Ärzteschwemme

Ärzteschwemme

Der Begriff der Ärzteschwemme ist eine metaphorische Wortschöpfung aus den 1980er Jahren, als in Deutschland vor einer zunehmenden Zahl von approbierten Medizinern gegenüber einer nicht angemessenen Anzahl von zu besetzenden Stellen im medizinischen Bereich gewarnt wurde. Die für Mediziner in Deutschland schwierige Arbeitsmarktsituation bestand im Zeitraum von 1982 bis 2002.

Deutschland

Ausgebildeten Medizinern drohte in Deutschland etwa ab 1982 die Arbeitslosigkeit, als erstmals die Zahl der Bewerber diejenige der offenen Stellen überstieg. Eine Folge war unter anderem die 1983 beschlossene Einführung der 18-monatigen Phase des Arztes im Praktikum im Jahre 1988, die einen Arzt finanziell schlechter stellte als übriges qualifiziertes Krankenhauspersonal mit einigen Berufsjahren.

Im Jahre 1997 erreichte die Arbeitslosigkeit in Deutschland ihren Höhepunkt. Im Januar 1997 verzeichnete die Bundesanstalt für Arbeit 10.594 arbeitslos gemeldete Ärztinnen und Ärzte. [1]

Im Zeitraum 1995 bis 2006 stieg die Zahl der niedergelassenen Ärzte in Deutschland von 117.578 auf 134.798 und die der beschäftigten Krankenhausärzte von 132.736 auf 146.511. [2] Deutschland bildet absolut gezählt mit rund 10.000 Medizinern pro Jahr nach den USA die zweitmeisten Ärzte aus, und relativ gezählt mit rund 12 Absolventen pro 100.000 Einwohner doppelt so viele Ärzte wie in den USA aus. [3] Die Arbeitslosigkeit unter Medizinern ging zugleich erheblich zurück. Seit etwa 2002 wird von einem Ärztemangel gesprochen. [4] [5] Die sinkende Attraktivität der Arbeitsbedingungen führte zum Ärztestreik in Deutschland 2006.

Schweiz

Eine mögliche Ärzteschwemme in der Schweiz wird seit 2005 diskutiert, da eine gegenseitige Öffnung der Arbeitsmärkte der Schweiz und der Europäischen Union stattfindet. [6]

Quellen

  1. Ingo Flenker, Michael Schwarzenau: Ärztliche Arbeitslosigkeit: Vom Fremdwort zum Langzeitproblem In: Deutsches Ärzteblatt, 95. Jahrgang, Ausgabe 3, 16. Januar 1998
  2. Karl Lauterbach: Lauterbach: Ärzteprotest und Ärzteschwemme. In: taz, 8. Dezember 2006
  3. http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/216796/
  4. Bundesärztekammer: Statistik, 2002
  5. Peter Ilg: Diagnose Vollbeschäftigung. In: Monster.de, 10. Oktober 2003
  6. Fritz Stahel: Droht der Schweiz eine Ärzteschwemme? In: E-Magazine Credit Suisse, 2. Mai 2005

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  • -schwemme — schwem·me die; im Subst, wenig produktiv; drückt aus, dass es zu viele Menschen in dem Beruf gibt, der im ersten Wortteil genannt wird ↔ mangel; Akademikerschwemme, Ärzteschwemme, Lehrerschwemme …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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