Benahoares

Benahoares
La Palma
       
Basisdaten
Land: SpainSpain Spanien
Provinz: Provinz Santa Cruz de Tenerife
Fläche: 708,32 km²
Einwohner: 85.933 (2007)
Bevölkerungsdichte: 121,32 Einw./km²
Hauptstadt: Santa Cruz de la Palma
Webseite: www.cablapalma.es
Weltraumbild
Karte
Lage La Palmas im Westen der Kanaren
La Palma – Übersichtskarte

La Palma, eigentlich San Miguel de la Palma, ist die nordwestlichste der sieben großen Kanarischen Inseln im Atlantischen Ozean, die eine der siebzehn Autonomen Gemeinschaften Spaniens bilden. La Palma hat bei einer Fläche von 708 Quadratkilometern eine Länge von etwa 42 Kilometern und eine Breite von etwa 28 Kilometern. Sie ist mit einem Flächenanteil von 9,45 Prozent an der Gesamtfläche aller Kanaren die fünftgrößte Insel des Archipels. La Palma gehört zur spanischen Provinz Santa Cruz de Tenerife. Hauptstadt ist Santa Cruz de La Palma auf der Ostseite. Auf der Westseite La Palmas befindet sich die größte Stadt der Insel, Los Llanos de Aridane. Die Landessprache ist Spanisch mit lateinamerikanischem Einfluss.

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Geologie

Lage

La Palma liegt ca. 400 Kilometer vor der südmarokkanischen Küste, etwa 1500 Kilometer vom spanischen Festland entfernt und etwa 60 Kilometer westlich der kanarischen Hauptinsel Teneriffa auf 28° 40′ nördlicher Breite und 17° 52′ westlicher Länge. Sie ist die nordwestlichste der Kanarischen Inseln und die einzige, auf der es ganzjährig natürlich fließende Gewässer gibt.
Im Westen des Eilands verläuft der frühere Nullmeridian von Ferro, der eigentlich durch 20° westliche Länge von Paris definiert war. Den Namen gab ihm die 60 Kilometer südlich gelegene kleine Insel El Hierro, die bis zur Entdeckung Amerikas den westlichsten Punkt der Europa bekannten Welt darstellte.

Gliederung der Insel

Die Verwaltung La Palmas gliedert sich in 14 Gemeindebezirke:

Vulkane und Vulkanismus

Vulkanaschefelder auf der Cumbre Vieja mit Blick zur Caldera de Taburiente
Vulkanaschefelder auf der Cumbre Vieja mit Blick zur Caldera de Taburiente
Volcán Teneguía
La Palma vom Flugzeug aus gesehen
Blick auf Santa Cruz

La Palma ist – wie alle Kanarischen Inseln – vulkanischen Ursprungs. Mit einem Alter von rund zwei Millionen Jahren gehört sie zu den jüngsten Inseln des Archipels, dessen Entstehungsgeschichte im Kapitel Kanarische Inseln ausführlich beschrieben ist. Vom Meeresboden in etwa 4.000 Metern Tiefe erhebt sie sich fast 6.500 Meter und besteht zur Gänze aus verschiedenen vulkanischen Gesteinen. Das Verhältnis aus geringer Grundfläche und großer Höhe macht La Palma zu einer der steilsten Inseln der Erde mit schroffer Küste und nur wenigen Sandstränden.

Den nördlichen Teil dominiert die Caldera de Taburiente. Der riesige Krater entstand durch Einsturz und Erosion eines Vulkandoms, der sich in prähistorischer Zeit möglicherweise bis zu 3.500 Meter über den Meeresspiegel erhob. Der Durchmesser der heutigen Caldera beträgt neun Kilometer, ihr Umfang 28 Kilometer und der Höhenunterschied vom Kraterrand bis zur Sohle bei Dos Aguas beinahe zwei Kilometer. Die Caldera bildet damit den größten Senkkrater der Welt. Ein Ring aus Gipfeln mit Höhen von 1.700 bis 2.400 Metern umgibt den Kraterrand. Hier befindet sich auch die höchste Erhebung der Insel, der Roque de los Muchachos mit 2.426 Metern. Am Gipfel befindet sich das Roque-de-los-Muchachos-Observatorium. Nach Westen entwässert die Caldera durch den Barranco de las Angustias, die enge „Schlucht der Todesängste“, auf deren Grund ein Wanderweg verläuft. Die Caldera selbst ist unbewohnt und nur zu Fuß zu erreichen. Sie wurde 1954 zum Parque Nacional de la Caldera de Taburiente erklärt. Die Nationalparkverwaltung unterhält hier einen Campingplatz mit Informationszentrum.
Südlich an die Caldera schließt sich ein in Nord-Süd-Richtung verlaufender Höhenzug an, der in die Cumbre Nueva und die jüngere, aus Vulkankratern bestehende Cumbre Vieja unterteilt wird. Der Grat erhebt sich bis auf fast 2.000 Meter Höhe und teilt die Insel in zwei klimatisch unterschiedliche Hälften: Während sich an den Nord- und Ostabdachungen die Passatwolken stauen, ist die südwestliche Leeseite der Insel trockener und oft wolkenfrei.
Im südlichen Teil der Insel ist der Vulkanismus aktiv. Der letzte Ausbruch fand 1971 bei Fuencaliente, dem heutigen Los Canarios, statt. Hierbei entstand der Vulkan Teneguía, der unter wissenschaftlicher Beobachtung steht, weil er nicht erloschen ist. Südlich der Insel setzt sich die Cumbre Vieja unter dem Meeresspiegel fort. Hier befinden sich aktive unterseeische Vulkane.

Historisch dokumentierte Ausbrüche

  • 1470–1492 Montaña Quemada
  • 1585 Tajuya in der Nähe von El Paso
  • 1646 Volcán San Martin
  • 1677 Volcán San Antonio
  • 1712 El Charco
  • 1949 Volcán San Juan, Duraznero, Hoyo Negro
  • 1971 Volcán Teneguía.

Die Spuren dieser Ausbrüche – Krater, Aschefelder und kilometerlange Lavaströme – prägen vor allem den Südteil der Insel.

Tsunami durch Bergabrutsch

Eine Untersuchung in den 1990er Jahren ergab, dass die Cumbre in ihrem Inneren wasserdurchtränkte, vertikale Schichten aus porösem Vulkangestein aufweist. Es gibt Theorien, dass die westliche Flanke der Cumbre Vieja bei einem erneuten Vulkanausbruch instabil werden und ins Meer abrutschen könnte. Dieser gewaltige Erdrutsch würde wahrscheinlich eine riesige Flutwelle (Tsunami) auslösen, die bis zu 800 km/h schnell über den Atlantik rasen und sich an der Ostküste des amerikanischen Kontinents bis zu 150 Meter hoch auftürmen könnte.
Einige englische Geologen haben dieses Szenario in einer Dokumentation der BBC aus dem Jahr 2000 [1] verbreitet und damit einen Medienrummel ausgelöst. Viele Geologen und Institute halten die Wahrscheinlichkeit einer solchen Katastrophe hingegen für sehr gering.

Natur

Vegetation

Los Tilos

Aufgrund seiner Entstehung und Lage bietet La Palma eine einmalige Natur und Landschaft. La Palma ist bekannt als La Isla verde („die grüne Insel“) und als La Isla bonita („die schöne Insel“), da sie ganzjährig von grüner Vegetation bedeckt ist. Diese Üppigkeit verdankt die Insel den Passatwinden, die verlässlich Wolken auf der Luv-Seite der Insel schaffen, die beim Überqueren der Insel abregnen oder dichte Nebelfelder auf den Bergen bilden. Die Feuchtigkeit dieser Wolken wird von verschiedenen Pflanzen gesammelt. Die Insel gliedert sich in verschiedene Vegetationszonen – von Lavafeldern über mediterrane Trockenvegetation zu Kiefernwäldern auf den Höhen und auf der Nordostseite auch Lorbeerwälder, die Regenwald ähneln. Unter den Pflanzen La Palmas findet man ca. 170 Endemiten der Kanaren, darunter die bekannten Kanarischen Drachenbäume.

Landschaft

Die Landschaft bildet ein Ensemble in Schwarz (Basalt), Rot (Tuff) und Grün (Vegetation) im Blau des Atlantik. Sie wird geprägt durch die Barrancos im Norden, tief eingeschnittene Schluchten, die das Wasser von den Bergen zum Meer führen, den Wäldern auf den zentralen Inselbergen und den Gebieten jüngerer vulkanischer Aktivität im Süden aus Aschefeldern, erstarrten Lavaströmen und Vulkankegeln.

Naturschutz

Besucherzentrum Los Tilos

Seit 1983 ist der Lorbeerwald Los Tilos ein Biosphärenreservat der UNESCO und im November 2002 ist die gesamte Insel dazu erklärt worden. La Palma war die erste Kanarische Insel, die ein solches Reservat vorzuweisen hatte.

Das Besucherzentrum von Los Tilos hat tagsüber durchgehend (mit halbstündiger Mittagspause) geöffnet (Stand 2006).

Tierarten

Folgende besondere Tierarten sind auf La Palma heimisch:

  • Die Graja (Pyrrhocorax pyrrhocorax barbarus), eine nur hier vorkommende (endemische) Unterart der Alpenkrähe (Pyrrhocorax pyrrhocorax)
  • Nachtaktive und harmlose Geckos
  • An den Stränden tauchen manchmal Quallen und Seeigel auf (dann erfolgt eine Markierung der Strände mit farbigen Fahnen).
  • Es gibt Berichte über schmerzhafte Begegnungen mit Skolopendern.
Großer Wanderbläuling

.

  • An Schmetterlingen sei hier der große Wanderbläuling (Lampides boeticus) erwähnt, der bis in die Gipfellagen des Taburiente-Kraters vorkommt. Dieser Bläuling ist eine in Südeuropa und fast der gesamten Paläotropis verbreitete Art und kommt nur sehr selten als Wanderfalter bis nach Deutschland. Zu den endemischen Arten zählen der Kanaren-Weißling (Pieris cheiranthi), der Kanarische Admiral (Vanessa vulcania), das Kanaren-Waldbrettspiel (Pararge xiphioides) und der nur auf La Palma beheimatete Samtfalter Hipparchia tilosi.

Geschichte

Steinzeit, Guanchen und Antike

La Palma wurde im Neolithikum vom Volk der Guanchen besiedelt, die angeblich mit den nordafrikanischen Berbern verwandt waren. Dass sie ab etwa 2000 v. Chr. von Nordafrika einwanderten, ist unter Wissenschaftlern mittlerweile nicht mehr umstritten. Dafür sprechen die genetischen Analysen von Skelettfunden wie auch nordafrikanische Sprachreste. Die Guanchen lebten auf einer steinzeitlichen Kulturstufe und waren in verschiedenen Clans organisiert, die die Insel unter sich aufteilten. Der altkanarische Name von La Palma war Benahoare. Die Sprache der Guanchen, das Guanche, wurde nach der spanischen Eroberung etwa im 16. Jahrhundert unterdrückt. Allerdings haben sich einige Worte im heutigen kanarischen Dialekt erhalten.

Petroglyphen im Kulturpark La Zarza auf La Palma

Die Kultur der Guanchen ist heute großenteils ausgerottet. Es gab auf La Palma keine großen Schlachten zwischen der Urbevölkerung und den spanischen Eroberern unter Führung von Alonso Fernández de Lugo. Die Guanchen kamen hier deshalb nicht in Massen um und ließen sich, natürlich nicht ohne Widerstand, christianisieren. Sie waren auch noch nach der Conquista in der Inselbevölkerung in der Überzahl. Jedoch mussten sie sich den neuen Siedlern unterwerfen. Später vermischten sie sich mit diesen. Ein Teil der heutigen einheimischen Bevölkerung La Palmas stammt daher immer noch von den Guanchen ab. Die zahlreichen Reste ihrer Steinzeit-Kultur sind heute eine Attraktion der Insel: Wohnhöhlen, Grabstätten, Steinwerkzeuge und die Petroglyphen – seltsame, komplexe Steinritzungen mit unbekannter Bestimmung. Am bemerkenswertesten sind die steingepflasterten Königswege, welche die gesamte Insel überziehen und die verschiedenen Regionen verbinden.

Näheres zu Gesellschaft, Felszeichnungen und Religion der Guanchen erfährt man im Inselmuseum, im Besucherzentrum des Nationalparks sowie bei La Zarza und La Zarcita (seit 1998 erster Archäologischer Park der Kanaren). Die dortigen Felsbilder faszinieren durch ihre Mäander, Labyrinthe und Figuren. Ein zweiter Archäologiepark bei der Höhle von Belmaco ist mit knapp 4.000 Jahren die älteste Fundstelle La Palmas.

Die Kanarischen Inseln waren möglicherweise schon im Altertum phönizischen Seefahrern bekannt, die Nachrichten sind allerdings ungewiss. Erste Europäer gelangten im 13. Jahrhundert auf die Kanaren, unter ihnen Lancelotto Malocello.

Spanische Eroberung

Im Jahre 1312 erreichte der Genuese Lancelotto Malocello La Palma. Nachdem der kastilische Graf Hernán Peraza seine Macht auf Lanzarote, Fuerteventura und El Hierro gefestigt hatte, entsandte er 1447 eine Flotte aus drei Schiffen mit 500 Mann zu der Insel, die bis dato als unbezwingbar galt. Aber auch diesem Feldzug war wie den vorangegangenen kein Glück beschert: Bei den erbitterten Kämpfen mit den Insulanern verloren die Spanier 200 Mann. Am 29. September 1492 – Kolumbus entdeckte in diesem Jahr Amerika – landete der auf Gran Canaria beheimatete General Alonso Fernández de Lugo mit einer Streitmacht von 900 Mann auf La Palma in der Nähe des Strandes von Tazacorte; er war von dem spanischen Herrscherpaar Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón zu diesem Feldzug ermächtigt. Er hatte die früher von La Palma verschleppte Gasmirla la Palmens dabei und machte falsche Versprechungen. Die Bezirke Aridane, Tihuya, Tamanca und Ahenguarem unterwarfen sich. Die Herrscher von Tigalate allerdings leisteten starken Widerstand. Schließlich traten alle Fürsten der Benahoaritas, der Ureinwohner La Palmas, zum Christentum über, bis auf den Bezirk der Caldera de Taburiente, der damals Aceró (starker Ort) hieß. Diese Gegend unterstand dem berühmten Tanausú, der sich widersetzte und nur durch einen Hinterhalt gefangen genommen werden konnte. De Lugo schickte der kastilischen Krone mehrere Gefangene zum Beweis seiner Eroberung, darunter auch Tanausú, der angesichts dieser Schande in den Hungerstreik trat und noch auf der Überfahrt starb. Am 3. Mai 1493, dem „Tag der Erhebung des Heiligen Kreuzes“, gründete Lugo an dem Ort, an dem sich die altkanarische Siedlung Apunyon (auch Auprón) befand, die Stadt Santa Cruz de La Palma. Dann begab er sich nach Gran Canaria zurück, um Vorbereitungen für die Einnahme von Teneriffa zu treffen, der letzten der sieben großen Kanarischen Inseln, die er schließlich nach einem zweijährigen Feldzug 1496 eroberte.

Die Spanier nutzten die Kanaren als wichtige Zwischenstation für die Überfahrt nach Westindien. Ausschlaggebend dafür war die geographische Lage am Passatstrom, die schon Kolumbus 1491 nutzte. Allerdings betrat Kolumbus La Palma nie.

Menschenhandel, Zuckerboom

Schnellen Reichtum bot La Palma nicht. Es gab weder Gold noch Silber oder andere Bodenschätze. Gewinn versprachen zunächst nur die Einheimischen – als Sklaven. Trotz eines päpstlichen Erlasses aus dem Jahr 1434, in dem Eugen IV. die Kanarier zu „freien Leuten“ erklärt und den Menschenhandel auf den Inseln verboten hatte, endete ein Großteil der Urbevölkerung von La Palma gleich nach der Eroberung in der Sklaverei. Schätzungen zufolge blieben nur rund 300 Familien (1.200 Menschen) von diesem Schicksal verschont. Diese Palmeros ließen sich nach und nach taufen und vermischten sich, nachdem sie ab 1514 den Spaniern rechtlich gleichgestellt worden waren, rasch mit den Konquistadoren sowie mit eingewanderten Portugiesen und Franzosen. Schon bevor sich der Sklavenhandel auf der Insel erschöpft hatte, verfolgte Alonso Fernández de Lugo ein weitaus lukrativer erscheinendes Ziel: den Anbau von Zuckerrohr, zur damaligen Zeit das den meisten Gewinn bringende Ackerbauprodukt. Europäische Kaufleute, Handwerker, Wein- und Ackerbauern wurden auf die Insel gerufen, um Kapital und Arbeitskraft in Zuckerverarbeitungsanlagen zu investieren. Wie bedenkenlos man dabei mit der Landvergabe umging, wird an folgendem Beispiel besonders deutlich: 1508 verkaufte Juan Fernández de Lugo seine Zuckerverarbeitungs- und -Bewässerungsanlage von Tazacorte und Argual an den Andalusier Dinarte; dieser veräußerte sie ein Jahr später an die Augsburger Welser; wiederum ein Jahr später (1510) gelangten sie in Besitz des Antwerpener Kaufmannes Jakob Groenenberch (hispanisiert: Jacomo Monteverde), von dem sie schließlich das Brüsseler Handelshaus Van de Valle erwarb.

Weinbau

Ab 1553 lohnte der Zuckerrohranbau auf La Palma immer weniger. In Mittel- und Südamerika wurde preisgünstiger produziert. Viele nicht mehr rentable Zuckerrohrplantagen wurden in Weinfelder umgewandelt. Der vor allem im Süden der Insel auf jungvulkanischem Boden gedeihende süße Malvasia wurde das wichtigste Exportprodukt von La Palma. Hauptabnehmer des palmerischen Weines war England. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts dauerte der Siegeszug der palmerischen Malvasier, dann führte ein sich ändernder Konsumentengeschmack zum Niedergang des Weinbaues. Allerdings wird heute wieder mit zunehmendem Erfolg Wein angebaut, der nicht auf den Massengeschmack zielt.

Amerikahandel, Piratenüberfälle

Im 16. Jahrhundert bekam La Palma nach Antwerpen und Sevilla das Privileg, mit Amerika Handel zu treiben. Schnell entwickelte sich Santa Cruz de La Palma zu einem der wichtigsten Häfen des spanischen Reiches. So ist es nicht verwunderlich, dass Santa Cruz de La Palma im Laufe des 16. Jahrhunderts immer wieder Piraten anlockte, die sich der Reichtümer der Stadt bemächtigen wollten. Unter dem Befehl von François Le Clerc plünderten 1553 Franzosen die Hafenstadt. Was sie nicht mitnehmen konnten, brannten sie nieder. Nach dieser Katastrophe wurden Kirchen, Klöster und Häuser größer und prächtiger wieder aufgebaut. Neue Verteidigungsanlagen wurden errichtet. So konnte 1585 der Angriff des Engländers Francis Drake erfolgreich abgewehrt werden. Der Handel mit Amerika begünstigte das Aufkommen weiterer Erwerbszweige (Schiffbau, Herstellung von Segeltuch etc.). Zahlreiche Kaufleute aus aller Welt kamen nach Santa Cruz de La Palma und verliehen dem Ort ein internationales Flair, viele fremdländisch klingende Straßennamen zeugen noch heute von dieser glanzvollen Epoche. Der Niedergang setzte bereits Mitte des 17. Jahrhunderts ein. Nach einem Erlass aus dem Jahre 1657 mussten alle Schiffe auf dem Weg nach Amerika auf Teneriffa registriert werden und dort ihre Abgaben entrichten. Der Handelsverkehr im Hafen von Santa Cruz de La Palma kam damit nahezu zum Erliegen. Zwar gab König Carlos III. 1778 den Amerikahandel für alle spanischen Häfen frei, doch konnte sich Santa Cruz de La Palma nie völlig von der Wirtschaftskrise erholen.

Siehe auch: Santa Cruz de La Palma

Seide, Cochenille und Bananen

Abgesehen von Piratenangriffen erlebte La Palma weitestgehend ruhige Zeiten. Von jeder Wirtschaftskrise erholte sich das zwar bodenschatzlose, aber sehr fruchtbare Eiland immer relativ schnell. Nach Zucker und Wein ließ sich auch mit Bienenwachs und -honig, mit Tabak sowie mit Seide gutes Geld verdienen. Bereits seit dem beginnenden 16. Jahrhundert pflanzte man in La Palma Maulbeerbäume an, war La Palma führend in der Seidenherstellung der Kanaren. Die Seidenverarbeitung der Insel galt sogar als die fortschrittlichste des Kanarischen Archipels. Um 1830 wurde dann die aus Mexiko stammende Cochenille-Laus eingeführt, eine Schildlaus, die einen begehrten karmesinroten Farbstoff liefert. Mit der Entwicklung von Anilinfarbe um 1880 war diesem Wirtschaftszweig jedoch nur ein kurzer Gewinn beschert. Aus dieser Wirtschaftskrise half schließlich der Bananenanbau, den zwei englische Gesellschaften, Elder und Fyffes, ab 1878 in großem Stil auf die Kanaren gebracht hatten.

Armut

Das einfache Volk auf dem Lande profitierte von dem auf La Palma erwirtschafteten Reichtum kaum. Noch im 19. Jahrhundert lebten die meisten Inselbewohner in strohgedeckten Holzhütten, selbst wohlhabende Landbewohner konnten sich nur niedrige Bruchsteinhäuser leisten. Probleme bereitete oft die Versorgung mit Lebensmitteln. Da man auf der Insel vorwiegend Monokulturen anbaute, reichte die verbleibende Ackerfläche für den Anbau von Getreide und anderen Landwirtschaftserzeugnissen nicht aus. Schon im 16. Jahrhundert musste Getreide – zu hohen Preisen – importiert werden. Als das Domkapitel von La Palma einmal seinen Zehnten in Form von Weizen aus dem Getreidespeicher forderte, weigerte sich die Bevölkerung einmütig und entschlossen, auf diese Art ihre Steuern zu begleichen, woraufhin der Inquisitor über die Insel einen Kirchenbann verhängte und – infolge einer Missernte – einige Jahre lang niemand christlich beerdigt wurde. Die Armut auf dem Lande war so groß, dass in vielen Familien die „schlecht ernährten und schlecht gekleideten“ Männer und Frauen, wie 1758 der Missionar Juan de Medinilla in einem vertraulichen Bericht an seinen Bischof schrieb, sonn- und feiertags aus Mangel an Kleidung jeweils abwechselnd zur Messe gehen mussten.

Verwaltung

La Palma gehört wie die anderen Kanarischen Inseln zu Spanien. Seit 1982 bildet diese Inselgruppe eine Autonome Region innerhalb des spanischen Staates. Darin gehört La Palma zur Provinz Santa Cruz de Tenerife. Die Verwaltung der Insel La Palma findet durch den Inselrat (Cabildo Insular) statt. Alter und neuer Präsident des Inselrates nach den Wahlen im Mai 2007 ist José Luis Perestelo Rodríguez der Partei Coalición Canaria.

Religion

Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist römisch-katholisch.

In regelmäßigen Abständen werden die Heiligen aus bestimmten Kirchen mit großen Umzügen geehrt. Diese Veranstaltungen verlaufen über viele Tage und werden durch ein Rahmenprogramm und ausgelassene Feiern begleitet.

Wirtschaft

Heute werden auf ca. 3.000 Hektar Bananen angebaut, zunehmend wird die Landwirtschaft jedoch mit dem Anbau von Avocado, Zitrusfrüchten und Gemüse diversifiziert. Bedeutend ist außerdem der Weinanbau.
Die Landwirtschaft wird durch ein einzigartiges Bewässerungssystem mit Wasserleitungen und Tunneln ermöglicht, die das Wasser aus den Bergen in die agrarisch genutzten Gebiete führen. Diese Tunnel sind zum Teil hunderte von Metern durch Felsen getrieben und bringen das Wasser über zehn Kilometer oder mehr in die bewohnten Gebiete an der Küste. Allerdings führt der enorme Wasserverbrauch der Landwirtschaft, vor allem der Bananenanbau, zu einer beständigen Verknappung des Wassers auf der regenreichsten Kanareninsel.

Industrie und Handel

Klein- und Kleinstbetriebe

Neben der Landwirtschaft spielen Handwerk und Industrie auf La Palma nur eine untergeordnete Rolle. Die Insel besitzt lediglich einige kleine Betriebe, die Landwirtschaftsprodukte weiterverarbeiten bzw. Baustoffe oder Kunsthandwerk herstellen, sowie einige Baufirmen, die dank des Tourismus in den letzten Jahren einen Aufschwung zu verzeichnen hatten. Nur die Zigarettenfabrik in El Paso, in der etwa 300 Insulaner arbeiteten, produzierte bis Ende 2000 in größerem Umfang. Die Produktion wurde nach Deutschland verlagert.

Handel

Der Export von La Palma beschränkt sich auf Agrarprodukte. Alles in allem aber hat die Insel eine negative Handelsbilanz, d. h. es wird weit mehr ein- als ausgeführt. Dreiviertel der Lebensmittel müssen importiert werden, auch Zitrusfrüchte wie Orangen und Zitronen, ebenso etwa 80 Prozent des Bedarfs an tierischen Produkten. Andere wichtige Importwaren, die zum größten Teil das spanische Mutterland liefert, sind Rohöl, Konsumgüter, ferner mechanische und elektrische sowie Kraftfahrzeuge.

Tourismus

Entwicklung

Im Jahr 1890 gab es auf La Palma bereits mehrere Hotels. Vor allem die Erholung suchenden Engländer frequentierten Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts gern die westlichste Kanareninsel. Doch einige Jahrzehnte später ging es mit dem Tourismus auf La Palma bergab, in den 1960er Jahren kam er fast ganz zum Erliegen. In den 1970er Jahren und Anfang der 1980er Jahre profitierte La Palma ein wenig vom Massen- und Chartertourismus auf den beiden Kanarenhauptinseln Teneriffa und Gran Canaria. Erst Ende der 1980er Jahre waren nach der Erweiterung des palmerischen Flughafens für den internationalen Charterverkehr im Tourismusbereich kräftige Zuwachsraten zu verzeichnen.

Urlaubszentren

Bei einem Angebot von etwa 7.500 Betten kann man auf La Palma noch nicht von Massentourismus sprechen. Es gibt nur wenige größere Hotels, vorwiegend werden Ferienwohnungen in kleineren Häuschen vermietet, die im Besitz von Ausländern sind. Die meisten Touristen – zu 80 Prozent Deutsche – zieht es in die Gegend von Puerto Naos und nach Los Cancajos. Deutsche Dauerurlauber oder Aussteiger haben sich vorzugsweise etwas landeinwärts auf der sonnigen Westseite der Insel in Los Llanos de Aridane und in El Paso niedergelassen.

Perspektiven

Ob La Palma weiterhin das Ziel einer überschaubaren Anzahl von Individualtouristen bleiben wird oder ob es sich das Beispiel von Teneriffa oder Gran Canaria zu eigen macht, ist vorläufig nicht abzusehen. Inselverwaltung, einzelne Bürgermeister und Umweltschutzorganisationen hegen sehr unterschiedliche Ansichten darüber, wie viele Touristenbetten die Insel verkraften könnte. Die Zahlen gingen einmal bis zu 80.000 Gästebetten. Mittlerweile wird eine maximale Bettenkapazität von 20.000 angepeilt. Neben den Diskussionen, ob ein verstärkter Tourismus dem Image der Insel als Urlaubsziel für Wander- und Individualurlauber schaden könnte, bremst vor allem die Wasserknappheit der Insel die Expansionspläne. Seit Mitte der 1990er Jahre kommen Jahr für Jahr etwas mehr als 140.000 Touristen (davon mehr als 100.000 Deutsche) nach La Palma, doch immer noch ist die exportorientierte Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle der Palmeros, der Tourismus bildet nur einen weiteren Devisenbringer – und so soll es nach Meinung der meisten Inselbewohner bleiben. Die Strände von Puerto Naos und Los Cancajos tragen die blaue Flagge der EU und erfüllen somit einen gehobenen Qualitätsstandard. Heute wird dem Besucher ein vielseitiges Programm von sportlichen Aktivitäten bis hin zu kulturellen Veranstaltungen (z. B. ein Opernfestival) geboten.

Ländlicher Tourismus

Seit einigen Jahren setzt La Palma auf den „turismo rural“ („ländlicher Tourismus“): Alte kanarische Bauernhäuser im Hinterland werden renoviert, dabei im inseltypischen Stil belassen und Touristen als Unterkunft angeboten. Dieses Projekt, das mit EU-Geldern gefördert wird, hat den Vorteil, dass nicht neu gebaut werden muss, sondern dass man auf schon vorhandene Häuser zurückgreifen kann.

Aktivitäten

La Palma ist traditionell eine Wanderinsel, entsprechend groß ist die Anzahl der Anbieter von Wanderausflügen in die verschiedensten Regionen der Insel. Das Angebot ist breit gestreut und für alle Könnenstufen geeignet. Seit Ende der 1990er Jahre haben sich auch verschiedene Anbieter „modernerer“ sportlicher Aktivitäten etabliert. So werden z .B. geführte Mountainbiketouren oder Reitexkursionen angeboten. Insbesondere das Tauchen nimmt aber inzwischen einen festen Teil des Freizeitangebotes auf der Insel ein. Es gibt diverse Tauchcenter auf der Ost- und Westseite der Insel, die Angebote für alle Könnensstufen machen.

Verkehr

Straßennetz

Mittlerweile ist das Straßennetz auf La Palma gut 1.200 Kilometer lang. Alle Hauptstraßen sind asphaltiert und, wenn auch kurvenreich, in gutem Zustand. Lediglich einige abgelegene Ortschaften im Inselnorden sind nur über Erd- oder Betonpisten zu erreichen. Ein etwa 180 Kilometer langer Straßenring (Kartenbezeichnung LP-1 und LP-2) umläuft die gesamte Insel (Santa Cruz–Los Canjacos–Mazo–Fuencaliente–Los Llanos–Tijarafe–Puntagorda–Barlovento–San Andrés–Puntallana–Santa Cruz), weiterhin verbindet eine rund 35 Kilometer lange Straße (Kartenbezeichnung LP-3) über zwei Tunnel den Osten mit dem Westen der Insel (Los Llanos–Los Cancajos). Eine dritte Straße verbindet den Osten mit dem Nordwesten der Insel (Kartenbezeichnung LP-4) und führt über den höchsten Berg von La Palma – den Roque de los Muchachos.

Öffentliche Verkehrsmittel

Es gibt Linienbusse, die jedoch nicht auf allen Linien im (Halb-)Stundentakt verkehren. Fast alle großen Ortschaften sind aber erreichbar. Aktuelle Details findet man auf der Internetseite des öffentlichen Nahverkehrs der Insel [2].

Schiffsverkehr

Die Bucht der Hauptstadt wird seit der Eroberung der Insel durch die Spanier als Hafen genutzt. Von Santa Cruz de La Palma werden diverse Fährverbindungen zu den Nachbarinseln und (wöchentlich) zum spanischen Festland, mit Zwischenstopps auf Lanzarote, Gran Canaria und Teneriffa, angeboten. Seit Januar 2008 verkehrt die neue Fähre El Fortuny der Gesellschaft Trasmediterránea auf der früher von der Juan J. Sister bedienten Route nach Cádiz auf dem spanischen Festland. Auch der aufwendig ausgebaute Hafen an der Westküste in Puerto de Tazacorte war 2005/2006 kurzzeitig mit einer (wöchentlichen, nicht immer zuverlässig verkehrenden) Verbindung zur Insel Teneriffa über Santa Cruz de La Palma dem Fährverkehr angeschlossen.

Siehe auch: Santa Cruz de La Palma

Flugverkehr

Der erste Flughafen von La Palma bei Breña Alta nahm 1950 den Betrieb auf. Die Landepiste wurde 1970 stillgelegt, als der in der Küstenebene, südlich von Santa Cruz de La Palma, gelegene neue Flughafen La Palma fertig gestellt war. Seit 1987 ist er der sechste internationale Flughafen der Kanarischen Inseln. Er wird mehrmals wöchentlich von mehreren europäischen Chartergesellschaften angeflogen. Vom Flughafen bestehen Linienverbindungen zu den Nachbarinseln und zur spanischen Hauptstadt Madrid, die durch die spanischen Fluggesellschaften Iberia und Spanair sowie die lokalen Gesellschaften Binter Canarias und Islas Airways bedient werden. Aktuell (Stand: 2008) wird der Flughafen deutlich erweitert, es werden ein Parkhaus und ein moderner Terminal gebaut.

Sternwarten

Observatorien am Roque de los Muchachos

Wegen des wolkenfreien Klimas und der Dunkelheit befinden sich in der Gipfelregion zahlreiche internationale Observatorien. Um die Astronomen bei ihrer Arbeit nicht zu stören gibt es deswegen auf der Insel auch ein Gesetz, das Leuchtreklame verbietet und festlegt, dass Lampen im Freien nur bestimmtes Licht nur nach unten abstrahlen dürfen. Die Ansiedlung von Sternwarten wurde 1985 begonnen.

Im Juli 2007 wurde das weltweit größte Teleskop in 2400 Metern Höhe auf dem Roque de los Muchachos eingeweiht.[3]

Siehe auch: Roque-de-los-Muchachos-Observatorium

Palmerische Küche

Hauptartikel: Kanarische Küche

Eine Auswahl der palmerischen, traditionellen Küche:

Hauptspeisen:

  • Papas arrugadas (runzlige Salzkartoffeln)
  • Kalte Soßen Mojo rojo (für Fleischgerichte) und Mojo verde (für Fischgerichte)
  • Sopa de garbanzos (Kichererbsensuppe)

Nachspeisen:

  • Bienmesabe (süße Mandelspeise)
  • Almendrados (kleine Mandeltörtchen)
  • Quesillo (Karamellpudding)
  • Principe Alberto (Schokoladenmousse mit Mandeln)

Getränke:

  • Café cortado (Espresso mit Kondens- und/oder normaler Milch)
  • Carajillo (Espresso mit Schuss)
  • Barraquito (Espresso mit süßer Kondensmilch, normaler Milch, Zimt, einem Stückchen Limettenschale und eventuell einem Schuss Likör)

Feiertage

Weblinks

Quellen

  1. Link auf www.bbc.co.uk
  2. Öffentlicher Nahverkehr auf La Palma (spanisch, englisch)
  3. ARD Pressemeldung zur Teleskopeinweihung

28.666666666667-17.8666666666677Koordinaten: 28° 40′ N, 17° 52′ W


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