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Żuławska Kolej Dojazdowa werden heute die Schmalspurbahnen in der Spurweite von 750 mm südöstlich von Danzig (heute: Gdańsk) genannt. Ursprünglich von den Westpreußischen Kleinbahnen AG errichtet, erreichte das Netz einst eine Länge von mehr als 300 Kilometern im Mündungsgebiet der Weichsel zwischen Danzig, Tiegenhof (heute: Nowy Dwór Gdański) und Stutthof (heute: Sztutowo).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Strecken durchzogen das Mündungsgebiet der Weichsel in der damaligen preußischen Provinz Westpreußen, das nur von wenigen Staatsbahnstrecken erschlossen worden war. Dabei handelte es sich um den 1857 eröffneten Teil der Preußischen Ostbahn zwischen Dirschau und Marienburg, von dem seit 1886 in Simonsdorf eine Stichbahn nach der Kreisstadt Tiegenhof abzweigte. Da auch die Straßenverhältnisse im Weichseldelta für umfangreiche Transporte landwirtschaftlicher Produkte ungeeignet waren, erschien die Erschließung der Region durch Schienenwege dringend geboten.
Diese Aufgabe übernahm die Allgemeine Deutsche Kleinbahn-Gesellschaft (ADKA) und errichtete im Südteil des Großen Marienburger Werders, das zwischen Weichsel und Nogat liegt, Ende 1898 mehrere Strecken, die unter der Bezeichnung „Neuteich-Ließauer Kleinbahnen“ mit dem Zentrum Ließau Kleinbahnhof von der ADKA betrieben wurden.
Zur weiteren Erschließung des Gebietes gründete die ADKA am 27. Mai 1899 in Berlin eine Tochtergesellschaft, die Westpreußischen Kleinbahnen AG. An ihr waren auch der preußische Staat, die Provinz Westpreußen und der Landkreis Marienburg beteiligt.
Wie schon beim Neuteich-Ließauer Kleinbahnnetz dienten auch hier die wichtigsten Strecken sowohl dem Güterverkehr als auch einem – allerdings bescheidenen – Personenverkehr. Von ihnen zweigten zur Feinerschließung zahlreiche Stichbahnen ab, auf denen ausschließlich Güter befördert wurden.
Die Entwicklung des Netzes bis 1913
Das Netz der neuen Gesellschaft bestand aus drei Teilen, die jedoch alle miteinander und mit dem Neuteich-Ließauer Netz verbunden waren.
Beginnend im Jahre 1900 wurde die Stadt Marienburg an der Nogat der Ausgangspunkt dreier Bahnen, von denen zwei ins Große Werder führten und an die Neuteich-Ließauer Bahnen in Schönau und Lindenau anschlossen. Die dritte Strecke erschloss in östlicher Richtung Teile des Kleinen Marienburger Werders.
Im Jahre 1905 entstand das Netz im Danziger Werder auf dem linken Ufer der Weichsel. Ausgangspunkt war der Kleinbahnhof am Langgarter Tor in Danzig am Ostrand der Altstadt. Ein Zweig fand im Anschluss an eine Dampffähre bei Nickelswalde eine Fortsetzung auf dem rechten Ufer und entlang der Küste der Danziger Bucht bis zum Endpunkt Stutthof. In Steegen ging 1906 eine Verbindung nach Süden bis zur Kreisstadt Tiegenhof ab, wo auch die Hauptwerkstatt ihren Sitz hatte.
Von Tiegenhof aus baute man auf zwei verschiedenen Wegen Verbindungen zum Neuteich-Ließauer Netz: Bereits 1900/01 nach Neukirch im Großen Marienburger Werder und 1909 durch die Elbinger Niederung westlich der Nogat nach Lindenau.
Die weitere Entwicklung 1913–1945
Die Allgemeine Deutsche Kleinbahn-Gesellschaft führte den Betrieb der Westpreußischen Kleinbahnen und veräußerte an diese im Jahre 1913 auch die ihr gehörenden Neuteich-Ließauer Kleinbahnen mit Strecken von 101 km Länge. Damit entstand vor Beginn des Ersten Weltkrieges ein zusammenhängendes Netz von Schmalspurstrecken von insgesamt 328 km. Dieser Umfang blieb auch in den folgenden Jahrzehnten in etwa bestehen; die Statistik von 1930 nennt 313 Kilometer. Davon lagen 279 Kilometer in der 1919 neu gegründeten Freien Stadt Danzig und nur noch 34 Kilometer in der Provinz Ostpreußen, der nun auch der beim Deutschen Reich verbliebene Rest Westpreußens – nun als Regierungsbezirk – unterstellt war. 1940 wurden 336 Kilometer Strecken befahren; darauf waren eingesetzt: 31 Dampflokomotiven, 40 Personen-, 12 Pack- und – immerhin – 1011 Güterwagen.
Die Eigentumsverhältnisse hatten sich in den 1920er Jahren ebenfalls verändert. Die ADKA, die sich seit 1923 Allgemeine Deutsche Eisenbahn-AG (ADEA) nannte, war 1926/27 in der AG für Verkehrswesen aufgegangen, die nunmehr mit 37,1% noch immer der größte Aktionär war. Die weiteren Anteile verteilten sich – bis 1944/45 – wie folgt:
- 27,1% Freistaat Preußen
- 13,6% Provinz Ostpreußen
- 11,1% Landkreis Danzig
- 9,3% Landkreis Marienburg
- 1,4% Landkreis Elbing
- 0,4% Landkreis Stuhm
Den Betrieb führte nun die aus der ADKA hervorgegangene Allgemeine Deutsche Eisenbahnbetriebs-Gesellschaft mbH (ADEG). Nach dem Zweiten Weltkrieg fielen Danzig und Westpreußen an Polen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Polnische Staatsbahn PKP betrieb nach 1945 fast alle Strecken als Gdańska Kolej Dojazdowa weiter, doch bereits 1956 wurde der Trajektbetrieb über die Weichsel eingestellt und somit das Netz geteilt. 1971 wurde der Personenverkehr auf der geteilten Strecke Koszwaly (Gottswalde)–Stegna (Steegen) eingestellt, zum 1. Januar 1974 folgte der Restbetrieb auf der linken Seite der Weichsel.
Auf dem Teilnetz rechts der Weichsel endete 1968 der Personenverkehr auf der Querverbindung Lichnowy (Groß Lichtenau)–Nowy Staw (Neuteich)–Lipinka (Lindenau).
Die Strecke an der Ostseeküste von Mikoszewo (Nickelswalde, Rechtes Weichselufer) über Stegna (Steegen) nach Sztutowo (Stutthof) diente zunehmend dem Touristenverkehr zu den Stränden der Danziger Bucht, der Verkehr nach Mikoszewo wurde 1978 und bis zum Weichselufer (Bahnhof Prawy Brzeg Wisły) 1980 wieder aufgenommen.
Ab den 70er Jahren setzte die PKP auf den verbliebenen Strecken vermehrt Diesellokomotiven des rumänischen Typs Lxd2 ein. 1986 beschaffte die PKP neue Schmalspurtriebwagen der Baureihe MBxd2 aus Rumänien, die vor allem im Verkehr in Richtung Sztutowo Verwendung fanden. Die Reisezüge zwischen Prawy Brzeg Wisły (heute als „Mikoszewo Ujście Wisły“ bezeichnet) und Stegna wurden dagegen vorzugsweise mit lokomotivbespannten Zügen gefahren.
Auch in den 80er Jahren wurde der Güterverkehr zum Teil noch mit den alten schmalspurigen Güterwagen der Kleinbahn-Zeit bewältigt. Im Reisezugverkehr kamen von PaFaWag in den 50er Jahren gelieferte Personenwagen zum Einsatz.
1988 begann dann der Niedergang des Restnetzes mit der Einstellung des Personenverkehrs auf der südlichen Verbindung Lisewo (Liessau)–Malbork Kałdowo (Kalthof). 1992 wurde der Personenverkehr nach Prawy Brzeg Wisły wieder eingestellt, 1993 endete der Personenverkehr zwischen Malbork Kałdowo und Nowy Dwór (Tiegenhof). Somit verblieb der Personenverkehr nur noch auf der Strecke Lisewo–Nowy Dwór–Stegna–Stutowo, er endete 1996. Im November 1996 wurde dann auch der Güterverkehr eingestellt und das Bahnnetz stillgelegt, aber nicht abgebaut.
Neue Perspektiven als Touristenbahn
Mit der Übergabe der noch vorhandenen Schmalspurstrecken an die Immobilienverwaltung der PKP 2001 bestand die Möglichkeit der Übernahme durch die Kommunen. Der touristisch nutzbare Bereich um Nowy Dwór wurde vom Landkreis Nowy Dwór übernommen. im Sommer 2003 wurde der Saisonverkehr auf den Strecken Prawy Brzeg Wisły–Stegna–Sztutowo und Nowy Dwór–Stegna durch den Verein PTMKŻ (Pomorskie Towarzystwo Miłośników Kolei Żelaznych) aufgenommen. Ab diesem Zeitpunkt wurde für die Bahn die Bezeichnung „Żuławska Kolej Dojazdowa“ verwendet. 2006 kam es zu Streitigkeiten zwischen Verein und Landkreis, woraufhin ein neuer Verein, die Stowarzyszenie Żuławskiej Kolei Dojazdowej, den Betrieb übernahm.
Strecken
Danzig Kleinbahnhof–Stutthof
A. * 17. August 1905
- 0,0 Danzig Kleinbahnhof
- 1,3 Holmbahn (1940: Sandweg) Nur Güterverkehr
- 4,9 Neuendorf
- 6,7 Knüppelkrug (Quadendorf)
- 8,7 Reichenberg
- 10,2 Neupfundkrug
- 13,0 Gottswalde
- 17,6 Klein Zünder
- 20,5 Schmerblock
- 21,8 Schusterkrug
- 24,5 Einlage (Weichsel)
- 25,8 Schiewenhorst
- 26,8 Linksseitiger Anlageplatz (1940: Linkes Weichselufer)
- Dampffähre über die Weichsel
- 27,4 Rechtsseitiger Anlageplatz (1940: Rechtes Weichselufer)
- 30,4 Nickelswalde
- 34,3 Pasewark
- 37,3 Junkeracker
- 40,0 Steegen
- 44,2 Stutthof
Knüppelkrug–Gottswalde
B. * 17. August 1905
- 0,0 Knüppelkrug
- 2,4 Neunhuben
- 4,5 Hochzeit
- 7,0 Scharfenberg(-Wotzlaff)
- 9,0 Sperlingsdorf
- 11,1 Herrengrebin
- 14,0 Osterwiek-Zugdamm (Osterwick-Zugdam) ?
- 17,3 Wossitz
- 19,7 Gemlitz
- 20,8 Langfelde
- 24,1 Groß Zünder
- 26,2 Trutenau
- 29,3 Herzberg
- 31,3 Gottswalde Abbau
- 32,8 Gottswalde
Steegen–Lindenau
C. * 1. Mai 1906 bis Tiegenhof; 1. Oktober 1909 ab Tiegenhof
- 0,0 Steegen
- 4,5 Fischerbabke
- 6,7 Tiegenort
- 10,8 Tiegenhagen
- 15,1 Tiegenhof Kleinbahnhof
- 20,1 Fürstenau
- 21,7 Rosenort
- 23,7 Laakendorf
- 25,9 Schleusendamm
- 26,5 Krebsfelde
- 30,7 Lupushorst
- 33,2 Groß Mausdorf
- 36,3 Lindenau
Tiegenhof–Schöneberg
D. * 16. Oktober 1901
- 0,0 Tiegenhof Kleinbahnhof
- 3,1 Tiegerfelde
- 4,6 Tiege Meierei
- 6,2 Tiege
- 7,8 Ladekopp
- 9,4 Ladekopp Meierei
- 12,5 Schönsee
- 14,4 Schöneberg
- Güterbahn:
- D.1: 0,0 Schönsee – 1,7 Schönsee Nord – 3,3 Schönsee Mittelfeld – 5,8 Neumünsterberg – 6,6 Barenhof – 7,7 Bärwalde – 10,1 Fürstenwerder Süd – 12,2 Fürstenwerder Nord (* 3. März 1920)
Marienburg–Lichtfelde
E. * 15. Oktober 1900 Königsdorf–Stalle; 1903 Marienburg–Königsdorf; 1. Oktober 1909 Stalle–Lichtfelde
- 0,0 Marienburg Kleinbahnhof
- 5,1 Königshof
- 7,4 Königsdorf
- 10,4 Jonasdorf
- 13,1 Katznase
- 14,6 Katznase Ausbau
- 17,1 Altfelde Kleinbahnhof
- 19,3 Schlablau
- 20,8 Fischau
- 24,7 Preußisch Rosengarth
- 27,1 Stalle
- 31,4 Lichtfelde
- Güterbahnen:
- E.1: Fischau–Thörichthof (Kreis Marienburg) 5,0 km (* 13. Dezember 1912)
- E.2: Königsdorf–Schönwiese 3,0 km
Marienburg–Schönau Abzweig
F. * 15. Oktober 1900
- 0,0 Marienburg Kleinbahnhof
- 2,8 Kalthof
- 3,0 Kalthof Ziegelei (Nur Güterverkehr)
- 4,0 Dammfelde
- 8,4 Schönau
- 9,1 Schönau Abzweig
Kalthof–Lindenau
G. * 15. Oktober 1900
- (--- Marienburg Kleinbahnhof)
- 0,0 Kalthof
- 2,9 Kaminke
- 4,2 Tragheim
- 6,0 Groß Lesewitz
- 7,0 Groß Lesewitz Feld
- 9,1 Klein Lesewitz
- 11,6 Lindenau
- Güterbahn:
- G.1: 0,0 Groß Lesewitz – 2,5 Herrenhagen Dorf – 3,0 Herrenhagen Feld – Schadwalde Dorf 4,6 – Schadwalde Feld 5,5 (* 11. Okt. 1909)
Ließau–Schöneberg
H.-K. Netz der Neuteich-Ließauer Kleinbahnen
H. * 23. Dezember 1898 Gr. Lichtenau–Neukirch; 15. August 1899 bis Groß Lichtenau; 18. November 1900 ab Neukirch
- 0,0 Ließau Kleinbahnhof (Omnibus der ADKA nach Dirschau)
- --- Ließau Güterladestelle (Anschluss zur Staatsbahn)
- 5,1 Damerau
- 7,3 Klein Lichtenau
- 9,0 Groß Lichtenau
- 13,2 Pordenau
- 14,8 Neukirch Schmiede
- 15,9 Neukirch (Westpreußen)
- 19,0 Schönhorst
- 21,8 Schöneberg
- Güterbahnen:
- H.1: Groß Lichtenau–Barendt 5,3 km (* 15. August 1899)
- H.2: Groß Lichtenau–Trappenfelde 1,7 km
- H.3: Klein Lichtenau–Klein Lichtenau Feld 1,7 km
Groß Lichtenau–Lindenau Kanal
J. * 23. Dezember 1898
- 0,0 Groß Lichtenau
- 4,4 Trampenau
- 7,9 Neuteich (Westpreußen) Kleinbahnhof
- 11,0 Eichwalde
- 14,0 Tannsee
- 16,2 Lindenau bei Neuteich
- 17,2 Lindenau Kanal
- Güterbahnen:
- J .1: Trampenau–Neuteicher Hinterfeld 5,4 – Bröske 9,3
- J .2: (Trampenau–) Parschau 5,4 km (* 23. Dezember 1898)
- J .3: Neuteicher Hinterfeld–Prangenau 5,3 km
- J .4: Neuteich–Eichwalde Süd 4,3 – Warnau 7,5 km
- J .5: Eichwalde Süd – Irrgang 6,2 km
- J .6: Tannsee – Tannsee 0,5 – Tannsee Feld 1,6 km
- J .7: Neuteich – Leske 2,5 km
- J .8: Eichwalde – Brodsack 1,5 km
- J .9: Lindenau bei Neuteich – Lindenau Kanal 1,0 km
Ließau–Mielenz
K. * 18. November 1898
- 0,0 Ließau Kleinbahnhof
- 4,7 Altweichsel
- 8,7 Kunzendorf in Westpreußen
- 10,6 Biesterfelde
- 13,3 Groß Montau Abzweig
- 15,0 Groß Montau
- 18,7 Klein Montau
- 23,7 Wernersdorf
- 25,1 Wernersdorf Ort
- 30,7 Schönau Abzweig
- 33,8 Mielenz
- Güterbahnen:
- K.1: Kunzendorf–Gnojau 4,1 km
- K.2: Biesterfelde – Klossowo 0,9 km
- K.3: Altmünsterberg – Altmünsterberg Feld 1,3 – Altmünsterberg Provinzialchaussee 3,2 km
Weblinks
- Fahrplan 2008
- Offizielle Webseite der Żuławska Kolej Dojazdowa (polnisch/englisch)
- Bilder einer Sonderfahrt von 2003
- Beschreibung der Żuławska KD (polnisch)
- Forschungsbericht Kleinbahn
Literatur
- Siegfried Bufe: Eisenbahnen in West- und Ostpreußen. 208 Seiten. Bufe-Fachbuch-Verlag, 1986, ISBN 3-922138-24-1
- Reinhard Richter: Die Westpreußische Kleinbahnen-Aktiengesellschaft. 192 Seiten, EK-Verlag, 2002, ISBN 3-88255-692-7
- Roman Witkowski: Swiat kolei Nr. 2/2007; 8/2007; 12/2007; 3/2008; 9/2008; 11/2008 Emi-Press, Lodz
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