Écomusée d'Alsace

Écomusée d'Alsace
Museumsdorf

Das Écomusée d’Alsace war bis 2006 das größte Freilichtmuseum Frankreichs und wird heute als kommerzieller Freizeitpark betrieben. Es befindet sich im Elsass bei F-68190 Ungersheim, zwischen Mulhouse und Colmar. Das Écomusée d’Alsace besteht aus rund 80 Häusern, darunter einer Bäckerei, Töpferei, Schule und mehreren Bauernhöfen mit vielen Tieren sowie dem Industriemonument einer stillgelegten Kalimine.

Inhaltsverzeichnis

Die Zeit als Freilichtmuseum (1984-2006)

Wohnturm aus Mühlhausen

Das 1984 von Marc Grodwohl gegründete Museum war in der Region verankert und hatte in den letzten Jahren um die 280.000 Besucher pro Jahr. Der Komplex umfasste zum Schluss über 80 historische Gebäude, mit Ausnahme des mittelalterlichen steinernen Wohnturmes aus Mülhausen nahezu ausschließlich Fachwerkhäuser. Die vor dem Museum liegenden mächtigen Gebäude der 1975 stillgelegten Kalimine Rodolphe wurde im Jahr 2004 für die Öffentlichkeit begehbar gemacht und zu einem Museum der Geschichte des elsässischen Kalibergbaus ausgebaut. Die beiden Komplexe Museumsdorf und Kalimine sind mit einer Museumseisenbahn historischen Waggons verbunden.[1]. Vorführungen gaben einen Eindruck von der traditionellen Lebensweise am Oberrhein und der damit verbundenen Bau- und Wohnkultur vom Mittelalter bis zur industriellen Neuzeit.

Das Museum fand Anerkennung in nationalen und europäischen Gremien, ist etwa Gründungsmitglied der Vereinigung der Ecomusees und der Musée de sociétés FEMS. Das Museum wurde als eigenständiger Verein betrieben und erhielt im Gegensatz zu anderen Kulturinstitutionen keine regelmäßigen Subventionen und allenfalls Zuschüsse für die öffentliche Infrastruktur (Zufahrt, Energie- und Abwasserleitungen).

Rindenschäler

Das Ecomusée d'Alsace hatte in seiner 24-jährigen Existenz unter der Leitung seines Gründers Marc Grodwohl (1982 bis 2006) nicht nur positive Auswirkungen auf das kulturelle Leben im Elsass, sondern auch auf die Wirtschaft: Das Ecomusée d'Alsace initiierte Maßnahmen zum Schutz der regionalen Tradition und Kultur. Dabei wurden auch Subventionen für die Restaurierung von Gebäuden ausgeschüttet. Seine Attraktivität wurde beispielgebend für viele Ortschaften bei der Erhaltung des historischen und auch touristisch nutzbaren Dorfbildes. Die Ansiedlung von japanischen Unternehmen im Elsass geht auf den privaten Besuch japanischer Investoren zurück, und für die museumseigenen Gaststätten sowie die im elsässischen Stil gebaute Hotelanlage mit zehn kleinen Fachwerkhäusern, wurden - nebst dem Animations-Personal im Museum - rund 60 Arbeitsplätze geschaffen. Zudem erfüllte das Ecomusée d'Alsace wissenschaftlichen Aufgaben und bot geschützte soziale Arbeitsplätze für Jugendliche mit Integrationsschwierigkeiten.

Turbulenzen durch die Nachbarschaft des neuen Bioscopes

Im Jahr 2005 wurden die zugesagten Subventionen für die Betriebskosten gestrichen, da die elsässische Politik die entsprechenden Gelder für die Unterstützung des Baus des benachbarten Freizeitparkes Bioscope verwendete. Erschwerend kam hinzu, dass der Freizeitpark Bioscope, ein Lieblingsprojekt vieler Politiker, im ersten Jahr nur knapp einen Zehntel der Besucher anzulocken vermochte, als vom kommerziellen Unternehmen erhofft und dies zu einem erheblichen Einnahmenausfall führte.[2]

Das Ecomusée d‘Alsace kam dadurch in finanzielle Schwierigkeiten. Im September 2006 wurde der Gründer und Aufbauer Marc Grodwohl zum Rücktritt gedrängt, ebenso wie der Präsident der Vereinigung des Ecomusée, François Capber[3]. Faktisch kam dies einer Enteignung zugunsten des kommerziellen Projektes Bioscope gleich.

Ein elsässer Haus im Freilichtmuseum

Als Pro-Forma-Nachfolger des Vereinspräsidenten ernannte der Restvorstand anschließend Jacques Rumpler, ein kurz zuvor im Museum tätig gewordener freiberuflicher Animator, der aber weder historische noch volkskundliche Basiskenntnisse besitzt und als kaufmännischer Leiter einer Optikerkette auch über keine wissenschaftliche Ausbildung verfügte. In vielen Voten der GV waren sich die Redner darin einig, dass das Zerwürfnis zwischen der elsässischen Exekutive und Grodwohl in Zusammenhang mit der Fehlinvestition in das Bioscope steht. Die Finanzprobleme des Ecomusée d‘Alsace seien allein in diesem Zusammenhang zu sehen - ebenso die Mißwirtschaft, die von den politischen Verantwortlichen des Bioscope-Debakels hinterher dem Ecomusée-Gründer unterstellt und kritiklos von den Medien im Elsass und der Basler Zeitung weiterverbreitet worden war.[4]Das Handelsgericht in Colmar widerlegte jedoch sämtliche Vorwürfe, aber die Medien nahmen davon nur noch wenig Notiz.

2007 wurde das Museum mehrheitlich an die Compagnie des Alpes, einer Betreiberin von Freizeitparks, verkauft, die das benachbarte Bioscope betreibt, das mit über 35 Millionen €uro von der elsässischen Politik mitfinanziert worden war. Diese Gesellschaft betreibt das Ecomusée d'Alsace mit sehr viel weniger Mitarbeitern und versucht das Museum zusammen mit dem benachbarten Bioscope Bioscope zu vermarkten[5].

Das Écomusée d’Alsace als Freizeitpark

Von den ursprünglich rund 150 Vollzeitstellen im Ecomusée d'Alsace hat die kommerzielle Gesellschaft sogleich in einer ersten Tranche 60 Angestellte[3] und kurz drauf weitere 60 Personen entlassen. Damit sind die früher zahlreichen Vorführungen praktisch eingestellt worden - nebst zusätzlichen saisonalen Schliesstagen und der Verringerung der Öffnungszeiten.


Quellen

  1. http://www.dhm.de/pipermail/demuseum/2007-March/006953.html
  2. s. http://www.econo-online.de/dynamic/bildgalerie/22_elsass.pdf
  3. a b s. http://www.museumsblog.de/2007_05_01_archive.html
  4. s.http://www.webjournal.ch/article.php?article_id=741
  5. http://www.tv-suedbaden.de/default.aspx?ID=2973&showArchiv=1&aktMonat=2&aktJahr=2007&aktWoche=4

Siehe auch

Weblinks

47.8536111111117.28583333333337Koordinaten: 47° 51′ 13″ N, 7° 17′ 9″ O


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