Älen

Älen
VD dient als Kürzel für den Schweizer Kanton Waadt und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Aigle zu vermeiden.
Aigle
Wappen von Aigle
Basisdaten
Kanton: Waadt
Bezirk: Aigle
BFS-Nr.: 5401Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 1860
UN/LOCODE: CH AIG
Koordinaten: (563688 / 129645)46.3172226.967211415Koordinaten: 46° 19′ 2″ N, 6° 58′ 2″ O; CH1903: (563688 / 129645)
Höhe: 415 m ü. M.
Fläche: 16.36 km²
Einwohner: 8265
(31. Dezember 2007)[1]
Website: www.aigle.ch
Karte
Karte von Aigle

Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Wartung/Pixel

Aigle ([ɛːgl], im einheimischen frankoprovenzalischen Dialekt [ˈaːðɔ])[2] ist eine politische Gemeinde im Kanton Waadt, Schweiz, und Hauptort des gleichnamigen Distrikts Aigle. Der frühere deutsche Name Älen wird heute nicht mehr verwendet. Die Einwohner werden Les Aiglons genannt. Die französische Bezeichnung Aigle bedeutet auf Deutsch Adler.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Aigle liegt auf 415 m ü. M., 13 km südsüdöstlich der Stadt Montreux (Luftlinie). Das Dorf erstreckt sich am Ostrand des unteren Rhônetals, auf dem Schwemmkegel, den der Fluss Grande Eau im Lauf der Zeit bei seinem Austritt in das Rhônetal akkumuliert hat, in den Waadtländer Alpen.

Die Fläche des 16.4 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt des unteren Rhônetals und der angrenzenden Alpen. Die westliche Grenze bildet der kanalisierte Lauf der Rhône. Von hier erstreckt sich der Gemeindeboden ostwärts über den bis zu 3 km breiten flachen Talboden und den Schwemmkegel der Grande Eau bis in deren tief eingeschnittenes Tal zwischen den Höhen von Leysin im Norden und dem Chamossaire im Süden. Allerdings gehören nur die dicht bewaldeten (Bois de la Chenau) und teilweise von Felswänden durchzogenen unteren Talflanken zu Aigle, während die oberen Talhänge den Nachbargemeinden zugeordnet sind. Der höchste Punkt der Gemeinde wird mit 1'060 m ü. M. am Hang unterhalb von Leysin bei Vuargny erreicht. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 24 % auf Siedlungen, 38 % auf Wald und Gehölze, 35 % auf Landwirtschaft und etwas mehr als 3 % war unproduktives Land.

Zu Aigle gehören ausgedehnte Industrie- und Gewerbezonen im Rhônetal, die Weiler Le Cloître (422 m ü. M.) am südöstlichen Ortsrand, Vers Pousaz (413 m ü. M.) rechts der Grande Eau am Fuss des Rebhanges und Fontanney (540 m ü. M.) am Eingang in das Tal der Grande Eau sowie einige Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Aigle sind Yvorne, Leysin, Ormont-Dessous und Ollon im Kanton Waadt sowie Vouvry und Collombey-Muraz im Kanton Wallis.

Bevölkerung

Mit 8265 Einwohnern (Ende 2007) gehört Aigle zu den grösseren Gemeinden des Kantons Waadt. Von den Bewohnern sind 80.0 % französischsprachig, 3.5 % portugiesischsprachig und 3.5 % sprechen Albanisch (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Aigle belief sich 1850 auf 2296 Einwohner, 1900 auf 3897 Einwohner. Danach nahm die Bevölkerung bis 1960 (4381 Einwohner) nur sehr langsam zu. Seither wurde ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichnet, insbesondere während der 1960er und den 1980er Jahren. Neue Wohngebiete entstanden in den letzten Jahrzehnten vor allem westlich der Bahnlinie.

Wirtschaft

Aigle war bis im 19. Jahrhundert ein durch die Agrarwirtschaft geprägtes Städtchen. Schon im 18. Jahrhundert begann der wirtschaftliche Aufschwung dank der Ausbeutung der Salzvorkommen; es wurden eine Salzwasserleitung gebaut und Gradierhäuser errichtet. Im Jahr 1798 wurde die Saline allerdings nach Bex verlegt. Das 19. Jahrhundert war gekennzeichnet durch einen weiteren Aufschwung aufgrund der grossen Wälder in den umliegenden Tälern. Aigle entwickelte sich zu einem Holzverarbeitungszentrum. Es siedelten sich auch Betriebe anderer Branchen an, beispielsweise eine Brauerei, die pharmazeutische Fabrik Zyma, eine Parkettfabrik, mehrere Weinhandlungen und graphische Betriebe.

Heute bietet Aigle rund 4000 Arbeitsplätze an. Mit 7 % der Erwerbstätigen, die noch im primären Sektor beschäftigt sind, hat die Landwirtschaft immer noch einen gewissen Stellenwert in der Erwerbsstruktur der Bevölkerung. Etwa 23 % der Erwerbstätigen sind im industriellen Sektor tätig, während der Dienstleistungssektor 70 % der Arbeitskräfte auf sich vereinigt (Stand 2001).

In der Landwirtschaft spielt der Weinbau an den Hängen östlich des Städtchens, im Bereich des Schlosses und südlich des Hügels Plantour (658 m ü. M.) eine wichtige Rolle. In der klimatisch ebenfalls begünstigten Rhôneebene herrschen Ackerbau und Gemüsebau vor, während die Wälder im Tal der Grande Eau teilweise forstwirtschaftlich genutzt werden.

Im Lauf des 20. Jahrhunderts entstand in der Rhôneebene zwischen dem Fluss und dem östlichen Seitenkanal eine Industrie- und Gewerbezone (Les Iles) mit Tanklagern, metallverarbeitenden Firmen (Zwahlen et Mayr S.A.), pharmazeutischer Industrie sowie Unternehmen des Bau- und Transportgewerbes. Im weiteren ist Aigle Sitz der Reitzel (Suisse) SA (einer 1909 gegründeten Essigfabrik) und des Weinhandelshauses Badoux und Standort zahlreicher kleinerer Unternehmen, darunter auch des Druckerei- und Verlagswesens.

Als wichtiges regionales Zentrum verfügt Aigle über zahlreiche Arbeitsplätze in der kommunalen und Bezirksverwaltung und im Gastronomiegewerbe. Es besitzt ein Bezirksgericht, ein Regionalspital und ein Eidgenössisches Zeughaus. In den 1950er Jahren war in der Rhôneebene die Errichtung eines Panzerwaffenplatzes projektiert, die Pläne wurden aber nach einer kantonalen Abstimmung 1956 aufgegeben. Auch der Weltradsportverband UCI hat seinen Sitz in Aigle; 2002 wurde die Radrennhalle eröffnet. Die Partnerstadt von Aigle ist Tübingen in Deutschland.

Verkehr

Die Gemeinde ist verkehrstechnisch sehr gut erschlossen. Sie liegt an der Hauptstrasse, die von Vevey nach Martigny im Wallis führt. Von dieser Strasse zweigt bei Aigle die Hauptstrasse 11 über den Col des Mosses in das Pays d'Enhaut ab. Der nächste Autobahnanschluss an die 1970 eröffnete A9 (Lausanne-Sion), welche das Gemeindegebiet durchquert, ist rund 3 km vom Ortskern entfernt.

Am 10. Juni 1857 wurde der Abschnitt Villeneuve-Bex der Eisenbahnlinie von Lausanne nach Sion mit einem Bahnhof in Aigle eingeweiht. Drei Privatbahnen, die jetzt in die Transports Publics du Chablais fusioniert worden sind, haben ihren Ausgangspunkt in Aigle. Dies sind der Chemin de fer Aigle-Leysin (Eröffnung am 6. November 1900), der Chemin de fer Aigle-Ollon-Monthey-Champéry (seit 2. April 1907) und der Chemin de fer Aigle-Sépey-Diablerets (seit 22. Dezember 1913).

Für die Feinverteilung im öffentlichen Verkehr sorgen Buslinien von Aigle nach Corbeyrier, Villars-sur-Ollon, Torgon und Saint-Gingolph.

Geschichte

Aigle mit seinem Schloss

Das Gemeindegebiet von Aigle war schon sehr früh besiedelt. Früheste Spuren von der Anwesenheit des Menschen stammen aus der späten Bronzezeit, auf die mehrere Gräber und Keramikfunde zurückdatiert werden. Zur Römerzeit führte die wichtige Heerstrasse vom Grossen Sankt Bernhard via Viviscus (Vevey) nach Aventicum (Avenches) durch das Gebiet. Aus dieser Zeit stammen Überreste einer Villa, eines Aquädukts und eines weiteren Gebäudes mit Mosaiken. Es existieren mehrere römische Namen von Aigle, nämlich Ala (Flügel), Alena (kleiner Flügel), Aquilegia und ad Aquilas (zu/bei den Adlern). Auch ein frühmittelalterliches Gräberfeld wurde entdeckt.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte um 1150 unter dem Namen Alium; von 1153 ist die Bezeichnung de Aleo überliefert. Kaiser Heinrich IV. übergab das Gebiet von Aigle 1076 in die Oberhoheit des Hauses Savoyen. Seit dem späten 11. Jahrhundert ist auch eine Adelsfamilie d'Aigle bezeugt, die hier eine Burg erbaute. Deren Besitz ging im 13. Jahrhundert an die Herren von Saillon. Im weiteren hatten auch die Chorherren vom Grossen Sankt Bernhard und die Abtei Saint-Maurice Grundbesitz in Aigle. Letztere liess ein Priorat errichten, um welches der Ortsteil Le Cloître entstand.

Im Jahr 1231 erhielt Aigle unter Graf Thomas I. von Savoyen das Marktrecht und wurde 1314 mit einem Freiheitsbrief von Amadeus V. von Savoyen zur Stadt erhoben. Durch seine Lage am Handelsweg ins Wallis und über den Grossen Sankt Bernhard nach Italien entwickelte sich Aigle zu einer wichtigen Handelsstadt. Die Gemeinde bildete seit dem Mittelalter eine sogenannte Grosspfarrei mit Leysin (bis 1702) sowie Corbeyrier und Yvorne (bis 1831). Seit dem 14. Jahrhundert besass Aigle einen Burgrechtsvertrag mit Sembrancher im Wallis, der zu gegenseitiger Hilfe im Falle von kriegerischen Handlungen und Naturkatastrophen verpflichtete (beispielsweise beim Hochwasser der Grande Eau 1740 in Aigle und bei der Überschwemmung nach einem Eissturz des Giétrozgletschers in Sembrancher).

Pfarrkirche Saint-Maurice

Nachdem im Jahr 1475 ein italienisches Söldnerheer zur Unterstützung Karls des Kühnen durch das Rhônetal gezogen war, nahm Bern dieses Vorgehen zum Anlass, Aigle zusammen mit den Mandements Ollon, Bex und Les Ormonts zu erobern. Die Burg der Herren von Saillon wurde niedergebrannt, und Bern hatte die Kontrolle über das untere Rhônetal erreicht. Aigle kam damit als erstes welsches Untertanenland an Bern und wurde Sitz des Gouvernement Aigle, das mit Ausnahme von Villeneuve sämtliche Gemeinden des heutigen Bezirks Aigle umfasste. Von 1476 bis 1483 besass auch Freiburg Rechte über Aigle. 1528 wurde in der Gemeinde unter Guillaume Farel die Reformation eingeführt.

Nach dem Zusammenbruch des Ancien régime gehörte Aigle von 1798 bis 1803 während der Helvetik zum Kanton Léman, der anschliessend mit der Inkraftsetzung der Mediationsverfassung im Kanton Waadt aufging. 1798 wurde es Hauptort des Bezirks Aigle. Da die Vogtei Aigle im Gegensatz zu den anderen Vogteien des Waadtlandes den Status einer deutschbernischen Vogtei hatte, erhob Bern noch 1814 am Wiener Kongress Anspruch auf das Gebiet.

Sehenswürdigkeiten

Mittelpunkt des im Mittelalter aus sieben Quartieren bestehenden Städtchens ist das Quartier du Bourg mit seinem malerischen Stadtbild, schmalen Gässchen, eng zusammenstehenden Häusern, die teilweise durch Lauben verbunden sind. Hier steht die deutschreformierte Kirche Saint-Jacques, ursprünglich im Mittelalter erbaut, mit einem Turm von 1642. Die katholische Kirche Saint-Maurice et Saint-Nicolas-de-Flue stammt von 1866.

Die Pfarrkirche Saint-Maurice befindet sich im Quartier du Cloître. Sie ist seit dem 12. Jahrhundert erwähnt und gehörte früher zum Priorat, das heute nicht mehr existiert. Der ursprüngliche romanische Bau wurde Ende des 14. Jahrhunderts durch eine gotische Kirche ersetzt, während der Frontturm erst im 17. Jahrhundert errichtet wurde.

Château d'Aigle

Bedeutendster Bau von Aigle ist das am östlichen Rand von Le Cloître stehende Schloss Aigle. Seine Ursprünge sind nicht genau bekannt. Das Schloss wurde wahrscheinlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Herren von Saillon erbaut. Es besitzt eine Mauer mit drei Rundtürmen und einem Wehrgang. Ältester Teil ist der viereckige Bergfried, dem später mehrere Türmchen mit Maschikulis hinzugefügt wurden. Das Schloss wurde 1475 von den Bernern in Brand gesteckt. Nach dem Wiederaufbau 1489 wurde es Sitz des Gouverneurs oder Landvogts. Seit 1804 gehörte das Schloss der Gemeinde und diente als Gerichtshof, Gefängnis und teilweise als Spital. Von 1971 bis 1992 wurde es einer umfassenden Restauration unterzogen. Heute beherbergt es zwei Museen: das Musée de la vigne et du vin und das Musée de l'étiquette. Neben dem Schloss steht die grosse Zehntenscheune (Maison de la dîme), die 1587 an der Stelle der ehemaligen Burg der Edlen von Aigle errichtet wurde.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
  2. Wulf Müller, Aigle VD (Aigle) in: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG), Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, p. 79.

Weblinks


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