Zweiton

Zweiton

Das Zweikanalton-, Zweiton- oder A2-Verfahren ist eine analoge Technik für die Tonübertragung beim analogen terrestrischen Fernsehen, bei der zwei unabhängige Audiokanäle übertragen werden. Die zwei Kanäle können entweder für 2-Kanal-Stereofonie, für die Übertragung von Original- und der Synchronfassung eines ausländischen Films, oder für die Übertragung von Normalfassung für Normalsichtige und Hörfilm-Fassung für Blinde und Sehbehinderte (Zwei-Kanal-Ton) verwendet werden. Wenn zwei Fassungen übertragen werden, können diese jeweils nur in Mono übertragen werden, da insgesamt nur zwei Tonkanäle verfügbar sind.


Inhaltsverzeichnis

Technik

Bei der analogen terrestrischen oder Kabelübertragung von Fernsehsendern im deutschsprachigen Raum (Fernsehnorm PAL-B/G) sind die beiden Tonträger im Abstand von 5,5 MHz und 5,7421875 MHz zum Bildträger frequenzmoduliert. Der Hilfsträger bei 5,74... MHz ist 20 dB schwächer als der Bildträger oder 7 dB schwächer als der Haupt-Tonträger bei 5,5 MHz, um im Bild keine Störungen zu verursachen. Er hat aus dem gleichen Grund einen Abstand von 15,5xZeilenfrequenz vom Hauptträger, liegt also genau zwischen zwei Oberwellen.

Kompatibilität

Bei Stereoübertragung ist der Hauptträger mit dem Summensignal (L+R) und der Hilfsträger mit dem Signal 2R moduliert; Mono-Fernsehgeräte, die nur den Hauptträger auswerten, spielen also ein Gemisch aus beiden Kanälen ab, Stereo-Fernsehgeräte können durch Summen- und Differenzbildung der Träger die beiden Kanäle separat ausgeben. Im Fall der Zweikanalübertragung ist der Hauptkanal mit der Hauptsprache bzw. der Normalfassung, der Nebenkanal mit der Zweitsprache bzw. der Hörfilm-Fassung moduliert, Mono-Fernsehgeräte spielen daher nur die Hauptsprache ab. Zur Kennung und zur Unterscheidung der beiden Verfahren wird im Nebenkanal (5,74MHz) ein Pilotton von 54,6875 kHz (3,5*Zeilenfrequenz von 15,625 kHz) mit 274 Hz (Stereo) bzw. 117 Hz (Zweikanal) amplitudenmoduliert mit übertragen.

Variante für Norm M

Eine Variante des Zweikanalton-Verfahrens wird in Südkorea für die dortige Norm M mit NTSC-Farbe verwendet. Der Hauptträger liegt bei NTSC-M bei 4,5 MHz, der Hilfsträger auf der 14,25-fachen Zeilenfrequenz, somit bei ca 4,724 MHz bei einer Prä-Emphase von 75 Microsekunden. Die Pilottöne für die Kennzeichnung der Übertragungsart liegen bei 149,9 Hz für stereo und 276 Hz für zweisprachige Sendungen. Ein weiterer Unterschied zur B/G-Variante ist, dass der Hilfsträger im Stereomodus mit der Differenz L-R moduliert ist (statt mit R wie im B/G-Verfahren). Südkorea weicht damit vom sonst für Norm M üblichen Mehrkanalton-Verfahren MTS ab.

Verbreitung

Das Zweikanalton- bzw. A2-Verfahren wird in der B/G-Variante außer in Deutschland auch in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden bei analoger terrestrischer und Kabelübertragung eingesetzt, sowie in Südkorea in der M-Variante.

Geschichte

Das deutsche Zweikanalton-Verfahren wurde vom IRT entwickelt. Es wurde 1981 vom ZDF eingeführt. Die Bundesrepublik war damit das erste Land Europas mit Mehrkanalton im Fernsehen. Der Ausbau der ZDF-Senderkette erfolgte danach schrittweise, weshalb anfangs noch nicht das gesamte Sendegebiet Mehrkanaltonsendungen empfangen konnte. ARD war erst einige Jahre später in der Lage, Mehrkanalton auszustrahlen.

Andere Normen für Mehrkanalton im terrestrischen Fernsehen

NICAM

In den meisten anderen Ländern mit europäischen Normen auf 625 Zeilen/25 Bilder pro Sekunde ist für Stereo- und Zweikanal-Tonübertragung im Analogfernsehen das digitale Verfahren NICAM 728 verbreitet. Es wurde in Großbritannien von der BBC entwickelt. Bei NICAM wird der analoge Ton parallel in mono ausgestrahlt, um Kompatibilität mit Mono-Empfängern herzustellen.

MTS

Eine dritte Variante ist das besonders zusammen mit der Norm M NTSC verbreitete MTS-Verfahren.

Mehrkanalton bei anderen Verbreitungswegen

Das Zweikanalton-Verfahren wird ebenso wie NICAM und MTS nur bei terrestrischer analoger TV-Übertragung angewandt.

Analoges Satellitenfernsehen

Bei der analogen Satellitenübertragung stehen wegen des sehr viel größeren Frequenzbereichs mehr als zwei Tonunterträger je Fernsehsender zur Verfügung, die über die Programmierung des Receivers ausgewählt werden können. Somit ist es auch möglich, Filme im Original in Stereofonie zu übertragen oder es werden mehrere verschiedene Sprachen zwei- oder mehrkanalig aufgezeichnet. Die weiteren Tonunterträger jenseits des zweiten werden oft auch für Radioprogramme genutzt. Beispiele für diese Techniken ist zum einen der Sender ARD, der über ASTRA analog auf den ersten beiden Tonträgern bei 7,02 MHz und 7,20 MHz den eigenen Stereoton überträgt und auf den Unterträgern 7,38 MHz und 7,56 MHz zusätzlich den Radiosender SWR3 in Stereo mitsendet. Bei den Sendern ARTE und Eurosport wird auf den jeweiligen Tonträgern derselbe Ton mit fremdsprachigen Kommentatoren gesendet.

Digitalfernsehen

Beim Digitalfernsehen wird auch Stereo- und Zweikanalton digital realisiert, heute (2005) wird fast immer entweder das MPEG-2-Verfahren mit dem Ton in MPEG-1-Layer 2 oder das Dolby-Digital-Verfahren genutzt, das auch Mehrkanal-Inhalte bis DD7.1 zulässt. Es gibt aber auch DVB-S-Sender, die beide Varianten (MPEG-Audio, Dolby-Digital) parallel abstrahlen.

DVB-T

Bei DVB-T (ARD und BR) gibt es Probleme mit dem Zweikanalton. Um alten Empfängern die Möglichkeit zu geben, Zweikanalton zu empfangen, sendet die ARD nicht konform zu den DVB-T-Spezifikationen. Der Ton wird auf dem linken oder rechten Stereokanal gesendet. Dadurch ist es nicht möglich, den Kanal mit modernen DVB-T-Empfängern auszuwählen, die eine Zweikanalkodierung erwarten.


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