- Ölförderplattform
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Eine Bohrplattform ist eine künstliche Standfläche im Meer, die zum Niederbringen von Bohrungen dient, meistens auf der Suche nach Erdöl oder Erdgas.
Inhaltsverzeichnis
Bauarten
Es können insgesamt fünf Bauarten unterschieden werden:
- Die Plattform steht mit einem festen Sockel aus Stahl oder Beton auf dem Meeresboden. Sie wird von Schleppern zum Zielgebiet gezogen und dort abgesenkt, wo sie bis zum Abwracken verbleibt.
- Die Plattform der Hubbohrinsel (Englisch: Jack-up rig) steht auf Gerüstbeinen und ist vertikal beweglich. Sie wird von Schleppern bewegt oder von speziellen Lastschiffen über große Entfernungen transportiert. Sie sind bis zu einer Wassertiefe von 130 m einsetzbar.
- Die Halbtaucherbohrinsel (Englisch: Semi-submersible rig) schwimmt auf Pontons. Gefüllte Ballasttanks erlauben es diesem Bohrinseltyp selbst unter widrigen Wetterverhältnissen relativ ruhig zu liegen. Manche dieser Bohrinseln werden durch Anker über dem Bohrloch auf Position gehalten, andere durch einen eigenen Antrieb. Diese Art von Bohrinseln wird in großen Wassertiefen bis zu 3500 m eingesetzt. Da die Halbtaucherbohrinsel schwimmt, ist sie eine der mobilsten Bohrinselarten.
- Die TLP (die Abkürzung der englischen Bezeichnung 'Tension Leg Platform') ist mit der Halbtaucherinsel verwandt. Jedoch wird in diesem Fall die Bohrinsel mit Stahltrossen, welche sich unter starker Spannung befinden und vertikal verlaufen, über dem Bohrloch gehalten. Eine TLP wird oft auch als Produktionsplattform verwendet.
- Das Bohrschiff stellt eine weitere Form dar. Diese Schiffe werden in größten Wassertiefen eingesetzt (über 3000 m sind üblich) und durch deren eigenen Antrieb auf Position gehalten.
Die Bohrplattform wird nach Fertigstellung einer oder mehrerer Bohrungen zum nächsten Einsatzort geschleppt bzw gefahren. Zur Förderung des Erdöls und Erdgases wird eine Förderplattform über die Bohrlöcher platziert die dann die Förderung, Aufbereitung und den Weitertransport übernimmt.
Die größte jemals gebaute Förderplattform ist die norwegische Sea Troll der Erdölgesellschaft Statoil mit einer Million Tonnen Wasserverdrängung. Sie misst vom Sockelboden bis zur Spitze des Gasfackelmastes 472 m Höhe und steht auf dem Meeresboden in 303 Meter Meerestiefe. Im Vergleich zum Eiffelturm von Paris, würde die Sea Troll den Eiffelturm um 148 Meter übertreffen.
Einsatzmöglichkeiten
Von Bohrplattformen aus wird entgegen verbreiteter Meinung meist nicht nur senkrecht in die Tiefe gebohrt. Die heute bestimmende Einsatzmöglichkeit in der Offshore-Förderung besteht darin, von einem Punkt aus in mehrere Richtungen zu bohren. Durch dieses Richtbohren ist es möglich, eine Lagerstätte auch von der Seite zu erschließen. So können von wenigen (teuren) Bohrinseln aus die oft weitläufigen Lagerstätten erreicht werden.
Eine besondere Form von Bohrinseln sind die am Rand der Antarktis in geringer Zahl verwendeten Forschungsbohrinseln, die sowohl untermeerisch als auch „untereisisch“ Bohrungen niederbringen, meistens um geologische Forschung zu betreiben, zum Beispiel geologische Klimaforschung und paläontologische Geologie oder um Seismographen zur Erdbebenvorsorge und -erforschung anzubringen.
Auch dienen Bohrinseln meistens als Wetterstationen und unterstützen mit ihren Messwerten die über den Ozeanen meistens nur spärlich vorhandenen Daten für die Wetterberechnungen.
Entsorgung
Nachdem zum Beispiel die Ölfelder ausgeschöpft sind, besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, die Förderplattform zu versenken und auf diese Weise ein künstliches Korallenriff zu schaffen, um das Überleben bedrohter Arten zu sichern. Aufgrund der starken Verschmutzung einer solchen Industrieanlage ist dieser Weg der Entsorgung aber kaum umsetzbar, ohne die meistens schon belastete Umwelt weiter zu schädigen. Deswegen beschlossen die 15 Teilnehmerstaaten der OSPAR-Konferenz 1998 ein Versenkungsverbot für Ölplattformen im Nordatlantik.
Sonstiges
Bohrplattformen können für die Dauer ihrer Existenz neue Habitate für Meerestiere bilden. An Inseln in der Nordsee siedeln seit langem schnell wachsende tropische Muschelarten an den dauerhaft warmen Förderrohren und bereiten dort bei stärkerem Bewuchs Probleme. Sie sterben bei Förderstop ab und hinterlassen eine Kruste, die erneut besiedelt wird.
Siehe auch
Weblinks
- Norwegen: Die Frau auf der Bohrinsel
- WWF: Öl-Bohrinsel gefährdet Grauwale
- www.3sat.de Von der Bohrinsel zur Unterwasserfabrik - Neue Mammuttechnik in der Nordsee
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