Zweipunkteregel

Zweipunkteregel

Als Punkteregel bezeichnet man die in einer Sportart gültige Spielregel, nach der geregelt ist, mit wie vielen Punkten in der Tabelle Siege, Unentschieden und Niederlagen bewertet werden. Typische Ausprägungen sind die Drei-Punkte-Regel und die Zwei-Punkte-Regel.

Inhaltsverzeichnis

Regelarten

Zwei-Punkte-Regel und Drei-Punkte-Regel

Die traditionell in den meisten Sportarten verbreitete Regelung bestand darin, einen Sieg mit zwei und ein Unentschieden mit einem Punkt zu bewerten. Diese Regelung wurde im Nachhinein als Zwei-Punkte-Regel bezeichnet.

In mehreren Sportarten wurde sie inzwischen durch die Drei-Punkte-Regel ersetzt, nach der ein Sieg in der Tabelle mit drei Punkten bewertet wird und ein Unentschieden mit einem Punkt. Im Fußball wurde die Regel vom Fußballweltverband FIFA zur Saison 1995/96 weltweit eingeführt. Inzwischen wurde die Drei-Punkte-Regel auch in anderen Mannschaftssportarten eingeführt. Bei Sportarten, deren Spiele eher selten oder nie Unentschieden enden, wird nach wie vor nach der Zwei-Punkte-Regel gespielt (z. B. Handball, Basketball oder Volleyball).

Die Drei-Punkte-Regel sollte erreichen, dass die Mannschaften stärker auf Sieg spielen, weil der Lohn für den Gewinn des Spiels dabei größer ist.

Andere Punkteregeln

Eishockey

In der Deutschen Eishockey Liga wird eine komplexere Form der Drei-Punkte-Regel angewendet:

  • Der Sieger eines Spiels nach regulärer Spielzeit erhält drei Punkte, der Verlierer nach regulärer Spielzeit null.
  • Der Sieger nach Verlängerung (Overtime) oder Penaltyschießen erhält zwei Punkte, der Verlierer einen.

Auch bei der Eishockey-Weltmeisterschaft der Herren 2008 wurde diese Punkteregel angewandt.

In der National Hockey League gilt folgende Punkteverteilung nach der Zwei-Punkte-Regel:

  • Der Sieger eines Spiels nach regulärer Spielzeit, Verlängerung oder Penaltyschießen erhält zwei Punkte
  • Der Verlierer nach Verlängerung oder Penaltyschießen erhält einen Punkt

Rugby

Bei der 2007 ausgetragenen Rugby-Weltmeisterschaft galt folgende Punkteregel:

  • 4 Punkte bei einem Sieg
  • 2 Punkte bei einem Unentschieden
  • 0 Punkte bei einer Niederlage (vor möglichen Bonuspunkten)
  • 1 Bonuspunkt für vier oder mehr erfolgreiche Tries (Versuche), unabhängig vom Endstand
  • 1 Bonuspunkt bei einer Niederlage mit sieben oder weniger Spielpunkten Unterschied

Weitere Sportarten

Auch in anderen Sportarten gibt es – abhängig von Turnier und Austragungsort – die Möglichkeit, dass der Sieger eines Spieles zwei Punkte erhält, während der Verlierer noch einen Punkt bekommt. Hintergrund ist, dass so zum einen die Teilnahme am Spiel „belohnt“ wird, zum anderen keine Unentschieden möglich sind, also auch keine diesbezügliche Regelung notwendig ist. In einigen Sportarten gibt es aber auch Verbände und Ligen, die nur die Siege zählen, mithin also eine faktische 1-Punkte-Regel verwenden (z.B. die MLB, die NBA und die NFL). In diesen drei Ligen zählt allerdings die winning-percentage für die Tabellenreihenfolge. In einigen dieser Ligen sind auch Unentschieden möglich (z.B. NFL).

Punktevergabe im Fußball

Allgemeines

Der Beschluss, von der Zwei-Punkte- zur Drei-Punkte-Regel zu wechseln, wurde von der FIFA 1994 getroffen und erstmals bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 angewandt. In der deutschen und österreichischen Fußball-Bundesliga und in der Schweizer Nationalliga wurde die Regelung ab der Saison 1995/96 umgesetzt, während in verschiedenen anderen europäischen Ligen bereits vorher nach der Drei-Punkte-Regel gezählt wurde.

Die praktischen Auswirkungen in Hinblick auf den Tabellenstand sind eher gering, die Ligatabellen unterscheiden sich im Vergleich nur minimal, da bei der Drei-Punkte-Regel diejenigen Mannschaften begünstigt werden, die am häufigsten gewinnen. In der Regel stehen diese Mannschaften auch bei der alten Regelung höher. Die immer gerne aufgestellte Behauptung, es hätten nie die Meisterschaft entscheidende Tabellenänderungen stattgefunden, ist jedoch nicht richtig.

Auswirkungen der Drei-Punkte-Regel auf den Fußball in Deutschland

Drei-Punkte-Regel vor 1995

Die Drei-Punkte-Regel hätte Werder Bremen eine zusätzliche Meisterschaft beschert, dem VfB Stuttgart eine weniger: In der Saison 1982/83 wären die Bremer mit 75 Punkten Meister geworden, nicht der HSV, der es nur auf 72 Punkte gebracht hätte. Die Hamburger wären allerdings in der darauf folgenden Saison mit 69 Punkten Meister geworden. Der Meister Stuttgart (nur 67 Punkte) wäre noch hinter Mönchengladbach auf den dritten Platz zurückgefallen. Änderungen auf den Abstiegsplätzen:

  • 1981/82 hätte nicht Bayer Leverkusen, sondern Fortuna Düsseldorf als Drittletzter die Relegation gegen Kickers Offenbach um den Verbleib in der Liga gespielt. Leverkusen blieb jedoch erstklassig.
  • 1985/86 hätte Eintracht Frankfurt anstelle von Borussia Dortmund in die Relegation ziehen müssen. Der Gegner Fortuna Köln, der in der Relegation scheiterte, wäre jedoch bei der Drei-Punkte-Regel als Tabellenzweiter der 2. Liga direkt aufgestiegen. Die Relegation hätte der damalige Tabellenzweite (und Aufsteiger) Blau-Weiß 90 Berlin spielen müssen.
  • 1988/89 wäre eine größere Anzahl von Mannschaften betroffen gewesen. Es waren auf den Plätzen 14-17 vier Mannschaften punktgleich: Der 17. und Absteiger Stuttgarter Kickers wäre auf Platz 14 gelandet und in der Liga verblieben. Abgestiegen wäre als 17. dafür Eintracht Frankfurt. Frankfurt spielte tatsächlich die Relegation gegen Saarbrücken und gewann. Nach neuer Regel hätte als Tabellendritter der 2. Liga allerdings nicht Saarbrücken, sondern (der Tabellenzweite und Aufsteiger) FC Homburg die Relegation spielen müssen. Nach Drei-Punkte-Regel wäre zudem Fortuna Köln, der nur Vierter wurde, als Zweiter direkt aufgestiegen. Saarbrücken wäre Tabellenvierter geworden.
  • 1992/93 wäre nicht der VfL Bochum, sondern Dynamo Dresden abgestiegen.

Zwei-Punkte-Regel nach 1996

In den Meisterschaftsentscheidungen hätte sich ebenfalls etwas geändert, wäre man bei der alten Punktevergabe geblieben.

  • 1999/2000 wäre Bayer Leverkusen Meister geworden, Bayern München nur Zweiter.
  • In der Folgesaison wäre Schalke Meister geworden. Sie wiesen ein besseres Torverhältnis als der tatsächliche Meister Bayern München auf (bei Punktgleichheit von 44:24).

Auf den Abstiegsplätzen hätte sich folgendes verändert:

Diese Auswirkungen sind trotzdem nur theoretischer Natur. Eine andere Punkteregelung hätte in vielen Punkten zu vollkommen anderem Spielverhalten geführt, insbesondere dort, wo ein anderes Ergebnis zum Erreichen des Ziels notwendig gewesen wäre. Eine abstiegsbedrohte Mannschaft hätte z. B. nicht auf Unentschieden gespielt, wenn es zum Klassenerhalt nicht gereicht hätte.

Auch im Saisonverlauf können gelegentlich Auswirkungen zu erkennen sein. Eine Mannschaft, die ein Spiel gewinnt, klettert in der Tabelle schneller nach oben. Mannschaften, die oft Unentschieden spielen, verlieren dadurch eher Tabellenplätze als bei der 2-Punkte-Regel.

In der 1. deutschen Fußball-Bundesliga - bei drei Absteigern von insgesamt 18 Mannschaften - hätten früher ausnahmslos Unentschieden für den Klassenerhalt ausgereicht. Eine Mannschaft hätte damit nach 34 Spielen 34:34 Punkte erzielt und damit im Mittelfeld gestanden. Nach der neuen Regel führen 34 Unentschieden (und damit 34 Punkte) meistens zum Abstieg, da in der Praxis üblicherweise erst 38 Punkte zum sicheren Klassenerhalt ausreichen.

Auswirkungen der Drei-Punkte-Regel auf den Fußball bei Internationalen Turnieren

Drei-Punkte-Regel vor 1995

Bei der Weltmeisterschaft 1986 wäre Ungarn (1 Sieg) als einer der 4 besten Gruppendritten statt Bulgarien oder Uruguay (beide 2 Unentschieden, 2:4 Tore) ins Achtelfinale gekommen. Ansonsten hätte die Drei-Punkte-Regel keine Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Weltmeisterschaften von 1962 bis 1990 gehabt. Bei davorliegenden Weltmeisterschaften galten teilweise andere Modi, es waren z.B. manchmal Entscheidungsspiele bei Punktgleichheit notwendig. Auch die zwischen 1980 und 1992 ausgetragenen Europameisterschaften hätten damit keinen anderen Verlauf genommen.


Zwei-Punkte-Regel nach 1996

Endrunden bei EM, WM, Copa America, Confed-Cup und Olympischen Spielen
  • Bei der Weltmeisterschaft 1998 wären in Gruppe A Brasilien und Norwegen mit 4 Punkten punktgleich gewesen, wäre das Torverhältnis entscheidend hätte auch dann Brasilien den ersten Platz belegt, wäre der direkte Vergleich entscheidend hätte Norwegen die Gruppe gewonnen.
In der Gruppe D wären Nigeria und Paraguay punktgleich gewesen und Paraguay sowohl auf Grund des Torverhältnisses als auch des direkten Vergleiches Gruppenerster geworden. Im Achtelfinale wäre es dann zu anderen Begegnungen gekommen. Beide Mannschaften schieden aber im Achtelfinale aus.
In den anderen Gruppen hätten sich keine anderen Konstellationen ergeben.
  • 2002 und 2006 hätte es keine anderen Gruppensieger und -zweiten gegeben.
  • Bei der Copa America 1999 wäre Bolivien statt Uruguay und 2004 statt Costa Rica einer der beiden besten Gruppendritten geworden und somit für das Viertelfinale qualifiziert gewesen.
  • Keine Auswirkung hatte die Drei-Punkte-Regel auf die Platzierungen bei den seit 1995 ausgetragenen Konföderationen-Pokalen, Olympischen Spielen und Frauenfußball-Welt- und Europameisterschaften.

Qualifikationen zur EM und WM
  • Auf die Qualifikation zur Europameisterschaft 1996 hatte die neue Regel keine Auswirkung, auch wenn Frankreich dadurch hinter Rumänien Gruppenzweiter in Gruppe 1 wurde, denn auch der Gruppenzweite war direkt qualifiziert.
  • Bei der Qualifikation zur Europameisterschaft 2000 hätte die Ukraine in Gruppe 4 vor Frankreich auf Grund des besseren Torverhältnisses den 1. Platz belegt, so schied die Ukraine in der Relegation gegen Slowenien aus.
  • In der Qualifikation zur Europameisterschaft 2004 hätte in Gruppe 6 Spanien vor Griechenland bei gleicher Punktzahl auf Grund des direkten Vergleiches Platz 1 belegt, Spanien konnte sich aber über die Relegation qualifizieren. In Gruppe 9 hätte Serbien und Montenegro vor Wales auf Grund des direkten Vergleiches Platz 2 belegt und wäre in die Relegation gekommen, in der Wales ausschied.
  • Auf die Qualifikation zur Europameisterschaft 2008 hatte die neue Regel keine Auswirkung. Die Niederlande hätten sich auch dann bei gleicher Punktzahl gegenüber Bulgarien durch den direkten Vergleich als Zweiter qualifiziert. Und Polen und Portugal wären beide mit gleicher Punktzahl als Erster und Zweiter ebenfalls qualifiziert gewesen.
  • Bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1998 hätte Italien in Gruppe 2 vor England den 1. Platz belegt, in Gruppe 5 Russland vor Bulgarien (Russland schied in der Relegation gegen Italien aus) und in Gruppe 9 hätte Portugal vor der Ukraine den 2. Platz belegt. In allen 3 Fällen wäre es zu Punktgleichheit gekommen und der direkte Vergleich wäre entscheidend gewesen.
  • Bei der Qualifikation zur WM 2006 hätte sich in der Afrikagruppe C Kamerun gegenüber der Elfenbeinküste durchgesetzt, da beide dann auf 15:5 Punkte gekommen wären, Kamerun aber beide Spiele gegen die Elfenbeinküste gewann.

Champions League

In der UEFA Champions League 1999/2000 hätte Bayer Leverkusen in Gruppe A vor Dynamo Kiew den 2. Platz belegt und wäre damit in die Zwischenrunde gekommen.

2002/03 hätten in der 2. Gruppenphase in Gruppe B Ajax Amsterdam vor dem FC Valencia und in Gruppe C Real Madrid vor dem AC Mailand den 1. Platz belegt.

2003/04 hätte in Gruppe H Celta Vigo vor dem AC Mailand den 1. Platz belegt.

2004/05 hätte in Gruppe E Panathinaikos Athen vor dem PSV Eindhoven den 2. Platz belegt und wäre für das Achtelfinale qualifiziert gewesen.

2006/07 hätte in Gruppe H der OSC Lille vor dem AC Mailand Platz 1 belegt, da Lille den direkten Vergleich bei Punktgleichheit gewann.

UEFA-Cup

Keinen Einfluss hatte die Drei-Punkte-Regel auf die seit 2004 gültige Gruppenphase.


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