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Naxos (Νάξος) Naxos, Portara Gewässer Mittelmeer Inselgruppe Kykladen Geographische Lage 37° 3′ N, 25° 28′ O37.0525.4666666666671001Koordinaten: 37° 3′ N, 25° 28′ O Länge 32,5 km Breite 21,7 km Fläche 389,434 Höchste Erhebung Zas
1.001 mEinwohner 18.188 Hauptort Naxos Naxos (griechisch Νάξος (f. sg.), auch Náxia, Áxia) ist eine griechische Insel im Ägäischen Meer. Sie ist mit einer Fläche von 389,434 km²[1] die größte Insel der Kykladen und von der Insel Paros nur durch eine schmale Meerenge getrennt. Naxos hat im Osten steile Ufer, nach Westen hin ebeneres Land und wird von Norden nach Süden von einem im Berg Zas (auch: Oxia) bis zu 1.000 m ansteigenden Granitgebirge durchzogen.
Nach der letzten Volkszählung im Jahre 2001 weist die Insel 18.188[1] Einwohner aus (bei tatsächlich nach Jahreszeit stark schwankender Zahl der Ansässigen). Der Hauptort und -hafen heißt Naxos und wird, wie die Hauptorte auf fast allen Inseln, Chora (griechisch Χώρα) genannt. Die Stadt ist zentraler Hafenort der Insel (für Fährdienste, Fischerei und Sportschifffahrt), ist Sitz des römisch-katholischen Erzbischofs des Erzbistums Naxos-Tinos und des griechisch-orthodoxen Bischofs des Bistums Naxos-Paros.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Antike
Naxos war bereits zur Zeit der Kykladenkultur besiedelt. Fundorte auf der Insel waren namensgebend für die Grotta-Pelos-Kultur am Anfang der Bronzezeit zu Beginn des 3. Jahrtausend v. Chr. In archaischer Zeit wurde Dionysos als zentraler Gott verehrt, weitere Kultstätten für Zeus, Apollon und Demeter sind belegt. Nach dem mythologischen Sieg des Theseus über den Minotaurus soll er auf dem Rückweg von Kreta nach Athen hier die kretische Königstochter Ariadne zurückgelassen haben, deren kultische Verehrung als Vegetationsgöttin für das antike Naxos ebenfalls bezeugt ist.
Die vorgeschichtlichen Einwohner der Insel waren Karer, die von Ioniern verdrängt wurden. Die im gesamten historischen Verlauf als einheitlicher Staat regierte Insel erlebte ihre Blüte schon in archaischer Zeit: Naxier gründeten 735 v. Chr. die erste griechische Kolonie auf Sizilien (heute: Giardini-Naxos). In den dreißiger Jahren des 6. Jahrhunderts v. Chr. geriet der nun unterlegene Kleinstaat Naxos erstmals in den festländischen Konflikt zwischen Athen und Sparta, als Peisistratos von Athen Lygdamis, den Führer der oligarchischen Partei auf Naxos, gewaltsam als Tyrannen über die Insel einsetzte. Eine spartanische Expedition beendete 524 v. Chr. seine Herrschaft. Der Bau eines monumentalen Dionysos-Tempels auf einer Insel vor dem Haupthafen wurde aufgegeben. Endgültig verlor Naxos seine Bedeutung nach der Eroberung und Zerstörung durch die Perser 490 v. Chr.
Nachdem die naxischen Schiffe in der Schlacht von Salamis zu den Griechen übergegangen waren und die Freiheit von der persischen Oberherrschaft mit erstritten hatten, wurde die Insel Mitglied des Attischen Seebundes, fiel jedoch 467 v. Chr. ab, verlor nach der erzwungenen Unterwerfung unter Athen endgültig ihre Autonomie und teilte das Schicksal der Inseln unter der Herrschaft Philipps II. von Makedonien, seines Sohnes Alexander, der Diadochen und Römer.
Die geistig-kulturelle Rolle Naxos’ in der griechischen Antike ist wenig bedeutend. Erwähnenswert sind die naxischen Bildhauerschulen des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr.
Mittelalter
siehe auch: Herzogtum Archipelagos
Seit 395 gehörte Naxos zum Oströmischen Reich. Im Mittelalter erhielt die Insel den Namen Naxia. Nachdem die Kreuzfahrer 1204 Konstantinopel erobert hatten und das Byzantinische Reich zerfiel, geriet auch Naxos unter die Herrschaft der Lateiner. Der Venezianer Marco Sanudo eroberte die Insel 1207 und erhielt sie und die übrigen Inseln der Kykladen vom lateinischen Titularkaiser Ostroms Heinrich von Hainault 1210 als erbliches Lehensherzogtum zugesprochen. Der Eroberer wurde zum Herzog des Archipelagos erhoben, Naxos wurde Sitz des Herzogtums.
Sanudo verteilte das eroberte Land unter die Offiziere seiner Flotte, die auf ca. 50 Lehen befestigte Wohnsitze errichteten und für Jahrhunderte eine Feudalherrschaft westeuropäischen Charakters in der Ägäis begründeten. Über den antiken Resten auf dem Stadthügel von Naxos wurde eine zwölftürmige Burganlage erbaut, die den Herzogspalast und die Stadthäuser der Lehnsmänner umschloss. Inmitten der Burg entstand ein Bischofssitz der römisch-katholischen Kirche, der noch heute ein Teil der Inselbevölkerung (wie v.a. auch auf Syros und Tinos) anhängt.
Als das Haus Sanudo 1362 im Mannesstamm erlosch, erhielt der Gemahl der Tochter des letzten Herzogs, Giovanni dalle Carceri, Herr von Negroponte (d.i. Euböa) das Herzogtum Naxos übertragen. Als letzte venezianische Herzöge herrschten von 1383 bis 1564 die Crispi.
Neuzeit
Schon 1537 kam die Insel nach der Eroberung durch die Flotte Chaireddin Barbarossas unter osmanische Herrschaft. Als ersten Nachfolger der venezianischen Herzöge übertrug Sultan Selim II. der Trunkenbold 1566 dem Marranen Iussuf Nassí die Herrschaft über Naxos. Unter Nassí, der die Insel bis zu seinem Tod 1579 nie betrat, wie nachfolgend bis zum griechischen Freiheitskampf ab 1821 stand die Insel unter wechselnder Verwaltung von Tributären der Hohen Pforte, die der italienischen und französischen Aristokratie und dem städtischen Patriziat konstantinopolitanischer Griechen angehörten.
Im Griechischen Freiheitskrieg ab 1821 fanden keine Kämpfe auf der Insel statt, doch Naxos erlebte einen Zustrom von Flüchtlingen aus den Kampfgebieten des Festlands und der Inseln. Mit Beginn der Regentschaft von Ioannis Kapodistrias (1827) wurde Naxos Teil des zunächst autonomen, ab 1829 selbständigen Griechenlands und teilte dessen Schicksal. Im Zweiten Weltkrieg war Naxos ab 1941 bis zum Sturz Mussolinis 1943 von bis zu 2.000 italienischen Soldaten besetzt, ab Oktober 1943 von nurmehr 70 Deutschen, die in der Vorbereitung ihres Abzugs nach dreitägigem Kampf im Oktober 1944 gefangengenommen wurden.
Wirtschaft
Die Insel ist gut bewässert und vor allem in den niederen Teilen nahe der Nordwestküste und in einem Zentralbecken im Inland, aber auch in Terrassengärten zahlreicher Bergdörfer sehr fruchtbar. Die landwirtschaftliche Tätigkeit ist auf Obst- und Gemüsebau, Wein, Öl- und Olivengewinnung, Getreideanbau (vor allem Gerste als Viehfutter), Viehzucht und Milchprodukte (Käse, Joghurt) konzentriert.
Industriell abgebaut wird Marmor; der Abbau von Schmirgel, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts der bedeutendste Wirtschaftszweig der Insel, wurde eingestellt. Bereits seit der Antike wurde im Untertagebau in kleinen Stollen Schmirgel abgebaut. Er fand und findet als Schleifmittel Verwendung. Die Firma Naxos-Union in Frankfurt hatte seit 1871 jahrzehntelang das Alleinverkaufsrecht für Naxosschmirgel auf dem europäischen Festland. In der Folge stellte Naxos-Union nicht nur Schleifmittel her, sondern entwickelte und produzierte seit 1880 erste Steinschleifmaschinen. Mit der Einführung von Elektrokorund und Siliziumcarbid als Ersatzstoffe büßte der Naturschmirgel seit Anfang des 20. Jahrhunderts seine Bedeutung für die Schleifkörperherstellung ein.
Seit den 1980er Jahren gewinnt der Tourismus zentrale Bedeutung für die naxische Wirtschaft. Allein das bebaute Stadtgebiet hat sich seither annähernd verdoppelt, und in den küstennahen Gebieten sind zahlreiche Ferienhäuser von Griechen und Ausländern gebaut worden. Der noch bis vor wenigen Jahren einzigartige Strandabschnitt Agia Ana - Plaka mit seinen Dünen wird inzwischen touristisch stark genutzt, es gibt kaum mehr einen Platz an diesem Strand, der nicht von einem Hotel mit gebührenpflichtigen Liegestühlen und Sonnenschirmen belegt ist. Einzig von weiträumiger Überbauung durch große Hotelkomplexe ist die Insel bislang freigeblieben, trotz kilometerlanger Strände vor teilweise kleinteiliger Dünenlandschaft vor allem entlang der Westküste. Massenhafter Zustrom wird durch den Mangel an einem internationalen Flughafen verhindert, allerdings wird von Teilen der insularen Touristikwirtschaft seit längerem der Ausbau des nur dem binnenländischen Verkehr dienenden Flughafens gefordert. Für die Nutzung als Massenziel mag auch das lokale Klima hindernd sein, das von Starkwinden und eher kühlen Temperaturen an 240 Tagen im Jahr, nicht zuletzt in den Sommermonaten, gekennzeichnet ist. Außerdem wird der Zugang zum Meer mancherorts durch zerklüftete, algenüberwachsene Steinplatten stark behindert.
Die Sicherung des gegen das Meer offenen Fährhafens, neben Paros zentraler Verteiler der östlichen Kykladen, ist ein Ziel, dem die natürliche Beschaffenheit der Hafenbucht entgegensteht.
Sehenswürdigkeiten
- Burgstadt (Kastron)
Die Insel-Hauptstadt wird überragt von der von den Venezianern über dem 30m hohen Stadthügel erbauten Burganlage. Von ehemals 12 Wehrtürmen steht als einziger der Glezos-Turm aufrecht. Das benachbarte Trani-Tor, einer von einst drei Zugängen zur Burg, ist fast unversehrt erhalten. Im Inneren der Burgstadt sind die Wohnsitze der katholischen Aristokratie vorhanden, eines der Häuser ist als Museum Venezianischer Wohnkultur geöffnet. Gegenüber der katholischen Bischofskirche findet sich am Zentralplatz das Archäologische Museum mit Funden von der Insel.
- Bürgerstadt
Den Burgberg umringt bis auf Meereshöhe hinab die in ihrer mittelalterlich engen Gassenstruktur vor allem in den Stadtvierteln Burgos und Agorá fast unveränderte Bürgerstadt. Unter der orthodoxen Bischofskirche im Viertel Grotta sind im Grotta-Museum Ausgrabungen von Gebäuderesten aus der frühen Siedlungszeit um 1600 v. Chr. zu besichtigen.
- Portara
Auf der dem Hafen vorgelagerten einstigen Insel Palátia steht als einziges Relikt des unvollendeten Dionysos-Tempel des Lygdamis das mächtige Tor des Opisthodoms aus dem späten 6. Jahrhundert v. Chr., die Portara. Das marmorne Tempelportal misst 5,95 m in der Höhe und 3,65 m in der Breite.
- Wohntürme
Über die gesamte Insel, strategisch verteilt, finden sich zahlreiche burgartige venezianische Gebäude (Pirgoi, singular Pirgos = Turm) des späten Mittelalters, erbaut gleichermaßen als Landsitze des Adels innerhalb je zugeteilter Lehen und als Festungen gegen Angriffe auf die Insel.
- Kuroi
Drei antike, aus dem rohen Stein gehauene, unvollendete monolithische Kolossalstatuen sog. Jünglinge (Kuroi) liegen noch heute in Steinbrüchen aus der archaischen Zeit. Die Statuen stammen aus dem 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. und waren zur Aufstellung in Heiligtümern bestimmt. Wahrscheinlich stellen sie die Götter Apollon oder Dionysios dar. Der in einem dörflichen Garten zu sehende Kouros von Flerio erreicht eine Größe von 4,7 m; der Apollon genannte, der offen in geringer Höhe über dem Dorf Apollonas lagert, misst 10,45 m. Warum die Kuroi nicht vollendet wurden, ist nicht überliefert. Die Forschung nimmt an, dass entweder die Auftraggeber ihre Zahlungen einstellten oder dass die Arbeiten abgebrochen wurden, weil sich die Marmorblöcke bei der Bearbeitung als fehlerhaft erwiesen oder wegen mangelnder Sorgfalt bei der Bearbeitung zerbrachen. Zumindest der Kouros von Farangi (beim Dorf Melanes, in der Nähe des Kouros von Flerio) scheint diese These zu stützen: kürzlich rekonstruierte und auf dem Gelände ausgestellte Relikte der Kuroi-Füße legen dies nahe.
- Industriedenkmale
Die Gebirgshöhen über der Ostküste sind von heute aufgegebenen Schmirgel-Minen durchsetzt. Von dort führen erhaltene Seilbahnstränge zum kleinen Hafen Moutsoúna hinab. Obwohl die Anlagen schon im Besatzungsjahr 1941 außer Betrieb gesetzt wurden, hängen immer noch gefüllte Behälter an den Seilen. Inzwischen besteht allerdings Einsturzgefahr. An der Straße nach Lionas wurde vor einigen Jahren der Versuch unternommen, eine Anlage mit EU-Mitteln zu einer Art Museum auszubauen. Außer einigen halbfertigen Gebäuden und neu angelegten Wegen ist von diesem Vorhaben kaum mehr etwas zu sehen, nur das in einem Felseinschnitt am Boden liegende Baustellenschild weist noch darauf hin, dass an diesem Ort Gelder der EU offensichtlich in die falsche Richtung gelenkt wurden.
- Menhir und Totenstadt Tsikalario aus geometrischer Zeit (ca. 1000-700 v. Chr.).
Literatur
- Luca Giuliani: Der Koloss der Naxier. In: Luca Giuliani (Hrsg.): Meisterwerke der antiken Kunst. C. H. Beck, München 2005, S. 13-27, ISBN 3-406-53094-X
- Dirk Schönrock, Eberhard Fohrer: Naxos. M. Müller, Erlangen, 4. Auflage 2009, ISBN 978-3-89953-467-2
- Christian Ucke, Dieter Graf: Wandern auf griechischen Inseln. Naxos und kleine Kykladen. Ed. Graf, München 2003, ISBN 3-9803130-6-9 (enthält zahlreiche aussagekräftige kulturhistorische Informationen)
- Georgios M. Melissinos: Naxos. Naxos 1968 (griech.). (heimatkundlicher Abriss, reiche Materialsammlung zu Naxos, nicht immer zuverlässig)
- Naxos Landkarte 1:40'000. Anavasi-Verlag, Athen 2008. ISBN 960-8195-54-3 (gefaltet, mit GPS-Gitternetz, sehr genaue und detaillierte Karte von Naxos)
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Einzelnachweise
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