Zeichnung (Foto)

Zeichnung (Foto)

Die Unterscheidbarkeit von Details in einem Bild wird Schärfe genannt. Schärfe ist bei der technischen Umsetzung der Fotografie immer das wichtigste Ziel.

  • Ist Schärfe physikalisch vorhanden, spricht man von Schärfe.
  • Ist Schärfe nur dem Anschein nach vorhanden, spricht man von Schärfeeindruck.

In der Alltagsfotografie spielt Schärfe nur eine zweitrangige Rolle, dominierend bei der Qualitätsbeurteilung eines Fotos ist immer der Schärfeeindruck.

Inhaltsverzeichnis

Schärfe

Nur durch Schärfe kann Bildinformation dargestellt werden. Können viele Details unterschieden werden, verfügt ein Bild über hohe Schärfe. Unterschiede zwischen Details können bei der Helligkeit, dem Farbton und der Farbintensität wahrgenommen werden.

  • Im Alltag vermischt sich der Begriff Schärfe oft mit dem Begriff Auflösung (feines Korn oder hohe Pixelzahl = hohe Schärfe). Die Auflösung ist aber nur einer von sehr vielen Faktoren, die die Schärfe beeinflussen.
Schärfemuster 1: Bilddetails können auf verschiedene Arten unterschieden werden.

Bewertungskriterien

Nur durch Schärfe kann ein Foto Informationen transportieren. Die Qualität dieses Informationstransportes wird in der Fotografie auf drei Arten bewertet:

Das klassische Zählmaß

Es wird die Menge der Linien gezählt, die noch unterscheidbar sind. Als Ergebnis entsteht ein Zahlenwert. Mit dieser Methode werden oft Objektive, Drucker, Kameras und andere technische Geräte bewertet.

Schärfemuster 2: Hier ist ein Ausschnitt aus dem Testbild Siemensstern sichtbar.

Die künstlerische Bildaussage

In der Kunst ist Schärfe ein besonderes Kontrastmittel. Erst durch den Unterschied zwischen scharf und unscharf werden die zusätzlichen Bildinformationen übertragen. Technisch betrachtet kann in einem Bild weniger Schärfe (= weniger Details) zu sehen sein, trotzdem kann dieses Bild mehr Informationen transportieren.

Schärfemuster 3: Das linke Bild enthält mehr Schärfe (Haare) – trotzdem liefert das rechte Bild andere Bildinformationen (die Haare wehen).

Der subjektive Schärfeeindruck

Diese Schärfebewertung dominiert unsere tägliche Sehgewohnheit. Abhängig von den konkreten Umständen (Medienauflösung, Bildgröße, Betrachtungsabstand und -zeit, Bildaussage und eigene Erwartung) entsteht ein individuelles Schärfemaß.

Ein Beispiel: Im oberen Schärfemuster 2 (Ausschnitt Siemensstern) ist eine kleiner werdende Schrift. Wird diese Schrift mit der kleinen Schrift eines Druckerzeugnis verglichen, so ist die kleinste Schrift auf dem Druckerzeugnis schärfer zu erkennen. Trotzdem wird das Monitorbild auch als scharf empfunden, weil Monitore selbst leuchten. Dadurch entsteht ein hoher Kontrastumfang, der wiederum einen hohen Schärfeeindruck entstehen lässt.
Schärfemuster 4: In der Mitte sind zwei Versionen eines Gesichtes zu sehen. Die meisten Betrachter bezeichnen das rechte Foto als schärfer (weil kontrastreicher). In den Vergrößerungen (außen) ist deutlich zu erkennen, dass das linke Bild mehr Schärfe enthält. Schärfe und Schärfeeindruck sind zwei verschiedene Dinge.

Diese Art der Schärfebeurteilung wird von sehr vielen subjektiven Dingen beeinflusst – daher auch der Name subjektiver Schärfeeindruck.

Faktoren, die Schärfe beeinflussen
Sortierung Einflussfaktor Details, Beispiele
Aufnahmebedingung Licht Helligkeit, Farbe, Richtung
Entfernung Störungen in der Luft, Brennweite, Schärfentiefe, …
Bewegung Kamera, Motiv (Verwacklungsunschärfe, Bewegungsunschärfe, …)
Wetter Digitale Alltagskameras haben oft einen idealen Arbeitsbereich bis 40 Grad Celsius – darüber werden verstärkt Artefakte gebildet.
Aufnahmetechnik Linsensystem Qualität, Aufbau
Auflösung Filmkorn, Pixelmenge (physikalische Menge)
Steuerung Mechanik, Elektrik
Bildspeicher Filmqualität, Dateiformat, …
Zubehör Bildstabilisator, Stativ, …
Motiv Detailunterschiede Kontrast, Helligkeit, Farbe, …
Struktur Moiré, …
Entwicklung Fixierung chemische Entwicklung, Manipulation durch die Kamerasoftware
Optimierung Unscharfmaskierung, …
Transfer Ausbelichtung, Druck, …
Beurteilung Das richtige Maß s. a. Schärfemuster 5 und 6: Wann ist ein Detail scharf?
Art und Umstand Bildprojektion, Druck, Raumlicht, …

Kantenschärfe

In der Optik, Fotografie und Kinematografie wird damit ein spezielles Kriterium bezeichnet, das sich an Kanten beobachten lässt. Je abrupter dabei die Übergänge von Dunkel zu Hell sind, desto schärfer ist die Abbildung.

Die Kantenschärfe ist dabei eine Angelegenheit der (Licht-) Öffnung: Ein unendlich kleines Loch in der Camera Obscura lässt ein unendlich scharfes (ohne Berücksichtigung der Beugungseffekte), aber auch unendlich dunkles Bild entstehen. Wenn man das Loch endlich groß macht, wird das Bild heller, aber auch weniger scharf.

Kantenschärfe hat nichts mit Auflösung zu tun.

Messverfahren

Neben geeigneten technischen Geräten sind bei der Messung von Schärfe drei Voraussetzungen wichtig:

Die Referenz (Testbild)

Das Testbild wird reproduziert - und als Referenz mit dem fertigen Bild verglichen. Durch den Unterschied zwischen beiden lässt sich Schärfe messen. Nur eine geeignete Referenz bietet optimale Voraussetzungen zur Schärfemessung.

Schärfemuster 5: Verschiedene Ausschnitte desselben Fotos. Der mittlere Ausschnitt ist von Artefakten überlagert (Moiré). Würde dieses Bild als Referenz benutzt, wäre das Ergebnis verfälscht.

Definierte Randbedingungen

Schärfe wird von sehr vielen Faktoren beeinflusst. Da Schärfemessung ein vergleichbares Ergebnis liefern soll, müssen die Randbedingung festgelegt werden. Als Ergebnis entsteht ein Zahlenwert. Diese idealisierten Bedingungen haben den Nachteil, dass sie in der Alltagsfotografie ohne großen Nutzen sind (Denn hier ändert sich ständig irgendetwas – selten herrschen ideale Bedingungen.). Die Änderung einer wesentlichen Bedingung (beispielsweise der Temperatur) macht den ermittelten Zahlenwert oft unbrauchbar.

Methode

Von der gewählten Messmethode (Messgenauigkeit) und deren Auswertung hängt das Ergebnis ab.

Schärfemuster 6: Der Ausschnitt eines Siemensstern mit je einer digitalen und einer analogen Spiegelreflexkamera reproduziert. * Bei der Vergrößerung zeigt sich das typische Schärfebild eines Sensors (Mitte) und eines Kleinbildfilms (rechts). * Auf welche Art werden Bilddetails besser reproduziert?

Schärfemessung benötigt immer einen Vergleich. Die Schärfe der oberen Bilder kann auf verschiedene Arten verglichen werden:

  • Sichtbarkeit von Störungen (Körnung) = Unschärfe (damit wäre der Film der Verlierer)
  • Hoher Kontrast an der Kantengrenze = Schärfe (damit wäre der Film der Gewinner)

Auch bei Schärfemuster 5 würde von der Messgenauigkeit das Ergebnis abhängen. Da die Artefakte nur bei der mittleren Bildauflösung zu erkennen sind, kann der Messwert verfälscht werden.

Schärfeeindruck

Im Alltag sind wir immer von einer Mischung zwischen tatsächlicher (physikalisch vorhandener) Schärfe und dem Anschein von Schärfe, verursacht durch die subjektive Wahrnehmung des Menschen, umgeben. Bei letzterem spricht man vom Schärfeeindruck. Mithilfe des Schärfeeindrucks kann die Schärfe von Fotografien verändert werden. Die Techniken, den Schärfeeindruck zu beeinflussen, werden unter dem Begriff Bildoptimierung zusammengefasst.

Gegenwärtiger Wandel

Schärfemuster 7: Mittels Pinselretusche kann der subjektive Schärfeeindruck verbessert werden.

Die Technik, den subjektiven Schärfeeindruck eines Bildes verändern zu können, ist bereits mehr als hundert Jahre alt. Mittels feiner Pinsel und spezieller Farbe wurden die für den Schärfeeindruck wichtigen Bilddetails (meist Augen und Konturen) zart nachgezeichnet. Diese Methode war so erfolgreich, dass sie bis Ende des 20. Jahrhunderts von den meisten Profifotografen für derartige Zwecke benutzt wurde.

Auch heute lassen sich mit der entsprechenden Software Bilder so retuschieren, dass sich ihr Schärfeeindruck verbessert.

Die zweite, ebenfalls sehr alte Methode ist die der Kontrastveränderung. Mittels verschiedener Entwicklerchemie und Papiersorten sowie gezieltem Nachbelichten konnte der Kontrast global im gesamten Bild manipuliert werden.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erhielt die Kontrastveränderung einen entscheidenden Qualitätssprung: die Unscharfmaskierung (dabei wird der Kontrast nur lokal an den Kanten innerhalb eines Bildes verstärkt). Beide Techniken konnten sich erfolgreich im digitalen Fotozeitalter behaupten.

Mit Beginn der 1990er Jahre wurde (sehr unspektakulär) ein neues Zeitalter in der Fotografie eingeläutet. Zu diesem Zeitpunkt wurden 95 % aller Fotos in Großlaboren gefertigt. Die Großlabore führten damals die Technik der automatischen Bildoptimierung ein. In Sekundenbruchteilen wurde jedes (damals analoge) Foto analysiert und manipuliert. Diese Technik konnte in Zehntelsekunden jedes Bild individuell abwedeln, nachbelichten, unscharf maskieren usw.

Die Software, die diesem Verfahren zugrunde lag, benötigte eine jahrelange Feinjustierung (sie musste „trainiert“ werden). Daher entstand im Laufe der Zeit ein allmählicher Übergang zu schließlich völlig anderen Sehgewohnheiten.
Am besten kann man diese Veränderung an einem Vergleich zwischen Fotos der 1980er und 1990er Jahre beobachten. Obwohl sich die Technik des (von den meisten Fotografen benutzen) Kleinbildfilms in dieser Zeitspanne nicht gravierend geändert hat, erkennt man an den Fotos dieser Zeit deutlich den Unterschied.

In den Jahren des Jahrtausendwechsels begann die massenhafte Verbreitung der Digitalfotografie. Um die damals gravierenden Schärfemängel der digitalen Technik zu kaschieren, wurde die gesamte Bildfertigungsstrecke den Nutzerprofilen angepasst.

Ein typisches Beispiel dafür ist das Profil des „Knipsers“: Urlaubs- und Familienmotive sollen in der Größe 10 cm × 15 cm für das Fotoalbum ausgedruckt werden.
Die Drucker wurden so eingestellt, dass sie den Schwarzanteil wesentlich mehr erhöhten, als es notwendig gewesen wäre. Das hatte zur Folge, dass die Bildmotive sehr kräftig und kontrastreich aussahen (Schärfeeindruck). Dadurch wurde gleichzeitig die Schwäche der Drucker kaschiert, zarte Farben nur sehr schlecht drucken zu können. Durch die Beschränkung auf 10 cm × 15 cm wurde der physikalische Schärfemangel digitaler Bilder kaum sichtbar.

Da sich unsere Sehgewohnheit, wie oben erwähnt, inzwischen an die allgegenwärtige, automatisierte Bildoptimierung angepasst hat, spielt die eigentliche Schärfe eines Bildes nur noch eine zweitrangige Rolle – wichtig ist hauptsächlich der Schärfeeindruck.

Schärfemuster 8: Linkes Foto: Tintenstrahldrucker verstärken den Schärfeeindruck durch das Hinzufügen von Schwarz.
Rechtes Foto: Nach der Aufhellung des linken Fotos sieht man deutlich die mangelhafte Qualität von Tintenstrahldruckern.

Einfluss auf den Schärfeeindruck

Schärfemuster 9: Bei der Wahrnehmung von Schärfe (Schärfeeindruck) spielt die Auflösung eine drittrangige Rolle.

1. Den wichtigsten Einfluss auf den Schärfeeindruck hat die Bildoptimierung.

  • Es ist unmöglich, die Rohfassung eines Fotos mit irgendeinem bildgebenden Verfahren darzustellen. In jedem bildgebende Verfahren entsteht eine Veränderung des Bildes.
Alle Methoden und damit verbundene Geräte (Drucker, Monitore, Ausbelichter …), die Fotos zur Darstellung bringen können, werden bildgebendes Verfahren genannt.
  • Die ursächlichste Form, ein Foto in seiner Rohfassung zu sehen, bietet nur das Dia. Aber selbst hier reicht schon die Änderung der Farbtemperatur mit der das Dia angesehen wird, um den Bildeindruck zu ändern.
  • Da ein Foto in jedem Verarbeitungsschritt verändert wird, versucht man diese Veränderung zu steuern (die Bilder zu optimieren).
  • In der Profifotografie versucht man die Auswirkungen dieser Veränderungen gering zu halten, indem alle bildverändernden Dinge aufeinander abgestimmt werden (Kalibrierung, Profile, …). Aber auch hier ist die Veränderung vorhanden.

2. Den zweitwichtigsten Einfluss hat die physikalische Schärfe.

3. Den drittwichtigsten Einfluss hat die Auflösung.

  • Die häufigste Annahme ist: viele Pixel = viel Schärfe. Schärfe wird durch die Unterschiede in Helligkeit, Farbe und Sättigung wahrgenommen. Von diesen Informationen stecken in jedem Pixel aber bereits mehrere Millionen.
  • Natürlich spielt auch die Pixelmenge eine Rolle, diese ist aber drittrangig.

Beurteilung des Schärfeeindrucks

Zur Beurteilung des Schärfeeindrucks sind Tests notwendig. Werden diese unter Berücksichtigung der typischen Problembereichen durchgeführt, werden die Mängel sichtbar, die sich gravierend auf die Minderung des Schärfeeindrucks auswirken.

  • Beispieltest 1: Im Schärfemuster 10 sind links und mittig zwei Bildmotive zu sehen, die als Muster für eine Aufnahme mit der eigenen Kamera dienen können.
Wichtig sind sehr dunkle und sehr helle Bilddetails, kombiniert mit einer typischen Mischfarbe (Haut).
Von der fertigen Aufnahme muss ein Foto mindestens in der Größe 20 cm × 30 cm gefertigt werden. Dieses Foto muss neben das Original (das Model) gehalten werden.
Wieviele Bilddetails sind in den dunklen und hellen Bildteilen noch sichtbar? Stimmt der Hautton? Gibt es einen Farbstich?
  • Beispieltest 2: Von dieser Testdatei muss ein Foto mindestens in der Größe 20 cm × 30 cm gefertigt und mit dem Monitorbild verglichen werden.

Es gibt kein bildgebendes Verfahren ohne Mängel.

Alle Methoden und damit verbundene Geräte (Drucker, Monitore, Ausbelichter, …), die Fotos zur Darstellung bringen können, werden bildgebendes Verfahren genannt.
Schärfemuster 10: Selbsttest zur Beurteilung der Schärfeleistung. Die beiden linken Motive zeigen Beispiele zum selbst fotografieren.

Zeichnung

Als Zeichnung bezeichnet man die Erkennbarkeit von Einzelheiten und Strukturen in sehr hellen oder sehr dunklen Bereichen eines Bildes. Ist keine Zeichnung mehr vorhanden, enthält das Bild an dieser Stelle statt der Strukturen nur noch helle oder dunkle Flächen.

Voraussetzung für Zeichnung in einem Foto ist, dass es richtig belichtet wurde.

Beispiel: Eine Person in schwarzer Skijacke vor einer Schneelandschaft wird dazu führen, dass die Belichtung auf den Schnee oder auf die Jacke angepasst wird. Dadurch ist es sehr wahrscheinlich, dass entweder die Schneelandschaft oder die Skijacke ihre Zeichnung verliert.

Schärfebeispiele

100%ige Kantenschärfe wäre der Idealzustand eines scharfen Fotos - dieses ist aber unmöglich.

Was diesem Ideal (der 100%igen Schärfe) am nächsten kommt, ist die Vektorgrafik. Allerdings können damit nur Linien und Kanten dargestellt werden.

Die Wesensmerkmale von Fotos sind aber:
  • weiche Verläufe zwischen den Farben
  • Farbflächen mit natürlicher Strukturierung
  • Verschmelzungen verschiedener Bildelemente (ohne Kanten, die „wie mit der Schere geschnitten“ aussehen).

Jedes Foto enthält Unschärfe.

Entscheidend für den Eindruck hoher Schärfe ist daher:
  • die Anwendung des Fotos (Verwendungszweck, Betrachtungsabstand, Umgebungslicht, …)
  • die Erwartung des Betrachters (technische „Perfektion“, hoher Erinnerungswert, „Just for Fun“, …)
  • die richtige Mischung zwischen Schärfe und Unschärfe (künstlerische Unschärfe, Bewegungsunschärfe, …)
  • die Qualität der Bildoptimierung (physikalische Schärfe beeinflusst nur zu 25 % der Schärfeeindruck)
schärfer, brauchbarer
sehr unscharf, unbrauchbar
einfache Optimierung des unscharfen Bildes

Kontrast in der Schärfedarstellung

Kontrast

Helligkeitsunterschiede sind die stärksten Unterschiede, die das menschliche Auge in einem Foto wahrnehmen kann. Diese Helligkeitsunterschiede können sowohl global (das ganze Bild betreffend) als auch lokal (zwischen einzelnen Bildelementen) wahrgenommen werden. Diese Unterschiede werden Kontrast genannt. Mit einem hohen Kontrast lässt sich der subjektive Schärfeeindruck erhöhen – meist zu Lasten der physikalischen Schärfe.

Schärfemuster 11: Ein kontrastreiches Foto. Das Problem: Je kontrastreicher ein Foto ist, desto weniger Schärfe enthält es. Stattdessen steigt der Schärfeeindruck.

Kontrastumfang

Schärfemuster 12: Würde dieses Foto den Kontrastumfang der Natur besitzen, müsste die Betrachtung blind machen

Der größte Kontrastunterschied in unserem Alltag existiert zwischen tiefster Nacht und gleißendem Sonnenschein. Man spricht hierbei von einem großen Kontrastumfang. Das menschliche Auge passt sich diesem Unterschied durch Öffnen und Schließen der Pupille an. Fotoapparate benutzen durch das Öffnen und Schließen der Blende eine vergleichbare Methode.

Ein hoher Kontrastumfang liefert eine hohe Schärfe – allerdings gibt es kein Bildsystem, das den Kontrastumfang der Natur vollständig in einem Bild fixieren kann. Daher muss der natürliche Kontrastumfang eines Motivs vor der Bildspeicherung reduziert werden.


Kontrastdifferenzierung

Der Kontrastumfang eines Fotos wird mit dem Bereich zwischen hellster und dunkelster Stelle definiert. In der technischen Darstellung werden dazu Schwarz und Weiß benutzt.

Schärfemuster 13: In der Digitalfotografie wird die Zahl der Abstufungen in "bit" gemessen. Je mehr Abstufungen vorhanden sind, umso mehr Schärfe kann in einem Bild gespeichert werden.

Je nach Anzahl der Differenzierungsstufen ist ein Foto in der Lage, Bildinformationen zu transportieren (= scharf zu sein). In der Digitalfotografie werden meist 8 bit (= 256 Abstufungen pro Farbkanal) benutzt. Damit ist im Alltag ein ausreichendes Maß an Schärfe gewährleistet.

Kontrastprobleme

Das menschliche Auge kann ungefähr 100 Helligkeitsunterschiede wahrnehmen. Dafür scheint der Wert 8 bit (= 256 Abstufungen pro Farbkanal) mehr als ausreichend zu sein.

  • Problem 1: Die physikalisch vorhandenen Abstufungen im Foto liegen meistens deutlich darunter (150 bis 200 Abstufungen je nach Kameratyp). Diese reduzierten Abstufungen werden zwar als 8-bit-Information gespeichert, trotzdem werden es dadurch nicht mehr als 150 bis200 Abstufungen.
  • Problem 2: Jedes Bild durchläuft immer mehrere Optimierungsstufen, bei denen die Zahl der physikalischen Abstufungen ständig schwindet. Die Menge der Optimierungen lässt sich zwar verringern, aber niemals annullieren. Wer zusätzlich noch manuell optimieren will, wird sehr schnell mit Artefakten konfrontiert.
  • Problem 3: Die eigentlichen Stärken der digitalen Fotografie liegen in der Universalität und Schnelligkeit. Gerade diese Stärken verhindern die allgemeine Benutzung von mehr Abstufungen (beispielsweise 16 bit= 65.536 Abstufungen), denn ein universelles Bild wird meist im universellen JPEG-Format gespeichert. Damit ist es aber auf 8 bit festgelegt.
  • Problem 4: In der Alltagsfotografie ist die Bildspeicherung im JPEG-Format allgegenwärtig. Durch diese Speichermethode wird die Kontrastdifferenzierung reduziert.
Schärfemuster 14: Deutlich ist zu erkennen, dass in den hellen und dunklen Bereichen des Originalbildes nur wenige Schärfeinformationen vorhanden sind. Bei einer Nacharbeit des Bildes werden diese aber benötigt.

Erklärungen

Fotoqualität

> wörtliche Übersetzung: „Beschaffenheit eines Lichtbildes“

Unter Fotoqualität versteht man die Gesamtheit aller Einflussfaktoren, die die Qualität eines Fotos beeinflussen. Die Art der Aufnahme (analog oder digital) hat nur bedingt Einfluss auf die Fotoqualität. Man kann mit alten analogen Kameras, die über keinerlei Elektronik verfügen, exzellente Bilder machen und mit einer teuren Digitalkamera unbrauchbare Schnappschüsse.

Neben der Schärfe, die für Laien oft einziges Qualitätsmerkmal ist, spielen auch viele andere Kriterien eine Rolle:

  • technische Parameter: Farbe, Helligkeit, …
  • subjektive Parameter: Erwartungshaltung, Erfahrung, …
  • Umgebungsbedingungen: Lichtverhältnisse, Präsentationsform, …

Jede Bedingung, die die Fotoqualität beeinflusst, beeinflusst auch die Schärfe. Daher kann die differenzierte Beurteilung von Schärfe exemplarisch für die Beurteilung der Fotoqualität betrachtet werden.

Artefakt

> wörtliche Übersetzung: „künstliches Gebilde“

In der Fotografie sind damit Bilddetails gemeint, die nicht mit der Bildquelle übereinstimmen. Typische Artefakte sind Körnigkeit, Rauschen, Klötzchen, Säume, Überstrahlungen, Farbstiche usw.

Ein sehr komplexes Artefakt ist der Moiréeffekt.

Schärfemuster 15: Innenaufnahme ohne ausreichende Blitzleistung. Bereits in der Originaldatei (oben) sind zahlreiche Störungen sichtbar: buntes Rauschen, … Unten ist die Aufhellung zu sehen. Einer der deutlichsten Artefakte ist der Farbstich.

In digitalen Bildern kann es zu folgenden Artefakten kommen:

Interpolation

Unter Interpolation (wörtliche Übersetzung: „Zwischenrechnen“) versteht man im Allgemeinen die Berechnung von Werten zwischen den Messwerten mithilfe einer kontinuierliche Funktion, die diese Daten näherungsweise abbildet. Eine Interpolation ist daher immer mit einem Verlust an Schärfe verbunden. In der Fotografie wird die Interpolation vor allem zwei Bereiche angewendet: bei der Interpolation einer Pixelmenge und innerhalb der Pixel.

Die Interpolation einer Pixelmenge wird hauptsächlich zur Anpassungen der Bilddaten auf ein gewünschtes Ausgabeformat– nach oben und nach unten (mehr und weniger Pixel) – verwendet. So stimmt in der Digitalfotografie die Pixelmenge der Fotodatei (Originalaufnahme der Kamera) so gut wie nie mit dem bildgebenden Verfahren überein; alle Methoden und damit verbundene Geräte (Drucker, Monitore, Ausbelichter, …), die Fotos zur Darstellung bringen können, werden bildgebendes Verfahren genannt. Daher muss die Menge der Pixel verändert werden. Dieser Vorgang heißt Interpolation.

Beispiel: eine Fotodatei besitzt 1000 × 1500 Pixel. Ein Drucker soll dieses Foto in der Größe 10 × 15 cm² drucken. Der Drucker kann aber auf einer Fläche von 10 × 15 cm² nur 1200 × 1800 Pixel drucken. Wie druckt er trotzdem? Er errechnet zusätzliche (vorher nicht vorhandene) Pixel. Diese dazugerechneten Pixel machen natürlich nicht das Bild detailreicher oder schärfer, es wird nur die Pixelanzahl auf die gewünschte Menge erhöht.

Unter der Interpolation innerhalb der Pixel versteht man hingegen, die Anpassung von Farbwerten eines Pixels. Ein durchschnittliches Digitalfoto besitzt 256 Abstufungen pro Farbkanal. Soll ein beliebiges Detail an den Farbinformationen geändert werden (Farbkorrektur, Helligkeitsänderung, …) müssen die vorhandenen Farbinformationen auf der Skala dieser 256 Abstufungen verschoben werden. Im Idealfall kann die gewünschte Veränderung so vollzogen werden, dass jede alte Farbinformation einen neuen Punkt auf dieser Skala bekommt. Dieser Idealfall tritt praktisch nie auf. Im Normalfall werden die Farbinformationen so gestaucht und verzerrt, dass es zu starken Verlusten innerhalb der 256 Abstufungen kommt. In der symbolischen Darstellung von Bildbearbeitungsprogrammen wird dies durch Lücken angezeigt (siehe auch Schärfemuster 16). Das durchschnittliche menschliche Auge kann ca. 100 Helligkeitsunterschiede wahrnehmen. Da es an jedem Bild immer mehrere der genannten Bildveränderungen gibt, wären die entstehenden Lücken schnell sichtbar. Daher werden von allen Bildbearbeitungsprogrammen diese fehlenden Lücken interpoliert.

Schärfemuster 16: Ein durchschnittliches Digitalfoto (Links) wird bearbeitet. Nach der leichten Kontraständerung (rechts) sind in den Blüten bereits Farbverluste sichtbar: die Anzahl der Farbdifferenzierungen hat sich verringert (siehe hierzu in die gezoomten Ausschnitte).

Komprimierung

> wörtliche Übersetzung: „zusammendrücken“

Würde das Foto einer Kamera mit 10 Millionen Pixeln ohne Komprimierung abgespeichert, würde die Datei 30 Megabyte groß sein. Das entspricht ungefähr der Menge von 20 Fotos, wenn dieselbe Kamera die Fotos mit JPEG-Komprimierung (hoher Qualitätstufe) speichern würde. Speicherplatz kostet Geld. Daher sind alle Hersteller von Bildsystemen bemüht, die Dateigröße zu reduzieren. Aus diesem Grund wird komprimiert.

Hierbei wird zwischen verlustfreier und verlustbehafteter Komprimierung unterschieden.

  • Verlustfreie Komprimierungen reduzieren die Dateigröße auf die Hälfte oder ein Drittel der Originalgröße. Das Problem: Die entstandenen Dateien sind meist nicht universell – es wird eine spezielle Software benötigt.
  • Verlustbehaftete Komprimierungen können die Dateigröße auf bis zu 5 % der Originalgröße reduzieren. Möglich wird dies durch das Löschen von nicht dominierenden Bildinformationen. Die entstandenen Dateien sind universell und können von den meisten Computerprogrammen genutzt werden.

Verlustbehaftete Komprimierung ist immer mit einem Schärfeverlust verbunden.

Schärfemuster 17: Die zahlreichen Artefakte entstanden fast ausschließlich durch die Verwendung von des JPEG-Formats beziehungsweise wurden dadurch verstärkt. Jedes im JPEG-Format gespeicherte Bild enthält solche Artefakte – allerdings meist in abgeschwächter Form.

Bildoptimierung

Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus Listen, an deren Stelle besser Fließtext stehen sollte.

> sinngemäß für: den Qualitätseindruck eines Fotos verbessern

  • Die Bildinformation jedes Digitalfotos wird beeinflusst durch:
    • elementare Grundfunktionen der Kamerasoftware wie Weißabgleich, Gammakorrektur, Komprimierungsverfahren
    • nicht zu verhindernde Schärfeverluste in der Verarbeitungskette, wie
    • Interpolationsverluste zwischen den Pixeln (Pixelinterpolation)
    • Interpolationsverluste innerhalb der Pixel (Manipulation an der Farbe)
    • automatische Optimierung bei der Bildfertigung
    • manuelle Optimierung bei der Bildfertigung

Die Bildoptimierung versucht, jede dieser Veränderungen zu steuern. Die wichtigsten Methoden sind:

  • Kanten und Konturen betonen:
  • Kontrasterhöhung:
    • Korrektur von Härte, Gamma, Gradation, …
  • Kontrastumfang erhöhen:
    • selbstleuchtende Projektion (Dia, Beamer, …)
    • Papier hoher Weißheit benutzen (mehr Licht wird reflektiert) und Schwarz hoher Reinheit benutzen (weniger Licht wird reflektiert)
      • Für Tintenstrahldrucker werden spezielle Fotopapiere angeboten. Mit diesen werden die o. g. Voraussetzungen erfüllt.
    • Helligkeiten beeinflussen (Nachbelichtungen, Tonwertspreizungen, …)
      • Bei Tintenstrahldruckern wird generell mehr Schwarz zugemischt, als technisch nötig wäre. Dies dient der Erhöhung des Schärfeeindrucks.
  • kontrastreiche Unterschiede schaffen:
    • Hintergrund im Foto ändern
    • Bildrahmen und Präsentationsort ändern
    • und weitere …

Alle genannten Methoden können analog und digital angewendet werden.

Siehe auch


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