- Öraefajökull
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Öræfajökull (deutsch „Einöds- oder Wüstengletscher“) ist der Name eines isländischen Gletschers, der Teil des Vatnajökull ist und im Südosten des Skaftafell-Nationalparks liegt. Der Name bezieht sich zwar auf den Gletscher, wird aber ebenso für das darunter liegende Vulkanmassiv benutzt. Dessen höchster Gipfel Hvannadalshnúkur ist mit 2110 m die höchste Erhebung Islands.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Aussehen des Gletschervulkans
Öræfi
Der Vulkan unter dem Gletscher liegt in einem nicht sehr dicht besiedelten Gebiet.
Er ist seit der Besiedlung zweimal ausgebrochen. Durch die Asche und Gletscherläufe wurden viele Höfe zerstört.
Das Gebiet um den Vulkan nennt man deswegen auch Öræfi (dt. Ödland). Es ist eine der isoliertesten Gegenden Islands. Der Vulkan hieß zuvor Hnappafellsjökull und wurde auf Grund der Ausbrüche umbenannt.
Stratovulkan
Der Öræfajökull gehört zur Gruppe der Stratovulkane. Das Vulkanmassiv umfasst 285 km3[1]und ist damit eines der größten in Island. Auf dem Gipfel befindet sich eine 5 km breite Caldera, die mit Gletschereis angefüllt ist.
Die Caldera ist ca. 550 m tief und neun Talgletscher reichen aus ihr bis hinunter ins Flachland. Vierzehn Bergspitzen ragen am Rand dieser Caldera auf, alle über 1500 m hoch, drei davon gehören zu den höchsten des Landes und einer davon ist der Hvannadalshnúkur.
Zwei verheerende Ausbrüche
Der Ausbruch von 1362
Seit der Besiedelung hat der Vulkan in zwei enormen explosiven Ausbrüchen die Gegend verheert. Der erste, ein Plinianischer Ausbruch, fand im Jahre 1362 statt und vernichtete mehrere blühende Gemeinden. Ca. 40 Bauernhöfe wurden dabei zerstört und ein ganzer Distrikt, Litlahérað (Kleiner Bezirk), auch gen. Hérað milli sanda (Bezirk zwischen den Sanderebenen), verfiel daraufhin in Öde.
Es handelte sich um den größten explosiven Ausbruch auf Island in den letzten 1100 Jahren und um den drittgrößten seit dem Ende der Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren. Die ca. 10 km³ an vulkanischen Lockermaterialien und Asche wurden vom Wind vor allem nach Norden und Nordwesten getragen und zwar derart, dass man sogar in den ca. 400 km entfernten Westfjorden noch starken Aschenfall verspürte. Bemerkenswerte Mengen dieser Aschenlage kann man heute noch in der Inlandswüste erkennen. Der Ausbruch war auch mit starken Gletscherläufen verbunden.
Geologische Untersuchungen haben erwiesen, dass sich die Ausbruchsstellen im Gipfelbereich befanden. Die Eruption stellt auch den bedeutendsten Ausbruch rhyolithischer Tephra in historischer Zeit in Island dar mit einer Magnitude, die der des Pinatubo von 1991 vergleichbar ist.[2]
Nur wenige Quellen, darunter die Annalen von Skálholt, belegen die Katastrophe. Dort wird besonders über die Auswirkungen des starken Tephrafalls berichtet. Die Asche und Scoria hätten z.B. den Abfluss von Flüssen und Bächen verstopft, bis das Wasser durch die Barriere gebrochen sei und eine Überschwemmiung verursacht hätte. Auch hätten die Schiffe in den Westfjorden (!) Schwierigkeiten gehabt zu manövrieren, weil die Lockermaterialien so dick auf dem Wasser lagen. [3]
Eine Volkssage berichtet, der einzige Überlebende dieser Katastrophe sei ein Hirtenjunge gewesen, der sich in eine Höhle oberhalb von Svínafell geflüchtet hätte. Man kennt keine genauen Zahlen über die Todesfälle damals, doch dürfte eine beträchtliche Anzahl der ca. 400 dort ansässigen Menschen zu Tode gekommen sein. Damit wäre dies der verheerendste Ausbruch in der Geschichte Islands abgesehen von den Lakiausbrüchen 1783/84. Andererseits hat man auch keinerlei Zahlen über die Auswirkungen der Eldgjá-Vulkanausbrüche und etlicher anderer.
Der Ausbruch von 1727
Im August des Jahres 1727 brach der Vulkan wiederum aus, jedoch erreichte der diesmalige explosive Ausbruch bei weitem nicht die Stärke desjenigen im Mittelalter.
Dabei öffnete sich eine Spalte weiter unten am Berg, oberhalb des Sandfell.
Allerdings gab es wieder zahlreiche Gletscherläufe. Das Wasser trug riesige Eisklötze mit sich, die lange auf dem Sander lagen, ehe sie wegtauten. Ihre Spuren finden sich dort noch heute. Über diesen Ausbruch liegt eine detaillierte Beschreibung vom Pfarrer der dortigen Kirchengemeinde, Jón Þorláksson, vor.
Die Ausbruchsserie dauerte bis April oder Mai 1828 an.
Der Gletscher
Der Gletscher füllt die 14km/2 große Caldera des Vulkans aus. Von ihr aus reichen einige Gletscherzungen bis ins Tal hinab. Die Hänge haben ein Durchschnittsgefälle von 14°.[4]
Zu ihnen zählen z.B. der Svínafellsjökull (im Westen) oder der Kvíajökull(im Süden), bei dem sich die höchsten Gletschermoränen Islands (100°m)finden. Am Fuße des Fjallsjökull (im Osten) befindet sich ein kleiner Gletschersee mit Eisbergen und –schollen.
Außerdem ist der Gletscher mit dem Vatnajökull fest verbunden, dessen Seitengletscher er ist.
Der Gletscher hatte einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Geologie, weil der (vermutliche) Erstbesteiger, der Arzt und Naturforscher Sveinn Pálsson im Jahre 1794 beim Betrachten des Gletschers von oben erkannte, dass Gletscher die Fließeigenschaften von hoch viskosen Materialien haben und daher die Gletscherzungen den Berg hinab fließen, wenn auch sehr viel langsamer als Wasser.
Sedimente am Svínafell
Beim Svínafell findet man Sedimentablagerungen aus der Eiszeit. Die Lagen sind etwa 120 m dick und enthalten v.a. Pflanzenreste etwa von Birke, Krähenbeeren, diversen Grasen und Farnen. Eine ähnliche Vegetation wie man sie heute auf Island findet. Unter ihnen befinden sich Basaltschichten, über ihnen hingegen u.a. Kissenlaven, was auf eine Entstehung während der Eiszeit hinweist. Und tatsächlich beträgt das Alter der Schichten etwa eine halbe Million Jahre.[5]
Besiedelung der Gegend
Obwohl in der Nähe bei Ingólfshöfði mit Ingólfur Arnarson um das Jahr 870 der erste Siedler an Land kam und sich dann in Reykjavík niederließ, wurde dieses Gebiet selbst erst viel später besiedelt.
Landmarke Öræfujökull
Der Gletschervulkan bildet zugleich die südöstlichste Spitze von Island. Als solche war er immer schon eine Landmarke für die Seefahrer. Und heute steuern die Flugzeuge, die von Europa aus Island anfliegen, den Berg an.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Thor Thordarson, Armann Hoskudsson: Classic Geology in Europe 3. Iceland. Harpenden 2002, S. 117
- ↑ Thor Thordarson, Armann Hoskudsson: Classic Geology in Europe 3. Iceland. Harpenden 2002, S. 119
- ↑ http://www.islandia.is/hamfarir/jardfraedilegt/eldgos/oraefajokull.html
- ↑ Thor Thordarson, Armann Hoskudsson: Classic Geology in Europe 3. Iceland. Harpenden 2002, S. 117 f.
- ↑ Thor Thordarson, Armann Hoskudsson: Classic Geology in Europe 3. Iceland. Harpenden 2002, S. 118 f.
Literatur
- Willhardt, Jens / Sadler, Christine: Island. Erlangen, Michael Müller Verlag, 2003, ISBN 3-899-53-115-9
- Thor Thordarson, Armann Hoskuldsson: Classic Geology in Europe 3. Iceland. Harpenden, 2002. ISBN 1-903544-06-8
- Ari Trausti Guðmundsson: Land im Werden. Ein Abriss der Geologie Islands. Reykjavík, 1996. ISBN 9979-2-0347-1
Weblinks
- Öræfajökull im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
- http://www.oraefi.is engl./isl.
- Beschreibung von Ausbrüchen des Öræfukökull, isl.
- Skitouren und Bergsteigen am Öræfajökull, engl.
64-16.649722222222Koordinaten: 64° 0′ 0″ N, 16° 38′ 59″ W
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