- Berber-Affen
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Berberaffe Systematik Unterordnung: Trockennasenaffen (Haplorhini) Teilordnung: Altweltaffen (Catarrhini) Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae) Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae) Gattung: Makaken (Macaca) Art: Berberaffe Wissenschaftlicher Name Macaca sylvanus (Linnaeus, 1758) Der Berberaffe (Macaca sylvanus), auch Magot genannt, ist eine Makakenart aus der Familie der Meerkatzenverwandten. Er ist vor allem dafür bekannt, dass er außer dem Menschen die einzige freilebende Primatenart Europas ist.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Berberaffen erreichen eine Kopfrumpflänge von 45 bis 70 Zentimetern, sie sind schwanzlos. Mit 7 bis 12 Kilogramm (in Ausnahmefällen bis 15 Kilogramm) sind Männchen deutlich schwerer als Weibchen, die 5 bis 9 Kilogramm auf die Waage bringen. Männchen unterscheiden sich darüber hinaus in der größeren Länge der Eckzähne von den Weibchen. Das Fell dieser Tiere ist gelblich-braun oder graubraun gefärbt, das Gesicht ist dunkelrosa. Wie alle Makaken haben sie Backentaschen zum Verstauen der Nahrung.
Verbreitung und Lebensraum
Berberaffen leben als einzige Makakenart nicht in Asien, sondern in den Atlasregionen Marokkos und Algeriens, sowie auf Gibraltar. Die dortige Population dürfte jedoch vom Menschen eingeführt worden sein. Lebensraum dieser Tiere sind höhergelegenen Eichen- und Zedernwälder, sie kommen auch mit zerklüftetem Terrain zurecht.
Lebensweise
Berberaffen können gut klettern, verbringen aber einen Großteil des Tages auf dem Boden. Wie alle Altweltaffen sind sie tagaktiv.
Sie leben wie alle Makaken in Gruppen, deren Größe variabel ist, die übliche Größe beläuft sich auf 12 bis 60 Tiere. Berichten zufolge spalten sich Gruppen in kleinere Einheiten auf, wenn sie zu groß werden. Da die Weibchen zeitlebens in ihrer Geburtsgruppe bleiben, bildet in der Regel einige nahe verwandte Weibchen den Kern der Gruppe. Die Männchen etablieren eine Hierarchie durch Kämpfe, die stärksten und erfolgreichsten Männchen werden dominant und leiten die Gruppe. Dominante Männchen genießen Vorrechte bei der Paarung, prinzipiell kann sich aber jedes Männchen fortpflanzen. Es sind territoriale Tiere, die Größe des Revieres ist variabel und hängt unter anderem vom Nahrungsangebot und von menschlichen Störungen ab.
Nahrung
Berberaffen sind Allesfresser, die Früchte, Blätter, Kräuter, Knospen und Wurzeln, aber auch gelegentlich Insekten, Spinnen oder auch Skorpione zu sich nehmen. In den kühleren Wintermonaten bilden Rinde und Baumnadeln einen wichtigen Nahrungsbestandteil.
Fortpflanzung
Vorrangig paaren sich die Weibchen mit den höhergestellten Männchen, obwohl vielfach alle männlichen Tiere zum Zug kommen. Es gibt keine feste Paarungszeit, diese hängt von den klimatischen Bedingungen ab. Nach einer rund 165-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier, selten auch Zwillinge, zur Welt. Die Neugeborenen wiegen rund 450 Gramm und haben ein dünnes, schwarzes Fell, das sich innerhalb von 4 Monaten hellbraun umfärbt, bis sie die Farbe der Erwachsenen haben.
Bedingt durch das promiskuitive Paarungsverhalten kümmern sich auch die Männchen um die Jungtiere. Sie pflegen deren Fell, tragen sie herum und spielen mit ihnen, ohne zu wissen, ob sie tatsächlich der Vater sind.
Nach rund sechs bis zwölf Monaten werden die Jungtiere entwöhnt. Weibchen werden mit 2,5 bis 4 Jahren und Männchen mit 4,5 bis 7 Jahren geschlechtsreif; die Männchen müssen zu diesem Zeitpunkt ihre Geburtsgruppe verlassen. Berberaffen können 20 bis 30 Jahre alt werden.
Berberaffen und Menschen
In Gibraltar
Obwohl Fossilienfunde darauf schließen lassen, dass die iberische Halbinsel in vorgeschichtlicher Zeit von Berberaffen besiedelt war, geht die heutige Population mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Menschen zurück. Denkbar ist an eine Einführung während der arabischen Herrschaft in Südspanien zwischen 711 und 1492; die ersten schriftlichen Berichte stammen aus dem Jahr 1704. Da einer Legende zufolge Gibraltar solange in britischer Hand bleibt, solange dort Berberaffen leben und der Bestand 1942 auf wenige Tiere gesunken war, ließ Winston Churchill einige Tiere aus Marokko auf der Halbinsel aussetzen. Genetische Untersuchungen brachten das Ergebnis, dass die derzeitige Population auf zwei Wurzeln zurückzuführen ist, eine algerische und eine marokkanische. Heute leben in Gibraltar rund 240 Tiere.
In Nordafrika
In Nordafrika gibt es noch an die 10.000 Tiere, der Bestand geht aber aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraumes stark zurück. In Libyen und Ägypten sind sie schon um 1800 ausgerottet worden, heute leben rund 70 % aller Berberaffen in Marokko. Die IUCN listet sie als „stark gefährdet“ (endangered).
Literatur
- Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer-Verlag 2002, ISBN 3540436456
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
Weblinks
- Informationen im Animal Diversity Web
- Fotos und Informationen auf arkive.org
- Macaca sylvanus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Butynski et al, 2000. Abgerufen am 11. Mai 2006
- Genetische Untersuchung der Population auf Gibraltar (englisch)
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