- Zancle
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Messina Staat: Italien Region: Sizilien Provinz: Messina (ME) Koordinaten: 38° 11′ N, 15° 33′ O38.18333333333315.553Koordinaten: 38° 11′ 0″ N, 15° 33′ 0″ O Höhe: 3 m s.l.m. Fläche: 211,7 km² Einwohner: 245.159 (2006) Bevölkerungsdichte: 1165 Einw./km² Postleitzahl: 98100 Vorwahl: 090 ISTAT-Nummer: 083048 Demonym: Messinesi, Peloritani, Mamertini Schutzpatron: Madonna della Lettera Website: Messina Messina (antike Namen: Zankle, Messana) ist die drittgrößte Stadt in der italienischen Region Sizilien und zugleich Verwaltungssitz der Provinz Messina. Durch die Nähe zum italienischen Festland wird Messina auch das Tor Siziliens genannt.
Im Lauf seiner Geschichte erlebte Messina nicht nur unter den wechselnden Herrschern Blütezeiten und Zerstörungen. Schwere Erdbeben in den Jahren 1783 und 1908 sowie die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstörten immer wieder große Teile der Stadt. Heute ist Messina eine moderne Stadt und eines der wirtschaftlichen und kulturellen Zentren Siziliens.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Daten
Messina liegt an der nordöstlichen Spitze Siziliens an der Straße von Messina. Die Entfernung zum italienischen Festland beträgt an der schmalsten Stelle nur 3 Kilometer. Etwa 90 Kilometer südlich liegt Catania und etwa 230 Kilometer westlich die Hauptstadt Siziliens, Palermo. Der Ätna, der mit über 3300 Metern höchste Vulkan Europas, liegt etwa 70 Kilometer südwestlich der Stadt. Da durch die Straße von Messina eine tektonische Störungszone, die Messina-Verwerfung, verläuft, kommt es immer wieder zu Erdbeben.
Im Vergleich zu anderen großen Städten Siziliens ist Messina die Stadt mit der höchsten Niederschlagsmenge, da es nicht im Regenschatten von Gebirgen liegt.
Messina zählt 245.159 Einwohner (Stand am 31. Dezember 2006), die auf einer Fläche von 211,7 km² leben. Die Wirtschaft ist industriell geprägt, die Einwohner arbeiten in Werften, in der Metallverarbeitung und in der chemischen Industrie. Da die Gewässer um Messina sehr fischreich sind, spielen auch der Fischfang und die Nahrungsmittelindustrie eine wirtschaftliche Rolle. Die Nachbargemeinden sind Fiumedinisi, Itala, Monforte San Giorgio, Rometta, Saponara, Scaletta Zanclea und Villafranca Tirrena.
Verkehr
Messina liegt verkehrsgünstig an der schmalsten Stelle der nach der Stadt benannten Meerenge und ist das Handelszentrum Siziliens.
Die kürzeste Fährverbindung zum italienischen Festland braucht bis Villa San Giovanni etwa 20 Minuten. Auch zu der am kalabresischen Ufer liegenden Großstadt Reggio Calabria und zum rund 300 Kilometer nördlich gelegenen Salerno und zu den Liparischen Inseln verkehren Fähren. Umstrittene Pläne für eine Brücke über die Straße von Messina, die Sizilien mit dem italienischen Festland verbindet, werden seit der Wiederwahl Silvio Berlusconis im April 2008 erneut vorangetrieben. [1]
Messina ist Ausgangspunkt der A18 nach Catania sowie der A20 nach Palermo.
Von Messina führt eine Bahnstrecke nach Palermo, weitere Strecken verbinden die Stadt mit Catania, Agrigent und anderen Städten Siziliens. Zusätzlich verkehren zahlreiche Busse zu den Orten in der Provinz von Messina und in die größeren Städte. Im öffentlichen Personennahverkehr Messinas werden seit 2001 nach 52-jähriger Unterbrechung wieder Straßenbahnen eingesetzt. [2]
Der nächste Flughafen liegt im kalabresischen Reggio Calabria. Die Flughäfen von Catania und Palermo bieten zahlreiche internationalen Verbindungen an.
Geschichte
Altertum
Messina wurde im 8. Jahrhundert v. Chr. wegen seiner günstigen Lage von jonischen Seeräubern aus Kyme besiedelt, wenig später folgten weitere Siedler aus Kyme, Chalkis und dem übrigen Euböa. Der ursprüngliche Name der Siedlung war Zankle (griechisch Ζάγκλη) in Anlehnung an die sikelische Bezeichnung Zanklon (griechisch ζάγκλον) für Sichel. Die Bezeichnung bezog sich auf die sichelförmige Landzunge, die das natürliche Hafenbecken umgibt. [3] Die Treppe dorthin wird noch immer Scaletta Zanclea genannt.
Im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. benannte Anaxilas, der Tyrann von Rhegion, die Stadt in Messene (griechisch Μεσσήνη) um zu Ehren seiner Heimatstadt Messene auf der Peloponnes. Messina wurde 396 v. Chr. durch die Karthager geplündert und gebrandschatzt, dann von Dionysios I. von Syrakus wiedererobert. Am Ende des ersten Punischen Krieges war Messina eine freie Stadt, die mit Rom alliiert war. Zur Zeit der Römer erhielt Messina einen wichtigen Leuchtturm. Messana, wie die Römer die Stadt nannten, war der Stützpunkt von Sextus Pompeius während seines Krieges gegen Octavian. Die Münze des Sextus Pompeius zeigt den Leuchtturm von Messina und Scylla.
Mittelalter
Bis ins 9. Jahrhundert erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blüte als wichtiger Handelsplatz. Im Jahr 843 wurde die Stadt von den Arabern, 1061 durch die Normannen erobert. 1232 war die Stadt Mittelpunkt eines erfolglosen Aufstands gegen Kaiser Friedrich II. Nach der Herrschaft der Staufer und Anjous wurde Messina unter der Herrschaft Aragons zur Hauptstadt des Regno di Sicilia. Erst im 16. Jahrhundert wurde Palermo wieder bevorzugter Sitz der Könige und Vizekönige.
Um 1450 gab es eine Giudecca (jüdische Gemeinde) im Quartiere Paraporto in Messina, wovon ein verloren gegangener Synagogenstein erzählt.
Die Münze von Messina prägte im Mittelalter Goldmünzen mit dem Titel M.N.S.C für Messana nobile siciliae caput. Die Münze blieb bis 1678, dem Ende der Rebellion Messinas gegen die spanische Herrschaft, erhalten.
Die Stadt war auch Sitz zweier bedeutender Konsulate. Das Consolato del Mare, das Konsulat des Meeres, regelte die Rechtsstreitigkeiten der Handelsschifffahrt im Welthandel. Das Consolato della Seta war das Konsulat der Seidenhändler.
Neuzeit
Am 5. Februar 1783 zerstörten ein Erdbeben mit der Stärke 7,2 auf der Richterskala und eine folgende Flutwelle die Stadt. 80.000 Einwohner starben; ein Großteil der Gebäude, darunter auch der Dom und die Paläste der Palazzata wurden zerstört. Beim Wiederaufbau legte man einen regelmäßigen Stadtplan mit breiten Straßen und großzügigen Plätzen zugrunde. Die Palazzata wurde ab 1808 unter der Leitung von Giacomo Minutoli im klassizistischen Stil wiederaufgebaut.
In seinem Werk „Spaziergang nach Syrakus“ beschreibt der Schriftsteller Johann Gottfried Seume die Palazzata, eine Palastzeile an der Hafenpromenade von Messina, die durch das Erdbeben schwer beschädigt wurde:
„Die Hafenseite ist noch in Trümmern und doch der einzige nahe Spaziergang für die Stadt. Noch der jetzige Anblick zeigt, was das Ganze muß gewesen sein; und ich glaube wirklich, die Messinesen haben Recht gehabt, wenn sie sagten: es sei in der Welt nicht so etwas prächtiges mehr gewesen, als ihre Façade an dem Hafen, die sie deswegen nur vorzugsweise den Palast nannten, und ihn noch jetzt in den Trümmern so nennen“
– Johann Gottfried Seume, „Spaziergang nach Syrakus“
Auch über ein anderes verlorengegangenes Bauwerk schreibt Seume:
„Die Kirche des heiligen Gregorius (San Gregorio) auf einer ziemlichen Anhöhe ist reich an Freskogemälden und Marmorarbeit: aber was mir wichtiger ist als dieses, sie gibt von ihrer Façade links und rechts die schönste Aussicht über die Stadt und den Meerbusen; und mit einem guten Glase muß man hier sehen können, was gegenüber am Ufer in Italien und in Rhegio auf den Gassen geschieht. “
– Johann Gottfried Seume, „Spaziergang nach Syrakus“
Die Palazzata wurde 1808 von Giacomo Minutoli im klassizistischen Stil wiederaufgebaut, doch hundert Jahre später wurden durch das Erdbeben von Messina 1908 die Palazzata, manieristische Kirchen wie San Gregorio und San Annunziata und andere Gebäude der Stadt (insgesamt 90 % des Gebäudebestands) erneut durch ein schweres Erdbeben und einen darauf folgenden Tsunami zerstört. Mehr als 60.000 Menschen fanden den Tod. Die Stadt war gerade wieder aufgebaut, als 1943 durch die Luftangriffe der Alliierten vor der Invasion über die Hälfte der Gebäude zerstört wurden.
Im Juni 1955 wurde auf der Konferenz von Messina die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beschlossen. In jüngster Vergangenheit machte die Stadt mit den Plänen für den Bau der Brücke über die Straße von Messina im Zuge der E 45 auf sich aufmerksam.
Bildung und Kultur
In Messina befindet sich eine der vier Universitäten Siziliens, die Universität Messina. Sie wurde 1548 gegründet und hat elf Fakultäten. Zur Universität gehört ein botanischer Garten.
Eines der bedeutendsten Museen ist das Museo Regionale di Messina. Es zeigt Gemälde und Statuen aus Kirchen und Palästen, die bei dem Erdbeben 1908 zerstört wurden. Hier befinden sich zahlreiche Werke der Maler Antonello da Messina und Girolamo Alibrandi, des Bildhauers Rinaldo Bonanno und weiterer Künstler Messinas.
Das Museum der Kultur und Volksmusik der Peloritaner, eröffnet 1996, widmet sich der Pflege des mündlichen kulturellen Erbes wie z.B. der Volksmusik. Das Militärische Museum der Befestigungsanlagen der Straße von Messina, eröffnet am 11. Mai 2003, befindet sich in dem ehemaligen Fort Cavalli, das zwischen 1883 und 1902 erbaut wurde. Zu den Exponaten zählen Kanonen und Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg.
Das Teatro Vittorio Emanuele II, ein städtisches Theater, wurde 1852 eröffnet. Es gehört zu den wenigen Gebäuden Messinas, die nicht vom Erdbeben zerstört wurden wie z.B. das Teatro Munizione.
Zu den jährlichen Ereignissen der Stadt zählen die Fiera di Messina, eine internationale Messe, sowie die Volksfeste in Messina, die zu Ehren der Schutzpatrone und der Stadtgründer im Juni und im August veranstaltet werden.
Sportliche Höhepunkte sind die Heimspiele des erfolgreichen Fußballvereins FC Messina, die im Stadio San Filippo ausgetragen werden.
Sehenswürdigkeiten
Kirchen
Der Dom von Messina wurde im 12. Jahrhundert errichtet und nach dem schweren Erdbeben von 1908 in den Jahren 1919/1920 wiederaufgebaut. Im Jahr 1943 wurde er nach einem Brand erneut wiederaufgebaut. Im Dom ruhen die sterblichen Überreste von König Konrad IV. Im freistehenden Glockenturm befindet sich die größte mechanische Uhr der Welt.
Die Kirche Madonna delle Grazie ist ein Werk von Simone Gullì, dem Architekten der Palazzata. Die Kirche Santissima Annunziata dei Catalani stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist eines der wenigen Gebäude der Stadt, die nicht durch Erdbeben zerstört wurden.
Santa Maria Alemanna oder Santa Maria degli Alemanni ist die einzige Kirche Siziliens, die im 12. Jahrhundert in rein gotischem Stil durch Baumeister des Deutschen Ritterordens erbaut wurde. In ursprünglicher Form ist nur noch das Seitenportal erhalten.
In der Kirche San Filippo Neri soll sich nach der La judaica di Messina des Professors Giuseppe Martino die Synagoge von Messina befunden haben.
Palazzi
- Palazzo Monte di Pietà, erbaut von Natale Masuccio (1616)
- Palazzo dell´Ina, entworfen Viola und Samonà (1935)
- Banco di Sicilia, von Autore und V. Vinci (1936)
- Palazzo Littorio, entworfen Viola und Samonà (1938)
- Palazzo dell'Inail, entworfen Viola und Samonà (1940)
- Palazzo der Provinz, bekannt als Palazzo dei Lioni (Löwenpalast), erbaut 1914 von Alessandro Giunta
- Palazzo Zanca, das Rathaus der Stadt, entworfen von Antonio Zanca.
- Justizpalast, von Marcello Piacentini (1927)
- Industrie- und Handelskammer, von Camillo Puglisi Allegra (1927)
- Palazzo Pensa, in der Giudecca mit zwei goldfarbenen Davidsternen
Brunnen
Die Quattro Fontane (italienisch für vier Brunnen) wurden an den vier Ecken der Kreuzung der Straßen Via I. Settembre 1847 und Via Cardines errichtet. Sie wurden 1666 von Innocenzo Mangani und 1714 von Ignazio Buceti angefertigt. Von den vier Brunnen wurden nach dem Erdbeben von 1908 lediglich zwei wieder an den ursprünglichen Ort zurückgebracht. Die anderen beiden Brunnen befinden sich heute im Museo Regionale.
Fontana di Orione, der Orionbrunnen steht auf dem Domplatz von Messina. Der Brunnen wurde 1547 von Giovanni Angelo Montorsoli geschaffen. Die Figuren stellen Orion, den mythischen Stadtbegründer Messinas und die vier anderen Statuen die vier Flüsse Nil, Tiber, Ebro und Camaro dar.
Fontana del Nettuno, der Neptunbrunnen, wurde 1557 vom Bildhauer Giovanni Angelo Montorsoli geschaffen. Der Brunnen stellt Neptun und zu seinen Füßen die Gestalten aus der griechischen Mythologie Scylla und Charybdis dar.
Besondere Bauwerke
Söhne und Töchter Messinas
- Antonello da Messina (1430–1479), Maler
- Antonello de Saliba (1466/1467–1535), Maler
- Girolamo Alibrandi (1470–1524), Maler, Schüler des Antonello da Messina und Leonardo da Vincis
- Antonio Giuffrè (1493–1543), Maler
- Francesco Maurolico (1494–1575), Abt, Mathematiker und Astronom
- Pietro de Saliba, (1497–1530), Maler
- Rinaldo Bonanno (1530–1600), Bildhauer
- Alonzo Rodriguez (1578–1648), Maler
- Cigalazade Yusuf Sinan Pascha († 1605), Großadmiral und Großwesir des osmanischen Sultans
- Antonio Barbalonga Ricci (1600–1649), Maler
- Giovanni Tuccari (1667–1743), Maler
- Nicola van Houbraken (1668–1720), Maler
- Filippo Juvarra (1678–1736), Barock-Architekt, Baumeister des Hauses Savoyen
- Giacomo Minutoli (1765–1827), Architekt der Palazzata
- Tano Cimarosa (1922–2008), Filmschauspieler und Regisseur
- Antonio Martino (geb. 1942), Jurist, Professor für Ökonomie, Politiker
- Giuseppe Cicala (1944–2005), Maler und Bildhauer
- Francesco Montenegro (geb. 1946), römisch-katholischer Weihbischof im Erzbistum Messina-Lipari-Santa Lucia del Mela
- Lucia Aliberti (geb. 1957), Opernsängerin
- Luigi Brogna (1961–2008), deutschsprachiger Schriftsteller
- Maria Grazia Cucinotta (geb. 1969), Filmschauspielerin
- Giuseppe Sulfaro (geb. 1984), Filmschauspieler
- Vincenzo Nibali (geb. 1984), Radrennfahrer
Mit Messina verbundene Personen sind in der Liste der Erzbischöfe von Messina und unter den Künstlern in Messina zu finden.
Literatur
- Enrico Pispisa: Messina medievale, Galatina: Congedo 1996 (Le città del Mezzogiorno medievale 1). ISBN 8880861476
- Anthony Blunt: „Sizilianischer Barock“
- Johann Wolfgang von Goethe: „Italienische Reise“ (Viaggio in Italia) 1817
- Peter Murray: „Die Architektur der Renaissance“, Italien Verlag Gerd Hatje, Stuttgart
- Dr. M.Wilhelm Meyer u. Maxim Gorki: „Im Zerstörten Messina“, J. Ladyschnikow - Vlg. Berlin 1909
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Sueddeutsche Zeitung [1]
- ↑ Neue Tram von Messina (auf Italienisch)
- ↑ Thukydides VI 4,5-6: „Zankle wurde ursprünglich gegründet, als von Kyme, einer chalkidischen Stadt in Opikia aus Seeräuber ankamen. Später kam aber von Chalkis und vom übrigen Euböa eine große Zahl Leute und teilte das Land untereinander auf. Ihre Gründer waren Perieres und Krataimenes, jener aus Kyme, der andere aus Chalkis. Die Sikeler nannten sie zuerst Zankle, weil der Ort ein sichelförmiges Aussehen hat und die Sikeler die Sichel Zanklon nennen. Später werden sie selbst von den Samiern und anderen Ioniern verjagt, die auf der Flucht vor den Medern in Sizilien landeten. Die Samier aber vertrieb bald darauf Anaxilas, der Tyrann von Rhegion; seinerseits besiedelte er die Stadt mit einer vermischten Bevölkerung und änderte ihren Namen nach seiner alten Heimatstadt in Messene.“
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