Zeche Hundsnocken

Zeche Hundsnocken
Der alte Förderturm
Fördermaschinenhaus der Zeche Hundsnocken

Die Zeche Carl Funke war ein Steinkohlen-Bergwerk in Essen, es befand sich im Stadtteil Heisingen am Nordufer des Baldeneysees.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1773 bis 1900

Wie bei den anderen Zechen im Ruhrtal, so gehen auch die Anfänge der Zeche Carl Funke auf ältere Stollenbetriebe zurück. So wurde 1773 durch das damalige Bergregal die Kohlenkoncession der Zeche Hundsnocken verliehen. Diese Stollenzeche, welche ihre Berechtsame in Heisingen auf dem späteren Zechengelände nördlich des heutigen Baldeneysees hatte, schloss sich in den Folgejahren mit anderen Koncessionen zu einer bergrechtlichen Gewerkschaft zusammen.

Ab 1804 stand der Stollen Hundsnocken in Förderung. Bedingt durch die zeitweise Besetzung des Gebietes nördlich der Ruhr durch napoleonische Truppen wurde der Betrieb immer wieder unterbrochen. Später wurden dann an der Anhöhe tiefere Stollen angefahren.

Im Gegensatz zu der aufstrebenden Nachbarzeche ver. Pörtingssiepen blieb die Zeche Hundsnocken zunächst nur als kleiner Stollenbetrieb mit acht Anteilseignern und einer jährlichen Förderung von 1000 Tonnen Anthrazitkohle bestehen. Erst ab ungefähr 1825 wurde durch den Aufschluss des reichen Flözes Mausegatt die Förderung immens gesteigert, und zwar bis auf 30.000 Tonnen jährlich. Nach und nach wurden zwei Zechenhäuser errichtet.

1841 wurde mit dem Tiefbau durch Niederbringen eines tonnlägigen (schräg abwärts führenden) Schachtes begonnen.

Da auf Dauer die Stollenbetriebe nicht mehr genügend gewinnbare Vorräte aufwiesen, wurde 1870 die Zeche Hundsnocken mit einigen Nachbaranlagen zur Gewerkschaft der Zeche Heisinger Tiefbau konsolidiert.

Die tieferen Tiefbausohlen wurden durch den tonnlägigen Schacht weiter erschlossen.

Auf Dauer konnte aber die Zeche Heisinger Tiefbau in der Entwicklung mit den Nachbarzechen nicht mehr schritthalten. Ein entscheidender Einschnitt ist der Eintritt Carl Funkes als Grubenvorstand der Zeche Vereinigte Pörtingssiepen. Von dort aus begann er mit dem systematisch aufeinander zugeschnittenen Ausbau der Zechen ver. Pörtingssiepen, Gottfried Wilhelm und schließlich ab 1880 auch Heisinger Tiefbau.

Die Zeche Heisinger Tiefbau hatte kurz vor dem Bankrott gestanden, als sie in den Besitz der Firma von Carl Funke ging. Die bergrechtliche Gewerkschaft wurde in eine neue Gesellschaft namens Rheinische Anthracitkohlenwerke A.G. umgewandelt. Die begann nun mit dem planmäßigen Ausbau der Zeche, um die Liquidation der Bergwerksbetriebe abzuwenden. Zunächst wurde ein Hilfsschacht eingebracht, der den maroden tonnlägigen Schacht ersetzen sollte.

Ab 1897 bis 1899 wurde nun der erste echte seigere Schacht namens Friedrich Wilhelm niedergebracht. Dieser Schacht übernahm fortan die Gesamtförderung der Zeche.

1900 bis 1945

Die Zechen aus dem Funke'schen Bergwerksbesitz gingen zusammen mit der Zeche Vereinigte Dahlhauser Tiefbau und der Zeche Hercules in die neu gegründete Essener Steinkohlenbergwerke AG ein. Carl Funke wurde der Vorstandsvorsitzende. Die Zeche Heisinger Tiefbau wurde 1906 in Zeche Carl Funke umbenannt.

Es wurde eine leistungsstarke Aufbereitung sowie eine Brikettfabrik errichtet. Die Zeche konnte fortan 200.000 Tonnen Anthrazitkohle jährlich fördern.

Die positive Entwicklung für die Zeche hielt in den Folgejahren an. Weitergehende Expansionspläne für die Zeche wurden allerdings zunächst nicht verwirklicht.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Planungen für den Ausbau der Zeche Carl Funke wiederum vorgenommen, und trotz der allerseitigen Krise im Ruhrbergbau durchgeführt. 1924 bis 1926 wurde neben Schacht 1 der Schacht 2 niedergebracht. Er erhielt einen Tomson-Bock als Förderanlage, welcher von der 1925 stillgelegten Zeche Victoria in Kupferdreh hierher transportiert wurde.

1931 wurde als Schacht 3 der stillgelegte Schacht der Zeche Prinz Friedrich angeschlossen. Hiermit begann die Ostwanderung des Grubenfeldbesitzes von Carl Funke.

Im Rahmen der Kooperation zwischen den Ruhrtalzechen der Essener Steinkohlenbergwerke AG waren die Schachtanlagen mittlerweile durch Verbindungsstrecken miteinander zusammengeschlossen worden. Sie fungierten aber weiter als separate Förderanlagen. Die Verbindung zwischen der Zeche Gottfried Wilhelm und Carl Funke wurde 1943 über ein Gesenk aufgefahren und die Förderung auf der Zeche Gottfried Wilhelm eingestellt.

Die Förderung erreichte bald mit 630.000 Tonnen jährlich ihren Höchststand.

1945 bis 1967

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Auffahrung der Verbindung fortgesetzt. 1955 ging die Essener Steinkohlenbergwerke AG in den Besitz der Mannesmann AG über. 1957 wurde die Zeche Gottfried Wilhelm endgültig an die Zeche Carl Funke angeschlossen. Der Förderstandort Gottfried Wilhelm wurde jetzt endgültig aufgegeben. Die Gottfried-Wilhelm-Schächte blieben bis Ende 1972 offen. Parallel dazu wurde in den 50er Jahren die Brikettfabrik auf Carl Funke von Grund auf neu gebaut.

Weiterhin setzte sich die Ostwanderung der Zeche Carl Funke fort. Auf einem Gelände im Duschenhofener Wald, auf dem schon Anfang der 1950er Jahre eine Kleinzeche der Essener Steinkohlenbergwerke AG gearbeitet hatte, wurde von 1957 bis 1959 der Schacht Carl Funke 4 niedergebracht. Dieser ging als Seilfahrtschacht in Betrieb, und wurde mit einem vollwandigen Fördergerüst ausgestattet.

1963 bis 1964 wurde der Schacht 2 mit einem modernen Förderturm in Stahlskelettbauweise überbaut, und die Aufbereitung erneut modernisiert. 1965 erfolgte der Anschluss der Zeche Vereinigte Dahlhauser Tiefbau unter Aufgabe des dortigen Förderstandortes. Schacht Altendorf 2 und Dahlhauser Tiefbau 2 wurden als Schacht Carl Funke 5 und 6 übernommen.

1967 erfolgte der Verbund der Zeche Carl Funke mit der Zeche Vereinigte Pörtingssiepen zum Verbundbergwerk Pörtingssiepen/Carl Funke. Dieses Verbundbergwerk ging in die Ruhrkohle AG ein.

Heutiger Zustand

Nach Stilllegung des Verbundbergwerks 1973 hat das Betriebsgelände noch zehn Jahre verwaist stillgelegen. Ab 1985 erfolgte der Abbruch sämtlicher Tagesanlagen mit Ausnahme des Fördergerüstes Schacht Carl Funke 1, welches als Industriedenkmal erhalten blieb. Nach der Renaturierung des Zechengeländes siedelte sich dort der Kleingartenverein Carl-Funke e.V. an. Das Industriedenkmal ist ebenso wie die 1900 bis 1901 errichtete Siedlung Carl Funke ein Teil der Route der Industriekultur.

Literatur

  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 6. erweiterte und aktualisierte Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus, 2006, ISBN 3784569943

Weblinks

51.4038888888897.04972222222227Koordinaten: 51° 24′ N, 7° 3′ O


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