- Zatopek
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Emil Zátopek (* 19. September 1922 in Kopřivnice; † 21. November 2000 in Prag) war ein tschechischer Leichtathlet. Der Langstreckenläufer und Olympiasieger war ein mehrfacher Weltrekordler und in der Tschechoslowakei ein Volksheld.
Seine ersten großen Erfolge feierte er bei den Olympischen Spielen 1948 in London, als er Olympiasieger über 10.000 Meter wurde und im 5000-Meter-Lauf hinter Gaston Reiff die Silbermedaille gewann. Bei der Europameisterschaft 1950 in Brüssel gewann er sowohl über 5000 wie auch über 10.000 Meter die Goldmedaille.
Bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki gewann er dreimal Gold. Während er die 10.000 Meter als haushoher Favorit souverän gewann, wurden seine Siege über 5000 Meter und im Marathon legendär.
Im 5000-Meter-Finale führte er lange, war dann aber auf den vierten Platz zurückgefallen, bis er in der letzten Kurve den führenden Briten Chris Chataway, den Favoriten Herbert Schade und seinen ewigen Konkurrenten Alain Mimoun überspurtete. Erst im letzten Moment entschied er sich dann zur Teilnahme am Marathon, den er noch nie zuvor in einem Wettkampf gelaufen war. Auch hier siegte er ebenso wie bei den anderen beiden Wettbewerben mit Olympischem Rekord.
Am 29. September 1951 in Stará Boleslav hatte Zátopek bereits als erster Mensch bei einem Stundenlauf mehr als 20 Kilometer zurückgelegt. 1954 brach er ebenfalls die 29-Minuten-Barriere über die 10.000 Meter (28:54.2 am 1. Juni 1954 in Brüssel). Bei der Europameisterschaft 1954 in Bern verteidigte er seinen Titel über 10.000 Meter und gewann über 5000 Meter die Bronzemedaille.
Sein Markenzeichen wurde die heraushängende Zunge während des Laufens. Anders als beispielsweise sein stets elegant wirkender Vorgänger Paavo Nurmi erweckte Zátopek meist den Eindruck, am Ende seiner Kräfte zu sein – trotzdem gewann er. Aufgrund seiner optischen Schwergängigkeit erhielt er den Spitznamen „die tschechische Lokomotive“.
Der populäre Läufer nahm nach seinem Karriereende eine einflussreiche Stellung in der Kommunistischen Partei der ČSSR ein. Allerdings unterstützte er den demokratischen Flügel, nahm aktiv am Prager Frühling teil und unterzeichnete das Manifest der 2000 Worte. Nach dem Einmarsch der Truppen der Warschauer Pakt-Staaten im August 1968 kletterte er in seiner tschechischen Armeeuniform auf einen sowjetischen Panzer und appellierte an die Soldaten, wieder nach Hause zu fahren. Er verlor daraufhin alle Ämter und musste zeitweise zur Strafe in einem Uranbergwerk arbeiten.
1997 wurde er in Tschechien zum „Athleten des Jahrhunderts“ gewählt. Am 21. November 2000 starb er im Militärkrankenhaus von Prag an den Folgen eines Gehirnschlags.
Er war mit Dana Zátopková verheiratet, die in Helsinki am Tag des Sieges ihres Ehemanns über 5000 m ebenfalls eine Goldmedaille gewann, und zwar im Speerwerfen.
Am 6. Dezember 2000 wurde ihm posthum die Pierre-de-Coubertin-Medaille für außergewöhnliches sportliches Verhalten verliehen.
Zitate
- „Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft.“ [1]
- „Wenn du laufen willst, dann lauf eine Meile. Willst du aber ein neues Leben, dann lauf Marathon.“ [2]
- „Machs dir im Training schwer, dann wird es im Wettkampf leichter.“
Einzelnachweise
- ↑ www.tagesspiegel.de: „Laufen läuft“, abgerufen am 20. August 2008
- ↑ Hamburger Abendblatt: „Wenn du willst, dann lauf…“; abgerufen am 20. August 2008
Weblinks
- Literatur von und über Emil Zátopek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Athletenportrait auf runningpast.com (engl.) mit vielen Zitaten und einem Link zum Video des olympischen 5000-Meter-Finales von 1952
- „Der warmherzige Kämpfer mit Ausdauer und Anpassungsfähigkeit“ Nachruf aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
- „Emil Zatopek verliert den letzten Kampf“ Nachruf aus der Welt
- „Ein Unvergesslicher“ Nachruf von Heinz Florian Oertel aus Laufzeit
Olympiasieger im 5000-Meter-Lauf1912: Hannes Kolehmainen | 1920: Joseph Guillemot | 1924: Paavo Nurmi | 1928: Ville Ritola | 1932: Lauri Lehtinen | 1936: Gunnar Höckert | 1948: Gaston Reiff | 1952: Emil Zátopek | 1956: Wolodymyr Kuz | 1960: Murray Halberg | 1964: Robert Schul | 1968: Mohamed Gammoudi | 1972: Lasse Virén | 1976: Lasse Virén | 1980: Miruts Yifter | 1984: Saïd Aouita | 1988: John Ngugi | 1992: Dieter Baumann | 1996: Vénuste Niyongabo | 2000: Million Wolde | 2004: Hicham El Guerrouj | 2008: Kenenisa Bekele
Olympiasieger im 10.000-Meter-Lauf1908: Emil Voigt (8046,57 Meter) | 1912: Hannes Kolehmainen | 1920: Paavo Nurmi | 1924: Ville Ritola | 1928: Paavo Nurmi | 1932: Janusz Kusociński | 1936: Ilmari Salminen | 1948: Emil Zátopek | 1952: Emil Zátopek | 1956: Wolodymyr Kuz | 1960: Pjotr Grigorjewitsch Bolotnikow | 1964: William Mills | 1968: Naftali Temu | 1972: Lasse Virén | 1976: Lasse Virén | 1980: Miruts Yifter | 1984: Alberto Cova | 1988: Brahim Boutayeb | 1992: Khalid Skah | 1996: Haile Gebrselassie | 2000: Haile Gebrselassie | 2004: Kenenisa Bekele | 2008: Kenenisa Bekele
Olympiasieger im Marathonlauf1896: Spyridon Louis | 1900: Michel Théato | 1904: Thomas Hicks | Zwischenspiele 1906: William Sherring | 1908: John Hayes | 1912: Kenneth McArthur | 1920: Hannes Kolehmainen | 1924: Albin Stenroos | 1928: Boughera El-Ouafi | 1932: Juan Carlos Zabala | 1936: Son Kitei | 1948: Delfo Cabrera | 1952: Emil Zátopek | 1956: Alain Mimoun | 1960: Abebe Bikila | 1964: Abebe Bikila | 1968: Mamo Wolde | 1972: Frank Shorter | 1976: Waldemar Cierpinski | 1980: Waldemar Cierpinski | 1984: Carlos Lopes | 1988: Gelindo Bordin | 1992: Hwang Young-Cho | 1996: Josia Thugwane | 2000: Gezahegne Abera | 2004: Stefano Baldini | 2008: Samuel Kamau Wanjiru
Europameister im 5000-m-Lauf1934: Roger Rochard | 1938: Taisto Mäki | 1946: Sydney Wooderson | 1950: Emil Zátopek | 1954: Wolodymyr Kuz | 1958: Zdzisław Krzyszkowiak | 1962: Bruce Tulloh | 1966: Michel Jazy | 1969: Ian Stewart | 1971: Juha Väätäinen | 1974: Brendan Foster | 1978: Venanzio Ortis | 1982: Thomas Wessinghage | 1986: Jack Buckner | 1990: Salvatore Antibo | 1994: Dieter Baumann | 1998: Isaac Viciosa | 2002: Alberto García | 2006: Jesús España
Europameister im 10.000-m-Lauf1934: Ilmari Salminen | 1938: Ilmari Salminen | 1946: Viljo Heino | 1950: Emil Zátopek | 1954: Emil Zátopek | 1958: Zdzisław Krzyszkowiak | 1962: Pjotr Bolotnikow | 1966: Jürgen Haase | 1969: Jürgen Haase | 1971: Juha Väätäinen | 1974: Manfred Kuschmann | 1978: Martti Vainio | 1982: Alberto Cova | 1986: Stefano Mei | 1990: Salvatore Antibo | 1994: Abel Antón | 1998: António Pinto | 2002: José Manuel Martínez | 2006: Jan Fitschen
Personendaten NAME Zátopek, Emil ALTERNATIVNAMEN Tschechische Lokomotive (Spitzname) KURZBESCHREIBUNG tschechischer Langstreckenläufer GEBURTSDATUM 19. September 1922 GEBURTSORT Kopřivnice, Nordmähren STERBEDATUM 21. November 2000 STERBEORT Prag
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