Zarin der Schalen

Zarin der Schalen
Die „Zarin der Schalen“ in der „Neuen Eremitage“

In der Eremitage in Sankt Petersburg ruht eine ovale Schale aus Revnew-Jaspis (Eigenname des Gesteins: Revnev-Jaspis[1][2]), die auch „Zarin der Schalen“ (Царица ваз), genannt wird. Die Schale ist Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem weltgrößten Halbedelstein angefertigt worden. Sie war im russischen Zarenreich ein Nationalsymbol und die Bedeutung der Schale ist bis zum heutigen Tag (2008) anhaltend hoch, ihr stilisiertes Abbild befindet sich auch im Wappenschild der Region Altai.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

Wappen der Altairegion mit Zarin der Schalen

Polierte große Erzeugnisse aus Halbedelsteinen und Hartgesteinen, der seit 1799 existierenden Steinschleiferei Kolywan, sind in Russland stark verbreitet und die Revnev-Schale, die von 1820 bis 1843 hergestellt wurde, erfüllte für das zaristische Russland den Status eines Nationalsymbols.

Die Ausstellungshalle, in deren Mitte sich die Revnev-Schale befindet, ist Teil des Gebäudes der „Neuen Eremitage“. Der Ausstellungsort wurde 1851 nach einem Entwurf von Leo von Klenze gestaltet. Nach dem Plan von Klenze sollte die Halle Vestibül dieses Gebäudes werden. Die Hallenwände sind aus Stuckmarmor und täuschen weißen Marmor vor. An und vor den Wänden sind marmorne Herrscherportraits aus dem späten 1. Jahrhundert bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts aus der römischen Antike aufgestellt. Es handelt sich um eine der bedeutendsten Sammlungen römischer Portraitkunst.
Der exponierte Ausstellungsort und die Ausstattung stellen Bezüge zur Porphyrschale in Rom und zur Großen Granitschale im Lustgarten in Berlin her. Die Porphyrschale stand ursprünglich im Goldenen Haus von Nero (37-67 n. Chr.), bevor sie im Vatikan in der Sala Rotunda aufgestellt wurde. Die Anlehnung zur Größe Roms, zur Reputation der Kaiser Roms und zur Bedeutung des Gesteins Porphyr als einem Gestein, das bedeutende Personen der Geschichte verwendeten, dürften kein Zufall sein.
Die Porphyrschale hat die Herstellung der Granitschale in Berlin nachweislich inspiriert, und der ursprüngliche Ausstellungsort im Eingang des Alten Museums im Berlin war ebenso exponiert wie der Ort in Eremitage. Beide Aufstellungsorte der Schalen sind Museen von größter geschichtlicher Bedeutung und die Schalen waren für die jeweiligen Eingangshallen geplant. Preußens König begriff die Granitschale im Lustgarten als Nationalsymbol. Gleiches dürfte für die russischen Zaren gelten, die sich insbesondere mit zahlreichen Geschenken von Schalen und Vasen aus Revnev-Jaspis und anderen wertvollen Gesteinen an befreundete Herrschaftshäuser hervortaten, die ihre Größe, Macht und Einfluss nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland demonstrieren sollten.

Größe

Die russische Schale hat eine Größe von 5,04 × 3,22 Metern und ruht auf einem etwa 2,0 Meter hohen Sockel. Der Umfang der Schale beträgt knapp 12,7 Meter. Das gesamte Kulturdenkmal ist 2,57 Meter hoch und wiegt zirka 16 Tonnen. Angefertigt wurde sie nach einem Entwurf des Architekten Awraam Melnikow.

Bemerkenswert an dieser Schale ist, dass sie aus dem weltgrößten Jaspisstück, einem Halbedelstein, aus dem sonst Schmuckgegenstände gefertigt werden, produziert wurde. Es gibt keine größere Schale aus diesem Halbedelstein.

Aussehen, Herstellung und Aufstellung

Der Revnev-Jaspis (russisch Ревнeвская яшма/Rewnewskaja jaschma) hat ein grün-grau gebändertes Dekor, das beim Polieren eine spiegelglatte Oberfläche ausbildet. Er wird seit dem 19. Jahrhundert am Fuße des Berges Rewnjucha abgebaut. Aus diesem Gestein wurde nicht nur die Revnev-Schale ausgeschliffen und poliert, sondern weitere wertvolle Objekte hergestellt, die heute in russischen und ausländischen Museen, wie beispielsweise ein Geschenk des Zaren Alexander I. (1801–1825), das heute im Louvre steht.

Es ist im Detail nicht bekannt, wie diese Schale hergestellt wurde. Da Jaspis relativ hart und spröde ist, muss angenommen werden, dass es einen hohen Verschleiß der Schleifmittel und der Steinmetzwerkzeuge gab bzw. diese Werkzeuge speziell gehärtet wurden. Wegen der ovalen Form konnten keine drehenden Werkzeugmaschinen zum Schleifen und Polieren eingesetzt werden. Demzufolge ist anzunehmen, dass die Schale in ausschließlicher Handarbeit hergestellt wurde. Darauf deutet auch die lange Herstellungszeit hin.

Zum Aufstellungsort wurde die Revnev-Schale auf einer Holzkonstruktion von 120 bis 160 Pferden zum Teil über Land geschleppt, zum Teil auf dem Wasserweg bis Sankt Petersburg transportiert. Die Zarin der Schalen wurde vor den Bau der Außenmauern in der Ausstellungshalle im Zentrum der Halle aufgestellt. Das Aufstellen der Schale in der Eremitage erforderte die Mitwirkung von 720 Personen.

Einzelnachweise

  1. P. Kolesar, J. Tvrdý: Zarenschätze. Haltern (Bode Verlag/Edition Schloß Freudenstein) 2006. S. 498
  2. Arnd Peschel:Natursteine. Leipzig (VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie) 1977, S. 275

Weblinks

Siehe auch


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