Żółkiew

Żółkiew

Schowkwa (ukrainisch Жовква, von 1951-1992 Нестеров/Nesterow; polnisch Żółkiew) ist eine ukrainische Stadt mit 13.000 Einwohnern. Sie liegt in der Oblast Lwiw (Lemberg) und befindet sich nördlich der Bezirkshauptstadt Lemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im 17. Jahrhundert war die Stadt eine Residenz des polnischen Königs Jan Sobieski III.

1951, in der Sowjetära, wurde die Stadt nach Pjotr Nikolajewitsch Nesterow benannt, einem Kunst- und Kampfflieger aus dem Ersten Weltkrieg, der nahe der Stadt bei dem vermutlich ersten Rammmanöver der Luftkriegsgeschichte ums Leben kam. Erst 1992 kehrte man zum alten ukrainischen Namen Schowkwa zurück, der von einem Großgrundbesitzer aus dem 17. Jahrhundert stammt. Dieser polnische Adlige, "Stanisław Żółkiewski", baute 1594 in einer bereits seit dem 14. Jahrhundert bestehenden Siedlung eine Befestigungsanlage und ein Schloss. Der Ort wurde in nur wenigen Jahren vergrößert und umgestaltet.

Schowkwa ist seit Jahrhunderten als Stadt des Handwerkes und des Kunstgewerbes bekannt. Töpfer, Glasbläser, Goldschmiede und Handweber waren hier ansässig. Dadurch gab es einen gewissen Wohlstand, der sich auch jetzt noch an den vielen schönen Gebäuden ablesen lässt. Die Stadt besitzt eine Vielzahl von historischen Bauten. Am Marktplatz finden sich zweistöckige Häuser aus dem 17. Jahrhundert mit breiten Arkaden, wie sie für Handelsstädte in Galizien üblich waren.

Jüdische Gemeinde bis zum Holocaust

In der Stadt existierte seit 1593 eine jüdische Gemeinde. 1931 waren etwa 4.400 Einwohner jüdischen Glaubens. Am 18. September 1939 wurde die Stadt zunächst von der deutschen Wehrmacht besetzt, die jedoch bereits am 23. September von den Sowjets abgelöst wurde. Bis zum Juni 1941 gehörte die Stadt zur Ukrainischen Sowjetrepublik. Nach Beginn des deutschen Kriegs gegen die Sowjetunion wurde Schowkwa am 28. Juni 1941 erneut von den Deutschen besetzt. Die Synagoge wurde bereits am folgenden Tag in Brand gesteckt. Die erste Deportation von 700 alten und kranken Juden ins Vernichtungslager Belzec fand im März 1942 statt. Nur Arbeitsfähige wurden vorerst verschont. Eine zweite Deportation von 2.000 Menschen nach Belzec fand am 22. November 1942 statt. Am 1. Dezember 1942 wurden die verbliebenen Juden der Stadt sowie aus umliegenden Ortschaften in einem Ghetto interniert. Ab dem 25. März 1943 wurde das Ghetto aufgelöst. Die Stadt sollte endgültig für "judenrein" erklärt werden. Zu diesem Zweck wurden die Ghetto-Insassen in den Burk-Wald nahe der Stadt gebracht und dort erschossen. Nur 170 Juden wurden in das KZ Janowska bei Lemberg deportiert, etwa 60 weitere wurden noch bis Juli 1943 in einem Arbeitslager in der Stadt eingesperrt, bis auch sie im Burk-Wald ermordet wurden. Als die Stadt am 24. Juli 1944 von der Roten Armee befreit wurde, hatten nur 70 jüdische Einwohner überlebt.

Persönlichkeiten

Schowkwa

Bedeutende Persönlichkeiten werden mit der Stadt in Verbindung gebracht, so soll Bohdan Chmelnyzkyj hier geboren und aufgewachsen sein. Sicher ist, dass sich Zar Peter I. über Monate in der Stadt aufhielt, denn hier befand sich 1706/07 zeitweilig das Oberkommando der russischen Armee. 1734 starb hier der polnische Kronprinz Jakob Louis Heinrich Sobieski. In Schowkwa geboren wurden die bedeutende jiddischsprachige Schriftstellerin Salcia Landmann (1911-2002), der kommunistische Politiker Karl Volk (1896-1961) sowie der Richter und Völkerrechtler Hersch Lauterpacht (1897-1960).

Sehenswürdigkeiten

  • Der große Marktplatz wird umrahmt vom Renaissance-Schloss und der Laurentiakathedrale.
  • Das eindrucksvolle Gotteshaus wurde 1606 errichtet. Die toskanischen Reliefsäulen lenken den Blick nach oben zu dem dekorativen Fries. Bemerkenswert ist auch das Westportal mit den Bildnissen der vier Evangelisten und vier Heiligen. Das Innere des Kreuzkuppelbaus wird von der mit Kassetten und Rosetten verzierten Kuppel dominiert, unterhalb der Kuppel sind auf vier großen Medaillonreliefs noch einmal die Evangelisten zu sehen.
  • Das Rathaus, welches sich in der Nähe befindet, wurde 1926 auf den Grundmauern älterer Gebäude errichtet und steht unmittelbar an der Befestigungsmauer des Schlosses. Der quadratische Turm mit zwei Balkonen erhebt sich über einen Eingangsbereich mit an Fässer erinnernden Säulen.
  • Die Große Synagoge im Stil der Spätrenaissance, 1692-1700 erbaut, wurde 1941 von den deutschen Besatzern schwer beschädigt und befindet sich trotz Restaurierungsversuchen in der Nachkriegszeit heute in prekärem Zustand.

Weblinks

Zur Geschichte der jüdischen Gemeine von Schowkwa/Zolkiew (Englisch)


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