Zirkushund

Zirkushund
Jonglierende Zirkusartisten
Der Zirkus, Georges Seurat, 1891
Akrobaten im Zirkus

Ein Zirkus (lat.: Kreis, Plural: Zirkusse) – oder auch Circus – ist ein Unterhaltungsunternehmen oder eine Gruppe von Artisten, die eine Vorstellung mit verschiedenen artistischen (zirzensischen) Darbietungen (Akrobatik, Clownerie, Zauberei, Tierdressuren) zeigt.

Die Schreibweise „Circus“ benutzen die meisten Zirkusse wegen des lateinischen Ursprungs, z. B. im Eigennamen „Circus Sarrasani“. Der Duden (24/2006) nennt beide Schreibweisen, „Zirkus“ und „Circus“.

Das deutsche Wort Zirkus wird vom griechischen „kirkos” oder lateinischen „circus” hergeleitet. Beide Begriffe bezeichneten im antiken Griechenland und Rom eine kreis- oder ellipsenförmige Arena, in der in erster Linie Wagenrennen und seltener Tierkämpfe der Gladiatoren stattfanden (Circus Maximus). Mehr als die Form der „Bühne“ hat der neuzeitliche Zirkus mit dem antiken Zirkus nicht gemeinsam.

Inhaltsverzeichnis

Manege und Zelt

Der klassische in Europa bekannte Zirkus ist ein Familienunternehmen, das mit einem Zirkuszelt, auch als Chapiteau bezeichnet, von Ort zu Ort zieht. Daneben gibt es noch vereinzelt Zirkusse mit festen Gebäuden, wie in Riga, Chişinău oder Moskau. Das Theater Carré in Amsterdam war ursprünglich ein reines Zirkusunternehmen. In München unterhält der Circus Krone noch eine feste Spielstätte.

Die Bezeichnung Zirkus leitet sich von der Form der „Bühne“ ab, der runden oder ellipsenförmigen meist mit einer niedrigen Bande umgebenen Manege. Diese kann je nach Größe des sie umgebenden Zeltes oder Gebäudes verschiedene Durchmesser haben. Meistens werden Manegen mit einem Durchmesser von 13 Metern gewählt, da dies ein perfektes Maß ist, um ein Pferd im Kreis laufen zu lassen. Bei zu kleinen Manegen legt sich das Pferd zu sehr in die Kurve, für einen Reiter sind dann akrobatische Darbietungen kaum möglich.

Das Zirkuszelt, das heute für die meisten Menschen selbstverständlich zum Zirkus gehört, gibt es allgemein erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zuvor mussten Zirkusvorstellungen in provisorisch errichteten Schaubuden, in Theatergebäuden oder im Freien abgehalten werden.

Geschichte

Die Entstehung des Zirkus ist vor allen Dingen eine Geschichte von einzelnen Zirkus-Dynastien, also Artistenfamilien und -gruppen. In seiner Geschichte hat der Zirkus zahlreiche Wandlungen erfahren: sowohl in seiner äußeren Gestalt – vom festen Zirkusbau über die Wandermenagerien zum flexiblen Chapiteau bis hin zu Theaterbühnen – als auch in der Form seiner Darbietungen – vom Pferdetheater über monumentale Pantomimen zum Cirque Nouveau.

Als Vater des klassischen Zirkus gilt Philip Astley (1742–1814). Die ursprünglich dargebotene Kunst waren Pferdedressuren, weitere Artisten folgten. „Wilde“ und exotische Tiere waren eine relativ späte Neuerung. Unterschiedliche Gewichtungen je nach Region führten zur Entstehung nationaler Eigenheiten.

England im 18. Jahrhundert

Die Wiege des klassischen Zirkus war das industrialisierte England. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts emanzipierte sich hier die Reitkunst vom höfischen oder militärischen Anlass. Erste Kunstreiter traten auf. Die Auftrittsorte der so genannten Kunstreitergesellschaften waren bretterumzäunte Flächen unter freiem Himmel. Hier entwickelte sich auch die runde Form der Manege: Für die akrobatischen Kunststücke auf dem Rücken der Pferde wurde die Zentrifugalkraft genutzt. 1769 erwarb Astley für seine Riding School ein Gelände an der Westminster Bridge, überdachte die Galerien der Zuschauer und erweiterte seine Truppe um Reiter, Akrobaten und einen Clown.

Ab 1770 führte Astley regelmäßige Programme mit zunehmender Einbeziehung weiterer Künste wie chinesischem Schattentheater oder Ballett auf. Die Idee eines die Pferdedressuren umrahmenden Programms war nicht neu, wurde aber nur sporadisch verwirklicht. 1778/79 eröffnete Astley ein festes Haus in London, und die Aufführungen entwickelten sich zu einem dauerhaften Bestandteil der städtischen Veranstaltungskultur. 1782 eröffnete er ein weiteres Haus in Paris. Astleys Ziel war es, ein für jeden verständliches Theater zu schaffen, das mit wenig Worten auskommen sollte. Er entwickelte das Genre „Hippodrama“, das die Aufführung von Pantomimen (bilderreiche Theaterstücke) mit Pferden bezeichnete. Dargestellt wurden vor allem Schlachten und tagesaktuelle Ereignisse, wie zum Beispiel der Sturm auf die Bastille einen Monat nach dem Geschehen 1789. Das Nachstellen markanter Momente der jüngsten Vergangenheit war im populären Theater üblich. Diese Art Darbietungen fand regen Zuspruch bei der in die Städte strömenden Bevölkerung. – Den Begriff „Circus“ bekämpfte Astley Zeit seines Lebens.

Frankreich im 19. Jahrhundert

Der Begriff Zirkus setzte sich in den Jahren nach Astley insbesondere durch Veranstaltungen des Antoine Franconi (1737–1836) gehörenden Cirque Olympique in Paris durch. Er bezog sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr nur auf die Form des Gebäudes, sondern auch auf den Inhalt der Darbietung, die so vom Theater unterschieden wurde. Die Abgrenzung wurde durch das Napoleonische Theaterdekret aus dem Jahr 1807 befördert, in dem verboten wurde, das Aufführen von Kuriositäten, Raritäten und Ähnlichem weiterhin als Theater zu bezeichnen.

Die Darbietungen entwickelten sich in dieser Zeit immer mehr zu ausgefeilten Pantomimen, in denen die Sprache auch wieder verstärkt zum Einsatz kam. Die Pantomimen waren gekennzeichnet durch kostbare Kostüme, aufwändige Bühnenbilder und mehrere hundert Statisten. Obwohl weiterhin andere artistische Darbietungen in den Programmen Platz fanden, verloren sie an Bedeutung: Pferdevorführungen bildeten die Grundlage des Programms, dessen Höhepunkt die Hohe Schule war. Im Paris des beginnenden 19. Jahrhunderts waren die Schlachten und Taten Napoléons, der als eine Art Volksheld galt, das hervorstechende Thema der Pantomimen. In der Pantomime Die Löwen von Mysore (1831) waren zum ersten Mal dressierte Löwen im Zirkus zu sehen. Es war ein durchschlagender Erfolg, der den Weg zu weiteren Tierdressuren ebnete. Mit der Entstehung der Music Halls seit der Mitte des 19. Jahrhunderts spalteten sich die Kleinkunst-Darbietungen vom Zirkus ab.

Deutschland im ausgehenden 19. Jahrhundert

Neue Impulse für die Zirkuskunst gingen Ende des 19. Jahrhundert von Deutschland aus. Ernst Jakob Renz (1815–1892) war der erste Deutsche, der den Zirkus auch im internationalen Maßstab wesentlich beeinflussen konnte. Außerdem entwickelte er den Sattel zu einem Gurt weiter, damit die Artisten noch mehr Halt hatten. Nach Circus Renz wurde Circus Busch zum Synonym für den deutschen Zirkus.

Renz und Busch unterhielten Zirkusse mit mehreren Häusern in den großen Städten des deutschen Sprachraums: Berlin, Breslau, Wien, Hamburg. Die Programme zeichneten sich durch eine ungeahnte Vielfalt aus. Alles was neu und originell war fand Eingang in diesen Zirkus: Wasserspiele, Eiskunstlauf, Ballett, Sängerinnen und sogar Siamesische Zwillinge. An erster Stelle standen weiterhin die Pferde.

In dieser Zeit, Anfang des 20. Jahrhunderts, erhielt die Artistik einen höheren Stellenwert in den Programmen. Ausschlaggebend dafür war unter anderem die rasche Verbreitung des Varietés in enger Verbindung mit dem englisch-französischen Music Hall und dem amerikanischen Vaudeville, in deren Rahmen eine Ausdifferenzierung der artistischen Genres erfolgte: in der Jonglage unterschied man z. B. zwischen Kraft- und Salonjonglage. Die Clownerie erhielt bei Renz besondere Bedeutung: an einem Abend konnten bis zu 14 Clowns auftreten. Die große Nachfrage an artistisch hochwertigen und neuen Nummern für Varieté und Zirkus hatte zur Folge, dass vermehrt sportliche Disziplinen wie Rollschuhlauf, Eislaufen und Kunstschwimmen in die Programme Aufnahme fanden. Gerade die Akrobatik wurde zu einem Hauptbestandteil der Vorführungen.

In großen Ausstattungspantomimen arbeiteten Renz und Busch mit viel Technik: Wasserfälle, Fontänen, Segelboote und Aufzüge wurden eingesetzt. Die Handlungen der Pantomimen umfassten alles nur Denkbare: von Heldensagen über Märchen und Historien, über Opern und Tragödien bis zu aktuellen Ereignissen. Bei Busch wurden später eigens Schriftsteller zum Schreiben der Stücke engagiert.

Innovationen aus Amerika

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fand Zirkus nur in festen Spielhäusern statt. Eine Innovation, die dieses Bild bis heute grundlegend ändern sollte, kam aus den USA: hier entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts der Zeltzirkus. Der Zirkusdirektor Aron Turner benutzte bereits 1830 ein regenschirmähnliches, einmastiges Leinwandzelt. 1873 wurde in Konstanz die Zeltbaufirma Ludwig Stromeyer gegründet, die sich zum Hauptlieferanten der deutschen Zirkusse entwickelte. Paul Busch trat 1884 seine erste Reise mit Chapiteau an. Ab 1900 verbreiteten sich die Zelte rasch in Deutschland. Das hatte den Vorteil, dass man auch in Städten spielen konnte, die zu klein waren, um einen festen Zirkusbau zu besitzen.

Mit dem Wanderzirkus, der sich daraufhin in Deutschland durchsetzte, brach das goldene Zeitalter des Zirkus an. Die Anzahl der Zirkusse stieg, das Niveau dieser Neugründungen aber war sehr verschieden, ebenso die Fähigkeiten ihrer Direktoren. Bis Kriegsbeginn hatte etwa die Hälfte ihren Betrieb wieder eingestellt. Nie vor- und nachher gab es in Europa so viele Zirkusse wie in den 1920er Jahren.

Das Reisen hatte auch zur Folge, dass die an Ausstattung sehr aufwändigen Pantomimen an Bedeutung verloren und sich stattdessen mehr und mehr ein Nummernprogramm herausbildete. Ebenso löste sich die Zirkusmusik in Besetzung und Programm von der Bühnenmusik im Theater, von der sie herstammte.

Weitere heute originär mit dem Bild des Zirkus verbundene Elemente, die aus den USA kamen, waren das Reisen mit der Eisenbahn oder die Vereinigung von Menagerie und Zirkus (Zurschaustellung wilder Tiere bestand bis dahin separat vom Zirkus, so wie die Sideshows) und die Verwendung von Sägespänen anstelle von Manegenteppichen oder Sand.

Durch William Frederick Cody (1846–1917), der als „Buffalo Bill” allgemein bekannt war, erhielt der europäische Zirkus eine weitere Bereicherung: die große Popularität des Wild-West-Zirkus hatte zur Folge, dass Kunstschützen in die europäischen Zirkusse einzogen und der verwegenen Reiterei (oft „Dschigiten“ genannt) der Vorrang gegenüber der klassischen Reitkunst eingeräumt wurde.

Raubtierdressuren lösten zum Teil die bis dahin dominierenden Pferdenummern ab, und große Tierschauen ergänzten die Vorstellung. Zusätzlich fanden zunehmend Sensationsnummern Eingang.

Der deutsche Zirkus bis zum Ende der 20er Jahre

Während für viele Zirkusdirektoren der Beginn des 20. Jahrhunderts als die „Goldene Zeit“ bezeichnet werden kann, verdienten die Artisten, Dresseure und Clowns, von einigen ungewöhnlichen Darbietungen abgesehen, wenig. Besonders schlecht bezahlt wurden Musiker und Tänzerinnen. Erst 1920 kam es zur Bildung des Allgemeinen Circus-Direktoren-Verbandes (ACDV), zu dessen Vorsitzenden Paul Busch gewählt wurde. Noch im gleichen Jahr konnte ein einheitlicher Tarifvertrag für alle Zirkuskünstler verabschiedet werden. Zu berücksichtigen bleibt, dass die Artisten zahlenmäßig den kleinsten Teil der Zirkusmitarbeiter ausmachten. Alle anderen Arbeiter und Angestellten blieben weiterhin ohne Rechte.

Erhebliche Schwierigkeiten entstanden für die Zirkusse durch den Ersten Weltkrieg und später die Weltwirtschaftskrise. Viele Unternehmen mussten geschlossen werden, andere umgingen die Probleme durch lange Reisen in weniger betroffene Länder. Oft mussten die Zirkusse verkleinert werden, um die Kosten zu senken, oder sie teilten sich, um in verschiedenen Ländern Einnahmequellen zu finden. In dieser Zeit entstanden neue Genres wie die Trampolinakrobatik und die Zirkusmagie.

Deutschland im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit

Durch die Judenverfolgungen verloren viele Zirkusse ihre Mitarbeiter. Während des Zweiten Weltkrieges litten die Unternehmen unter Beschlagnahmungen von Material und später unter Kriegsverlusten durch Bombardierungen. So wurde z. B. während der Bombardierung von Dresden das Gebäude des Circus Sarrasani und nahezu alle Materialien und Viehbestände vernichtet.

In der Nachkriegszeit gab es sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Besatzern einen großen Bedarf nach Zerstreuung. Das hatte die Gründung einer Vielzahl von Zirkusunternehmen zur Folge, die sich in den nachkommenden Jahren auch nicht alle halten konnten und deren künstlerisches Niveau zum Teil sehr gering war. Auch alle namhaften Zirkusse der Vorkriegszeit spielten wieder.

Der durch die Kriegsauswirkung entstandene Mangel an Männern führte zu einem Überangebot an künstlerisch tätigen Frauen, die sich in erster Linie den Varieté-Genres Tanz und Musik zuwendeten. So standen diese Künste in den Programmen im Vordergrund. Allerdings blieb das eine vorübergehende Erscheinung, die mit der Normalisierung des Lebens wieder zurückging.

Der Zirkus in den beiden deutschen Staaten

Zirkus – DDR-Briefmarkensatz

Die Zahl der Zirkusunternehmen ging in beiden deutschen Staaten zurück, allerdings aus unterschiedlichen Gründen:

In der Bundesrepublik erreichte das Zirkussterben Mitte der 50er Jahre seinen Höhepunkt. Gründe dafür sind unter anderem die Konkurrenz, die das Fernsehen darstellte, und steigende Reisekosten. Die Organisation der Zirkusse als Familienunternehmen blieb erhalten. Neue Einflüsse auf den Zirkus gab es Ende der 1970er Jahre mit Roncalli. Nach einer Zeit der Erstarrung und immer gleichen klassischen Nummernprogramme entwickelte Bernhard Paul die Idee des Zirkus’ als eines Gesamtkunstwerkes: Der Zirkus beginne nicht erst mit dem Programm, sondern bereits beim Eintritt in die Manege und ende mit dem Austritt aus derselben. Es entstanden Stücke mit durchgehender Handlung, in die die artistischen Nummern eingebettet wurden.

Da in der DDR gerade in den 50er Jahren das Kulturangebot in vielen Orten nicht sehr umfangreich war, hatten die Zirkusvorstellungen eine herausgehobene Stellung im Veranstaltungskalender. So konnten in dieser Zeit die drei großen verstaatlichten Zirkusse mehr Besucher verzeichnen als alle Theater der DDR. Zum 1. Januar 1960 wurde der VEB Zentralzirkus gegründet. Im Jahr 1980 erfolgte die Umbenennung des VEB Zentralzirkus in „Staatszirkus der DDR“. Die Artisten hatten einen Rentenanspruch, wurden auch in den Wintermonaten bezahlt, und es wurde eine Regelung zur Berufsunfähigkeit eingeführt. Damit verbesserten sich die Lebensumstände, was allerdings die Betriebe unrentabel machte. Privatzirkusse verschwanden fast gänzlich. Mit den ersten Absolventen der 1956 in Berlin gegründeten und noch heute vom Berliner Senat unterhaltenen Fachschule für Artistik kamen neue Nummern in den Zirkus, besonders Gruppennummern wurden ausgebildet. Das traditionelle Nummernprogramm herrschte in allen Zirkussen vor.

Zirkus heute

Derzeit reisen in Deutschland um die 250 Zirkusunternehmen unterschiedlicher Größe – angefangen bei Zirkussen von kleinen Zirkusfamilien bis hin zu mittelständisch geführten Zirkusunternehmen mit viel Personal, Material und Tieren. Das vielfältige Kulturangebot, steigende Kosten, diverse Auflagen, Werbeverbote in einigen Städten und die Bebauung bzw. die Verlagerung der Spielplätze an die Stadtränder sind Probleme, die die Unternehmen zu meistern haben.

Seit den 1970er Jahren gab es von Frankreich ausgehend neue Impulse für den Zirkus, die in die Entwicklung des sogenannten Cirque Nouveau mündeten. Das wohl größte und bekannteste Unternehmen dieses Genres ist der Cirque du Soleil aus Kanada. Daneben gibt es auf allen Kontinenten eigene Entwicklungen. Zu nennen sind hier z. B. der chinesische Staatszirkus oder Circus Baobab aus Afrika.

Eine pädagogische Form des Zirkus entwickelte sich in der Bundesrepublik seit Beginn der 1970er Jahre und parallel dazu auch in anderen europäischen Ländern: der Kinderzirkus.

Zirkusattraktionen

Zu den traditionellen Darbietungen gehören unter anderem Akrobaten, Artisten, Clowns, Jongleure, Zauberkünstler. Häufig werden auch Dressuren mit Tieren wie Elefanten, Löwen, Tigern, Pferden, Hunden gezeigt.

Zu heute kaum mehr möglichen Darbietungen gehörte früher auch das Zurschaustellen von „missgestalteten“ Menschen (Freak Show), exotischen „Völkerschauen“ sowie die Inszenierung „patriotischer Schauspiele“.

Akrobatikattraktionen

Einige besondere Akrobatikattraktionen:

Trapez

Beim Trapez werden an einer Stange, die an zwei oder mehr Seilen befestigt ist, verschiedene Hänge ausgeführt.

Kontorsion

Kontorsion wird auch Kautschuk genannt. Hier wird der Körper (meist die Wirbelsäule) extrem gebogen oder extrem gedehnt, zum Beispiel im Spagat oder in Verbiegungen, wie eine weit überdehnte Brücke. Kontorsionisten werden auch Schlangenmenschen genannt.

Vertikalseil

Das Vertikalseil ist ein tauähnliches Seil, das von der Decke herabhängt. An ihm werden ebenfalls verschiedene Hänge durchgeführt. Neben dem Vertikalseil gibt es noch das Vertikaltuch, das aus einem, eigentlich zwei (am selben Haken befestigten) Tüchern besteht. Durch geschicktes Umwickeln der Körperteile findet man Halt. Das Tuch ist länger als bodenlang, circa zwei Meter, da es auch in aufgewickeltem Zustand auf dem Boden schleifen muss.

Schlappseil

Straßenkünstler mit Fackeln auf dem Schlappseil

Das Schlappseil ist ein zwischen zwei festen Punkten lose hängendes Seil. Auf diesem werden im Balancieren verschiedene Kunststücke vorgeführt. Leichte seitliche Schwingbewegungen halten den Artisten im Gleichgewicht. Neben dem Laufen und Drehen auf dem Schlappseil gibt es viele verschiedene Tricks wie Einradfahren, Jonglieren, Hand- und Kopfstand, Schwingen und Rolla-Rolla.

Draht- bzw. Hochseillauf

Auf dem gespannten Drahtseil wird balanciert, klassische Utensilien sind Fächer oder Schirm. Eine weitere Hilfe ist die Balancierstange, sie ist aber erst auf dem Hochseil wirklich von Nutzen, besonders wenn im Freien oder mit einem Zweiten auf den Schultern gearbeitet wird. In Amateurzirkussen werden dazu oft Hochsprungstangen benutzt.

Auf dem gespannten Drahtseil können auch Radschläge, Bögen, Spagat oder Sprünge gemacht werden, man kann mit einem speziell präparierten Einrad darauf fahren oder mit einem Stuhl darauf sitzen.

Leiterakrobatik

Bei der Leiterakrobatik werden an ein oder zwei Leitern Handstände, Kopfstände oder sogenannte Absteher vollführt.

Jonglage

Unter Jonglage fallen alle Nummern, die auf dem geschickten Werfen oder Manipulieren (z. B. Drehen, Schlagen, Balancieren) von Gegenständen basieren. Solche Gegenstände sind zum Beispiel Bälle, Keulen, Ringe, Diabolos, Teller, Hüte, Devil Sticks und Cigar Boxes. Außerdem unterschieden wird die Kontaktjonglage.

Tierdressur

Kleintierdressur

Auftritte von Hunden, Ziegen, Schweinen, Katzen, Papageien und anderen kleineren dressierbaren Tierarten. Oftmals werden die Tiere in eine komische Nummer (Clownerie oder Slapstick) integriert.

Pferdedressur

Im Circus werden neben der „Hohen Schule“ (Dressurreiten) auch Freiheitsdressur (eine Gruppe von Pferden, die Walzerlaufen, Achterlaufen, Gegenlaufen, Steigen, Pirouette etc. zeigen), Ungarische Post (ein Reiter hält auf einem Pferd stehend, die Zügel von mehreren weiteren), Voltigieren oder akrobatische Reitertruppen gezeigt.

Exotendressur

Kamele, Zebras, Rinder, zeigen als Dressurgruppe Figurenlaufen oder werden als „Exotentableau“ teilweise auch mit Giraffen, Straussen, Antilopen oder Flusspferden in der Manege präsentiert. Seelöwen werden humoristisch vorgeführt. Elefanten werden beritten und in Dressurgruppen gezeigt.

Raubtierdressur

Großkatzen (Löwen, Tiger seltener auch Leopard, Puma oder Jaguar) und Bären werden im Zentralkäfig vorgeführt, der über den Laufgang mit Gehegewagen und Außengehege verbunden ist. Mit Raubtieren wird meistens auf Distanz gearbeitet. Mögliche Kunststücke sind Balkenlaufen, Sprünge z. B. über Hürden, von Podest zu Podest und über Artgenossen, „lebender Teppich“ (= Abliegen), Hochsitz, Hochstehen, Löwen- oder Tigerbar (= Hochstehen am Balken) etc.

Zirkus Barum auf dem Hamburger Heiligengeistfeld

Bekannte Zirkusse

Zu den bekanntesten Zirkussen gehören in Deutschland unter anderem Circus Krone, Circus Rudolf Probst, Zirkus Charles Knie, Circus Roncalli und Circus Flic Flac sowie in der Schweiz unter anderem Circus Knie, Circus Nock, Circus Monti und Circus Medrano. Zeitweise zeigen Agenturen Zirkusproduktionen mit Artistik aus China, Russland, Afrika und der Mongolei. Seit Mitte der 90er Jahre sind in Deutschland Weihnachtszirkusse in Mode gekommen, die vornehmlich von den klassischen Zirkusunternehmen präsentiert werden.

In Deutschland bekannte Kinderzirkusse sind beispielsweise der Zirkus der Phantasie LILALU, Kinder- und Jugendcircus Linoluckynelli, Kinderzirkus Giovanni Cabuwazi, Zirkus Kumpulus oder einer der wenigen Kinderzirkusse mit gefährdeten Nutztieren, der Zirkus Pinxetti, in dem Kinder oder Schulen sogar Urlaub machen können.

Tierhaltung im Zirkus

Seit den 1990er Jahren wird die Zirkuswelt mit der Kritik von Tierrechtlern konfrontiert, die Zirkusbetreibern vorwerfen, Tiere, insbesondere exotische Tiere, nicht artgerecht zu halten. Dies sei auch im Rahmen des Zirkusbetriebs gar nicht möglich.[1]

Zirkusleute und Tierfreunde halten dem entgegen, dass fast alle der sogenannten "Wildtiere" heutzutage nicht aus der freien Wildbahn stammen, sondern in menschlicher Obhut geboren wurden. Sie seien somit von klein auf an den Kontakt und die Zusammenarbeit mit ihren menschlichen Partnern gewöhnt. Die meisten Zirkusse hätten ihre Stallungen durch Außengehege ergänzt, beispielsweise für Pferde, Kamelartige, Rinder und Elefanten. Seelöwen würden in separat neben dem Beckenwagen aufgestellten großflächigen Schwimmbecken gehalten. Auch an die Raubtiergehege würden teilweise Außengehege und Wasserbecken angeschlossen. Unbestreitbar ist, dass eine artgerechte Tierhaltung nicht möglich ist und jegliche Anstrengungen, diese auch nur zu versuchen, eine hohe finanzielle Herausforderung für ein Zirkusunternehmen darstellt und dass unter wirtschaftlichem Druck Kompromisse gefunden werden müssen. Ein Vorteil der Zirkustierhaltung ist, dass regelmässig gearbeiteten Zirkustiere weniger unter der Langeweile leiden, die für viele Tiere in menschlicher Obhut ein grosses Problem darstellt.

Es wird kritisiert, dass für viele Tiere zwei bis drei Auftritte pro Tag und die hohe Geräuschkulisse enormen Stress darstellten. Befürworter der Tierdressur halten die hohe Geräuschkulisse bei Auftritten für unproblematisch, solange der Tierlehrer die Konzentration seiner Schützlinge auf sich lenken kann. In dem Augenblick, in dem die Tiere ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung richten, wird der Publikumslärm zum Stressfaktor. Die Reisen von einem Veranstaltungsort zum nächsten sind sowohl für Tiere als auch für Menschen anstrengend.

Es wird behauptet, die Dressur von Tieren sei nur mit Zwangsmitteln möglich. Dahingegen erklären Tierlehrer, dass die Tiere heutzutage nach der Methode der positiven Dressur ausgebildet würden, analog der modernen Hundeerziehung. Übungen werden dabei in kleinste Einheiten zerlegt; dann werden die Tiere mittels Hilfsmitteln (wie der Stimme, der Gestik und Berührungen des Lehrers, Targettraining, operante Konditionierung) zu bestimmten Bewegungsabläufen angeleitet, gleichzeitig erfolgt das entsprechende Kommando und anschließend das Lob und die Futterbelohnung. Bei regelmäßiger Wiederholung können Tiere so auch komplexe Bewegungsabläufe (=Kunststücke) erlernen. Grundlagen der Tierausbildung sind heute Geduld, ein Vertrauensverhältnis zwischen Tier und Mensch, sowie Lob und Futterbelohnung.[2]

In Deutschland sollen Kontrollen der Veterinärämter am Gastspielort und die Regelungen des "Gutachtens der Bundesregierung zur Haltung von Tieren in Zirkusbetrieben und ähnlichen Einrichtungen" die Einhaltung des Tierschutzes im Circus sicherstellen. Wegen dieser hohen Anforderungen sind viele Zirkusunternehmen dazu übergegangen, Zahl und Bedeutung der Tiere im Zirkusprogramm zu verringern. Es gibt heute auch Zirkusse, welche ganz auf Tiere verzichten.

Zirkusbauten

Der Kronebau in München, ein kleiner Zirkusbau

Siehe auch

Kinderzirkus, Flohzirkus, Circus Maximus, Fahrendes Volk, Schausteller, Tierschutz, Slackline, Circus (Computerspiel)

Literatur

  • Noel Daniel (Hrsg.): Circus Book, 1870–1950. Taschen Verlag, Köln u. a. 2008, ISBN 3-8228-5153-1.
  • Sylke Kirschnick: Koloniale Szenarien in Zirkus, Panoptikum und Lunapark. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hrsg.) „… Macht und Anteil an der Weltherrschaft.“ Berlin und der deutsche Kolonialismus. Unrast-Verlag, Münster 2005, ISBN 3-89771-024-2.
  • Klaus Zeeb: Wie man Tiere im Zirkus ausbildet.
  • Hans-Jürgern Tiede: Die hohe Schule der Raubtierdressur.
  • Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Gutachten über die Haltung von Tieren in Zirkusbetrieben und ähnlichen Einrichtungen.

Einzelnachweise

  1. http://www.zirkus-ohne-tiere.de/background.html Zirkus ohne Tiere
  2. http://www.circustiere.de/dressur.htm Circustiere

Weblinks


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