Ökologische elektrische Energie

Ökologische elektrische Energie
Windkraftanlage
Wasserkraftwerk
Biogasspeicher
Photovoltaikanlage

Mit dem Begriff Ökostrom wird elektrische Energie bezeichnet, die auf ökologisch vertretbare Weise aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt wird. Dies geschieht in Abgrenzung insbesondere zu Kernkraft, Kohle und Erdöl, aber auch zu Mammutprojekten im Bereich der Wasserkraft wie dem Drei-Schluchten-Staudamm in China.

Auch die elektrische Energie eines Stromanbieters, der seine Kunden ausschließlich aus umweltschonenden Energiequellen versorgt, wird Ökostrom genannt.

Inhaltsverzeichnis

Energiequellen

Zur Erzeugung von Ökostrom werden derzeit hauptsächlich genutzt:

Folgende Energiequellen werden aus technischen und wirtschaftlichen Gründen noch wenig genutzt, obwohl sie auch als „ökologisch“ bewertet werden:

Manche Ökostrom-Anbieter fassen den Begriff Ökostrom auch weiter und nutzen zum Teil auch Kraftwerksarten, die keinen Ökostrom im engeren Sinne erzeugen. Es wird argumentiert, dass diese als Übergangslösung zu fördern seien, um den Ausstieg aus konventioneller fossiler und atomarer Stromerzeugung zu beschleunigen. Hierzu gehören:

Ökostrom als Energieprodukt

Seit der Liberalisierung des Strommarktes kann jeder Verbraucher frei entscheiden, woher er seinen Strom bezieht. Entscheidet er sich für Ökostrom, wechselt er in der Regel seinen Stromanbieter. Hierbei verpflichtet sich der Anbieter, genauso viel Ökostrom in das Stromnetz einzuspeisen, wie seine Kunden entnehmen. Weil alle Verbraucher Strom aus demselben Verbundnetz beziehen und Strom physikalisch immer gleich ist, hat der Bezug von Ökostrom keine direkte Auswirkung auf den beim einzelnen Kunden gelieferten Strom, sondern auf den Strommix insgesamt.

Bei der Versorgung unterscheidet man zwischen mengengleich und zeitgleich:

  • Mengengleich bedeutet, dass der Versorger über ein Jahr verteilt jene Menge Strom ins Netz einspeist, die seine Kunden insgesamt im Jahr verbrauchen.
  • Zeitgleich (gemeint ist eigentlich gleichzeitig) bedeutet, dass der Versorger zu jedem Zeitpunkt die Menge Strom ins Netz einspeist, die seine Kunden momentan verbrauchen.

Der Stromverbrauch schwankt im Laufe des Tages. Z. B. werden in den Morgen-, Mittag- und Abendstunden Stromspitzen gemessen. Bei kleinen Verbrauchern wird ein statistisch ermitteltes durchschnittliches Lastprofil angenommen; größere Verbraucher haben spezielle Stromzähler, die den zeitlichen Verlauf der Stromentnahme festhalten. Anhand der Daten kann der Übertragungsnetzbetreiber für jeden Zeitpunkt die eingespeiste der verbrauchten elektrischen Leistung gegenüberstellen. Hat der Versorger zu gewissen Zeiten weniger Energie eingespeist, als seine Kunden verbraucht haben, so musste – da Strom an sich nicht speicherbar ist – zu diesen Zeiten die verbrauchte Strommenge von anderen Kraftwerken geliefert werden, was dem Versorger nachträglich in Rechnung gestellt wird. Siehe auch Energie-Daten-Management.

Ein Kunde eines Versorgers, der z. B. einen Strommix von „100 % Wasserkraft“ angibt, der mengengleich eingespeist wird, bekommt in Wirklichkeit zu Spitzenzeiten einen gewissen Anteil Strom unbekannter Herkunft. Nur ein zeitgleich einspeisender Versorger kann weitgehend garantieren, dass der Kunde mit der Begleichung seiner Stromrechnung ausschließlich jene Arten von Stromerzeugung unterstützt, die im Strommix deklariert sind. Ausgenommen hiervon sind die unvermeidbaren Übertragungsverluste in der Höhe von ca. 5–10 % der eingespeisten elektrischen Energie, welche von den Netzbetreibern ersetzt werden, ohne dass der Stromlieferant hierauf einen Einfluss hat.

Zeitgleiche Einspeisung ist technisch aufwändiger und teurer. Wenn keine näheren Angaben gemacht werden, handelt es sich üblicherweise um mengengleiche Einspeisung.

Das Ökostrom-Angebot vieler Energieanbieter basiert nicht auf solchen direkten Lieferbezügen, sondern auf RECS-Zertifikaten (siehe unten).

Aufpreismodell

Einen Sonderfall stellt das so genannte Aufpreismodell dar. Hierbei bleibt der Kunde bei seinem alten Stromversorger und bezieht weiterhin den Strom, der dem Mix des jeweiligen Versorgers entspricht. Weil man jedoch einen höheren Strompreis bezahlt, wird der Differenzbetrag an Programme zur Förderung von Anlagen zur Stromerzeugung aus Erneuerbarer Energie weitergeleitet.

Dieses Modell wird vor allem von Stadtwerken genutzt. Das reine Aufpreismodell ist heute ein Auslaufmodell. In der Schweiz ist das Aufpreismodell noch weit verbreitet.

Bau und Förderung von Neuanlagen

Umweltverbände verweisen darauf, dass die Frage der Belieferung aus regenerativen Kraftwerken nur einen Aspekt von Ökostrom ausmache. Änderungen im Sinne der Umwelt könnten nur erreicht werden, wenn neue regenerative Anlagen gebaut und betrieben und so die konventionellen Kraftwerke verdrängt würden.

Ein ideales Ökostromprodukt basiert deshalb auf einer zeitgleichen Belieferung der Kunden aus bereits bestehenden regenerativen Kraftwerken und einer möglichst hohen Förderung des Ausbaus der Erzeugungskapazität. Dieses Modell wurde zuerst von Greenpeace energy und der Naturstrom AG propagiert und setzt sich bei den seriösen Ökostromanbietern mehr und mehr durch. Beispielsweise hat sich Greenpeace energy verpflichtet, die pro Jahr an eigene Kunden abgesetzte elektrische Energie spätestens nach fünf Jahren aus in dieser Zeit neu gebauten Kraftwerken zu beziehen.

Bei Naturstrom AG sowie bei den Elektrizitätswerken Schönau hat der Kunde zusätzlich die Möglichkeit, sich mit einem Aufpreis für ein Produkt mit höherem Ausbau der Erzeugungskapazitäten zu entscheiden.

Die NaturWatt GmbH hat in ihrem Gesellschaftervertrag verankert, dass Gewinne ausschließlich zum Ausbau erneuerbarer Energien verwendet werden. Bisher wurden damit mehrere Photovoltaikanlagen errichtet.[1]

Über das Erneuerbare-Energien-Gesetz geförderter Strom

Strom, der in Deutschland über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert wird, wird dem frei gehandelten Strom zu gleichen Anteilen „untergemischt“. Er kann nicht gezielt gekauft oder abbestellt werden.[2] Als gehandelter Ökostrom angebotene Energie kommt meist aus Anlagen, die die Bedingungen des EEG nicht erfüllen, oft ausländische oder alte Anlagen.

Zertifizierung

  

Stromerzeugungs-Zertifikate (auch Gütesiegel oder Label genannt) sollen die ökologische Produktion eines Stromangebotes bestätigen. Bekannte Beispiele sind das Grüner Strom Label und das OK Power Label sowie verschiedene Zertifizierungen der großen TÜV-Gesellschaften.

Ein zentraler Punkt bei der Bewertung von Ökostrom-Angeboten ist die Frage, ob tatsächlich zusätzliche umweltfreundlich hergestellte elektrische Energie und damit weniger fossiler/atomarer Strom produziert wurde. Zertifizierte Anbieter verpflichten sich, zusätzliche Produktionskapazitäten aufzubauen.

Bei nicht zertifiziertem Ökostrom verteilen konventionelle Stromanbieter häufig vorhandenen Strom aus umweltfreundlichen Quellen (meist bestehende Wasserkraftwerke) um und verkaufen ihn teurer. In letzterem Fall erhalten die „normalen“ Stromkunden des Anbieters zum Ausgleich einen höheren Anteil am fossilen/atomaren Strom, es tritt kein Umwelteffekt auf.

Einige Umweltorganisationen haben Ökostrom-Zertifikate mit entwickelt bzw. unterstützen sie, während andere Organisationen kritisieren, dass die Zertifizierungskriterien teilweise nicht ausschließen, dass eine wirtschaftliche Verflechtung mit großen Atom- und Kohlestromfirmen besteht, welche an einer Energiewende nicht interessiert seien. Da beispielsweise das OK Power Label auch Ökostromangebote von Vattenfall und EnBW zertifiziert hat, haben die Ökostromanbieter Elektrizitätswerke Schönau und Greenpeace energy bewusst auf diese Label verzichtet, obwohl sie die Bedingungen dafür erfüllen.

Mittlerweile haben sich alle großen und einige kleinere deutsche Umweltverbände in der Kampagne Atomausstieg selber machen[3] zusammengeschlossen, die nur konzernunabhängige Ökostromanbieter empfiehlt und dabei auf Label keinen besonderen Wert legt. Mitglied in diesem Bündnis sind auch jene Umweltorganisationen, die das Grüner Strom Label und das OK Power Label unterstützen.

RECS-Zertifikate

Hauptartikel: RECS

Mit den sogenannten „Renewable Energy Certificate System“ haben Energiekonzerne, einzelne Umweltverbände und andere Vereine ein Handelssystem geschaffen, das den Umwelteffekt als Handelsprodukt vom physikalischen Strom trennt. Es soll ermöglichen, regenerativ erzeugten Strom, für den sich kein Ökokunde findet, als normalen Strom zu verkaufen und statt dessen an anderem Ort und Zeit normal erzeugten Strom als Ökostrom anzubieten. Auch dieses System soll sicherstellen, dass maximal so viel umweltfreundlicher Strom verkauft wie erzeugt wird.[4] Jedoch konzentriert sich dieses Verfahren auf die Umverteilung vorhandener Strommengen, zu einer zusätzlichen Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien führt es erst, wenn der mit allen im Handelssystem vorhandenen Anlagen hergestellte Ökostrom nicht ausreicht, die Nachfrage zu decken. In Europa liegt die Nachfrage derzeit (2008) unter dem Angebot, so dass derzeit nur umverteilt wird. In Einzelfällen sollen Betreiber von regenerativen Kraftwerken sowohl RECS-Zertifikate verkauft als auch den Strom als umweltfreundlich verkauft haben.[5]

Gründe, Ökostrombezieher zu werden

Ökostrom ist meist teurer als Strom, der nur die gesetzlichen Umweltvorgaben erfüllt. Im Einzelfall können Ökostromangebote jedoch günstiger als der jeweilige regionale Marktführer sein.

Umweltverbände empfehlen die Bestellung von konzernunabhängigem Ökostrom vor allem aus Gründen des Klimaschutzes[6] und aus einer Ablehnung der Kernenergie.[7] In Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen kommt die Ablehnung von Braunkohle-Tagebauen hinzu. Die Minderung der CO2-Emissionen durch die Umstellung auf Ökostrom ist auch entwicklungspolitisch relevant, da einige der Tipping-Points, an denen regionale Klimasysteme in den nächsten Jahrzehnten zu kippen drohen - der indische Monsun, der westafrikanische Monsun und das Amazonas-Regenwaldsystem - in den teils dicht bevölkerten Tropen liegen.[8]

Aus Gründen des Verbraucherschutzes und der Wettbewerbsförderung wird empfohlen, zu kleineren Stromanbietern wie den meisten Ökostromanbietern zu wechseln.[9]

Ökostromanbieter

Deutschland

Die Naturstrom AG wurde als erster deutscher Ökostrom-Anbieter am 16. April 1998 in Düsseldorf von Naturschutz- und Erneuerbare-Energie Verbänden (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz, Bundesverband WindEnergie, Eurosolar, Fachverband Biogas und andere) gegründet, um den "Ausbau der erneuerbaren Energien zu stärken". Darum kaufte die Naturstrom AG den Strom zunächst bei "Betreibern von Solar-, Wind-, Wasser-, Biomasse- und Geothermiekraftwerken", die ihre Anlagen mit der staatlich garantierten Vergütung allein nicht wirtschaftlich betreiben konnten [10]. Kurz nach der Marktliberalisierung 1998 entstanden die Elektrizitätswerke Schönau, Greenpeace Energy und LichtBlick, die sich ebenfalls klare politische Forderungen auf die Fahnen geschrieben haben. Sie wollen den Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Strommix erhöhen und investieren deshalb auch in diese. Ihre Kunden sind vor allem ökologisch und politisch interessierte Bürger und Unternehmen, die gerade in den Anfangsjahren schon bereit waren, auch höhere Preise zu zahlen, doch ist diese Preisdifferenz inzwischen weitgehend verschwunden. Aus verbraucherrechtlicher Sicht sind neben den Preisen Vertragskonditionen wie Preisgarantie, Vertragsdauer und Kündigungsfristen weitere wichtige Aspekte.[11] Ökostrom-Tarifrechner wie die kommerziellen von check24.de und verivox oder die auch von Verbraucherorganisationen unterstützte Verbraucherportale wie co2online, EcoShopper und EnergieVision erleichtern den Vergleich von Preisen und Konditionen.

Liste der Anbieter, die ausschließlich Ökostrom anbieten (nach Kundenzahl sortiert)

  • LichtBlick (460.000 Kunden, Stand 04/2009) [12]
  • Greenpeace Energy (89.000 Kunden, Stand 01/2009) [13]
  • Elektrizitätswerke Schönau (EWS) (68.000 Kunden, Stand 02/2008)
  • Naturstrom AG (30.000 Kunden, Stand 08/2008)[14] ist der kleinste unabhängige, bundesweite Anbieter von Ökostrom.
  • Die Strommixer GmbH mit Sitz in Jemgum (Ostfriesland) ist mit ca. 5.000 Kunden ein kleiner Anbieter von Ökostrom (Stand 03/2008). Da die GmbH den gesamten Strom bei der EnBW-Tochter NaturEnergie AG einkauft,[15] wird sie auch in einer Studie von Robin Wood über den Ökostrommarkt nicht unter den vier einzigen bundesweiten, unabhängigen Ökostromanbietern gelistet.

Der Anbieter LichtBlick nimmt mit über 500.000 Kunden (Stand 05/2009) eine Sonderstellung ein, da LichtBlick zwar ausschließlich Ökostrom vermarktet, aber für Spitzenlasten Kohle- und Atomstrom zukauft [16]. Durch die damit technisch bedingte Kompensation ist jedoch die Menge des bezogenen konventionellen Stroms geringer als die Menge des zusätzlich an der Strombörse verkauften Ökostroms. Die somit erzielte Ökostrombilanz liegt daher sogar über 100% [17]

Auch einige der großen Stromversorger bieten neben konventionellem Strom auch „Ökostrom“ an. Hierbei muss in der Regel ein Aufschlag auf den normalen Strompreis gezahlt werden. Dadurch, dass der Ökostrom aus dem konventionellen Strom ausgegliedert wird, sinkt der Ökostrom-Anteil bei diesem. Insgesamt verändert sich also hierdurch der Anteil des Ökostroms am Gesamtstrom nicht; der Verbraucher muss aber für den Ökostrom mehr bezahlen. So bekommen die Unternehmen mit einem einfachen Mittel zusätzlich Geld in die Kasse. Teilweise wird das Ökostrom-Geschäft in eine eigenständige Tochtergesellschaft ausgegliedert, was die Zusammenhänge weiter verschleiert:

  • NaturWatt GmbH (Gesellschafter: EWE AG aus Oldenburg, die Stadtwerke Emden und die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden. Hier jedoch werden keine Gewinne an die Gesellschafter ausgeschüttet, sondern für den Ausbau und die Förderung erneuerbarer Energien eingesetzt.) [18]
  • NaturEnergie AG (eine Tochter der EnBW – von Umweltschutzorganisationen kritisiert, da hauptsächlich Strom aus bestehenden Wasserkraftwerken angeboten wird)

Zwischenzeitlich haben aber auch große Energieversorger für einen Teil ihrer Kunden komplett auf Ökostrom umgestellt, zum Beispiel die Stadtwerke Kassel,[19][20] die Energie SaarLorLux,[20] der hessische Anbieter Entega,[21] die Stadtwerke Unna,[20] die WEMAG (Schwerin)[20] oder die Stadtwerke Wedel.[22] Verbraucherschützer sowie Greenpeace werfen den Versorgern allerdings Manipulationen beim Handel mit RECS-Zertifikaten vor, wodurch konventioneller Strom als Ökostrom deklariert wird.[23] Dadurch wurde es auch möglich, dass diese Stadtwerke in kürzester Zeit komplett auf "Ökostrom" umstellen konnten. Denn die Zertifikate kosten weniger, als die Einnahmen durch den verkauften "Ökostrom" wieder einbringen. Da bei dieser Umdeklarierung des Stroms trotzdem häufig der ursprüngliche Ökostrom weiterhin als solcher verkauft wird, findet hier also ein doppelter Verkauf desselben Ökostroms statt, was einer Umdeklarierung gleichkommt. Die Einkäufer der RECS-Zertifikate sind u.a. Tochterfirmen der Energiekonzerne E.on, EnBW und Vattenfall.[23][24]

Einige Stadtwerke haben allerdings auch ohne Verwendung von RECS-Zertifikaten auf Ökostrom umgestellt. Hierzu zählen beispielsweise die Stadtwerke Wolfhagen.[25]

Die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW) im Verband kommunaler Unternehmen hat zwei Ökostrom-Marken namens watergreen und energreen entwickelt, die von ca. 80 verschiedenen Stadtwerken angeboten werden, oft ohne eine Komplettumstellung auf Ökostrom.

Größter Nutzer von Ökostrom ist nach eigenen Angaben die Rewe Group, die im Januar 2008 ankündigte, ihren jährlichen Energiebedarf von 2 Terawattstunden Strom künftig mit Ökostrom zu decken.[26] Der Strom kommt von der Hamburger Energie-Handels-Gesellschaft (EHA), einer Tochterfirma von Rewe und Vattenfall.[27] Allerdings handelt es sich hier nicht um physischen Ökostrombezug, sondern lediglich um den Bezug der entsprechenden Menge RECS-Etikette[28].

Der Anteil des als Ökostrom verkauften Stroms am gesamten Stromabsatz in Deutschland betrug im Jahr 2007 mit 2,9 Milliarden kWh etwa zwei Prozent.[29]

Österreich

In Österreich startete die Oekostrom AG noch vor der allgemeinen Strommarkt-Liberalisierung, die dort erst im Oktober 2001 stattfand, mit der Belieferung von Haushalten und Gewerbebetrieben. Möglich war das, weil der österreichische Gesetzgeber für Erzeuger von Strom aus Wind, Biomasse und Solarenergie bereits ab Februar 1999 die direkte Kundenbelieferung erlaubte. Mittlerweile beliefert die Oekostrom AG über 10.000 Kunden österreichweit. Unter den Referenzen des Unternehmens, das mit dem Umweltzeichen „Grüner Strom“ ausgezeichnet worden ist, finden sich u.a. die Umweltorganisationen GLOBAL 2000 und WWF.

Seit Oktober 2001 bietet die Alpen Adria Naturenergie (AAE, Sitz in Kötschach-Mauthen, Kärnten) mehrere Naturstromprodukte an, darunter das mit dem Umweltzeichen „Grüner Strom“ ausgezeichnete Naturstrom PLUS. Sie wurde gegründet, um den Ausbau von Ökostromkraftwerken im Alpen-Adria-Raum voranzutreiben. In diesem Familienbetrieb wird ausschließlich saubere Energie aus zertifizierter Wasserkraft, Biomasse, Wind und Sonne gewonnen. Deshalb wurde die AAE im September 2005 vom Klima-Bündnis Österreich ausgezeichnet und wird z.B. von der Umweltorganisation Greenpeace empfohlen. Bis heute (10/2006) sind zahlreiche Gemeinden und über 4000 Betriebe und Haushalte Naturstromkunden geworden. In dem mit dem Eurosolarpreis ausgezeichneten Schaukraftwerk Hydro-Solar kann besichtigt werden, wie Naturstrom entsteht.

Wie in Deutschland haben auch die meisten österreichischen Ex-Monopolisten ein Ökostrom-Angebot, für das dieselben Vorbehalte gelten wie dort. Der Markt für Ökostrom wird in Österreich auf rund 20.000 Kunden geschätzt. Das ist nur ein kleiner Bruchteil der Zahl der Kunden, die rein rechnerisch bereits jetzt von Wasserkraftwerken versorgt werden. Durch Kauf von Strom aus Großwasserkraft kann daher keine Verbesserung der Stromerzeugung bewirkt werden.

Im Jahr 2005 wurde die Ökostrombörse mit dem Ziel der Förderung unterschiedlicher Kleinkraftwerke gegründet, die aus einem Zusammenschluss von kleinen Energie-Produzenten, Verteilern und Verbrauchern besteht.

Der nach eigenen Angaben größte rein private Ökostromerzeuger Österreichs ist die WEB Windenergie.

Schweiz

Gütesiegel Naturemade Star

RegioMix ist ein Produkt mehrerer großer Schweizer Energieunternehmen, das nach dem Aufpreismodell funktioniert. Der Aufpreis wurde im Jahr 2005 von über 1000 Kunden für insgesamt 1,4 Millionen kWh bezahlt, womit Ökostrom-Anlagen gefördert wurden. Der Strommix bestand aus 80 % Kleinwasserkraft, 9 % Biomasse, 8 % Windenergie und 3 % Solarenergie.

Bei der ADEV Energiegenossenschaft spendet man einen fixen Geldbetrag pro Jahr und kann angeben, ob damit Kleinwasserkraft, Windkraft, Solarenergie oder ein Mix aus 34 % Wasser, 65 % Wind und 1 % Solar gefördert werden soll. Eine entsprechende Anzahl an Kilowattstunden wird erzeugt und mit dem Schweizer Qualitätszeichen nature made zertifiziert. Außerdem verspricht der Anbieter, jährlich 3 % des Umsatzes an ein geeignetes Projekt für eine nachhaltige Energieversorgung in Entwicklungsländern zu spenden. Derzeit wird mit 132 Kunden die Produktion von 475.000 kWh Ökostrom pro Jahr gefördert (Stand 5/2006).

Verschiedene Schweizer Elektrizitäts- und Stadtwerke bieten ihren Kunden Strommischungen an, die je nach Anbieter einen bestimmten Anteil an Ökostrom enthalten. Die Abstufungen reichen von einer simplen Beimischung zum herkömmlichen Strom bis hin zu ausschließlich ökozertifiziertem Strom. Ziel ist es, Energie aus erneuerbaren Quellen zu fördern und die Gelder entsprechend in den Neubau von solchen Anlagen zu investieren.

Naturemade star[30] ist in der Schweiz das Gütesiegel für Ökostrom und wird vom WWF Schweiz, von pro natura, dem Konsumentenforum Schweiz und den führenden Energieversorgungsunternehmen sowie Ökostromverbänden getragen.

Luxemburg

Der Anbieter CEGEDEL bezieht seinen Strom für das Angebot Nova Naturstrom bei Greenpeace energy in Deutschland.

Mit der Eröffnung des Strommarktes in Luxemburg bietet der reine Ökostromversorger EIDA S.A. „eida.green Strom“ zu 100 % aus erneuerbaren Energien an.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gewinnverwendungsprojekte der NaturWatt GmbH. Abgerufen am 09. März 2009. (Deutsch)
  2. § 14 (3) EEG v. 21.7.2004
  3. www.atomausstieg-selber-machen.de
  4. www.recs.org
  5. „Stromanbieter verkaufen Atomstrom als Ökostrom“ Spiegel online 5.1.2008, „Etikettenschwindel bei Ökostrom“ ARD-Tagesschau 5. Januar 2008, „Legale Stromwäsche“ Die tageszeitung, 7. Januar 2008, S. 2 "Wo Öko draufsteht ist auch Öko drin?"
  6. Beispiel: http://www.bund.net/nc/bundnet/service/oekotipps/detail/zurueck/klima-1/artikel/oekostrom-ist-nicht-gleich-oekostrom/
  7. Beispiele z. B. auf http://atomausstieg-selber-machen.de
  8. http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,533167,00.html
  9. http://www.verbraucherzentrale.de/stromwechsel/
  10. "Neue Energie", www.neueenergie.net, Heft 5 / 1998, Seite 8/9: "Der Öko-Strom Markt kommt. Gefahren und Chancen einer neuen Idee"
  11. http://www.verbraucherzentrale.de/stromwechsel/
  12. Vgl. Website von LichtBlick.
  13. Webseite von Greenpeace Energy.
  14. Vgl. Website der Naturstrom AG, Rubrik "Profil".
  15. Lichtblick: Der Licht-Klick, Februar 2008
  16. Vorwürfe gegen LichtBlick. Atomausstieg selber machen. Abgerufen am 26. Juli 2008. (Deutsch)
  17. http://www.lichtblick.de/h/zertifikate_und_testurteile_22.php#teletalk
  18. Auszug aus Gesellschaftervertrag der NaturWatt GmbH. NaturWatt Gewinnverwendung. Abgerufen am 09. März 2009. (Deutsch)
  19. „Kassel kündigt Eon“ Taz, 26. Oktober 2007
  20. a b c d Dank RECS: Immer mehr Stadtwerke werden „öko“, www.stromtip.de 01.12.2007
  21. Laut Auskunft der Entega-Hotline ab 1.1. 2008 alle Entega-Kunden mit Ausnahme der Kunden im Basistarif
  22. „Hier holt sich Wedel den Strom“ Hamburger Abendblatt, 5. Januar 2008
  23. a b tagesschau.de, Kritik an Handel mit Umweltzertifikaten – „Versorger betreiben Etikettenschwindel bei Ökostrom“, 19. Juli 2007
  24. RECS-Deutschland: Mitglieder
  25. Pressemitteilung der Stadtwerke Wolfhagen
  26. Rewe steigt bundesweit auf Ökostrom um strom magazin, 23. Januar 2008
  27. Energiekonzepte: Händler unter Strom Lebensmittel Zeitung, 23. Februar 2007
  28. www.rewe.de
  29. Öko-Strom - wenig gefragt in deutschen Haushalten. Umweltjournal.de (21. Februar 2009). Abgerufen am 22. Februar 2009.
  30. www.naturmade.org

Weblinks


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