Óscar Arnulfo Romero y Galdámez

Óscar Arnulfo Romero y Galdámez
Bild von Romero an der Universität von El Salvador

Óscar Arnulfo Romero y Galdámez (* 15. August 1917 in Ciudad Barrios, El Salvador; † 24. März 1980 in San Salvador) war katholischer Erzbischof in El Salvador. Er trat für soziale Gerechtigkeit und politische Reformen ein und stellte sich damit in Opposition zur damaligen Militärdiktatur in seinem Land. Romero wurde 1980 von einem Auftragsmörder erschossen. Sein Tod markierte den Beginn eines langjährigen Bürgerkriegs.

Inhaltsverzeichnis

Leben

In einer kleinen Gebirgsstadt an der Grenze zu Honduras geboren, wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf und trat mit ca. 13 Jahren als Internatsschüler in das Seminar von San Miguel ein. Sein Theologiestudium nahm er 1937 am Priesterseminar in San Salvador auf und beendete es an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 1941 das Lizenziat der Theologie erwarb und am 4. April 1942 das Sakrament der Priesterweihe empfing.

1943 brach Romero sein Doktoratsstudium in Rom ab und begann den kirchlichen Dienst in seiner Heimat. In den folgenden Jahren als Pfarrer, Redakteur kirchlicher Zeitschriften und Generalsekretär der Nationalen Bischofskonferenz tätig, ernannte ihn Papst Paul VI. am 25. April 1970 zum Titularbischof von Tambeae und Weihbischof in der Erzdiözese San Salvador. Schon am 15. Oktober 1974 folgte die Ernennung zum Bischof der Diözese Santiago de Maria und am 3. Februar 1977 die zum Erzbischof von San Salvador.

Romero war von einer aufrichtigen Frömmigkeit geprägt, er kam in Santiago de Maria mit der armen und unterdrückten Bevölkerung in Kontakt. Ein entscheidendes Erlebnis war wenige Wochen nach dem Amtsantritt Romeros die Ermordung des der Befreiungstheologie nahestehenden Freundes und Priesters Rutilio Grande. Romero setzte sich mit Nachdruck für Gerechtigkeit ein, ohne Rücksicht auf die Gefahr, der er sich selbst aussetzte. In einem Brief an den damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter bat er die US-Regierung darum, keine Militärhilfe für das Militär in El Salvador zu gewähren.

In seinen Predigten betonte Romero unter anderem, dass Armut nicht durch Gott bestimmt sei. Er kämpfte gegen die Unterdrückung der Bevölkerung, für soziale und politische Reformen und gegen die Verbrechen der Militärdiktatur.

Tod

In seiner letzten Predigt am 23. März 1980 in der Kathedrale von San Salvador sagte er: „Kein Soldat ist gezwungen, einem Befehl zu folgen, der gegen das Gesetz Gottes verstößt. Es sind Brüder aus unserem eigenen Volk, die ihre eigenen Brüder auf dem Land töten. Niemand muss einem unmoralischen Befehl gehorchen. Im Namen Gottes und im Namen dieses leidgeprüften Volkes, dessen Klagen jeden Tag lauter zum Himmel steigen, ersuche ich euch, bitte ich euch, befehle ich euch: Hört auf mit der Repression!“ (Apostelgeschichte 5,29)

Tags darauf wurde Romero während einer Eucharistiefeier in der Kapelle des Krebshospitals der Karmelitinnen am Altar durch einen staatlich beauftragten Heckenschützen ermordet. Es existiert eine Tonbandaufnahme seiner letzten Stunde.

Der Mord an ihm war der Auftakt eines Bürgerkrieges in El Salvador, der in 12 Jahren mehr als 75.000 Menschenleben forderte; unter ihnen waren 70.000 Zivilisten. Bereits bei der Begräbnisfeier für ihn, bei der etwa eine Million Menschen teilnahmen, gab es ein Massaker mit 40 Toten an den Teilnehmenden.

Einige Augenzeugen verschwanden spurlos, andere, wie zum Beispiel der Untersuchungsrichter des Mordfalles, der nach einem Mordversuch schließlich nach Nicaragua floh, wurden eingeschüchtert, wieder andere flohen aus El Salvador und gingen ins Exil.

Bei seinen Mördern wurden Unterlagen und ein Notizbuch gefunden, in denen Todeslisten und Preislisten für Morde standen: für den Mord an einem Bauern erhielten Todesschützen der Todesschwadrone 5000 Colón, für einen Professor oder Intellektuellen 10.000 Colón und für den Mord an einem Priester 25.000 Colón.

Die Todesschwadronen sollten eine Revolution durch die Ausschaltung der geistigen Elite und möglicher Führungspersönlichkeiten verhindern (siehe Schmutziger Krieg). Da die Anführer meist aus der Mittelschicht kamen, die breite Masse aber Campesinos, also Bauern waren, sollte dadurch die Spitze des Widerstandes gebrochen werden. Diese Taktik wurde unter anderem auch von den „Military Advisors“, Militärberatern aus den USA, vorgeschlagen und im Bürgerkrieg mitgeplant. So wurden von Hubschraubern aus über San Salvador Zettel mit dem Slogan „Sei ein Patriot - Töte einen Priester“ abgeworfen.

Die Namen der Mörder Romeros sind inzwischen durch den Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1993 bekannt. Auftraggeber war Major Roberto D’Aubuisson Arrieta, der unter anderem in der umstrittenen, von den USA betriebenen Militärakademie School of the Americas ausgebildet worden war. Er war stellvertretender Geheimdienstchef und Drahtzieher der Todesschwadronen, später gründete er die Partei Republikanische Nationalistische Allianz (ARENA), die von 1989 bis 2009 in El Salvador regierte (die Parlamentswahlen am 18. Januar 2009 gewann die linksgerichtete FMLN; im März folgten Präsidentenwahlen, bei denen Mauricio Funes von der linksgerichteten Ex-Guerilla FMLN mit 51% der Stimmen gegen Rodrigo Ávila von der konservativen Arena gewann). 2004 wurde Alvaro Saravia, rechte Hand von D’Aubuisson, in einem Zivilprozess in Kalifornien in Abwesenheit als einer der Drahtzieher des Mordes an Romero schuldig gesprochen. Der lange Zeitraum der Untersuchung lässt vermuten, dass die Untersuchung vielfach behindert wurde.

Ehrungen

Am 24. März 1994 begann der Seligsprechungsprozess für Óscar Romero. Auch die Episcopal Church in the USA hat ihn probeweise (für den Zeitraum 2006-2009) in ihren Kalender der Heiligen aufgenommen.[1] Im Februar 2008 gab der Vatikan bekannt, dass im Verfahren zur Seligsprechung Romero Zweifel an den Motiven seiner Ermordung aufgekommen sind, so dass das Verfahren länger dauern werde als geplant. Der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kurienkardinal José Saraiva Martins, erklärte, dass als Motiv der Ermordung der Hass gegen den Glauben (odium fidei) ausschlaggebend sein müsse und nicht allein politische oder soziale Gründe. Für eine Erhebung in den Märtyrerstand müsse jeder Aspekt der Umstände des Martyriums geklärt werden.[2]

Die Katholische Männerbewegung Österreichs (KMBÖ) verleiht seit 1980 einen mit € 10.000,-- dotierten „Erzbischof-Óscar-Romero-Preis“. Durch die Vergabe dieses Preises wird das gesellschaftspolitische und soziale Engagement des Preisträgers anerkannt und gestärkt. Die KMBÖ drückt mit der Verleihung ihre Solidarität mit dem Preisträger aus.

Weiters wurde eine Statue von Romero an der Fassade der Westminster Abbey aufgestellt.

Filme

Der Film Óscar Romero - Seine Waffe war die Wahrheit von John Duigan setzte dem Bischof 1989 ein künstlerisches Denkmal.

In dem Film Salvador von Oliver Stone schildert der Regisseur das vom Bürgerkrieg zerrüttete El Salvador. Der Film beruht in weiten Teilen auf wahren Begebenheiten und behandelt unter anderem die Vorgänge um die Ermordung Romeros. Stone attackierte damit vehement die Mittelamerika-Politik der USA. Mangels US-amerikanischer Finanzierung wurde der Film mit englischem Kapital finanziert.

Literatur

  • Óscar Romero, Emil Stehle (Hrsg.): In meiner Bedrängnis: Tagebuch eines Märtyrerbischofs. Freiburg 1993, ISBN 3-451-23095-X
  • Roberto Morozzo della Rocca: Primero Dios. Vita di Óscar Romero. Mondadori, Mailand 2005.
  • Martin Maier: Óscar Romero - Meister der Spiritualität. Herder, Freiburg im Breisgau 2001.
  • Berne Ayalá: La Bitácora de Caín. Letras Prohibidas, San Salvador 2006.

Einzelnachweise

  1. The Episcopal Church: Authorize Trial Use of Commemorations Resolution A064, 75th General Convention, June 13-21, 2006
  2. Radio Vatikan: Vatikan: Romero-Prozess geht weiter, 19. Februar 2008

Weblinks


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