Zahnradbahn Barmen–Toelleturm

Zahnradbahn Barmen–Toelleturm
Barmer Bergbahn
Streckenlänge: 1,6 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Stromsystem: 600 V =
Maximale Neigung: 185 
Zahnstangensystem: System Riggenbach
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Legende
Wuppertaler Schwebebahn
0,0 Am Clef
Bahnstrecke Elberfeld–Dortmund
0,6 Planetarium
~1,3 Talblick
1,6 Toelleturm
Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn
Denkmal in den Barmer Anlagen, etwa 50 Meter östlich der ehemaligen Trasse. Die Achse stammt von der Zahnradbahn Stuttgart
Die ehemalige Trasse talwärts gesehen
Die Trasse wurde 2006 im Wald durch Stelen abgesteckt

Die Barmer Bergbahn war eine für den öffentlichen Personenverkehr bestimmte Zahnradbahn in Wuppertal-Barmen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Bergbahn führte vom Zentrum Barmens nahe dem Alten Markt bis zum Toelleturm auf den Südhöhen der heutigen Stadt Wuppertal. Weite Streckenabschnitte führten durch das Gelände der Barmer Anlagen, an deren unterem Ende sich die Barmer Stadthalle befand. Die Bahn überwand auf ihrer rund 1,6 Kilometer langen Strecke einen Höhenunterschied von 169,5 Meter und hatte an ihrer steilsten Stelle eine Steigung von 18,5 Prozent.

Sie wurde ab 1894 über ein eigenes Kraftwerk mit Strom versorgt, das auch die umliegende Industrie belieferte. Dank vier voneinander unabhängiger Bremssysteme verkehrte die Bahn, abgesehen von Zusammenstößen mit dem motorisierten Individualverkehr, bis zu ihrem Ende unfallfrei.

Geschichte

Am 16. April 1894 wurde die Bergbahn durch die Barmer Bergbahn AG feierlich eröffnet. Planungen für die Bahn gehen allerdings schon auf das Ende der 1880er Jahre zurück, als man die Ausflugsziele südlich der Wupper mit den Städten Barmen und Ronsdorf verbinden wollte. Da diese Steigung mit den Adhäsionsbahnen jener Zeit nicht zu bewältigen war, wurde nach einer anderen Lösung gesucht. Zur Diskussion stand neben der Zahnradbahn noch eine mit Wasserlast betriebene Standseilbahn. Schließlich entschied man sich für ein von der Firma Siemens & Halske vorgeschlagenes zweigleisiges System ohne Weichen.

Während des Zweiten Weltkriegs brannten die Berg- und die Talstation mit sechs darin befindlichen Triebwagen ab. So lag die Bahn vom 30. Mai 1943 bis zum 20. Februar 1944 still. Nach dem Einmarsch der Alliierten ruhte der Verkehr abermals zwischen dem 16. April und dem 20. Juni 1945.

Barmer Bergbahn 1955 – der Schaffner stieg während der Fahrt über das äußere Trittbrett von einem Abteil zum anderen um

Trotz kriegsbedingter Schäden konnte sie kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ihren Dienst wieder aufnehmen. 1954 beschloss der Rat der Stadt Wuppertal, den Betrieb der Bahn wegen Unwirtschaftlichkeit und hoher Sanierungskosten einzustellen. Hierfür wurden von den Verantwortlichen verschiedene Gründe vorgebracht (u. a. der überalterte Wagenpark und die geplante Erweiterung des bahneigenen Kraftwerks an der Talstation zu einem Heizkraftwerk für den gesamten Stadtteil Barmen), die aber sowohl aus damaliger wie auch aus heutiger Sicht wohl eher zweifelhaft waren.

Nach Bürgerprotesten verzögerte sich die Stilllegung um fünf Jahre. Die ursprünglich geplante Umspurung der Bahn und Führung der Linien 4 und 14 über diese Strecke wurde zwar begonnen, aber abgebrochen, als am 12. März 1958 beschlossen wurde, die Zahnradbahn zusammen mit den Linien 4, 10, 10E und 14 durch eine Oberleitungsbuslinie zu ersetzen. Die Bahn fuhr am 4. Juli 1959 unter Protesten der Bevölkerung ein letztes Mal und wurde 1960 abgebaut und verschrottet.

Streckenanlage

Die Barmer Bergbahn wurde von Anfang an zweispurig gebaut und besaß weitestgehend einen eigenen Bahnkörper. Sie wurde von Beginn an elektrisch mit Gleichstrom betrieben und war die erste elektrische Bergbahn in Deutschland. Die Spurweite betrug 1000 mm; in der Mitte befand sich eine Zahnschiene nach dem Prinzip Riggenbach (siehe hierzu auch Bergbahn). An den beiden Endhaltestellen wurde die Bahn mit Hilfe einer Schiebebühne auf das parallel verlaufende Streckengleis verschoben und konnte sodann ihren Weg in die umgekehrte Richtung aufnehmen.

Betrieb

Die Züge der Bergbahn verkehrten nach einem festen Fahrplan, wobei in der Regel meistens zwei Züge auf der Strecke waren. Da die gesamte Strecke zweigleisig ausgebaut war, musste unterwegs nicht an einer bestimmten Stelle der Gegenzug abgewartet werden. Zudem konnten die Fahrzeuge bei der Talfahrt Strom ins Netz zurückspeisen, indem die Motoren als Generatoren fungierten. Dieser Strom musste dann jedoch von einem bergwärts fahrenden Zug aufgenommen werden. Auf diese Weise konnten etwa 50% der benötigten Energie einer Bergfahrt aufgebracht werden. Die Fahrzeit je Richtung betrug zwischen 12 und 14 Minuten.

Stationen

  • Direkt beim fast gleichzeitig erbauten Kraftwerk „Am Clef“ in Barmen befand sich die Talstation, die über eine Treppenanlage von der an der Wupper verlaufenden gleichnamigen Straße zu erreichen war.
  • Nach etwa 600 Metern wurde die Station „Planetarium“, etwa in Höhe der Unteren Lichtenplatzer Straße, erreicht. Aufgrund ihrer Lage am südlichen Rand der Bebauung der ehemaligen Stadt Barmen und gleichzeitig am Zugang zu den Barmer Anlagen verfügte sie über ein recht starkes Fahrgastpotential. In der Nähe lag zudem das beliebte Ausflugsziel Meierei Fischertal.
  • Nur wenige hundert Meter vor der Endstation befand sich die Haltestelle „Talblick“. Fern jeglicher Bebauung und mitten im Wald der Barmer Anlagen gelegen, wurde sie als Ausstiegsstation zu Spaziergängen nur spärlich frequentiert.
  • An der Endstation Toelleturm mit der Villenansiedlung befanden sich der gleichnamige Aussichtsturm und das Höhengelände der Barmer Anlagen mit zahlreichen Wanderwegen und einigen Ausflugslokalen. Gleichzeitig war hier der Ausgangspunkt der Ronsdorf-Müngstener-Eisenbahn, die zunächst als Kleinbahn, später als Straßenbahn die weitere Anbindung über Ronsdorf nach Müngsten bzw. Remscheid herstellte.

Verkehrstechnische Bedeutung

Die Bergbahn verband die Barmer Innenstadt mit dem gehobenen Wohngebiet sowie dem beliebten Ausflugsziel Toelleturm. Gleichzeitig stellte sie eine Verbindung zu den etwas höher südlich der Innenstadt gelegenen Wohngebieten in Barmen dar und diente durch den Übergang zur Straßenbahn der besseren Erreichbarkeit von Ronsdorf und Remscheid.

Heute

Nach der Stilllegung im Jahre 1959 wurden die Schienen rasch entfernt. Auch die Straßenbahnlinie nach Ronsdorf wurde kurz nach ihrer Stilllegung abgebaut. Der Verlauf der Trasse der Bergbahn in den Barmer Anlagen lässt sich jedoch noch über weite Strecken gut nachvollziehen. Im unteren Teil der Barmer Anlagen erinnert heute ein Denkmal, bestehend aus einem Gleisstück und einer Achse, an die ehemalige Bergbahn. Im Zuge der Regionale 2006 wurde der Streckenverlauf durch die Barmer Anlagen durch Aufstellung von Stelen beiderseits der Trasse wieder sichtbar gemacht. Die Strecke kann heute gut bewandert werden.

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