- Zypern (Insel)
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Zypern - Κύπρος - Kıbrıs Sprachen Griechisch, Türkisch Fläche 9.251 km² Größte Erhebung Olympos 1.952 m Einwohnerzahl 1.043.800[1][2] Bevölkerungsdichte 113 Einwohner/km² Hauptstadt Nikosia (gr. Lefkosía, tr. Lefkoşa) Größte Stadt Nikosia Währung 1 Euro = 100 Cent (seit 1. Januar 2008) Zeitzone MEZ + 1 Stunde Telefon-Vorwahl 00357 Zypern, griechisch Kýpros (Κύπρος), türkisch Kıbrıs, ist eine Insel im östlichen Mittelmeer, die im Jahre 1960 vom Vereinigten Königreich in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Sie ist die drittgrößte Insel des Mittelmeeres und gehört geographisch zu Asien.
Obwohl das Territorium der gesamten Insel - mit Ausnahme zweier britischer Militärbasen (Akrotiri und Dekelia) - de jure Staatsgebiet der Republik Zypern ist, übt die Regierung seit der Invasion türkischer Truppen im Jahre 1974 de facto keine Hoheit mehr über den Nordteil der Insel aus, der sich im Jahre 1983 zur Türkischen Republik Nordzypern proklamiert hat.
Zwischen dem Nord- und dem Südteil der Insel liegt eine Pufferzone, die von den Vereinten Nationen im Rahmen einer Friedensmission verwaltet wird.
Weiterhin existieren auf der Insel zwei Basen des Vereinigten Königreichs. Die beiden Exklaven Akrotiri und Dekelia gehören völkerrechtlich zu diesem. Für das Vereinigte Königreich war die Möglichkeit zur nachhaltigen Nutzung der strategisch wichtigen Insel eine Vorbedingung für die Entlassung Zyperns in die Unabhängigkeit.
Die Republik Zypern ist seit dem 1. Mai 2004 Mitgliedstaat der Europäischen Union. Die EU bekräftigte den Herrschaftsanspruch der Republik Zypern über die gesamte Insel und sieht daher ganz Zypern als Teil des EU-Gebietes an. Faktisch trat jedoch nach dem Scheitern des Referendums vom 24. April 2004 der türkisch besetzte Nordteil nicht mit bei (siehe EU-Erweiterung 2004).
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Mit einer Fläche von ca. 9.251 km² (griechischer Teil ca. 5.384 km², türkischer Teil ca. 3.355 km², britische Militärbasen Akrotiri und Dekelia ca. 255 km², Pufferzone ca. 4%) ist Zypern nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte Insel im Mittelmeer (West-Ost-Ausdehnung ca. 230 km, Nord-Süd-Ausdehnung ca. 95 km).
Die Entfernung zur Südküste des türkischen Festlandes beträgt 68 km, zur Ostküste der griechischen Insel Rhodos 394 km und zum griechischen Festland ca. 830 km, zur Westküste Syriens ca. 95 km, nach Ägypten ca. 325 km. Zypern gehört geographisch zu Asien.
Zwei Gebirgszüge durchziehen die Insel, die zur Küste hin abfallende, sonst schroffe Kette des Pentadaktylos (Beşparmak) im Nordosten und das vulkanische, waldreiche Troodos-Gebirge im südlichen Landesinnern, mit dem Olympos (1.952 m) als höchster Erhebung. Zwischen beiden Gebirgen erstreckt sich die fruchtbare Ebene Mesaoria (Μεσαορία: „zwischen den Bergen“) mit dem Zentrum Nikosia (griechisch: Lefkosia, türkisch: Lefkoşa). Die 671 km lange Küste besteht aus ausgedehnten Sand- und Kiesstränden sowie aus steil abfallenden Felsküsten mit kleinen Buchten.[3]
Zypern weist an seinen Küsten fünf markante Kaps bzw. Halbinseln (griechisch: Akrotiri - Ακρωτήριο) auf; beginnend an der äußersten Nordostspitze der Insel sind dies (im Uhrzeigersinn):
- an der Spitze der Halbinsel Karpas im Nordosten: „Kap des Apostels Andreas“, griechisch: Akrotírio Apostólou Andréa (Ακροτήριο Αποστόλου Ανδρέα), türkisch: Zafer Burnu - „Kap des Sieges“
- im Südosten: Kávo Gkréko (Κάβο Γκρέκο) ['kavɔ 'grɛkɔ], türkisch: Greko Burnu, aus dem Spanischen: „Griechisches Kap“), auch Pidália (Пηδάλια) „die Steuerruder“
- in der Südspitze: Die beiden Kaps Kávo Gáta (Κάβο Γάτα) ['kavɔ 'ɣata], aus dem Spanischen: „Katzenkap“, türkisch: „Doğan Burnu“, „Falkenschnabel“ sowie Akrotírio Zevgári (Ακροτήριο Ζευγάρι), türkisch: İkiz Burnu
- an der Spitze der Halbinsel Akamas im Westen: Akrotírio Arnaoúti (Ακροτήριο Αρναούτη), auch Akrotírio Akáma (Ακροτήριο Ακάμα), türkisch: Arnavut Burnu
- am Westende des Pentadaktylos in der Mitte der Nordküste: Akrotírio Kormakíti (Ακροτήριο Κορμακίτη), türkisch: Koruçam Burnu
Klima
Auf Zypern herrscht mediterranes Klima mit deutlich kontinentaler Ausprägung. Die südliche Lage bedingt höhere Temperaturen als im nördlichen Mittelmeerraum und von der levantinischen Küste wehen oft heiße Wüstenwinde übers Meer. Das Mittelmeer um Zypern hat die höchsten Wassertemperaturen im gesamten Raum. Im Februar werden etwa 17 °C, im August um 28 °C erreicht.
Das Land leidet chronisch unter Wassermangel. Regen fällt vor allem von Dezember bis April. Von Mai bis November ist es trocken und vor allem im Landesinneren zum Teil sehr heiß. Nikosia hat im Juli und August eine durchschnittliche Höchsttemperatur von 37 °C, was nur 2 °C unter der Temperatur in Dubai liegt, aber 8 °C wärmer ist als auf Mallorca. In Extremfällen steigt das Thermometer im Zentrum der Insel im Hochsommer auf 47 °C. An den Küsten ist es während des Sommers meist am Tag 30 bis 35 °C warm, in der Nacht kühlt es auf 20 bis 23 °C ab. Der Westen der Insel um die Stadt Pafos ist 2 bis 4 °C kühler als der Osten. Im Winter liegen die Temperaturen zwischen 15 °C und 20 °C am Tage, von Zeit zu Zeit auch darüber, selten darunter. Oberhalb von 1.500 m kann es Schnee geben, Frost ist auch im Flachland häufiger, an der Küste jedoch praktisch auszuschließen.
Flora und Fauna
Zypern ist eine „grüne“ Insel, die waldreichste im gesamten Mittelmeerraum.
Aleppo-Kiefern, Pinien, Platanen, Zedern und Steineichen wachsen im Troodos-Gebirge – dem „Schwarzwald“ Zyperns. An den flach abfallenden Rändern des Troodos ist die natürliche Flora größtenteils verdrängt durch Apfel-, Birnen-, Pfirsich-, Mandel- und Nussbäume sowie durch Weinfelder. Im Übrigen wird das Bild der Insel von Zypressen, Oliven- und Johannisbrotbäumen geprägt.
Nicht weniger als 1.800 Blütenpflanzen blühen im Laufe des Frühjahrs und Sommers. Im Frühling wird der Blütenaspekt geprägt von Anemonen, Narzissen, Gladiolen, Iris, Goldwurz, Tulpen und Klatschmohn. Auch sehr viele Arten von Orchideen kommen vor. Einige davon sind endemisch. Mit den ersten herbstlichen Regenfällen sprießen unter anderem Traubenhyazinthen, Weihnachtsstern und Hahnenfuß. Die ursprünglich aus Brasilien stammende und teilweise verwilderte Bougainvillea blüht das ganze Jahr hindurch.
Schon sas Zypern der Antike war reich an Wäldern. Heute sind nur noch etwa 17% der Insel (im Wesentlichen im Troodos-Gebirge und im Pentadaktylos) von Wald bedeckt. Eingriffe des Menschen, Beweidung mit Ziegen und häufige Waldbrände haben dazu beigetragen, die Waldflächen zu vermindern. Heute bemüht man sich, den Waldbestand durch Neubepflanzung zu vergrößern. Das Überleben neu gepflanzter Bäume wird allerdings durch Wassermangel erschwert. Einige fremde Arten wurden eingeführt (verschiedene Arten von Tannen, Fichten, Akazien und Eukalyptus).
Fossilien und archäologische Funde belegen, dass auf Zypern bis in die Nacheiszeit Zwergflusspferde und Zwergelefanten lebten, die allerdings bereits im Neolithikum ausgestorben sind. Schweine, Rinder, Ziegen, Damhirsche und Wildschafe sowie Füchse und Wildkatzen wurden von den ersten Bauern mitgebracht. Die Schafe verwilderten und lebten auf der Halbinsel Akamas. Die ebenfalls eingeführten Rinder verschwanden nach relativ kurzer Zeit und wurden erst im Endneolithikum wieder eingeführt. Das Zypern-Mufflon wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts nahezu ausgerottet, sein Bestand konnte zwischenzeitlich durch Schutzmaßnahmen gesichert werden.
Jährlich kommen die Meeresschildkröten an die Küsten von Akamas, Varosha und des Karpaz, um Eier zu legen. Um diese Tiere zu schützen und ihre unbehinderte Fortpflanzung zu ermöglichen, verabschiedete die zyprische Regierung ein Schutzprogramm. Für die Dauer der Eiablage werden die Strände, die die Schildkröten zum Nisten bevorzugen, für Menschen gesperrt.
Neben den im Mittelmeer üblichen Fischarten tummeln sich in den Küstengewässern im Osten der Insel auch Tierarten, die durch den Suez-Kanal aus dem Roten Meer ins Mittelmeer kamen, wie zum Beispiel Flötenfische (Fistulariidae) und Kaninchenfische (Siganidae).
Die Vogelwelt Zyperns umfasst 340 Arten. Die Insel ist ein Durchzugsgebiet vieler Zugvögel. 46 Arten verbringen das ganze Jahr auf Zypern, und 27 der Zugvogelarten nisten auf der Insel und pflanzen sich dort fort. Die Wälder der großen Troodos–Gebirgskette und die Höhenlagen des Pentadaktylos sind die vogelreichsten Gebiete. U. a. sind hier Buchfink, Fichtenkreuzschnabel, Chukarhuhn, Nachtigall und Seidensänger zu finden. Halsbandfrankolin, Häherkuckuck, Eleonorenfalke, Steppenweihe und Teichwasserläufer sind gesuchte Arten von Birding-Tours. Schuppengrasmücke und Zypern-Steinschmätzer sind zyprische Endemiten. Im Bereich des Salzsees bei Larnaka kann man im Winter Flamingos beobachten.
2006 entdeckte man auf Zypern eine Mäuseart Mus cypriacus, die dort schon seit mindestens 10.000 Jahren lebt. Das Besondere an dieser Art ist, dass sie einen größeren Kopf, größere Ohren, Augen und Zähne besitzt als alle anderen bisher bekannten Mäusearten.[4]
Bevölkerung
Laut den Volkszählungen beträgt die Bevölkerungszahl im Norden Zyperns 256.644 (2006) und im Süden 766.400 (2005). Hinzu kommen die auf der Insel stationierten britischen Militärangehörigen (7.500) und weitere Zyprer (7.000) in Akrotiri und Dekelia und 917 Angehörige der UNFICYP (Februar 2007). Basierend auf diesen Angaben beträgt die Bevölkerungszahl Zyperns 1.038.461.
Die etwa 778.000 griechischen Zyprer machen rund 72% der Bevölkerung aus. Die Zahl der türkischen Zyprer beträgt etwa 220.000 (2006); sie stellen 28% der Inselbevölkerung. In dieser Zahl enthalten sind sowohl die etwa 80.000 Türken, die erst nach der Invasion der Türkei 1974 im besetzten Nordteil der Insel angesiedelt wurden, als auch ca. 40.000 türkische Soldaten. Genaue Berechnungen sind mangels aktueller Zahlen nur schwer vorzunehmen.[5]
Heute leben im südlichen Teil der Insel etwa 2.000 türkische Zyprer, im nördlichen Teil der Insel, vor allem in Rizokarpaso, etwa 500 griechische Zyprer.
Neben einem eigenen Idiom des Neugriechischen (Zypriotisches Griechisch), Türkisch und Arabisch (Maroniten) wird auch Englisch u. a. als Bildungs- und Verkehrssprache gesprochen. Seit der türkischen Invasion leben etwa 200.000 griechische Zyprer aus dem türkisch besetzten Norden als Flüchtlinge im griechischen Süden der Insel, die türkischen Flüchtlinge aus dem Süden haben teilweise Ortschaften gegründet, deren Namen an ihre alten Heimatorte erinnern. Alle älteren türkischen Zyprer sprechen auch Griechisch, in einigen Dörfern auf der Karpas-Halbinsel wird die Schwarzmeer-Mundart (Pontisches Griechisch) gesprochen.
An der Nordspitze Zyperns gibt es Dörfer, deren maronitische Bevölkerung eine arabische Mundart spricht. Das in Kormakiti gesprochene Kormakiti-Arabisch ist in Wortschatz, Phonetik und Grammatik stark vom Griechischen beeinflusst. Die jungen Männer arbeiten heute aufgrund ihres Sonderstatuts (kein Militärdienst) weitgehend im Süden der Insel, während Frauen, Kinder und alte Menschen die Felder bestellen.
Religion
Der größte Teil der Bewohner, etwa 77%, sind orthodoxe Christen. Die Muslime stellen insgesamt 21% der Bevölkerung. Die östlich-orthodoxe Kirche von Zypern (auch „zyprisch-orthodoxe Kirche“) ist bereits seit dem Konzil von Ephesos im Jahr 431 autokephal und befindet sich in vollständiger Glaubensgemeinschaft mit den anderen orthodoxen Kirchen. Die türkischsprachige Bevölkerung ist zu 99% sunnitisch-muslimischen Glaubens.
Etwa 1% der Bevölkerung gehört der römisch-katholischen Kirche des lateinischen Ritus an, sie gehören zum Patriarchat Jerusalem. Ungefähr ein weiteres Prozent der Einwohner ist ebenso in voller Einheit mit dem Papst, es sind die (katholischen) Maroniten, die auch den einzigen katholischen Erzbischof mit Sitz in Zypern aufweisen. Für beide Riten der Katholischen Kirche und zur diplomatischen Vertretung des Heiligen Stuhles gibt es eine eigene Apostolische Nuntiatur, die vom Nuntius für das Heilige Land mitbetreut wird.
Städte
- Hauptartikel: Liste der Städte auf Zypern
Eingebettet in die beiden Gebirgsketten liegt die fruchtbare Mesaoria-Ebene, in deren Zentrum die Stadt Nikosia (griechisch: Lefkosía, türkisch: Lefkoşa, etwa 195.000 Einwohner) liegt. Weitere größere Städte sind die Häfen Larnaka (etwa 66.400 Einwohner), Limassol (griechisch: Lemesos, etwa 148.700 Einwohner) und Paphos (etwa 36.300 Einwohner) an der Südküste (von Ost nach West), sowie Famagusta (türkisch: Gazimagusa, griechisch: Ammochostos, etwa 27.700 Einwohner) an der Ostküste und Kyrenia (griechisch: Keryneia, türkisch: Girne, etwa 12.500 Einwohner) an der Nordküste. Daneben verdient das an der Südostküste gelegene und zu einem wichtigen Tourismuszentrum gewordene Dorf Agia Napa Erwähnung.
Die Städte Famagusta und Kyrenia werden derzeit von der Türkischen Republik Nordzypern verwaltet, die Städte Larnaka, Limassol und Pafos von der Republik Zypern.
Die Stadt Nikosia befindet sich jeweils zum Teil im von der Republik Zypern verwalteten Südteil der Insel, im von der Türkischen Republik Nordzypern verwalteten Nordteil der Insel und in der UN-Pufferzone. Nikosia ist Hauptstadt sowohl der Republik Zypern als auch der Türkischen Republik Nordzypern.
Wirtschaft
- Hauptartikel: Wirtschaft Zyperns
Bodenschätze
Auf Zypern gibt es Kupfer und Asbest, in den Bergen befinden sich große Marmorgebiete und Pyritminen. Dort gibt es auch Gipsgestein und Salzablagerungen. An den Stränden wird Tonerde abgebaut. Das Kupfervorkommen war so bedeutend, dass das Metall seinen Namen daher hat. Der lateinische Name cuprum ist abgeleitet von aes cyprium („zyprisches Erz“).
Landwirtschaft
Auf Zypern werden vielfach Zitrusfrüchte angebaut. Orangen- und Grapefruithaine bestimmen vor allem die Umgebung von Limassol und Morphou. Hinzu kommt die Erzeugung von Gemüse. Das „Land der roten Erde“ im Südosten der Insel gilt als Gemüsegarten Zyperns mit Kartoffeln, Auberginen, Tomaten, Gurken, Zwiebeln und anderen Arten. Zyprische Kartoffeln gehören zu den Export-Schlagern (meist nach Großbritannien). Feigen und Granatäpfel wachsen im Nordwesten. Im Südwesten, bei Paphos, gibt es bedeutende Weingärten und ausgedehnte Bananenplantagen. Nördlich von Limassol liegt das kleine Weinbaugebiet Commandaria. Auf der gesamten Insel gibt es außerdem einige größere Olivenplantagen. Im nördlichen Teil werden bevorzugt Geflügel und Lämmer aufgezogen.
Bei vielen Anbausorten (Obst, Gemüse und Getreide) sind zwei Ernten im Jahr durch das ausgesprochen milde Klima möglich. Fast jede Familie griechischer Zyprer hat irgendwo auf der Insel noch ein kleines Stück Land, auf dem für den Eigenbedarf angebaut wird. Fremde Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft kommen immer häufiger und völlig legal aus dem Norden, anders, als in der Tourismusbranche (hier sind es in erster Linie polnische Saisonkräfte).
Die landwirtschaftlich genutzten Flächen werden jedoch seit dem EU-Beitritt immer kleiner (besonders in den Touristenregionen), da Briten verstärkt Land und Häuser für den Altersruhesitz kaufen, die zudem in der EU wie Brachflächen gefördert werden.
Tertiärer Sektor, Industrie, Export und Import
Die meisten Arbeitsplätze bietet der tertiäre Sektor, angeführt vom Tourismus. An zweiter Stelle liegt die Industrie, die hauptsächlich auf den naturgegebenen Ressourcen und der Landwirtschaft fußt. Führend ist die Tourismusindustrie. Ihr folgen verarbeitende Industrien von Nahrungsmitteln und Getränken, Zement- und Gipsproduktion, Schiffsreparatur und -erneuerung, Herstellung von Textilien, Chemikalien und Metallwaren sowie von Produkten aus Holz, Papier, Stein und Ton.[6].
Ausgeführt werden im Süden Zitrusfrüchte, Kartoffeln, pharmazeutische Produkte, Zement, Kleidung und Zigaretten, im Norden Zitrusfrüchte, Molkereiprodukte, Kartoffeln und Textilien.[6]
Eingeführt werden im Süden Konsumgüter, Erdölprodukte und Schmiermittel, Halbfertigwaren, Maschinen, Transportequipment, im Norden Fahrzeuge, Erdöl, Zigaretten, Nahrungsmittel, Mineralien, chemische Produkte und Maschinen.[6]
Geschichte
- Hauptartikel: Geschichte Zyperns
Die erste konstante Besiedlung Zyperns erfolgte in der Jungsteinzeit. In Aetokremnos wurden zwar epipaläolithische Befunde ausgegraben, eine länger andauernde Besiedlung ist jedoch unsicher. Die neolithische Besiedlung erfolgte im 9. Jahrtausend v. Chr. von Syrien aus. Das bekannteste Dorf der Jungsteinzeit ist Khirokitia bei Kalavassos, weitere Fundorte aus dem präkeramischen Neolithikum (PPNB) sind Kastros, Shillourokambos, Ais Yiorkis und Tenta. Seit der Bronzezeit belieferte Zypern das östliche Mittelmeer mit Kupfer. In der ausgehenden Bronzezeit entstanden auf Zypern Handelsstädte wie Enkomi, die in engem Kontakt mit der Levante standen.
Den Hethitern und Ugarit war Zypern (oder ein Teil der Insel) als Alašija bekannt, es bestanden Handelsbeziehungen. Um 1200 v. Chr. kam die Insel unter Mykenes Einfluss, lokal wurde Keramik hergestellt, die mykenische Vorbilder umsetzt, diese fand weiter Verbreitung in der Levante. Danach war Zypern Teil der assyrischen, ägyptischen und persischen Einflusssphäre. Das Königreich Salamis errang nach und nach die Vorherrschaft über die Insel. 332 v. Chr. gingen die Könige von Zypern zu Alexander dem Großen über und Zypern wurde in dessen Reich eingebunden. Nach dem Zerfall des Reiches gehörte Zypern zum hellenistischen Ptolemäerreich.
58 v. Chr. gelangte die Insel unter römische Herrschaft. Bis ca. 22 n.Chr. unterstand die Verwaltung einem Proprätor (einem direkten Vertreter des römischen Kaisers) danach ging die Herrschaft der Insel an den römischen Senat, der durch einen Prokonsul vertreten wurde. Um das Jahr 50 hat Barnabas, der in Zypern geboren wurde, mit dem Apostel Paulus Zypern besucht, um dort zu missionieren. Der damalige Prokonsul Sergius Paulus hat sich nach biblischem Bericht (Apg 13,4-12) für den christlichen Glauben interessiert und wurde gläubiger Christ. 1877 wurde bei Paphos eine Inschrift gefunden, in der Sergius Paulus namentlich mit dem Titel Prokonsul erwähnt wird. Barnabas soll später Bischof der Insel geworden sein und dort als Märtyrer gesteinigt worden sein.
Zypern blieb römisch und oströmisch/byzantinisch bis 1184, zuletzt unter Kaiser Isaak Komnenos. Die Kreuzritter und die Lusignans beherrschten die Insel bis 1489, anschließend gehörte die Insel bis 1571 zur Republik Venedig, danach zum Osmanischen Reich.
1878 verpachtete das Osmanische Reich die Insel an Großbritannien, das diesem im Gegenzug Unterstützung gegen einen Vorstoß der Russen zusagte; mit dem Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg (1914) auf Seiten der Mittelmächte wurde die Insel von den Briten annektiert, sie gehörte aber bis zum Inkrafttreten des Vertrags von Lausanne im Jahre 1923 formal noch der Türkei, die sie in besagtem Vertrag rückwirkend als seit 1914 durch Großbritannien annektiert anerkannte. 1925 wurde Zypern Kronkolonie.
Die ehemalige britische Kolonie wurde am 16. August 1960 aufgrund des Abkommens von Zürich zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei unabhängig.
Nach Unruhen und Spannungen zwischen den Volksgruppen wurde im Jahr 1964 die United Nations Peacekeeping Force in Cyprus (UNFICYP) im Land stationiert, um Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten und eine Eskalation des Zypernkonflikts zu verhindern. Dies gelang jedoch nicht. In einem von der griechischen Junta unterstützten Putsch wurde 1974 Präsident Makarios gestürzt. Die nationalistisch orientierten Putschisten strebten die Angliederung an Griechenland an. Als Folge von Pogromen und ethnischen Säuberungen[7]und unter Berufung auf ihre Rolle als Garantie- und Schutzmacht der türkischen Inselbewohner intervenierte die Türkei und besetzte den Norden Zyperns. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bekräftigte in seiner Resolution 353[8] die territoriale Integrität und Unteilbarkeit der Republik Zypern und verlangte den sofortigen Abzug der türkischen Truppen.
Am 16. August 1974 wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, die Friedenstruppe der Vereinten Nationen (UNFICYP) überwacht seitdem die Einhaltung des Waffenstillstandes, unter anderem durch regelmäßige Patrouillen an der Green Line genannten Waffenstillstandslinie.
1983 wurde im türkisch besetzten Nordteil der Insel die Türkische Republik Nordzypern proklamiert. Der UN-Sicherheitsrat erklärt die Proklamation in seiner Resolution 541[9] für völkerrechtswidrig. Die Türkei ist der einzige Staat, der die Türkische Republik Nordzypern anerkennt.
2003 wurde die Grenze zwischen den beiden Landesteilen erstmals wieder durchlässig, als die Öffnung der Grenzübergänge für beide Volksgruppen für Besuche im jeweils anderen Teil der Insel zum 23. April 2003 erfolgte. 2004 scheiterte jedoch der Annan-Plan zur Wiedervereinigung in einer Volksabstimmung an der Ablehnung im griechischen Teil Zyperns. Der Annan-Plan hatte für den griechischsprachigen Südteil Zyperns den Namen Griechisch-zyprischer Staat vorgesehen. Hätte der Plan auch im Südteil Akzeptanz gefunden, würde Zypern heute offiziell Vereinigte Republik Zypern heißen. Das türkischsprachige Pendant im Nordteil, auf dem heute die Türkische Republik Nordzypern errichtet ist, hätte den Namen Türkisch-zyprischer Staat erhalten. Die Türkische Republik Nordzypern hätte sich aufgelöst. Die heutigen Flaggen der Türkischen Republik Nordzypern sowie die des heute provisorisch auch den Nordteil vertretenden Südteils von Zypern wären Geschichte geworden.
Aufgrund der Ablehnung des Annan-Plans im Südteil, bei der sich 76% der griechischen Zyprer gegen den Plan aussprachen, wurde Zypern am 1. Mai 2004 als geteiltes Land Mitglied der EU. Für den Plan und dem daraus resultierenden Zusammenschluss der Insel stimmten mit einer Mehrheit von 65% die Bewohner des besetzten Teils. Die Türkische Republik Zypern bleibt bis heute eine international nicht anerkannte und isolierte Republik, was zu schwerwiegenden politischen und wirtschaftlichen Folgen im Norden führt.
Am 9. Januar 2007 rissen türkische Zyprer in Nikosia die Lokmaci-Barrikade, die seit 1967 das Symbol für die Trennung darstellt, als „Zeichen des guten Willens“ ein. Am 8. März 2007 wurde daraufhin von griechischen Zyprern die Barrikade auch auf der griechischen Seite niedergerissen. Bei einem Treffen am 21. März 2008 zwischen den Führern der griechischsprachigen und türkischsprachigen Volksgruppen, Dimitris Christofias und Mehmet Ali Talat, haben sich beide Seiten auf den sofortigen Beginn von Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Teile der Mittelmeerinsel geeinigt.
Seit dem 3. April 2008 ist in der Altstadt von Nikosia in der Ledrastraße die Grenze geöffnet. Am Abend des 3. April wurde sie für kurze Zeit wieder geschlossen, weil die griechisch-zyprische Regierung beanstandete, dass Polizisten des türkisch-zyprischen Teils unrechtmäßig durch Teile der Straße patrouilliert seien, indem sie die von der UNO kontrollierte Pufferzone betreten hätten. Die Ledra-Straße war bereits 1964 von britischen Truppen mit Stacheldraht abgeriegelt worden, nachdem es zu Unruhen zwischen griechischen und türkischen Zyprern gekommen war.
Medien
In Zypern erscheinen acht national verbreitete Tageszeitungen; der Anteil der Tageszeitungsleser beträgt 88 Leser je 1.000 Einwohner.[10] 38% der Bevölkerung verfügten 2007 über einen Internetanschluss; die Breitbandverbreitungsquote lag bei 11,7%.[11]
Kultur
Musik
Siehe: Zyprische Musik
Küche
Siehe: Zyprische Küche
Literatur
Sachbücher
- Franz Georg Maier: Cypern - Insel am Kreuzweg der Geschichte. München 1982, ISBN 3-406-09089-3
- Pavlos Tzermias: Geschichte der Republik Zypern. Francke, Tübingen 2004, ISBN 3-7720-8060-X
- Julia Chatzipanagioti: Griechenland, Zypern, Balkan und Levante. Eine kommentierte Bibliographie der Reiseliteratur des 18. Jahrhunderts. 2 Bde. Eutin: Lumpeter & Lasel, 2006. ISBN 3-9810674-2-8.
- Andreas Schneider: Zypern : [mit Nordzypern]. 1. Auflage. DuMont, Ostfildern 2005, ISBN 3-7701-6084-3
- Sibylle von Reden: Die Insel der Aphrodite. Du Mont, Köln 1969, 1974.
- Heinz A. Richter: Geschichte der Insel Zypern. Bd 1. 1878-1949. Bibliopolis, Mannheim/Möhnesee 2004, ISBN 978-3-941336-25-4
- Heinz A. Richter: Geschichte der Insel Zypern. Bd 2. 1950-1959. Bibliopolis, Mannheim/Möhnesee 2006, ISBN 978-3-941336-31-5
- Heinz A. Richter: Geschichte der Insel Zypern. Bd.3. 1959-1965. Rutzen-Verlag Ruhpolding 2007, ISBN 978-3-938646-19-9
- Heinz A. Richter: Geschichte der Insel Zypern. Bd.4. 1965-1977, Rutzen-Verlag Ruhpolding 2009, ISBN 978-3-938646-33-5
- Glafcos Clerides: Negotiating for Cyprus 1993-2003, Rutzen-Verlag Ruhpolding 2008, ISBN 978-3-938646-37-3
- Makarios Drousiotis: Cyprus 1974: Greek Coup and Turkish Invasion. Bibliopolis, Mannheim/Möhnesee 2006, ISBN 978-3-941336-28-5
- Sevgül Uludag: Cyprus the Untold Stories. Bibliopolis, Mannheim/Möhnesee, 2005, ISBN 978-3-941336-27-8
- Arnold Sherman: Zypern: die gefolterte Insel. AHRIMAN-Verlag, 1999, ISBN 3-89484-811-1
- Andreas P. Pittler: Zypern. Klagenfurt 2003, ISBN 3-85129-419-X
- Kassianides Yoann: La politique étrangère américaine à Chypre (1960-1967), L'Harmattan, Paris, 2005, (ISBN : 2-7475-8459-3).
- Copeaux Etienne, Mauss-Copeaux Claire: Taksim! Chypre divisée, Aedelsa, Lyon, 2005.
- Sir Harry Luke: Cyprus under the Turks 1571-1878. Oxford, Clarendon Press, 1921. Facsimile Nachdruck London, C. Hurst & Co, 1989, ISBN 1-850650-72-1
Belletristik
- Jetta Sachs-Collignon: Caterina Cornaro - Königin von Zypern. dtv, München 1998, ISBN 3-423-20145-2
- Lawrence Durrell: Bitter Lemons of Cyprus. Faber, London 1971, ISBN 0-571-06186-9
- Michael Ondaatje: Es liegt in der Familie dtv, München 1997, ISBN 3-423-12425-3
Siehe auch
Weblinks
- Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu Zypern
- Zypern in Meyers Konversationslexikon, Vierte Auflage, 1885-1892
35.11666666666733.4Koordinaten: 35° 7′ N, 33° 24′ O
Einzelnachweise
- ↑ Die Angabe zur Gesamteinwohnerzahl der Insel basiert auf der Summe der Bevölkerung der Republik Zypern und der Türkischen Republik Nordzypern (Stand: jeweils Ende 2006). Der griechische Südteil der Insel zählt 778.700 Einwohner (siehe Demographic Report 2006), der türkische Nordteil 265.100 (siehe Zensus 2006)
- ↑ Meyers Lexikon: Artikel über Zypern[1]
- ↑ Geographisch Angaben
- ↑ Bild der Wissenschaft, 1/2007, Seite 8
- ↑ Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu Zypern
- ↑ a b c CIA Factbook 2008
- ↑ Schoch, Bruno, 2003. Zypern wird EU-Mitglied - und der Konflikt? HSFK-Report 14/2003. Frankfurt am Main, Deutschland: „Seit der Invasion von 1974, mit der die Türkei zunächst auf Pogrome gegen türkische Zyprioten reagierte, wird die Insel durch eine der am stärksten gesichertsten Grenzen in Europa geteilt. Sämtliche Vorstöße, sie zu überwinden, sind bisher gescheitert, der letzte im März 2003. Sofern man sich jetzt nicht im letzten Moment noch auf eine Regelung einigen sollte, bleibt der Norden, den die Regierung in Nikosia nicht kontrolliert, vom EU-Beitritt ausgeschlossen. Völkerrechtlich tritt dann ganz Zypern bei, de facto jedoch nur der griechische Süden. Das ergäbe eine bizarre Konstellation: Ein EU-Mitglied wäre teilweise widerrechtlich besetzt, noch dazu von einem Nachbarstaat, der selbst in die EU eintreten möchte“
- ↑ VN-Resoultion 353
- ↑ VN-Resolution 541
- ↑ http://www.pressreference.com/Co-Fa/Cyprus.html
- ↑ http://www.itu.int/ITU-D/icteye/DisplayCountry.aspx?countryId=66
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