der Arabischen Legion gebrochen und Amman bombardiert haben, liquidieren wir Transjordanien und dann wird Syrien fallen. Und falls Ägypten wagt, den Krieg gegen uns noch fortzusetzen, bombardieren wir Port Said, Alexandria und Kairo. So werden wir den Krieg beenden und die Rechnung unserer Vorväter mit Ägypten, Assyrien und Aram begleichen.“

Andererseits formulierte er in der israelischen Unabhängigkeitserklärung ein deutliches Friedensangebot an die arabischen Nachbarn:

„Wir bieten allen unseren Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden und guter Nachbarschaft und rufen zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe mit dem selbständigen jüdischen Volk in seiner Heimat auf. Der Staat Israel ist bereit, seinen Beitrag bei gemeinsamen Bemühungen um den Fortschritt des gesamten Nahen Ostens zu leisten.“

Am 25. Februar 1949 wurde David Ben Gurion zum ersten Premierminister des Staats Israel ernannt. Dieses Amt sollte er zunächst bis 1954 und dann erneut von 1955 bis 1963 innehaben. In seine Amtszeit fielen zahlreiche Projekte zur Urbarmachung und Entwicklung des Landes sowie zur Ansiedlung von Juden aus der ganzen Welt, insbesondere aus den arabischen Staaten.

Das Grab von Paula und David Ben Gurion in der Nähe von Sede Boker.

Im Jahr 1953 gab Ben Gurion seinen Rücktritt von der Regierung bekannt und siedelte in den Kibbuz Sede Boker in der israelischen Negev-Wüste über. Obwohl er sich nicht vollständig aus der Politik zurückzog, blieb er dort bis 1954. 1955 kehrte er zunächst als Verteidigungsminister, noch im selben Jahr aber auch wieder als Premierminister an die Staatsspitze zurück. In dieser Funktion bereitete er in enger Zusammenarbeit mit Frankreich und England den Sueskrieg von 1956 vor. 1963 trat er aus persönlichen Gründen vom Amt des Premierministers zurück und schlug Levi Eschkol als seinen Nachfolger vor. Zwei Jahre später überwarf er sich mit Eschkol und der Mapai und gründete mit Mosche Dajan und Shimon Peres die Rafi-Partei. Nach dem Sechstagekrieg sprach Ben Gurion sich 1967 dagegen aus, weiteres arabisches Land zu annektieren. Als sich Rafi 1968 mit Mapai zusammenschloss, gründete er die Awoda.

1970 zog David Ben Gurion sich aus allen seinen politischen Ämtern zurück. Er lebte wieder in Sede Boker; nach seinem Tod im Jahr 1973 wurde er in der Nähe des Kibbuz neben seiner bereits 1968 verstorbenen Ehefrau beigesetzt.

Ben Gurion wurde vom Time Magazine zu einer der wichtigsten Personen des 20. Jahrhunderts gewählt. [3] Nach David Ben Gurion wurde 1975 der internationale Ben-Gurion-Flughafen von Tel Aviv, der sich nördlich der Stadt Lod befindet, sowie die Ben-Gurion-Universität des Negev in Beerscheba, benannt.

Zitat

„Gleich allen anderen Völkern ist es das natürliche Recht des jüdischen Volkes, seine Geschichte unter eigener Hoheit selbst zu bestimmen. Demzufolge haben wir, die Mitglieder des Nationalrates, als Vertreter der jüdischen Bevölkerung und der zionistischen Organisation, heute, am letzten Tage des britischen Mandats über Palästina, uns hier eingefunden und verkünden hiermit Kraft unseres natürlichen und historischen Rechtes und aufgrund des Beschlusses der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Errichtung eines jüdischen Staates im Lande Israel – des Staates Israel.“

Ben Gurion in der israelischen Unabhängigkeitserklärung

„Warum sollten die Araber Frieden schließen? Wäre ich ein arabischer Führer, würde ich niemals mit Israel verhandeln. Das ist ganz natürlich: Wir haben deren Land genommen. Sicher, Gott hat es uns versprochen, aber was geht die das an? Unser Gott ist nicht deren Gott. Wir stammen aus Israel, aber das ist 2000 Jahre her, und was interessiert die das? Es gab Antisemitismus, die Nazis, Hitler, Auschwitz, aber war das deren Schuld? Das Einzige, was die sehen ist: Wir kamen her und stahlen ihr Land. Warum sollten die das akzeptieren?“

Ben Gurion zu Nahum Goldmann[4]

Weblinks

Anmerkungen

  1. Tom Segev: Es war einmal ein Palästina; München 20052; ISBN 3-570-55009-5; S. 25
  2. David Ben Gurion. Der streitbare Prophet; Hamburg 1968; S. 159 ff.
  3. http://www.time.com/time/time100/leaders/profile/bengurion.html Ben Gurion
  4. Englischer Wortlaut: „Why should the Arabs make peace? If I was an Arab leader I would never make terms with Israel. That is natural: we have taken their country. Sure God promised it to us, but what does that matter to them? Our God is not theirs. We come from Israel, but two thousand years ago, and what is that to them? There has been antisemitism, the Nazis, Hitler, Auschwitz, but was that their fault? They only see one thing: we have come here and stolen their country. Why should they accept that?“ Aus: Das jüdische Paradox: Eine persönliche Erinnerung von Nahum Goldmann; Seite 99.


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