Ziehl-Neelsen

Ziehl-Neelsen
Mycobacterium tuberculosis nach Ziehl-Neelsen-Färbung

Die Ziehl-Neelsen-Färbung (nach Franz Ziehl und Friedrich Neelsen) ist eine gebräuchliche Färbung für mikroskopische Präparate in der Mikrobiologie, um sogenannte „säurefeste“ Bakterien (z. B. Mykobakterien und Nocardien) durch Färbung von anderen nicht „säurefesten“ Bakterien zu unterscheiden. Diese Kontrastfärbung ist eine wichtige differentialdiagnostische Hilfe zur Identifizierung bestimmter Krankheitserreger, vor allem von Erregern der Tuberkulose und der Lepra. Eine Zuordnung zu einem Genus oder einer Spezies der Bakterien ist mit diesem Merkmal der Säurefestigkeit allein allerdings nicht möglich.

Das Färbe-Prinzip beruht darauf, dass bei speziell diesen Bakterien in der Zellwand besondere Lipide (Wachse, Mykolsäuren) enthalten sind, die bei üblichen anderen Färbeverfahren verhindern, dass die Bakterien gefärbt werden, indem sie das Eindringen des hydrophilen Farbstoffs verhindern. Bei der Ziehl-Neelsen-Färbung wird mit Karbolfuchsin (Phenolfuchsin) in der Hitze gefärbt, so dass einerseits der Farbstoff trotz der Lipidhülle eindringt, andererseits aber der Farbstoff mit üblichen Entfärbemethoden bei normaler Temperatur nur schwer wieder aus den Bakterien zu extrahieren ist. Danach werden die nicht „säurefesten“ Objekte mit Salzsäure oder einem Gemisch aus Alkohol und Salzsäure bei normaler Temperatur wieder entfärbt. Nur die „säurefesten“ Bakterien behalten bei dieser Behandlung den Farbstoff und bleiben deshalb rot gefärbt, alle anderen Bakterien verlieren den Farbstoff wieder.

Eine auf dem gleichen Prinzip beruhende Färbung ist die sog. Auramin-Rhodamin-Färbung. Dabei wird ein fluoreszierender Farbstoff (Auramin) statt Fuchsin eingesetzt. Dieser bleibt bei der Entfärbung wie das Fuchsin auch in den Bakterien und lässt sich ebenso auf diese Weise nicht mehr herauslösen. Unter dem Fluoreszenz-Mikroskop leuchten dann die „säurefesten“ Bakterien orange und heben sich dadurch vom Hintergrund deutlich ab.

Die Untersuchung von histologischen Präparaten und - bei Lungentuberkulose - von Sputum-Präparaten mit diesen Färbungen ist relativ zeitaufwendig, da man mit hoher Vergrößerung mikroskopieren muss und häufig nur sehr wenige Mykobakterien zu finden sind, die allerdings zur Diagnose ausreichen. Die Methode der Färbung und des Mikroskopieren stellt bei der Tuberkulose aber immer noch einen schnellen Weg der Erregerfindung dar. Der Goldstandard ist aber immer noch die Kultur, die bei Mycobacterium tuberculosis wegen seiner langsamen Vermehrung einige Wochen in Anspruch nimmt.

Methode

Die hitzefixierten Bakterien-Ausstriche bzw. histologischen Präparate werden mit wässrig-alkoholischer Karbolfuchsinlösung (Phenolfuchsin) überschichtet und über einer leuchtenden Bunsenbrenner-Flamme dreimal bis zum Dampfen (nicht Kochen!) erhitzt. Dabei dringt der Farbstoff in alle Bakterien ein, auch durch die Lipid-haltigen Zellwände in die Mykobakterien oder anderen „säurefesten“ Bakterien. Anschließend wird der Farbstoff abgegossen und mit Leitungswasser kurz abgespült. Dann wird mit Alkohol, der 3% Salzsäure enthält, etwa eine Minute entfärbt, wobei jedoch die „säurefesten“ Bakterien den Farbstoff behalten und nur die nicht „säurefesten“ Objekte entfärbt werden. Nach kurzem Abspülen der Lösung unter Leitungswasser erfolgt in der Regel eine Gegenfärbung der nicht „säurefesten“ Objekte mit 0,3- bis 1-prozentiger Methylenblau-Lösung (etwa drei Minuten).

Säurefeste Bakterien sind danach rot gefärbt, während alles andere nur den Farbstoff der Gegenfärbung aufnimmt (hier blau).

Historisches

Als Entdecker des Phänomens der säurefesten Stäbchen 1882 gilt Paul Ehrlich, er färbte mit Methylviolett. Franz Ziehl (Zusatz von Phenol, 1882) und Friedrich Neelsen (Verwendung von Fuchsin, 1883) haben dieses Verfahren durch den Einsatz einer anderen Farbstoff-Lösung, Rindfleisch 1883 durch das Erhitzen beim Färben verbessert.

Die Methode zur Prüfung auf Säurefestigkeit mittels Auramin-Färbung stammt von P. Hagemann (1938).

Siehe auch

Gram-Färbung, Bunte Reihe, Färbemethoden, Erregernachweis, Zellkultur, Mikrobiologie


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ziehl-Neelsen — Coloration de Ziehl Neelsen La coloration de Ziehl Neelsen est une méthode de coloration permettant l identification des mycobactéries au microscope. Elle fait partie des colorations qui mettent en évidence l acido alcoolo résistance, caractère… …   Wikipédia en Français

  • Ziehl-Neelsen, coloración de — histol. Método de tinción en parafina con una solución de carbolfucsina. Se utiliza para el estudio microscópico de los bacilos de Koch, bacilos acidoalcoholresistentes, micobacterias y agentes de la tuberculosis. Medical Dictionary. 2011 …   Diccionario médico

  • Ziehl-Neelsen carbolfuchsin solution — Ziehl Neelsen carbolfuchsin. See also Ziehl Neelsen staining method, at Table of Stains and Staining Methods, under stain …   Medical dictionary

  • Ziehl-Neelsen stain — The Ziehl Neelsen stain, also known as the acid fast stain, was first described by two German doctors; Franz Ziehl (1859 to 1926), a bacteriologist and Friedrich Neelsen (1854 to 1894), a pathologist. It is a special bacteriological stain used to …   Wikipedia

  • Ziehl-Neelsen-Färbung — Mycobacterium tuberculosis nach Ziehl Neelsen Färbung Die Ziehl Neelsen Färbung (nach Franz Ziehl und Friedrich Neelsen) ist eine gebräuchliche Färbung für mikroskopische Präparate in der Mikrobiologie, um sogenannte „säurefeste“ Bakterien (z. …   Deutsch Wikipedia

  • Ziehl-Neelsen-Färbung — Zi̲e̲hl Ne̲e̲lsen Färbung [nach dem dt. Neurologen Franz Ziehl (1857 1926) und dem dt. Pathologen F.Ziehl Neelsen FärbungK.Ziehl Neelsen FärbungA. Neelsen (1854 bis 1894)]: Färbemethode zum Nachweis säure und alkoholfester Stäbchen, vor allem von …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Ziehl-Neelsen carbolfuchsin — a mixture of basic fuchsin and liquefied phenol in alcohol and purified water; used in the Ziehl Neelsen staining method (see at Stains and Staining Methods, under stain) …   Medical dictionary

  • Ziehl-Neelsen staining method — a stain for acid fast organisms. A heat fixed smear is flooded with Ziehl Neelsen carbolfuchsin, heated for 5 minutes, cooled, and washed. The slide is decolorized with acid alcohol, washed, and counterstained with methylene blue. Acid fast… …   Medical dictionary

  • Ziehl-Neelsen stain — Ziehl Neel·sen stain tsēl nāl sən n a carbolfuchsin stain used esp. for detecting the tubercle bacillus Ziehl Franz (1857 1926) German bacteriologist. A professor in Lübeck, Ziehl introduced the carbolfuchsin stain for the tubercle bacillus in… …   Medical dictionary

  • Ziehl-Neelsen carbolfuchsin staining method — Ziehl Neel·sen carbolfuchsin, staining method (tsēlґ nālґsen) [Franz Ziehl, German bacteriologist, 1857–1926; Friedrich Karl Adolf Neelsen, German pathologist, 1854–1894] see under carbolfuchsin, and at Stains and Staining Methods,… …   Medical dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”