- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
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Das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ist ein Verdienstorden der Republik Österreich. Das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ist die höchste Auszeichnung, die die Republik Österreich für wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen vergibt. Diese sichtbare Auszeichnung stellt die größte Wertschätzung dar, die ausschließlich an Wissenschaftler und Künstler des In- und Auslandes verliehen wird, „die durch besonders hochstehende schöpferische Leistungen dem Gebiete der Wissenschaft oder der Kunst allgemeine Anerkennung und einen hervorragenden Namen erworben haben“.
Neben dem einstufigen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst wird das zweistufige Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen. Die Republik bringt mit diesen Auszeichnungen den Respekt, die Anerkennung und die außergewöhnliche Wertschätzung sowie den Dank für die von den Trägern erbrachten hervorragenden Leistungen zum Ausdruck.
Beide Verdienstorden werden an in- und ausländische Personen vergeben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das „Bundesgesetz vom 25. Mai 1955 über die Schaffung eines Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst und eines Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst“ (BGBl. Nr. 96/1955 zuletzt geändert BGBl. I Nr. 128/2001) war das erste Gesetz, das nach Erlangung der vollen Souveränität Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg erlassen wurde.
Mit diesem Gesetz wurde das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst geschaffen bzw. wiedererrichtet.
Das Gesetz beruft sich
- einerseits auf eine ältere derartige Auszeichnung in Österreich, das mit kaiserlicher Entschließung aus dem Jahre 1887 geschaffene und bis zum Ende der Monarchie vergebene „k.u.k. österreichisch-ungarische Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft“ (das allerdings mehr ein Medaillon mit dem Portrait des Kaisers war, und weniger ein Ehrenkreuz) und
- zum anderen auf zahlreiche ausländische Vorbilder wie z.B. den Orden „Pour le mérite für Wissenschaften und Künste“.
Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
Verleihungsbedingungen
Die Zahl der (lebenden) Träger des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst ist begrenzt auf höchstens 36 österreichische Staatsbürger und 36 ausländische Träger (je 18 für Wissenschaft und 18 für Kunst).
Das Ehrenzeichen wird ausschließlich über Vorschlag der jeweiligen Kurie verliehen. Die österreichischen Staatsbürger bilden zwei Kurien, die die weiteren Personen für die Verleihung vorschlagen können. Dabei darf der/die für Wissenschaft und Kunst zuständige Minister/in dem Bundespräsidenten nur solche Personen zur Verleihung vorschlagen, die von mindestens einem Drittel, aber nicht weniger als 5 Mitgliedern der Kurie an ihn vorgeschlagen worden sind. Andererseits ist der Minister aber auch berechtigt, die Kurie zur Erstattung eines Vorschlages einzuladen.
Das Ehrenzeichen verbleibt auch nach der Verleihung im Eigentum der Republik Österreich und ist daher nach dem Ableben der Trägerin oder des Trägers an die Republik zurückzugeben.
Diese hohe Auszeichnung ist bisher nur etwa 200 Mal verliehen worden.
Träger des Ehrenzeichens
Bekannte Träger des Ehrenzeichens sind:
- 2006: Bruno Ganz, Schauspieler; Stephen Toulmin, Sprachphilosoph; Christian Meier, Historiker; Pierre Soulages, Maler; Michael Mitterauer, Sozialhistoriker; Stephen Toulmin, Philosoph
- 2005: Václav Havel, Schriftsteller, Dissident und ehemaliger Präsident der Tschechischen Republik; Christian Ludwig Attersee, Maler; Eric Kandel, Mediziner; Peter Palese, Virologe
- 2004: Klaus Wolff, Dermatologe
- 2003: Hermann Fillitz, Kunsthistoriker; Wolfgang Schmidt, Mathematiker
- 2002: Arik Brauer, Maler, Sänger und Dichter; Peter Wolf, österreichisch-amerikanischer Produzent und Komponist; Eugen Biser, Religionsphilosoph; Horst Dreier, Rechtsphilosoph; Elliott H. Lieb, Physiker und Mathematiker
- 2001: Anton Zeilinger, Experimentalphysiker
- 2000: Paul Kirchhof, Verfassungs- und Steuerjurist; Hans Müllejans, Aachener Dompropst; Herwig Wolfram, Historiker; Gerardo Broggini, Jurist
- 1999: Carl Pruscha, Architekt; Elisabeth Lichtenberger, Geographin; Karl Acham, Soziologe; Walter Kohn, Physiker
- 1998: Helmut Denk, Pathologe
- 1997: Bruno Gironcoli, Künstler; Kurt Schwertsik, Komponist; Hans Hass, Biologe; Robert Walter, Jurist; Albrecht Dihle, Klassischer Philologe; Cassos Karageorghis, Archäologe
- 1996: Siegfried Josef Bauer, Meteorologe und Geophysiker
- 1995: Horst Stein, Dirigent
- 1994: Josef Mikl, Maler
- 1993: Margarete Schütte-Lihotzky, Architektin; Peter Schuster, Chemiker; Gottfried Biegelmeier, Physiker; Walter Thirring, Physiker; Albrecht Eschenmoser, Chemiker; Albrecht Schöne, Philologe; Günther Wilke, Chemiker
- 1992: Carlos Kleiber, Dirigent; Krzysztof Penderecki, Komponist
- 1991: H.C. Artmann, Schriftsteller
- 1990: Ernst Jandl, Schriftsteller; Hans Hollein, Architekt
- 1988: Dietmar Grieser, Sachbuchautor und Journalist
- 1987: Friederike Mayröcker, Schriftstellerin
- 1986: Johann Jascha, Künstler
- 1985: Erika Mitterer, Schriftstellerin
- 1983: Hans Plank, Maler
- 1982: Heinrich Harrer, Völkerkundler, Alpinist; Jacqueline de Romilly, Philologin
- 1981: Gertrud Fussenegger, Schriftstellerin; Werner Berg, Maler
- 1980: Alfred Uhl und Marcel Rubin, Komponisten; Fritz Hochwälder, Schriftsteller; Karl Popper, Philosoph und Wissenschaftstheoretiker
- 1979: Roland Rainer, Architekt; Max Weiler, Künstler
- 1978: Hans Nowotny, Chemiker
- 1977: Ernst Schönwiese, Schriftsteller
- 1976: Friedrich Torberg, Schriftsteller und Übersetzer; Manfred Eigen, Chemiker
- 1975: Hans Tuppy, Biochemiker; Robert Stolz, Komponist
- 1974: Gottfried von Einem, Komponist
- 1972: Elias Canetti, Schriftsteller
- 1971: Fritz Wotruba, Architekt und Künstler
- 1967: Karl Heinrich Waggerl, Schriftsteller
- 1966: Ludwig von Ficker, Schriftsteller und Verleger
- 1964: Edmund Hlawka, Mathematiker; Ernst Lothar, Schriftsteller und Regisseur
- 1961: Herbert von Karajan, Dirigent; Rudolf von Laun, Völkerrechtler
- 1960: O. W. Fischer, Schauspieler
- 1959: Otto Hahn, Atomphysiker, Nobelpreisträger; Max Mell, Schriftsteller
- 1957: Clemens Holzmeister, Architekt
Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
Zugleich mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst wurde das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst geschaffen, das in zwei Abstufungen, und zwar als Ehrenkreuz I. Klasse und als Ehrenkreuz, an Personen verliehen wird, die sich durch anerkennenswerte Leistungen Verdienste erworben haben.
Verleihungsbedingungen
Anders als beim Ehrenzeichen gibt es beim Ehrenkreuz keine Beschränkung der Anzahl der Trägerinnen und Träger. Die Verleihung erfolgt auf Vorschlag des Ministers durch den Bundespräsidenten. Das Kreuz verbleibt auch nach dem Ableben der Trägerin oder des Trägers bei den Erben.
Träger des Ehrenkreuzes
- (Die Staatsbürgerschaft wird nur bei ausländischen Trägern erwähnt.)
- 2009: Grita Insam, Galeristin; Hans Werner Scheidl, Journalist und Autor; Stefan Größing, Sportwissenschafter; Bruno Mamoli, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
- 2008: Ernst von Glasersfeld, österreichisch-amerikanischer Konstruktivist, Michael Ludwig, Volksbildner, Michael Kaufmann, deutscher Kulturmanager; Reinhard Putz, Anatom; Jessye Norman, amerikanische Sopranistin; Hannes Androsch, Finanzminister und Vizekanzler a.D.
- 2007: Hans Walter Lack, Botaniker; Josef Burg, Schriftsteller; Reginald Vospernik, Gymnasialdirektor; Nuria Nono-Schönberg, Lawrence Schönberg, Ronald Schönberg, die drei Kinder von Arnold Schönberg
- 2006: Peter Ruzicka, deutscher Komponist und Intendant, Lothar Bruckmeier, deutschstämmiger Maler
- 2005: Gottfried Kumpf, Maler, Architekt, Bildhauer, Georg Ratzinger, deutscher Chorleiter, Heinz Zemanek, Computer-Pionier
- 2004: Oswald Oberhuber, Künstler
- 2003: Erich Schleyer, deutscher Schauspieler und Autor, Günther Granser, Wirtschaftswissenschaftler
- 2002: Fabio Luisi, italienischer Dirigent, Kurt Rudolf Fischer, Philosoph, Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, deutscher Philosoph; John Ross, österreichisch-amerikanischer Chemiker; Seiji Ozawa, japanischer Dirigent
- 2001: Klaus-Peter Sattler, Komponist, Hermann Maurer, Informatiker, Walter Homolka, deutscher Rabbiner; Hannspeter Winter, Physiker; Johann Grander, Erfinder.
- 1999: Peter Simonischek, Schauspieler
- 1998: Senta Berger, Schauspielerin, Kiki Kogelnik, Künstlerin (postum verliehen)
- 1997: Herbert Willi, Komponist; Lucian O. Meysels, Autor; Ernest Manheim, US-amerikanischer Soziologe ungarischer Herkunft
- 1989: Norbert Pawlicki, Pianist und Komponist
- 1987: Alois Hergouth, Schriftsteller und Lyriker
- 1984: Frank Sinatra, amerikanischer Sänger und Schauspieler, Fritz Muliar, Schauspieler und Regisseur, Ludwig Schwarzer, Maler
- 1983: Walter Bitterlich, Forstwissenschaftler, Wolf Häfele, deutscher Physiker
- 1980: Alfred Uhl, Komponist
- 1977: Wolfgang Rehm, deutscher Musikwissenschaftler
- 1976: Wolfgang Mayer König, Schriftsteller
- 1974: Erika Mitterer, Schriftstellerin; Marcel Rubin, Komponist
- 1971: Gustav Zelibor, Pianist und Kapellmeister
- 1961: Günther Baszel, Künstler; Ernst Lothar, Autor und Regisseur
- 1960: Karl Schiske, Komponist
Aberkennung des Ehrenkreuzes
Mit BGBl. I Nr. 128/2001 wurde dem Gesetz folgender § 8a eingefügt: „Werden später Tatsachen bekannt, die einer Verleihung entgegengestanden wären, oder setzt der oder die Beliehene nachträglich ein Verhalten, das einer Verleihung entgegenstünde, so ist das Ehrenzeichen bzw. das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst abzuerkennen."
Das bekannteste Beispiel einer solchen verpflichtenden Aberkennung ist der NS-Arzt Heinrich Gross. Eine Aberkennung der Auszeichnung für den Esoteriker Johann Grander („Belebtes Wasser“) wurde vom österreichischen Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) am 5. August 2008 „aus Gründen der Verhältnismäßigkeit der beiden Fälle“ abgelehnt.
Weblinks
- Fotos der Ehrenzeichen
- Bundesgesetzblatt vom 22. Juni 1955 Nr. 96: Bundesgesetz vom 25. Mai 1955 über die Schaffung eines Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst und eines Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst. (pdf, 647kb)
- Bundesgesetzblatt Teil I vom 27. November 2001 Nr. 128: Änderung des Bundesgesetzes über die Schaffung eines Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst und eines Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst. (pdf, 5kb)
- Pressemitteilung: Verleihung hoher Auszeichnungen der Republik Österreich (3. März 2009)
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