Zweites Triumvirat

Zweites Triumvirat

Ein Triumvirat – abgeleitet von lat. tres viri („drei Männer“), die Bezeichnung stammt eigentlich von einem partitiven Genitiv, so z. B. Caesar est trium vir(or)um,[1] daher triumvir – bezeichnet ein Bündnis von drei Personen, die gemeinsame Interessen verbinden.

Inhaltsverzeichnis

Römische Geschichte

Das Erste Triumvirat

In der römischen Geschichte schlossen sich im Jahr 60 v. Chr. Gaius Iulius Caesar, Gnaeus Pompeius Magnus und Marcus Licinius Crassus zu einem inoffiziellen Bündnis, das später als 1. Triumvirat bezeichnet wurde, zusammen. Im Jahr 56 v. Chr. erneuerte man auf Initiative Caesars das Bündnis.

Nach dem Rücktritt Sullas als Diktator wurden Pompeius und Crassus zu den bestimmenden Figuren der römischen Politik. Beide gehörten zunächst eher zu den Optimaten, machten aber im Jahr 70 v. Chr. als Konsuln fast alle Gesetzesänderungen Sullas rückgängig und näherten sich damit popularen Positionen an. Als Befehlshaber der Legionen im 3. Mithridatischen Krieg und bei der Niederschlagung des Sklavenaufstands unter Spartacus stiegen beide zu Militärpotentaten auf, denen sich ihre Klientel unter den Soldaten und Veteranen verpflichtet fühlte. Wie Gaius Marius und Sulla vor ihnen wurden sie damit in die Lage versetzt, Politik am Senat vorbei machen zu können, für dessen Machtstellung sie als – ehemalige – Optimaten eigentlich hätten eintreten müssen.

Gaius Iulius Caesar

Als die Optimaten im Senat Crassus und Pompeius, der sich nach seiner Rückkehr von einem triumphalen Orientfeldzug unantastbar wähnte, vor den Kopf stießen, erkannte der aufstrebende designierte Consul Caesar die Gunst der Stunde. Auf die Initiative Caesars hin schlossen sich Caesar, Pompeius und Crassus (obwohl diese einander wohl nicht besonders mochten) zu einem informellen Bündnis zusammen. Am Senat vorbei und vorerst im Verdeckten sollte diese „Dreimännerherrschaft“ sicherstellen, „dass nichts im Staate geschehen solle, was einem von den dreien missfiele“ (Sueton). Angeblich hatte man auch Cicero einbeziehen wollen, doch dieser lehnte eine Zusammenarbeit ab.

Als der Senat sich im Jahr 59 v. Chr. weigerte, die nun von Caesar eingebrachten Ackergesetze, die zur Versorgung der Veteranen Pompeius' mit Land dienen sollten, zu unterstützen, stellte sich Pompeius angeblich neben Caesar in der Comitio auf die Rostra, zückte das Schwert und gab dem Volk zu verstehen, dass er jeden persönlich erstechen wolle, der gegen dieses Gesetz stimme. Damit war das Bündnis auch gegenüber der plebs offengelegt. Diese Allianz war im Stande, die gesamten politischen Vorgänge in der Republik zu steuern und zu untergraben – Caesar als Consul setzte nun durch, was die Triumvirn wollten, und setzte sich auch über das Veto seines Kollegen Bibulus, eines Optimaten, hinweg. Dies war ein offener Verfassungsbruch, dem der Senat zunächst hilflos zusehen musste.

All dies war möglich, weil die drei Männer zusammen alles dazu Nötige mitbrachten: Crassus als reichster Mann Roms das Geld, Pompeius als erfolgreichster General seiner Zeit das militärische Potential und zahlreiche ihm verpflichtete Klienten, Caesar das Consulat für das Jahr 59 v. Chr. und zudem außergewöhnliche politische Genialität und skrupellose Tatkraft[2].

Zur Bekräftigung des Bündnisses heiratete Pompeius zusätzlich noch Caesars Tochter Julia.

Caesar war im Triumvirat zunächst nur „Juniorpartner“. Seine Amtsführung war im Senat umstritten; eine Strafverfolgung nach dem Ende seines Konsulats – Amtsträger waren immun – wurde aber durch die mit fünf Jahren ungewöhnlich lange Amtszeit Caesars als Prokonsul in Illyrien und in Gallien (Cis- und Transalpina) verhindert. Caesar nutzte die Provinz Gallia cisalpina als Ausgangsbasis, um in den Jahren 5850 v. Chr. das gesamte nicht-römische Gallien zu erobern. Dies brachte ihm nicht nur ungeheure Reichtümer, sondern für die Dauer seines Auftrags auch die Befehlsgewalt, das Imperium, über riesige Armeen ein, die er sich in dieser Zeit persönlich verpflichten konnte.

Die Verlängerung des Triumvirats 56 v. Chr. in Ravenna und Lucca erreichte das gemeinsame Consulat Crassus’ und Pompeius’ für das Jahr 55 v. Chr. und die Verlängerung von Caesars Prokonsulat in Gallien um weitere fünf Jahre.

Nachdem aber Crassus im Jahr 53 v. Chr. im Krieg gegen die Parther gefallen war und sich Pompeius dem Senat wieder angenähert hatte, da ihm Caesars Macht zu groß zu werden schien, brach das erste Triumvirat, spätestens mit Beginn des Bürgerkriegs 49 v. Chr., auseinander.

Legalität dieses Bündnisses

Das 1. Triumvirat ist im Hinblick auf die Legalität recht einfach zu beschreiben: Dieses Triumvirat erfüllte nicht nur den Bestand eines Bündnisses oder politischen Paktes, es war eine rein „männerfreundschaftliche“ Zweckbeziehung. Natürlich war sicherlich nach der Bekanntgabe dieses Bündnisses jedem Römer klar, welche enormen Auswirkungen auf die Politik solch ein Zusammenschluss haben würde. Aber da in der römischen Politik die politische Freundschaft, die amicitia, einen festen Platz hatte, war das Triumvirat im Prinzip nichts anderes als solch eine Freundschaft im höheren Stil und damit vollkommen legal – im Unterschied zu einigen durch die Triumvirn veranlassten Maßnahmen.

Das Zweite Triumvirat

Das 2. Triumvirat wurde Anfang November 43 v. Chr., womöglich am 11. November,[3] zwischen Octavian, Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus auf fünf Jahre geschlossen. Ziel war die Sicherung des politischen Erbes nach Caesars Ermordung.

Nachdem Antonius und Octavian nach Caesars Tod im Kampf um die Macht im Staat zuerst auf gegnerischen Seiten standen, fanden sie Ende Oktober oder Anfang November 43 v. Chr. während einer mehrtägigen Konferenz auf einer Insel im Fluss Lavinius zwischen Bononia und Mutina einen Ausgleich und bildeten nach dem Vorbild Caesars, Pompeius' und Crassus' zusammen mit Caesars ehemaligen magister equitum Marcus Aemilius Lepidus ein zweites Triumvirat, zu dessen Bekräftigung Octavian Antonius' Stieftochter Claudia heiratete. Dieses Übereinkommen, für das Lepidus und Asinius Pollio als Vermittler maßgeblich verantwortlich zeichneten, ist auch unter dem Namen „Pakt von Bononia“ bekannt.

Die „Dreimännerherrschaft zur Ordnung des Staates“, wie das Bündnis offiziell hieß, beruhte de facto allein auf der militärischen Macht der Triumvirn, auf ihrer Verfügungsgewalt über die weitaus meisten römischen Legionen. Nach einem dreitägigen Einzug der Triumvirn in Rom ließen sie sich aber von der Volksversammlung am 27. November 43 v. Chr. diktatorische Machtbefugnisse auf fünf Jahre übertragen, um ihre Position staatsrechtlich zu legalisieren (lex Titia). Wie zur Zeit Sullas wurden nun Proskriptionslisten veröffentlicht, die alle darauf Verzeichneten für vogelfrei erklärten. Laut Sueton soll sich Octavian anfangs gegen die Proskriptionen gewehrt, sie dann aber unnachsichtiger durchgeführt haben als seine beiden Kollegen. Auf Antonius’ Betreiben fiel dem Massaker an den politischen Gegnern der Triumvirn auch Cicero zum Opfer. Bereits vor dem 27. November war es zu ersten Proskriptionen und der Ermordung von Staatsfeinden gekommen.

Im Jahr darauf gingen Antonius und Octavian nach Griechenland, wo die Caesar-Attentäter Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus ihre Streitkräfte gesammelt hatten. Deren Niederlage in der Schlacht bei Philippi in Makedonien im Herbst 42 v. Chr. bedeutete den endgültigen Untergang der römischen Republik. Da der Sieg im Wesentlichen Antonius zu verdanken war, nahm dessen Gewicht innerhalb des Triumvirats weiter zu.

Als die Triumvirn nach Philippi ihre Einflusssphären absteckten, erhielt Antonius zusätzlich zu Gallia Comata das alte Africa. Ferner sollte er die Verhältnisse in den wohlhabenden Ostprovinzen ordnen. Lepidus wurde Nordafrika zugesprochen, damals die Kornkammer Roms. Octavian erhielt die beiden spanischen Provinzen und die schwierige Aufgabe, die Veteranen in Italien anzusiedeln, das von den Triumvirn gemeinsam verwaltet wurde. Bei den Landverteilungen kam es zu brutalen Enteignungen und Vertreibungen nicht nur einzelner Landbesitzer, sondern sogar ganzer Stadtbevölkerungen. Octavian war damals allgemein verhasst. Überdies kam es wegen der Landverteilung zu schweren Differenzen mit Antonius’ Bruder Lucius, den Octavian aber im Perusinischen Krieg besiegte. Als Antonius daraufhin nach Italien zurückkehrte, verweigerten die Legionen beider Triumvirn jedoch den Kampf und zwangen sie zu einem erneuten Bündnis. Der Vertrag von Brundisium vom Herbst 40 v. Chr. sah unter anderem die Hochzeit Antonius’ mit Octavians Schwester Octavia vor.

Im Jahr 37 v. Chr. wurde das Triumvirat um weitere fünf Jahre verlängert. Aber bereits ein Jahr später gelang es Octavian, Lepidus zu entmachten, dessen Truppen zu ihm übergelaufen waren. Er beherrschte nun den gesamten Westen des Reichs, während Antonius seine Basis im Osten hatte. Das zweite Triumvirat endete spätestens mit der Erklärung Antonius' zum Staatsfeind 32 v. Chr., auch wenn es den Anschein hat, als hätten sich sowohl Octavian als auch Antonius vielleicht noch länger auf ihre Vollmachten als Triumvirn berufen.

Triumvirat in Frankreich

16. Jahrhundert

Als Triumvirat wurde auch eine politische Verbindung zwischen Anne de Montmorency, Jacques d'Albon, seigneur de Saint-André und François de Lorraine, duc de Guise im Frankreich des 16. Jahrhunderts bezeichnet. Nach dem Tod Heinrichs II. 1559 wurde sein Sohn Karl IX. König von Frankreich, unter der Regentschaft seiner Mutter Katharina von Medici. Um nicht an politischer Macht am Königshof und in Frankreich zu verlieren, schlossen sich diese am Ostertag 1561 zusammen. Ihr Ziel war es auch den katholischen Glauben, der durch den wachsenden Protestantismus gefährdet schien, aufrecht zu erhalten und die bisherige Verfassung der Monarchie zu beschützen. Durch Unterstützung des katholischen Königs von Spanien Philipp II. hielt die Partei der Regentin temporär das Gleichgewicht. Nach dem Tod von Saint-André 1562 und dem Tod von Montmorency 1567 löste sich dieses Bündnis.

Französische Revolution

Die liberal eingestellten Abgeordneten Antoine Barnave, Adrien Duport und Alexandre de Lameth hatten sich in der Nationalversammlung getroffen. Sie waren die politischen Erben von Mirabeau: nach dessen Tod (April 1791) suchten sie die Nähe zum Hof, wollten aber den durch Radikalisierung bedrohten Geist der Revolution von 1789 bewahren. Als Führer der Feuillants kämpfte das Triumvirat für die konstitutionelle Monarchie und die Einhaltung der Verfassung von 1791.

Nach der Annahme der Direktoralverfassung durch den Nationalkonvent wurden am 31. Oktober 1795 vom Rat der Ältesten die fünf Mitglieder des ersten Direktoriums gewählt. Die Republikaner Paul de Barras, Louis-Marie de La Révellière-Lépeaux und Jean François Reubell gehörten zu den gewählten Direktoren. Nach dem vom Militär gedeckten Staatsstreich vom 18. Fructidor V (4. September 1797) wurde das Direktorium von diesem Triumvirat dominiert.

Mit dem Staatsstreich vom 18. Brumaire VIII (9. November 1799) übernahm General Napoleon Bonaparte die Macht. Das Direktorium wurde aufgelöst und von einem aus drei Personen bestehenden Konsulat abgelöst mit Napoleon an der Spitze. Manche Historiker bezeichnen auch die drei Konsuln als Triumvirat.

Triumvirat in der Repubblica Romana 1849

Ein Triumvirat gab es auch in der Römischen Republik von 1849 (Repubblica Romana), seit die Radikaldemokraten Giuseppe Mazzini, Carlo Armellini und Aurelio Saffi am 5. Februar 1849 in Italien zur verfassunggebenden Versammlung zusammenkamen. Bis zum 30. Juni 1849 konnten sie sich mit der bis dahin fortschrittlichsten Verfassung aller italienischen Staaten als Regierung aufrechthalten. Die im April 1849 erfolgte Intervention von Truppen der französischen Republik und der spanischen Monarchie, deren Ziel die Wiederherstellung der Papstherrschaft war, hatten revolutionäre Einheiten unter der Führung Giuseppe Garibaldis zunächst zurückschlagen können, woraufhin Rom etwa einen Monat lang belagert wurde. Dann mussten sie schließlich vor der Übermacht der französisch-spanischen Interventionsarmee kapitulieren. Mazzini und Saffi flohen kurz darauf über die Schweiz nach England ins vorläufige Exil, Garibaldi nach New York.

Neuere Geschichte

Nach einem Attentat auf den Großwesir Mahmud Şevket Pascha übernahm im Januar 1913 ein Triumvirat der Jungtürken die Macht im niedergehenden Osmanischen Reich. Die Generäle Enver Pascha als Kriegsminister, Talaat Pascha als Innenminister und Cemal Pascha als Marineminister regierten gemeinsam bis zum Ende des 1. Weltkriegs mit diktatorischen Vollmachten.

Eine nach der Februarrevolution 1917 in Sankt Petersburg aktive Gruppe bestehend aus Josef Stalin, Lew Kamenew und Grigori Jewsejewitsch Sinowjew, welche in der Folgezeit eine bedeutende Rolle in der sowjetischen Politik spielte, wird ebenfalls als Triumvirat bezeichnet.

Auch in Brasilien wurde 1969 ein Triumvirat gebildet, als die drei Militärminister von Heer, Marine und Luftwaffe – Aurélio de Lyra Tavares, Augusto Hamann Rademaker-Grünewald und Márcio de Souza Melo – während der schweren Erkrankung des Staatspräsidenten Arturo da Costa e Silva die verfassungsgemäße Amtsübernahme des Vizepräsidenten verhinderten. Laut Eigendefinition amtierten sie als „die Militärminister in vorübergehender Ausübung der Präsidentschaft der Republik“.

Aktuelle Ereignisse

Es ist wichtig, Triumvirate, die in ihrem Auftrag oder ihrer Funktion von außen legitimiert sind, von solchen, die sich aus sich selbst heraus als legitimiert betrachten, zu trennen.

Dies ist für folgendes Beispiel von Bedeutung: Tony Blair traf sich am 11. Februar 2004 mit dem Bundeskanzler Gerhard Schröder in Berlin zu einem Arbeitsessen, nachdem dieser am 9. Februar auch mit Frankreichs Staatspräsidenten Jacques Chirac informelle Gespräche geführt hatte. In der Folge war Kritik an diesem Alleingang der damaligen Vertreter von Deutschland, Frankreich und Großbritannien laut geworden. Blair meinte, die drei wollten kein „Triumvirat“ oder „Direktorium“ bilden [1]. Damit drückte er aus, auf keine Legitimierung einer solchen Funktion durch Institutionen der EU hinarbeiten zu wollen. Dass damit dennoch Absprachen zwischen den dreien getroffen werden konnten und womöglich getroffen wurden, die auf die europäische Politik Einfluss nehmen und die die Richtung der EU in ihrer Gesamtheit oder als „Europa der zwei Geschwindigkeiten“ bestimmten, versteht sich vielleicht von selbst.

Siehe auch

  • Portal:Rom
  • Themenliste Rom

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Nach „r“ kann auch die alte Genitivendung „-um“ eingesetzt werden, siehe auch Lateinische Grammatik
  2. Karl Christ: Krise und Untergang der römischen Republik. Darmstadt 1979, S. 289f
  3. Der große Ploetz: Die Daten-Enzyklopädie zur Weltgeschichte. 34. Auflage, Herder/Komet, 2005, S. 255

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