Ziganologie

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Die Tsiganologie beschäftigt sich mit der Geschichte, Kultur und Herkunft der „Zigeuner“. Der Terminus leitet sich wahrscheinlich vom Griechischen athinganoi „Unberührbare“ oder dem Lateinischen cingari beziehungsweise dem Arabischen samkeri „Blechschmied“ ab.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung der Forschung in Deutschland

Der Begriff „Tsiganologie“ ist weniger als drei Jahrzehnte alt und verdeutlicht einen radikalen Bruch mit jener „Zigeunerkunde“, die sich in der Vergangenheit allzu oft gegen Sinti und Roma gerichtet hatte.[1] Gegen Ende der 70er Jahre entwickelte sich in der Bundesrepublik Deutschland ein publizistischer Boom zu tsiganologischen Fragen, in dem zunächst ein vorwiegend sozialpädagogischer Diskurs dominierte.[2]

Eine Arbeitsgruppe der Universität Gießen, gegründet von dem Ethnologen Mark Münzel und Georgia A. Rakelmann, existiert seit 1978 und beschäftigte sich bis 1980 über Sinti und Roma und ähnliche Gruppen als europäische Minderheiten. Das Gießener tsiganologische Projekt betonte in seinem Ansatz die kulturelle Eigenständigkeit der Minderheit gegenüber der Mehrheit. Das zweite Projekt arbeitete von 1980 bis 1982 über den Vergleich der Sozialpolitik gegenüber Sinti und Roma in West- und Osteuropa. Aus den beiden Projekten ging die Zeitschrift Gießener Hefte für Tsiganologie, herausgegeben von Reimer Gronemeyer und Mark Münzel, hervor, die in der ersten Folge von 1984 bis 1986 erschien. Die zweite Folge erscheint unter dem Namen Tsiganologische Studien und wird seit 1996 von Reimer Gronemeyer und Georgia A. Rakelmann herausgegeben.[3]

In den letzten zehn Jahren hat sich an der Universität Leipzig am Ethnologischen Institut ein Zentrum für tsiganologische Forschung etabliert. Im Jahr 1998 begann Bernhard Streck, die ersten Studierenden durch einen Lektürekurs für die Kulturen der Roma zu sensibilisieren. Seit 2002 existiert das Projektseminar Tsiganologie als Teildisziplin der Ethnologie und versteht sich als ein Forum, in dem sich Studierende und Postgraduierte aller Fachrichtungen austauschen können. Die Arbeitsgruppe institutionalisierte sich 2005 als „Forum Tsiganologische Forschung“ (FTF) und gründete damit die einzige deutsche Institution, die sich auf der Basis eines interaktionistischen Ansatzes mit Roma-Gruppen auf transnationaler, nationalstaatlicher und lokaler Ebene beschäftigt.[4] Es sind nur wenige, die sich heute als Tsiganologen verstehen, zumal ihre Arbeiten bei Roma und Sinti Organisationen in der Regel nicht auf Anerkennung stoßen.[5]

Internationale Forschung - Romani Studies

1888 wurde in Großbritannien die internationale Vereinigung „Gypsy Lore Society“ gegründet. Seit 1989 befindet sich der Hauptsitz in den USA. Ziele dieser Organisation sind die Förderung von Studien zu „Zigeunern“, Reisenden und anderen peripatetischen Kulturen weltweit und die Etablierung eines engen Netzwerkes zwischen verschiedenen Wissenschaften und Bereichen, die sich mit entsprechenden Aspekten und Themen beschäftigen. Weiterhin soll die Verbreitung genauer und fundierter Informationen zu einem besseren Verständnis der Vielfalt von nichtsesshaften Gruppen führen.[6] Die Gypsy Lore Society gibt die halbjährlich erscheinende Zeitung Romani Studies heraus, fördert Tagungen und Konferenzen und etablierte das Victor Weybright Archive of Gypsy Studies.

1991 wurde die „Studii Romani“, eine Gesellschaft für Minderheitenstudien, von Wissenschaftlern der Sozial- und Geisteswissenschaften aus Bulgarien gegründet. Hauptziel ist die Erforschung verschiedenen ethnischer, religiöser und kultureller Aspekte von Minderheiten wie den Roma in Bulgarien und auf dem Balkan.[7]

Einzelnachweise

  1. Joachim S. Hohmann: Handbuch zur Tsiganologie. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 1996, S. 11.
  2. http://www.uni-gießen.de, 11. Juli 2008
  3. http://www.uni-gießen.de, 11. Juli 2008
  4. Fabian Jacobs (Hg. mit J. Ries): Roma-/Zigeunerkulturen in neuen Perspektiven – Romani/Gypsy cultures in new perspectives. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2008, S. 11.
  5. Joachim S. Hohmann: Handbuch zur Tsiganologie. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 1996, S. 11.
  6. http://www.gypsyloresociety.org/index.html, 19. Juli 2008
  7. http://212.72.210.78/sr-www/studiiromanien.html, 19. Juli 2008

Literatur

  • Joachim S. Hohmann: Handbuch zur Tsiganologie. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main, 1996.
  • Fabian Jacobs (Hg. mit J. Ries): Roma-/Zigeunerkulturen in neuen Perspektiven – Romani/Gypsy cultures in new perspectives. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig, 2008.

Weblinks


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