Zentral-Vieh- und Schlachthof

Zentral-Vieh- und Schlachthof

Der Zentralvieh- und Schlachthof war der zentrale städtische Viehhof und Schlachthof in Berlin und lag zunächst im Dreieck Thaerstraße–Eldenaer Straße–Ringbahn. Später wurde er nach Nordwesten zwischen Ringbahn und Hausburgstraße über die Landsberger Allee hinaus erweitert. Der heutige S-Bahnhof Storkower Straße hieß bis Mitte der 1970er-Jahre Zentralviehhof. Nach dem Bau des Neubaugebietes am Fennpfuhl, für das dieser S-Bahnhof ein wichtiger Einstiegspunkt war, erfolgte die Umbenennung.

Der Zentralvieh- und Schlachthof lag im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg unmittelbar an der Grenze zu Friedrichshain und Lichtenberg. Zum Bezirk Prenzlauer Berg gehörte er seit dem Jahre 1938, als die Grenzen der Berliner Bezirke korrigiert wurden. Davor gehörte er seit der Bildung Groß-Berlins im Jahre 1920 zum Bezirk Friedrichshain.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Entwicklung des Schlachtgewerbes in Berlin

Die sogenannten „Wursthöfe“, die beiden ältesten Schlachthäuser Berlins, befanden sich an der Spree. Nahe dem Heiligengeist-Hospital am Spandauer Tor am Ende der Spandauer Straße war das eine, das andere war in der Köllnischen Gasse an der Friedrichsgracht. Das Vieh ließ man auf den Wiesen vor der Stadtmauer weiden und trieb es zur Schlachtung zu den Schlachthäusern. In der Paddengasse (der späteren Kleinen Stralauer Straße) befand sich seit 1661 ein weiteres Schlachthaus, das seine Abfälle direkt in die Spree einleitete. 1725 befand es sich in einem so schlechten baulichen Zustand, dass 1727 ein neues Schlachthaus ebenfalls in der Paddengasse errichtet wurde, das bis 1810 genutzt wurde. Es war eins von drei Schlachthäusern, die zu dieser Zeit errichtet wurden, und befand sich auf Pfahlbauten über der Spree. Ein weiteres Schlachthaus wurde 1750 nahe dem Schiffbauerdamm in der Dorotheenstadt errichtet.

Das Schlachtgewerbe war seit 1591 durch königliche Verordnungen eingeschränkt. Sie sollten gewährleisten, dass nur in den städtischen Schlachthäusern Vieh geschlachtet werden durfte. Die Einführung der Gewerbefreiheit als Teil der preußischen Reformen im Jahre 1810 ermöglichte die Gründung privater Schlachtstätten, deren Zahl in der Folge immer weiter stieg. Meist erfüllten sie aber nicht die erforderlichen hygienischen Ansprüche.

1827 eröffnete der Gastwirt Klaeger vor der Zoll- und Akzisemauer in der Nähe des Landsberger Tores einen Viehmarkt mit Schlachthaus und Ställen für 1.000 Rinder, 4.000 Schweine und 6.000 Hammel. Im Unterschied zu den bisherigen Schlachthäusern war dies das erste Schlachthaus, das nicht im Stadtinneren und in direkter Nähe von Wohnvierteln lag und somit keine Verschmutzung und Geruchsbelästigung durch Viehtrieb und Viehhaltung hervorrief. Seit 1848 regelte eine Wochenmarktordnung die Verkaufsbestimmungen auch auf dem Viehmarkt und ein 1853 ernannter Kreis-Tierarzt für Berlin kontrollierte Schlächtereien, Vieh- und Wochenmärkte. Der Klaegersche Viehhof wurde 1871 geschlossen, nachdem die Rinderpest in Berlin ausbrach.

Ein weiterer großer Viehhof dieser Zeit war der 1867 durch den Unternehmer Ebers auf einem 30 Hektar großen Areal zwischen der Brunnen- und Ackerstraße im Gesundbrunnen errichtete Berliner Viehmarkt. Die Pläne für den Viehhof, auf dem die Sponholz & Co. Viehmarkts-Aktiengesellschaft ansässig war, lieferte der Baumeister August Orth. Bereits 1868 kaufte der Industrielle Bethel Henry Strousberg das Unternehmen auf und ließ den notwendigen und noch fehlenden Eisenbahnanschluss bauen. 1870 waren die Gebäude weitgehend fertiggestellt. Strousberg verkaufte das Unternehmen 1872 an die Berliner Viehmarkt-Aktiengesellschaft. Der Berliner Viehmarkt war in der Lage, den Fleischbedarf dieser Zeit zu großen Teilen zu decken.

Überlegungen zum Bau eines städtischen Vieh- und Schlachthofes

Rudolf Virchow schlug bereits 1864 in der Stadtverordnetenversammlung vor, ein von der Stadt Berlin betriebenes, öffentliches Schlachthaus einzurichten, um für die immer weiter wachsende Berliner Bevölkerung eine bessere Qualität in der Fleischversorgung zu gewährleisten. Eine Kommission empfahl 1866, dass ein Schlachthaus zusammen mit einem Viehmarkt auf dem gleichen Gelände errichtet werden sollte, da durch die Kombination für die Viehhändler Kostenvorteile entstehen würden und die Kontrollen in den Ställen und Schlachthäusern vereinfacht werden könnten. Man schlug ein Grundstück in Moabit nahe der Beusselstraße vor, doch die Mehrheit der Stadtverordneten lehnte das Projekt ab.

Am 18. März 1868 erließ die preußische Regierung aufgrund der Missstände im Schlachtgewerbe und der weiten Verbreitung der Trichinose das Gesetz über die „Errichtung öffentlicher, ausschließlich zu benutzender Schlachthäuser“, das sogenannte Schlachtzwanggesetz, das den Bau von kommunalen Schlachthäusern fördern und das anschließende Verbot privater Schlachtereien erlauben sollte. Auch Berlin hatte nun die gesetzliche Aufgabe, ein öffentliches Schlachthaus zu errichten und dort hygienische Kontrollen durchzuführen.

Dass der öffentliche Vieh- und Schlachthof jedoch erst 13 Jahre später eröffnet wurde, lag an längeren Auseinandersetzungen in der Stadtverordnetenversammlung, hauptsächlich wegen der Kosten und des Lobbyismus von Seiten der Berliner Schlächterinnung. Etwa 800 private Schlachthäuser gab es 1875 in Berlin und Umland. Viele davon schlachteten das Vieh unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen und das Fleisch wurde bei den wenigsten kontrolliert. Die Schlächterinnung argumentierte damit, dass die Mehrzahl der Schlachtereien in guten Zustand seien und man nur die unvorschriftsmäßigen zu schließen bräuchte. Außerdem würden die Straßen Berlins durch den Bau der Kanalisation bereits viel sauberer sein.

Virchow war 1874, als die Diskussionen um den Bau eines öffentlichen Schlachthofes erneut aufflammten, auch wieder ein starker Befürworter dieses Plans. Der Berliner Magistrat verhandelte mit der Berliner Viehmarkt-Aktiengesellschaft um den Ankauf des Viehmarktes an der Brunnenstraße. Die Mehrheit der Abgeordneten lehnte 1876 den Kauf aber ab, da die Kosten für die notwendigen Um- und Ausbauarbeiten auf dem Gelände inklusive des Kaufpreises als zu hoch angesehen wurden und das Gebiet bedingt durch das Wachstum der Stadt bereits zu Nahe am Stadtzentrum lag. Man wollte lieber ein noch unbebautes Gelände für einen Neubau erwerben. Dafür wurden zwei Areale ins Auge gefasst: das eine in Rummelsburg mit Anschluss an Wasserwege und das andere auf der Feldmark Lichtenberg an der Landsberger Allee. Nachdem man sich für das zweitgenannte Grundstück entschieden hatte, machte man der Viehmarkt-Aktiengesellschaft ein Gegenangebot in Höhe von acht Millionen Mark, das jedoch nicht angenommen wurde.

Entstehung und Ausbau

Die Anfänge von 1876 bis 1900

Alter Schlachthof mit Schlachthäusern, Markthallen, Ställen und Entladebahnhof (Entwurf Blankensteins)

So erwarb am 28. Oktober 1876 der Magistrat das 38,62 Hektar große Gebiet auf der Feldmark Lichtenberg für 657.210 Mark, um darauf den Central-Vieh- und Schlachthof zu errichten. Auf der Basis Virchow'scher Hygienevorstellungen und nach Entwürfen von Stadtbaurat Hermann Blankenstein begannen am 26. November 1877 die Bauarbeiten. Am 30. März 1878 wurde das Gelände zur Stadt Berlin eingemeindet, da ansonsten das Schlachtzwanggesetz nicht hätte angewandt werden können. Die Eröffnung fand am 1. März 1881 statt, obwohl noch nicht alle Gebäude fertiggestellt waren. Dies war erst im April 1883 der Fall.

Die Viehhofbörse, um 1897

Das Gelände gliederte sich grob in zwei Teile. Im westlichen Teil befanden sich der Schlachthof mit den Anlagen zur Verwertung des Schlachtgutes sowie seiner Koppelprodukte wie eine Kaldaunenwäsche, eine Darmschleimerei, eine Talgschmelze, sowie eine zur Lederfabrik gehörende Häute-Salzerei und -trocknerei, eine blutverarbeitende Albuminfabrik sowie ein separater Gleisanschluss. Der Viehhof war durch eine Mauer vom Schlachthof getrennt und dort befanden sich die vier großen Verkaufshallen, zahlreiche Ställe, die beiden Verwaltungsgebäude und das Börsengebäude, welches 1945 im Krieg zerstört wurde. Der östliche Teil war weitgehend unbebaut, um Platz für spätere Erweiterungen zu lassen. Ganz im Osten lag der Seuchenhof, auf dem verdächtige Tiere gehalten wurden.

Nördlich schloss sich bis zu den Gleisen der Berliner Ringbahn der Entladebahnhof zum Entladen des Viehs an. Die Gesamtlänge der Gleisanlagen betrug 15,5 Kilometer und an den fünf Viehrampen konnten fünf Züge von je 400 Meter Länge gleichzeitig entladen werden. In einer Desinfektionsanstalt auf dem Entladebahnhof wurden bis zu 50 Waggons die Stunde nach dem Entladen gereinigt. Ein Haltepunkt der Ringbahn wurde am 4. Mai 1881 eingeweiht. Die Ringbahn kreuzt hier auf zwei Stahlbrücken die Fernbahngleise.

126.347 Rinder, 392.895 Schweine, 111.937 Kälber und 650.060 Hammel wurden im ersten Geschäftsjahr verarbeitet. Erster Verwaltungsdirektor war bis 1901 der Königliche Ökonomierat Otto Hausburg. Ihm zu Ehren wurde 1902 die angrenzende Hausburgstraße benannt.

neues Verwaltungsgebäude, um 1900

Aufgrund des gestiegenen Bedarfs entschloss man sich 1889, das Gelände zu erweitern und kaufte ein nordwestlich gelegenes 10,9 Hektar großes Gebiet zwischen Thaerstraße und heutiger Landsberger Allee für 1,5 Millionen Mark. Von 1895 bis zum 5. Januar 1898 wurde der Neue Schlachthof unter Federführung des Baumeisters August Lindemann mit Schlachthäusern, Ställen, Verwaltungsgebäuden und Kühlhäusern bebaut. Unter der Thaerstraße wurden zwei Unterführungen zur Verbindung der beiden Gelände angelegt, damit die Tiere von den Ställen zu den Schlachthäusern getrieben werden konnten.

Weitere Entwicklung ab 1914

Von 1914 bis 1923 stagnierte die Entwicklung des Zentralvieh- und Schlachthofes aufgrund der kriegsbedingten Inflation. Während dieser Zeit leerstehende Hallen wurden von Privatleuten und Behörden als Lagerhallen genutzt. Ab 1924 begann ein neuer Aufschwung des Vieh- und Schlachtbetriebes, der 1925 durch die Eröffnung einer neuen Fleischgroßmarkthalle auf der gegenüberliegenden Seite der Landsberger Allee und der Verlagerung des Handels aus der Zentralmarkthalle am Alexanderplatz hierher weiter gestützt wurde. Im Zuge dessen wurde die Fremdnutzung der Hallen beendet und diese wurden nun wieder ausschließlich für den Vieh- und Schlachtbetrieb genutzt.

1929 errichtete Richard Ermisch ein neues großes Kühlhaus und 1930 wurde die Rinderauktionshalle um 5000 m² erweitert. In den Folgejahren wurden die Gebäude auf dem Gelände ständig modernisiert. So wurde unter anderem die Außenmauer mit Klinkersteinmauerwerk erneuert. Von 1937 bis 1940 entstand quer über den Viehhof eine etwa 420 Meter lange überdachte und verglaste Fußgängerbrücke, die in einer Höhe von etwa sechs Metern von der Eldenaer Straße zum damaligen S-Bahnhof Zentral-Viehhof führte.

Im Zweiten Weltkrieg entstanden schwere Schäden durch Bombenangriffe erst gegen Ende des Krieges im Jahre 1945, während vorher der Betrieb aufrecht erhalten wurde. 80 % der Gebäude auf dem Alten Schlachthof wurden während des Krieges zerstört, aber die Instandsetzungsarbeiten setzen bereits schnell nach Kriegsende ein, um den normalen Schlachtbetrieb wieder aufnehmen zu können. Direkt im Anschluss des Zweiten Weltkriegs richtete die Rote Armee auf dem Viehhof das so genannte Kriegsbeutelager 1 ein. Unter anderem lagerten hier bis zum 14. August 1946 die am Ende des Kriegs im Neuen Palais in Potsdam-Sanssouci zum Schutz vor Zerstörung eingelagerten Bleiglasfenster der Frankfurter Marienkirche.[1] Freiflächen auf dem Gelände wurden auch zur Zwischenlagerung von Trümmerschutt genutzt.

Während der Zeit der DDR avancierte der Zentralvieh- und Schlachthof zum führenden Betrieb der fleischverarbeitenden Industrie Ost-Berlins. 1958 wurde der Zentralvieh- und Schlachthof in einen VEB umgewandelt und dieser dann 1963 in den VEB Fleischkombinat Berlin eingegliedert. In zehn Betriebsteilen wurden bis zu 2700 Arbeiter beschäftigt. Man konzentrierte den Betrieb in dieser Zeit hauptsächlich auf das Gelände des Neuen Schlachthofs zwischen Thaerstraße und Landsberger Allee. Dort war der Schlachthof auch am deutlichsten für Unbeteiligte wahrnehmbar, sowohl durch einen Werksverkauf an der Landsberger Allee als auch durch die Schlachtgeräusche der Schweine. Insbesondere an heißen Sommertagen kam es zu Geruchsbelästigungen der Anwohner. Das Gelände des Alten Schlacht- und Viehhofs wurde nach und nach an andere Staatsbetriebe übertragen.

Nachwendezeit

Nach der Wende wurden die Kombinate zunächst privatisiert und ihr Betrieb 1991 schließlich ganz eingestellt. Die Aufgaben wurden vom gerade erweiterten Fleischgroßmarkt im Großmarkt an der Beusselstraße in Berlin-Moabit übernommen. Das Gelände war daraufhin einige Jahre lang eine Industriebrache.

Im Rahmen der Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2000 Anfang der Neunziger Jahre wurde auch das Schlachthof-Areal in die Planungen mit einbezogen. So sollte auf dem Gelände des Alten Schlachthofs ein Mediendorf entstehen, das Wohnraum für alle Journalisten bieten sollte. Da Sydney als Sieger aus dem Bewerbungsverfahren hervorgegangen ist, wurden diese Pläne jedoch nicht verwirklicht. Das Olympia-Projekt Velodrom wurde dennoch auf dem nördlich der Landsberger Allee gelegenen Areal des Zentralvieh- und Schlachthofs realisiert und 1999 fertiggestellt.

Aktuelle Entwicklung

Neubau im Hausburgviertel

Dagegen wurden in den 1990er-Jahren neue Pläne entworfen, die auf dem 50 Hektar großen Gelände bis zum Jahr 2010 das neue Stadtquartier Alter Schlachthof mit ca. 250.000 m² gewerblicher Nutzfläche und Wohnungen für 4500 Bewohner entstehen lassen sollen. Das Gelände wurde dazu in fünf neue Areale unterteilt: das Hausburgviertel an der Hausburgstraße im Nordwesten, östlich der Thaerstraße das Thaerviertel, den Blankensteinpark im Zentrum sowie das Eldenaer Viertel und das Pettenkofer Dreieck im Osten. Im Jahr 2000 lebten erst sechs Personen in diesem Gebiet, im Jahr 2004 waren es bereits 430[2] und derzeit (31. Dezember 2008) 578[3]. Auf den einzelnen Baufeldern entstehen neue Townhouses und Stadtvillen; zudem werden weitere Hallen zu Reihenhäusern und Loftwohnungen umgebaut. Alle Neu- und Umbauten sollen bis 2009 abgeschlossen sein.

Park im Hausburgviertel

Im Hausburgviertel und Thaerviertel entstehen neben Dienstleistungs- und gewerblichen Nutzflächen auch Wohnraum für ca. 2700 Bewohner und soziale Infrastruktureinrichtungen wie Kindertagesstätten und Spiel- und Sportplätze. Das Eldenaer Viertel und Pettenkofer Dreieck sind fast ausschließlich für Dienstleistungs- und gewerbliche Nutzflächen vorgesehen, so befinden sich dort unter anderem ein großer Reichelt-Supermarkt, ein Plus-Supermarkt, ein Sconto-Möbelhaus, ein Dänisches Bettenlager, ein toom-Baumarkt und einige kleine Gastronomie-Betriebe. An der Eldenaer Straße ist in einem Neubau, der architektonisch aber an eine Backsteinhalle angelehnt ist, ein Lidl-Markt entstanden. Außerdem hat im November 2007 in der Hermann-Blankenstein-Straße ein Getränke-Hoffmann eröffnet; ein Gourmet-Lebensmittelmarkt soll bis 2009 fertiggestellt werden.

Die Reste der Hammelauktionshalle im Blankensteinpark

Im Zentrum des neuen Stadtquartiers befindet sich der 5,1 Hektar große Blankensteinpark, für den 2001 ein Realisierungswettbewerb von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung initiiert wurde. Durch die Pflanzung eines Wildkirsch-Baumes am 13. September 2004 eröffnete Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) den Beginn der Bauarbeiten. Ende 2005 wurde die Anlage für 1,3 Millionen Euro fertiggestellt. Die denkmalgeschützten Überreste der Hammelauktionshalle wurden als nördlicher Abschluss Bestandteil des Parks. Auch die anderen Viertel verfügen über öffentliche Grünflächen, so sind insgesamt ca. 10 Hektar, also ein Fünftel der Gesamtfläche, für Grünflächen ausgewiesen.

Für die aktuelle Entwicklung zeichnete die Stadtentwicklungsgesellschaft Eldenaer Straße mbH (s|es) verantwortlich. Allerdings wurde der Betrieb dieser Tochtergesellschaft des Landes Berlin zum 31. Dezember 2007 eingestellt. Bis dahin konnte eine Vielzahl der bis vor kurzem noch verfügbaren Baugrundstücke veräußert werden.

Seit Ende des Jahres 2006 geht die Bebauung in Form von Townhouses rasch voran. So wurden bereits im Laufe des Jahres 2007 die ersten Gebäude fertiggestellt und bezogen. Bei weiteren Projekten hat der Bau 2007 begonnen oder wird im Jahr 2008 starten.

Ein besonderes Highlight stellt die geplante Umgestaltung der Rinderauktionshalle dar.

Denkmalschutz

1990 stellte man für das ganze Gelände die Eigenschaft als Kulturdenkmal fest und am 28. September 1995 wurde es in die Denkmalliste Berlins eingetragen. An historischen Gebäuden waren im Jahre 1989 auf dem Gelände des Alten Schlachthofs nur noch rund 33 % und auf dem des Neuen Schlachthofs noch ca. 70 % vorhanden. Einige Gebäude und Hallen wurde in die Planungen der Nachwendezeit mit einbezogen und restauriert.

Denkmalgeschützt sind unter anderem:

  • die Rinderauktionshalle und die Reste der Hammelauktionshalle
  • Schlachthallen an der Landsberger Allee und die Rinderställe an der Eldenaer Straße
  • das ehemalige Verwaltungsgebäude und die ehemalige Direktorenvilla an der Eldenaer Straße
  • die Schlachthofmauer an der Hausburgstraße
  • ein kleines Pumpenhäuschen an der Eldenaer Straße
  • und die verbliebenen Reste der Fußgängerbrücke.

Viele andere Gebäude, vor allem auch auf dem Erweiterungsgelände, wurden nicht erhalten und in den letzten Jahren abgerissen.

Einzelgebäude

Rinderauktionshalle

Skizzen zur Rinderauktionshalle

Die Rinderauktionshalle wurde zusammen mit der gleich großen Schweineauktionshalle und Hammelauktionshalle während der ersten Bauphase errichtet. Mit einer 212 Meter langen und 72 Meter breiten Grundfläche war sie damals eine der größten überdachten Eisenkonstruktionen Berlins und ist es heute noch. Das Dach hat am First eine Höhe von zwölf Metern und auf Traufhöhe sechs Meter. Getragen wird es von 320 gusseisernen Säulen. Die Grundfläche von ca. 15.200 m² teilt sich in Raster von jeweils 8 × 7 Meter auf. Aufgrund der großen Breite der Halle mussten in den acht Seitenschiffen Oberlichter angebracht werden. Die Außenmauern wurden aus Backsteinen errichtet. Zuerst waren alle drei Hallen als offene Bauwerke geplant und errichtet worden; nach Beschwerden der Viehhändler bereits im ersten Jahr wurden sie jedoch verglast.

Die ehemalige Rinderauktionshalle ist heute denkmalgeschützt und hat als einzige der drei ursprünglichen Hallen die Zeiten überstanden. Die Sanierung und Umnutzung war Bestandteil verschiedener Ideenwettbewerbe der Nachwendezeit. Im September 2004 wurde die Umbauplanung einer Investorengruppe um Die Zunft AG veröffentlicht, die jedoch nicht realisiert wurde. Das Nutzungskonzept Zunfthalle Alter Schlachthof bestand aus einem Einzelhandels-, einem Gastronomie- und einem Manufaktur-Abschnitt für kleine, mittelständische Unternehmen sowie Handwerker und aus einer Art gläsernen Fabrik zur Herstellung von Handarbeitsprodukten.

Die Halle begrenzt heute den Blankensteinpark nach Osten und soll ab dem Jahr 2008 in eine Shopping- und Freizeitwelt exklusiv für Sport, Outdoor und Wellness umgebaut werden. Durch die Öffnung der Halle und die Mall entstünde dann eine neue Verbindung zwischen der S-Bahn-Station Storkower Straße mit den Wohnvierteln in Friedrichshain. In dem Viva!Center getauften Projekt ist zudem die Konstruktion eines zusätzlichen Galeriegeschosses in Verbindung mit der historischen Bausubstanz geplant. In dem Trend- und Lifestylecenter sollen sich dem Besucher ab Sommer 2009 unter anderem Fachhändler für jegliche Sport- und Freizeitausrüstungen sowie die entsprechende Mode, das passenden Reisebüro und Bio-Lebensmittel für den täglichen Bedarf bieten. Für das Fitness- und Wellnesscenter soll im südlichen Teil des Centers ein Pool mit Blick auf den Blankensteinpark gebaut werden. Im mittleren Teil ist für Restaurants und Events vorgesehen, das Dach anzuheben und zuverglasen.

Fußgängerbrücke Storkower Straße

Bereits kurz nach der Eröffnung des Zentralviehhofs am 1. März 1881 wurde am 4. Mai der S-Bahnhof Zentralviehhof eröffnet. Damit Fußgänger vom S-Bahnhof über die vier Gleise des Entladebahnhofs zum Viehhof gelangen konnten, wurde eine etwa 100 Meter lange hölzerne Fußgängerbrücke errichtet. Fußgänger, die weiter zum Wohngebiet an der Eldenaer Straße wollten, mussten auf der restlichen Strecke die Viehbetriebe passieren, was nicht ungefährlich war. 1928 wurden deshalb Planungen in Angriff genommen, eine Brücke zu bauen, die die komplette Strecke vom Bahnhof zur Eldenaer Straße überspannt. Abstimmungsschwierigkeiten zwischen der Stadt Berlin, dem Viehhof und der Reichsbahn verzögerten den Baubeginn bis zum Jahre 1937.

Von 1937 bis Juli 1940 entstand dann quer über den Viehhof eine 420 Meter lange, vier Meter breite und sechs Meter hohe Fußgängerbrücke aus Stahl. Um die Arbeiten auf dem Viehhof nicht zu behindern, stand sie auf 22 Stützen, die teilweise zwischen 20 und 32 Meter Abstand zueinander hatten. Auf einem südlichen Abschnitt wurden die Stützen beim Bau einfach in das Dach einer der Rinderställe gebaut, wodurch die Brücke genau über dem Gebäude hinweg führte. Außerdem war die Brücke überdacht und mit undurchsichtigen Scheiben verglast. Grund für die Undurchsichtigkeit der Scheiben waren Bedenken des Brückenbauamtes, dass durch die „Möglichkeit der Beobachtung unvermeidlich mit dem Viehhofbetrieb verbundener Szenen insbesondere für die großstädtische Jugend eine sittliche Gefährdung vorhanden sei“ (aus dem Erläuterungsbericht des Brückenbauamtes von 1936). Zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Stahlbrücke wurde die Holzbrücke abgerissen. Durch Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs stark zerstört und auf langen Strecken heruntergestürzt, wurde sie bis 1951 gehoben und rekonstruiert.

östlicher Teil über die Storkower Straße

Von 1976 bis 1977 wurde die Brücke umfangreich repariert und auf 505 Meter verlängert, indem ein 85 Meter langes Stück vom S-Bahnhof Storkower Straße zum neuen Lichtenberger Wohngebiet Fennpfuhl angebaut wurde. Die Brücke war somit die längste Fußgängerbrücke Europas. Das zusätzliche Teilstück war bereits bei den Planungen in den 30er Jahren vorgesehen, der Bau wurde aber zurückgestellt. Kurz nach der Eröffnung des Teilstücks erhielt der S-Bahnhof am 15. Oktober 1977 seinen heutigen Namen Storkower Straße.

Im Zuge des Wiederaufbaus der Berliner Ringbahn und der Sanierung der Bahnhöfe wurde von August 1996 bis Dezember 1997 das 85 Meter lange Teilstück für 1,3 Millionen DM (etwa 660.000 Euro) umfangreich instandgesetzt und mit zwei behindertengerechten Fahrstühlen ausgestattet.

westlicher Rest der Fußgängerbrücke

Am 3. Juni 2002 wurde begonnen, ein 300 Meter langes mittleres Teilstück der Brücke abzureißen und bis Ende 2003 wurde ein 45 Meter langes Stück von der neuen Hermann-Blankenstein-Straße zum S-Bahnhof instandgesetzt und mit einem neuen Treppenaufgang versehen. Die Kosten für Abriss und Instandsetzung beliefen sich insgesamt auf ca. zwei Millionen Euro. Da die Brücke nicht in das Konzept der Stadtentwicklungsgesellschaft Eldenaer Straße für das Gelände passte und die Reparatur- und Erhaltungskosten bis zu 20 Mio. Euro betragen hätten, wurde der mittlere Teil abgerissen.[4] Ein Abschnitt von 75 Meter Länge an der Eldenaer Straße blieb vorerst aus Denkmalschutzgründen erhalten, wurde aber im März 2006 ebenfalls abgerissen.

Die komplette Brücke ist heute noch im Vorspann der Krimiserie Polizeiruf 110 zu sehen. Im Volksmund wurde sie aufgrund des verwahrlosten Zustandes zu DDR-Zeiten auch „Langer Jammer“, aber auch „Langes Elend“ oder „Rue de Galopp“ genannt. Die Straße „Zum Langen Jammer“ im Eldenaer Viertel hat daher auch ihren Namen.[5]

Literatur

  • Susanne Schindler-Reinisch (Hrsg.): Berlin-Central-Viehhof: Eine Stadt in der Stadt, Aufbau-Verlag, Berlin 1996, ISBN 3351024428
  • Günter Möschner, 1. März 1881: Eröffnung des »städtischen Central- Vieh und Schlachthofes«, in: Berlinische Monatsschrift, Edition Luisenstadt, Heft 4/1997, online
  • Berliner Stadtgeschichte: Alter Schlachthof, Edition Luisenstadt, 2004, online
  • Ausschreibungsunterlagen zum Realisierungswettbewerb Blankensteinpark, 2001, online
  • Eberhard Heinze, Eckhard Thiemann, Laurenz Demps: Berlin und seine Brücken, Transpress Verlag, Berlin 1987, S. 106ff., ISBN 3344001051

Weblinks

Einzelnachweise

  1. MDR.de: Die Marienkirche und die Bleiglasfenster
  2. Regionale Entwicklung der Einwohnerzahl in Berlin 2000 bis 2004 in Statistische Monatsschrift 6/2005
  3. Statistischer Bericht: Melderechtlich registrierte Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2008
  4. Berichte der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vom 15. Mai 2002 (DOC) und 11. September 2003 (DOC)
  5. Edition Luisenstadt: Zum Langen Jammer in Prenzlauer Berg

52.52166666666713.4619444444447Koordinaten: 52° 31′ 18″ N, 13° 27′ 43″ O


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