Zamar

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Midschwiz aus Ägypten

Die Bezeichnung Midschwiz (arabisch مجوز‎ / miǧwiz / midjwiz, im englischsprachigen Zusammenhang mijwiz) wird vor allem in Syrien, Libanon und Jordanien für ein ein Holzblasinstrument mit zwei Einfachrohrblättern und zwei zylindrischen Röhren gleicher Länge verwendet, die durch Fadenwicklungen an beiden Enden starr miteinander verbunden sind. Die beiden Röhren sind im Einklang zueinander gestimmt und haben jeweils fünf bis acht (bisweilen auch mehr) relativ große Grifflöcher, die paarig auf einer Höhe angeordnet sind. Als Material der Melodierohre kommen Pflanzenhohlstängel (meist Bambus) zum Einsatz. Die Konstruktion des Midschwiz entspricht zwei verbundenen Sipsis. Traditionell wird der Midschwiz meist mit Zirkularatmung und unisono gespielt, zweistimmige Effekte sind möglich. Er wird nicht überblasen.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung und Terminologie

Der Instrumententypus ist vor allem im Mittelmeerraum und im vorderen Orient unter verschiedenen Namen verbreitet. Die Instrumente heißen in Irak und Ägypten زمارة‎ / zummāra, in Albanien zumare, in Palästina يرغول‎ / yarghūl, im Jemen مزمار‎ / mizmār (steht sonst für den Zurnatyp). In Nordafrika werden die Begriffe مقرونة‎ / maqruna / magrūna und زمر‎ / zam(a)r verwendet (auch mit zwei Schalltrichtern aus Horn; vergleiche: Alboka). In der Türkei heißen entsprechende Instrument Çifte (auch Argun / Argul, Kargin, Zambir). Sowohl einfach als auch gedoppelt können die sardischen Bena, die Xirimieta mallorquina beziehungsweise die Xeremia eivissenca (Balearen) und die russische Dud(k)a verwendet werden.

Ein verwandter ägyptischer Instrumententyp, bestehend aus einer Röhre mit Grifflöchern und einer grifflochlosen Bordunröhre, heißt ارغول‎ / Arghūl. Beim Sonarel (Languedoc) sind das Melodie- und das Bordunrohr durch einen Steg fest miteinander verbunden; vergleiche die beiden verbunden Röhren der dreifachen Launedda.

In der Literatur werden die gedoppelten Rohrpfeifen im Anschluss an die Hornbostel-Sachs-Systematik häufig als „Doppelklarinetten“ bezeichnet. Neutraler lassen sie sich als „gedoppelte idioglotte Euthyphone“ beschreiben.[1]

Geschichte

Die Vorläufer der heutigen Instrumente sind bereits im alten Ägypten nachgewiesen. Der Aulos der klassischen Antike kann nur bedingt zu den Vorläufern der gedoppelten Rohrpfeifen gerechnet werden, da er unverbundene Melodierohre hatte, die in V-Haltung gespielt wurden.[2]

Mittelalterliche Darstellung von gedoppelten Chalumeaux

Im Hochmittelalter sind entsprechende Instrumente im westlichen Europa nachgewiesen, die als chalumeau (maskulinum, plural chalumeaux) oder muse (femininum, plural muses) bezeichnet werden.[3] Im einzelnen finden sich Instrumente mit verbundenen parallelen Schallrohren (Psalter von Limoges, 12. Jahrhundert), die auf einem halbrunden Holzbogen befestigt sein können (Cantigas de Santa Maria).[4] Oder es werden zwei parallele Schallrohre in ein Holzstück gebohrt (Charavines-Colletière, 11. Jahrhundert; Saint-Ours de Loches, 12. Jahrhundert). Weiter gibt es Abbildungen von Dreifachinstrumenten mit parallelen Schallrohren (zwei Bordunrohre ohne Grifflöcher, (Cantigas); Codex der Canterbury School 12. Jahrhundert.[5] (vergleiche Launedda).

Zu den Doppelinstrumenten mit Horntrichtern und/oder Windkapseln siehe Alboka.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Heinz Becker: Zur Entwicklungsgeschichte der antiken und mittelalterlichen Rohrblattinstrumente. Hamburg 1966, S. 32 f.
  2. Becker: Entwicklungsgeschichte. S. 109–111.
  3. Pierre-Alexis Cabiran, Lionel Dieu: Avant et après les muses de Charavines – Hypothèses sur l'évolution des instruments à anches simples. S. 5 f (Online, PDF).
  4. Zu den Instrumenten, die in den Handschriften der „Cantigas“ abgebildet sind, vergleiche die Darstellung Medieval Instruments VIb, Winds.
  5. Becker: Entwicklungsgeschichte. S. 112.

Weblinks


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