- Zuchtbuch
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Das Zuchtbuch (auch Herdbuch oder Zuchtstammbuch) ist eine geordnete Zusammenstellung beglaubigter Abstammungsnachweise von Zuchttieren, Tierfamilien oder Stämmen. Die Viehzucht hat ein großes Interesse, die Abstammung der Zuchttiere zu kennen, weil deren Nachkommenschaft die verlangten Eigenschaften umso sicherer besitzen wird, je reiner Eltern und Voreltern des betreffenden Tiers in der bestimmten Rasse fortgezüchtet sind, und je ausgeprägter diese die schätzbaren Rasseeigentümlichkeiten besaßen.
Geschichte
Die ersten bekannten Zuchtbücher stammen aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., so existieren beispielsweise Zuchtbücher in hethitischer Sprache aus dem 14. Jahrhundert v. Chr.. In England legte man schon 1793 mit dem General stud book das erste moderne Zuchtbuch an, welches bis zur Gegenwart fortgeführt worden ist und die Abstammungsnachweise der englischen Vollblutpferde enthält. Das erste deutsche Zuchtbuch der Pferdezucht war das "Norddeutsche Gestütbuch" von 1842. Bereits vier Jahre zuvor erschien 1838 in Nordwestdeutschland das erste Rinderherdbuch. Ausgehend von der englischen Pferdezucht entwickelten sich im 19. Jahrhundert zahlreiche Zuchtvereine von Haustierrassen die Herd- oder Stammbücher anlegten.
Das erste Zuchtbuch für Wildtiere war das Zuchtbuch für Wisente, das von der 1923 gegründeten Internationalen Gesellschaft für die Erhaltung des Wisents geführt wurde und auf die jahrelange Arbeit von Kurt Priemel, dem damaligen Direktor des Frankfurter Zoos, und Ludwig Zukowsky, dem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Tierhandlung Carl Hagenbeck, zurückgreifen konnte. Nach 1945 wurde die Führung des Zuchtbuches dem Warschauer Zoo übertragen. Das zweite Zuchtbuch für Wildtiere war das Zuchtbuch für Przewalskipferde, die einzige Unterart des Wildpferdes, die bis heute in reiner Form überlebt hat. Es wurde zunächst von Dr. Erna Mohr geführt und 1959 anlässlich des 1. Internationalen Symposiums zur Erhaltung des Wildpferdes dem Prager Zoo übergeben, wo es noch heute geführt wird.
In den folgenden Jahren wurden von verschiedenen Zoos weltweit die Führung von Zuchtbüchern bedrohter Tierarten übernommen. So führen beispielsweise der Tierpark Berlin die Zuchtbücher für Afrikanische Wildesel, Halbesel, Vietnam-Sikahirsche und Mesopotamische Damhirsche, der Zoo Helsinki das Zuchtbuch für Schneeleoparden und der Zoo Rostock das Zuchtbuch für Eisbären.
Quellen
- Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890
- Heinrich Dathe: Registrierstellen für Wildtiere. Zur Geschichte der Zuchtbücher; In: Urania 3/1980, Leipzig/Jena/Berlin 1980, S. 18-22.
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