Zwischenstaatlicher Ausschuss zu globalen Klimaänderungen

Zwischenstaatlicher Ausschuss zu globalen Klimaänderungen

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC; Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen), im Deutschen oft als Weltklimarat bezeichnet, wurde im November 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ins Leben gerufen. Ihr erster Vorsitzender war der schwedische Meteorologe Bert Bolin. Hauptaufgabe des der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) beigeordneten Ausschusses ist es, Risiken der globalen Erwärmung zu beurteilen und Vermeidungsstrategien zusammenzutragen. Der Sitz des IPCC-Sekretariats befindet sich in Genf.

Die Organisation wurde 2007, gemeinsam mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Das IPCC betreibt selbst keine Wissenschaft, sondern trägt die Ergebnisse der Forschungen in den verschiedenen Disziplinen zusammen, darunter besonders der Klimatologie. Es bildet eine kohärente Darstellung dieses Materials in so genannten Wissensstandberichten ab, englisch "IPCC Assessment Reports". Die Berichte des IPCC werden in Arbeitsgruppen erstellt und vom Plenum akzeptiert. Jeder beteiligte Forscher kann in drei auf einander folgenden Versionen Kommentare, Kritik und Vorschläge einbringen. Mehr als hundert Forscher haben dies getan; unabhängige Review Editors achten darauf, ob die Endfassung alles angemessen berücksichtigt. Im Dritten Sachstandsberichts des IPCC aus dem Jahr 2001 und dem Vierten 2007 machte das IPCC viel zitierte Aussagen über zukünftige Klimaveränderungen. Diese Aussagen sind momentan die dominierende Basis der politischen und wissenschaftlichen Diskussionen über die globale Erwärmung.

Aufgaben

Die Aufgaben des IPCC umfassen:

  • Untersuchung des Risikos der von Menschen verursachte Klimaänderungen
  • Darstellung des aktuellen Wissensstandes zu den unterschiedlichen Aspekten der Klimaproblematik;
  • Abschätzung der Folgen von Klimaänderungen für Umwelt und Gesellschaft;
  • Formulierung realistischer Vermeidungs- oder Anpassungsstrategien, sowie die
  • Förderung der Teilnahme von Entwicklungs- und Schwellenländern an den IPCC-Aktivitäten.

Organisation

Das IPCC organisiert sich in drei Arbeitsgruppen und einer Taskforce:

  • Arbeitsgruppe I befasst sich mit den wissenschaftlichen Aspekten des Klimasystems und der Klimaänderung.
  • Arbeitsgruppe II befasst sich mit der Verwundbarkeit von sozioökonomischen und ökologischen Systemen durch Klimaänderungen.
  • Arbeitsgruppe III befasst sich mit Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels.
  • Eine Taskforce befasst sich mit der Entwicklung von Methodologien und der Standardisierung von Verfahren beispielsweise bei der Erhebung von Emissionsdaten von Treibhausgasen in den einzelnen Ländern.
  • Die Mitglieder sind Klimatologen verschiedenster Disziplinen. In jeder der drei Arbeitsgruppen wird die Arbeit durch jeweils zwei Co-Chairs und sechs Vice-Chairs koordiniert.

Seit 2002 ist der Inder Rajendra K. Pachauri der Vorsitzende des IPCC. Das in Genf (Schweiz) ansässige Koordinierungs-Sekretariat, welches für sämtliche Aktivitäten verantwortlich ist, wird von der österreichischen Biologin Renate Christ geleitet.

Berichte

Das IPCC veröffentlicht Berichte in vier Kategorien: Sachstandsberichte (assessment reports), Sonderberichte (special reports), technische Berichte (technical papers) und methodologische Berichte (methodology papers).

Sachstandsberichte

1990 gab das IPCC seinen ersten Sachstandsbericht heraus. Fünf Jahre später folgte der zweite Sachstandsbericht. 2001 wurde der dritte und 2007 schließlich der jüngste Vierte Sachstandsbericht veröffentlicht.

Sonderberichte

Bis zum Jahr 2009 hat das IPCC insgesamt 10 Sonderberichte herausgegeben. Zu den bekanntesten gehören die 2000 veröffentlichten Berichte zu Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft[1] und zu den im dritten und vierten Sachstandsbericht verwendeten Emissionsszenarien[2] sowie der 2005 herausgegebene Sonderbericht zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid.[3]

Budget

Im Jahr 2005 gab das IPCC für seine Arbeit 4,9 Millionen Schweizer Franken oder umgerechnet ca. 3,1 Millionen Euro aus. Von 1988 bis inklusive 2005 betrug das kumulierte Budget 81,3 Millionen Franken oder 51,7 Millionen Euro[4], im Durchschnitt also 4,5 Mio. Schweizer Franken. Die Ausgaben sind demnach in etwa konstant.

Kritik

Die vom IPCC behandelte globale Erwärmung betrifft viele Menschen und Interessen. Zum einen beeinflussen die Folgen der globalen Erwärmung viele Bereiche, zum anderen erfordert Klimaschutz einen Aufwand, dessen Ausmaß je nach Perspektive unterschiedlich hoch eingeschätzt wird. Die Arbeit des IPCC wird im Rahmen der Kontroverse um die globale Erwärmung kritisch betrachtet, wobei ihm von unterschiedlicher Seite sowohl Verharmlosung als auch Übertreibung vorgeworfen werden.

Problematisch ist der Umstand, dass die Endredaktion der im politischen Prozess besonders stark beachteten Themenzusammenfassungen stark von der großen Zahl der von den Regierungen entsandten Politiker und Juristen dominiert wird. Kritiker sehen deshalb in der Zusammensetzung dieses Gremiums die Gefahr, dass die Berater mit den zu Beratenden verschmelzen.[5][6] So wurde im Zusammenhang mit dem Vierten Sachstandsberichts des IPCC bekannt, dass einige Regierungen (unter anderem die USA und China) eine deutliche Abschwächung des von den Wissenschaftlern vorgelegten Berichtsentwurfes durchgesetzt haben.

In der politischen und öffentlichen Diskussion, insbesondere in den USA, befinden sich zahlreiche Darstellungen so genannter Klimakritiker, die Zweifel am Bild des im IPCC dargestellten Konsenses oder an der Theorie der anthropogenen Klimaveränderungen anmelden. In verschiedenen Fällen werden diese dem Verdacht der bezahlten Lobbyarbeit ausgesetzt oder ist bekannt, dass es sich um Lobbyisten handelt.[7][8]

Weblinks

Prozedur der Erstellung eines IPCC-Sachstandsberichtes

Einzelnachweise

  1. IPCC/Watson et al. (Hrsg.) (2000): IPCC Special Report on Land Use, Land-Use Change And Forestry (PDF)
  2. IPCC/Nakicenovic et al. (Hrsg.) (2000): Special Report on Emissions Scenarios, siehe online
  3. IPCC/Metz et al. (2005): Carbon Dioxide Capture and Storage (PDF)
  4. IPCC PROGRAMME AND BUDGET FOR 2006 TO 2009
  5. Der Klimabasar (Die Zeit, 1.2.2007)
  6. So kritisiert etwa der US-amerikanische Klimaforscher Dr. Roger Pielke in einem Interview, dass die hauptsächlichen Bewertungen und Einschätzungen der wissenschaftlichen Untersuchungen zum Klimawandel von genau den gleichen stammen, die diese Untersuchungen erarbeiteten. Auf die Frage nach seiner Hauptkritik: "What is your criticism of the IPCC?" antwortet Pielke in einem Interview: "Mainly the fact that the same individuals who are doing primary research into humans' impact on the climate system are being permitted to lead the assessment of that research" (in erster Linie, dass den gleichen, die die hauptsächlichen Untersuchungen zum Einfluss des Menschen auf das Klima vorgenommen haben, erlaubt wurde, die Bewertung ihrer eigenen Arbeit vorzunehmen")[1].
  7. Wie ein Ölgigant und das American Enterprise Institute Stimmung gegen den UN-Klimabericht machen (Telepolis, 2. Februar 2007)
  8. Exxonsecrets.org

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