Ğazimağusa

Ğazimağusa
Lala-Mustafa-Pascha-Moschee, die ehemalige St. Nikolaos Kathedrale

Famagusta, griechisch Ammóchostos (Αμμόχωστος), türkisch Gazimağusa, auch Mağusa, ist eine Stadt an der Ostküste der Mittelmeerinsel Zypern. Die griechische Bezeichnung „Ammochostos“ bedeutet „versteckt im Sand“, aus diesem Namen hat sich im Mittelalter „Famagusta“ beziehungsweise „Mağusa“ entwickelt. In der Antike hieß die Stadt Arsinoë nach der Königin von Ägypten, Arsinoë II. Die Stadt gehört völkerrechtlich zur Republik Zypern und wird seit 1974 von der international nur von der Türkei anerkannten Türkischen Republik Nordzypern verwaltet.


Inhaltsverzeichnis

Geographie

Famagusta liegt an der Ostküste der Mittelmeerinsel Zypern. Die Stadt gehört völkerrechtlich zur Republik Zypern und wird seit 1974 von der international ausschließlich von der Türkei anerkannten Türkischen Republik Nordzypern verwaltet. Die geographische Koordinate der Hafenstadt ist 35° 7′ N, 33° 56′ O35.12027777777833.9386111111117Koordinaten: 35° 7′ N, 33° 56′ O.

Geschichte

In römischer Zeit gewann die Fischersiedlung Ammochostos an Bedeutung, als die Bewohner der nördlich benachbarten Stadt Constantia, dem früheren Salamis, nach Überfällen der Araber, verschiedenen Erdbeben und der Versandung des Hafens hierher umsiedelten. Der Ort blieb jedoch trotz seines günstigen tiefen Hafens auch unter den Byzantinern unbedeutend.

Der Aufschwung zur reichsten Stadt des östlichen Mittelmeeres setzte im 13. Jahrhundert ein, nachdem der fränkische Kreuzritter Guido von Lusignan, ehemaliger König von Jerusalem, im dritten Kreuzzug von Richard I. 1192 mit der Insel Zypern belehnt wurde. Nach dem Tod von Guido übernahm 1194 dessen älterer Bruder Amalrich II. die Herrschaft. Die neue römisch-katholische Hierarchie verdrängte die griechisch-orthodoxe Kirche, Famagusta wurde katholischer Bischofssitz. 1291, nach dem Fall von Akkon, siedelten sich Adlige, Ritter, Kaufleute und Klerikale aus Palästina auf der Insel an. Die Stadt galt im Mittelmeer als östlichster Außenposten der römischen Kirche. Sie erlebte als Handelszentrum mit Verbindungen zu den Häfen des Nahen Ostens und Italiens eine bedeutende wirtschaftliche, kulturelle und bauliche Entwicklung.

Wallanlagen: v. l.: San Luca-Bastion, Karmeliter-Kirche (aus Süd)

Unter Heinrich II. entstanden Festungsbauten: die Zitadelle am Hafen als Wehr- und Wohnturm (Othello-Turm), in dem sich die Ereignisse abgespielt haben sollen, die dem Drama von Shakespeare zu Grunde liegen, und die mächtige Stadtbefestigung mit zahlreichen Türmen und Toren. Von 1291 bis 1373 wurde die Kathedrale St. Nikolaos, im Stil der französischen Gotik erbaut. Hier fand im 14. Jahrhundert die Krönung der Lusignans zu Königen des untergegangenen Königreiches Jerusalem und von Zypern statt.

Im Umkreis der Kathedrale errichteten im 14. und 15. Jahrhundert die Ritterorden und Händlerkolonien der Syrer, Armenier, Italiener, Griechen und Juden eine Vielzahl von Kirchen, Konventen und Klöstern. Um 1330 erreicht der Wohlstand der Stadt und ihrer Einwohner ihren Höhepunkt. Genua und Venedig gewannen jedoch zunehmend an Macht und Einfluss und konkurrieren um die Vormachtstellung in der Stadt. Frieden und Wohlstand endeten 1372, als anlässlich der Krönung von Peter II. zum König von Jerusalem in der Stadt ein Aufruhr ausbrach. Es kam zu Plünderungen, Zerstörungen und einem Massaker an genuesischen Kaufleuten. Daraufhin besetzte ein Geschwader unter Pietro di Campofregoso 1374 Famagusta und verlangte hohe Reparationen sowie einen jährlichen Tribut. Ammochostos wurde von Jakob I. an Genua abgetreten. Mit Hilfe der Venezianer erlangten die Lusignans 1464 die Herrschaft über Ammochostos zurück. 1489 fühlte sich Königin Katharina Cornaro aus Venedig veranlasst, die Herrschaft über die gesamte Insel an ihre Heimatstadt abzutreten.

Unter venezianischer Herrschaft gelangte Ammochostos noch einmal zu kurzer Blüte. Angesichts der osmanischen Bedrohung wurden 1491 - 1567 die Befestigungsanlagen im Renaissance-Stil umgestaltet und verstärkt: die etwa 3,5 km lange Stadtmauer wurde auf 17 m erhöht und bis auf 9 m verbreitert, ein breiter Wallgraben angelegt, den Bastionen Rivettina/Limassol-Tor und Martinengo 1544 – 1567 eindrucksvolle Raveline vorgesetzt, das See-Tor prunkvoll gestaltet, die Zitadelle 1552 – 1554 vergrößert und 1552 ein Gouverneurs-Palast errichtet. 1570 stand das Heer der Osmanen unter General Lala Mustafa Paşa vor der Stadt. Nach elfmonatiger Belagerung mussten sich die letzten 500 Verteidiger am 1. August 1571 der Übermacht ergeben. Die im Kampf kaum beschädigte Stadt wurde von den Eroberern größtenteils zerstört, Kirchen in Moscheen umgewandelt, so unter anderen die St. Nikolaos-Kathedrale in die Lala Mustafa Paşa-Moschee, andere Kirchen als Lagerhallen genutzt. Famagusta hat heute noch 22 Kirchen, die meisten von ihnen sind Ruinen.

Neuen Aufschwung erlebte Famagusta Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Mit steigendem touristischem Interesse wird ab 1960, nach der Entlassung in die Selbstständigkeit, im südlichen Griechenviertel der Stadt, in Varoscha, ein Touristenzentrum mit Hochhäusern erbaut. Bei der türkischen Invasion 1974 spielte die Altstadt von Famagusta eine besondere Rolle: Viele türkische Zyprioten waren in den Kriegswirren aus der Umgebung in die Altstadt geflohen und wurden dreieinhalb Wochen durch das zyprisch-griechische Militär belagert. Bei der Teilung Zyperns wurde Famagusta der Türkischen Republik Nordzypern zugeschlagen, der Südteil der Stadt fiel in die Grenz-Pufferzone. Varoscha ist heute eine umzäunte und bewachte Geisterstadt unter UN-Verwaltung. Das heutige Famagusta mit seinen rund 40.000 Einwohnern hat (als einziger Frachthafen Nordzyperns) als Touristenziel und seit einigen Jahren auch als Universitätsstadt wieder an Bedeutung gewonnen.

Museen

Wirtschaft

Das Portal der früheren St.-Nikolaos-Kathedrale und heutigen Lala-Mustafa-Paşa-Moschee

Famagusta ist einer der wichtigsten Standorte der Tourismusbranche Nordzyperns. Im Stadtgebiet liegen zwölf Hotels.

Sport

Famagusta war die Heimat der Fußballvereine Anorthosis Famagusta und Nea Salamis Famagusta, diese wanderten jedoch nach der türkischen Invasion nach Larnaka ab. Anorthosis gewann während seiner Zeit in Famagusta sechsmal die nationale Meisterschaft (1950 bis 1963); seit 1995 folgten weitere sieben Meistertitel im Exil. Anorthosis Famagusta schafft 2008 den Einzug in die Fußball Königsklasse, in die Champions League.

Literatur

  • P.- J. Albrecht: Nord-Zypern, Havellia-Verlag, Berlin

Weblinks

Einzelnachweise



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