Zodiakus

Zodiakus

Die Tierkreiszeichen, umgangssprachlich auch Sternzeichen genannt, teilen den Jahreslauf der Sonne in zwölf Abschnitte zu 30 Grad. Ihre Namen beruhen auf den zwölf Sternbildern des Zodiaks (Tierkreis), mit denen sie einmal deckungsgleich waren, gegen die sie sich jedoch aufgrund der Präzession um etwa einen Monat verschoben haben.

Die Sonne durchwandert im Jahreskreis die 12 Tierkreiszeichen. Zu Frühlingsbeginn (in der Regel am 21. März) tritt sie in das Zeichen des Widders. Daher spricht man auch in der Astronomie von Widderpunkt für das Äquinoktium.

Die Tierkreiszeichen spielen für die Geschichte der Astronomie eine wichtige Rolle: Sie bilden ein frühes Konzept der beobachtenden Astronomie zur Kartierung des Himmels (Sternkatalog) und der Positionsangaben der „Wandelsterne“ und der Prognose vom Himmelserscheinungen (Ephemeridenrechnung) – aber auch deren Deutung (Sterndeutung). Sie finden heute in der abendländischen Astrologie Anwendung.

Giovanni Battista Fontana: Schloss Ambras, Deckenmalerei, ca. 1586/87

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Begriffsklärung Tierkreiszeichen –

Schema huius praemissae diuisionis Sphaerarum. Peter Apian: Cosmographia. Antwerpen, 1539 – mit Umrechnungen verschiedener Kreiszeichenbemessungen

Zwölf der insgesamt 88 astronomischen Sternbilder tragen die gleichen Namen wie die zwölf Zeichen des Tierkreises:

  • Sternbilder sind willkürlich zusammengestellte Gruppen von Fixsternen. Die zwölf Tierkreissternbilder sind Sternbilder im Zodiak.
  • Die Tierkreiszeichen sind im engeren Sinne zwölf Abschnitte des Zodiaks, im weiteren Sinne zwölf Symbole mehr oder weniger komplexer Bedeutung. Die zwölf konkreten Abschnitte korrelierten ursprünglich mit dem Sternenhimmel, sind aber an die astronomischen Jahreszeiten gebunden, so dass sie sich – wenn auch sehr langsam – gegenüber den Fixsternen verschoben haben. Der tropische Tierkreis beginnt beim Widderpunkt (mittlerer Frühlingspunkt, englisch first point of aries), der aus historischen Gründen nach dem Beginn des Tierkreiszeichens Widder benannt ist. Ob die Tierkreiszeichen nach den Sternbildern benannt sind, oder die Tierkreissternbilder nach zwölf Symbolen, ist nicht sicher bekannt.
  • Außerdem verläuft die Ekliptik (die scheinbare Sonnenbahn) noch durch ein dreizehntes Sternbild, den Schlangenträger. Die dreizehn Ekliptiksternbilder des Zodiaks umfassen unterschiedlich große Sektoren auf der Ekliptik. Die Sektoren der zwölf Tierkreiszeichen hingegen sind alle (per Definition) exakt 30 Grad groß.

Es muss für astronomiegeschichtliche Untersuchungen zwischen Positionsangaben nach Sternbildern und nach Tierkreiszeichen unterschieden werden, beide Systeme waren in der Geschichte der Astronomie zu verschiedenen Zeiten oder in verschiedenen Traditionen üblich. Dasselbe gilt für astrologische Betrachtungen. Astrologie, bei der die Himmelskörper des Sonnensystems in Bezug zum Äquinoktium im tropischen Tierkreis gedeutet werden, bezeichnet man als tropische Astrologie.

Präzessionseffekt

Aufgrund der Präzession der Erdachse verschieben sich Sternbild und tropisches Tierkreiszeichen im Zyklus der Präzession (Platonsjahr) langsam gegeneinander, so dass die Sonne heute im jeweils zu einem Tierkreiszeichen vorhergehenden Sternbild steht, z. B. während des Tierkreiszeichens Jungfrau im Sternbild Löwe.

Somit verschieben sich die Sternbilder auch relativ zum Frühlingspunkt. Heutzutage befindet er sich noch bei den Fischen und ist seit Mitte des vorigen Jahrhunderts dabei, in den Wassermann überzugehen, wo er etwa 2000 Jahre bleiben wird. Dies bedeutet es, wenn man vom Zeitalter des Wassermannes spricht.

Vor gut 2000 Jahren stand die Sonne, während sie sich in einem Tierkreiszeichen befand, auch die meiste Zeit im gleichnamigen Sternbild – das Sternbild stand also während dieser Zeit am Tageshimmel und war nicht sichtbar. Dass die Sonne sich zu einer bestimmten Jahreszeit darin befand, wurde also von den damaligen Astronomen indirekt erschlossen.

In der indischen Astrologie sind die 30 Grad großen Tierkreiszeichen dagegen in gewisser Weise an die unterschiedlich großen Sternbilder gebunden und wandern mit ihnen allmählich durch die Jahreszeiten. Diese Art der Astrologie bezeichnet man als siderische Astrologie.

Alter der Tierkreiszeichen

Synagoge in Beit Alpha, Israel, Mosaik, 6. Jh. – Die Tierkreiszeichen um den Sonnenwagen

Das vermutliche Alter der Tierkreiszeichen wird aus dem Präzessionseffekt abgeleitet. Da aber die Länge des Platonsjahres mit 25.700 bis 25.800 Jahren angegeben wird, weil sich seine Länge aus der Drift des Himmelspols nicht viel genauer ermitteln lässt, ist es nur ein ungefährer Zeitpunkt, zu dem der Widderpunkt exakt beim Sternbild auf dessen Anfang gelegen hat. Darum ist auch kein präziser Zeitpunkt des Wechsels von Fischen auf Widder eruierbar.

Weiter weiß man nicht, ob auch damals das „Widder“ genannte Sternbild dieselben Grenzen hatte wie das heutige Bild, unter welchen Umständen die Namensgebung also tatsächlich stattgefunden hat (siehe hierzu den Abschnitt Ursprung der Sternbilder). Daher können die astronomisch ermittelten Altersangaben der Tierkreiszeichen nur als grobe Schätzung angesehen werden.

Das ursprüngliche Konzept[1] – aber unter anderen Namen und daher ungeklärter Zuordnung – geht mutmaßlich auf die Akkader (ca. 2340–2200 v. Chr) zurück, archäologische Funde belegen ihre Verwendung in der babylonisch/sumerischen Astronomie, im nahen Osten, wie auch im antiken Griechenland (etwa 2. Jahrhundert v. Chr.) und im alten Ägypten (Tierkreis von Dendera, wohl nicht älter als 51 v. Chr.).

Chinesische Tierzeichen

Die Erdzweige („chinesische Tierzeichen“) haben – obschon vermutlich auch auf mesopotamischer Tradition beruhend[2] – nichts mit dem Sternenhimmel zu tun, sondern sind ein Nummerierungssystem des chinesischen Kalenders, der als astronomischer Kalender auf die tatsächliche Sonnenbahn bezogen ist. Die Chinesische Astrologie beruht hauptsächlich auf den Acht Zeichen des Geburtstermins, zu dem die Erdzweige nur einen Teil beitragen. Im Westen versteht man unter dem „chinesischen Sternzeichen“ meist den Erdzweig des Jahres, der jährlich zum chinesischen Neujahrsfest wechselt.

Bedeutung der Tierkreiszeichen

Die Sternbilder sind eine menschliche Projektion auf dem dunklen Hintergrund des Alls. Sie wurden konstruiert, indem man die hellen Punkte der einzelnen Sterne durch gedachte Linien verband, obwohl sie weit von einander entfernt sind und astronomisch gesehen nichts miteinander zu tun haben. Der Mensch gab der Fülle von Lichtern am Himmel durch die Zusammenfassung zu Gruppen eine Struktur, was den Erscheinungen des Himmels einen identifizierbaren Charakter gab, siehe Mythologie, und zur Orientierung bei der Seefahrt diente.

Eine Erklärung für die Charakterisierungen der Tierkreiszeichen ist, dass sie aus den mythologischen Gestalten der Sternbilder entstanden sind und dass sie per Analogiedenken mit vertrauten Phänomenen in Verbindung gebracht wurden, und eine Merkhilfe in einem vertrauten Kontext darstellen.
Es gibt aber auch die gegenteilige Meinung, dass die Gestalten der Sternbilder so gewählt wurden, um die bekannte Charakterisierung des jeweiligen Himmelsabschnittes auf diesem festzuhalten. Die oft sehr konstruierte Art der dazugehörigen Sternbilder zum Sternzeichen und die Auswahl der Symbole, die im Gegensatz zu den anderen Sternbildern keine oder nur schwache einzelne mythologische Bezüge haben (z. B: Pices/Fische), stützt diese Theorie. Auch der Hinweis auf die mögliche Verbindung zu Herakles zwölf Heldentaten mit den Sternbildern verstärkt nur den Eindruck, dass es sich um eine gezielte Zwölfteilung der Ekliptik zu dieser Zeit gehandelt hat.

Insgesamt können die Tierkreiszeichen als vorwissenschaftliche Systematisierung der Himmelsbeobachtung und der Himmelsmechanik verstanden werden, die heute für die Astronomie unbrauchbar ist.

Tierkreiszeichen und Horoskop

Faltkalender, ca. 1400 - Mit Tierkreiszeichen des Monats, Tageslängen in temporalen Stunden und zu verrichtender Tätigkeit

Der Tierkreis bildet die Grundlage für das abendländische Horoskop. Er setzt sich aus zwölf Segmenten zusammen, von denen jedes einem Tierkreiszeichen unterstellt ist. Als Tierkreiszeichen einer Person wird im Normalfall dasjenige bezeichnet, in dem die Sonne zum Zeitpunkt ihrer Geburt stand (Geburtszeichen), seltener den Aszendenten.

Da die Sonne nicht um Mitternacht von einem Tierkreiszeichen in das nächste wechselt, ist die häufig zu findende allgemeine Einteilung nach Kalendertagen nicht vollkommen präzise. Der genaue Zeitpunkt des Übergangs variiert auch von Jahr zu Jahr, da das Sonnenjahr nicht genau 365 Tage lang ist. Astrologen berechnen den Übergang daher genau, in Tierkreiszeichen-Büchern und Zeitungshoroskopen ist dennoch die Angabe von Kalendertagen üblich.

Die Ekliptik schneidet den Kreis Widderpunkt–Himmelsnordpol–Waagepunkt–Himmelssüdpol in zwei Punkten, den Äquinoktien, oder „Knoten der (scheinbaren) Sonnenbahn“, mit dem Widderpunkt als „aufsteigendem Knoten“, daher findet auch in einem Horoskop die Teilung in ein Oben und Unten statt, mit Norden als Oben.

Tierkreiszeichen einer Person

In einer starken Verkürzung der ursprünglichen Charakterisierungen verallgemeinert die Astrologie im Widder geborene Menschen als Tatmenschen, draufgängerisch, sportlich, aufbrausend etc., im Stier geborene als sesshaft, behäbig, auf Sicherheit bedacht etc., in den Zwillingen geborene als kommunikativ, suchend, unstet, unterhaltsam, und so weiter. Diese Charaktereigenschaften werden als Grundeigenschaften der jeweiligen Sternzeichen angenommen, sind allerdings mit wissenschaftlichen Methoden widerlegt worden, siehe auch Kritik der Astrologie.

Tierkreiszeichen und Mondkalender

Die Tierkreiszeichen spielen auch eine Rolle in den Ende des 20. Jahrhunderts wieder in Mode gekommenen Mondkalendern, die auf Frühformen aus dem Mittelalter zurückgehen. Ihre Aussagekraft entspricht wohl der des Horoskops und ist durchaus umstritten.

Die zwölf Tierkreiszeichen

Tierkreiszeichen Symbolik ekliptische
Länge
Zeitraum des Sonnendurchgangs
deutsch lateinisch
Widder Aries Widder 0°–30° 20./21. März19./20. April (30 Tage, 11 h)
Stier Taurus Stier 30°–60° 19./20. April20./21. Mai (30 Tage, 23 h)
Zwillinge Gemini Zwillinge 60°–90° 20./21. Mai20./21. Juni (31 Tage, 13 h)
Krebs Cancer Krebs 90°–120° 20./21. Juni22./23. Juli (31 Tage, 6 h)
Löwe Leo Löwe 120°–150° 22./23. Juli22./23. August (31 Tage, 7 h)
Jungfrau Virgo Jungfrau 150°–180° 22./23. August22./23. September (30 Tage, 21,5 h)
Waage Libra Waage 180°–210° 22./23. September23. Oktober (30 Tage, 9,5 h)
Skorpion Scorpio Skorpion 210°–240° 23. Oktober22. November (29 Tage, 22 h)
Schütze Sagittarius Schütze 240°–270° 22. November21./22. Dezember (29 Tage, 13 h)
Steinbock Capricornus Steinbock 270°–300° 21./22. Dezember20. Januar (29 Tage, 11 h)
Wassermann Aquarius Wassermann 300°–330° 20. Januar18./19. Februar (29 Tage, 14 h)
Fische Pisces Fische 330°–360° 18./19. Februar20./21. März (29 Tage, 23 h)
siehe auch: Die Dreizehn Ekliptiksternbilder im Artikel Zodiak, mit den Vergleichszeiten der Sonnendurchgänge durch die heutigen Sternbilder

Siehe auch

Literatur

  • Robert Powell: Geschichte des Tierkreises. Diss. phil. [Warschau 2004]. Aus dem Engl. übers. von Wilhelm Maas. Astronova, Tübingen 2006. ISBN 3-937077-23-5, 978-3-937077-23-9
  • Hans Georg Gundel: Zodiakos: Tierkreisbilder im Altertum. Kosmische Bezüge und Jenseitsvorstellungen im antiken Alltagsleben. Von Zabern, Mainz am Rhein 1992, ISBN 3-8053-1324-1 (Kulturgeschichte der antiken Welt Bd. 54)
  • Wolfgang Hübner: Die Eigenschaften der Tierkreiszeichen in der Antike: Ihre Darstellung und Verwendung unter besonderer Berücksichtigung des Manilius. Steiner, Wiesbaden 1982, ISBN 3-515-03337-8 (Sudhoffs Archiv, Beihefte Bd. 22)
  • Frances Sakoian, Louis S. Acker: Das große Lehrbuch der Astrologie. Fischer Tb, Frankfurt, 2. Auflage 2005, ISBN 978-3-596-16851-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag Tierkreis. In: dtv-Brockhaus-Lexikon. Brockhaus, Mannheim 1988, ISBN 3-423-03318-5
  2. In: Joseph Needham: Wissenschaft und Zivilisation in China. Band 1. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984. Originaltitel: The shorter science and civilisation in China. University Press, Cambridge 1978, dt. Rainer Herbster. ISBN 3-518-57692-5 – Die Pseudowissenschaften und die skeptische Tradition. Kap. 11, S. 255

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