田邊元

田邊元

Tanabe Hajime (jap. 田邊 元 (Kyūjitai) bzw. 田辺 元 (Shinjitai); * 3. Februar 1885 in Tokio; † 29. April 1962 in Kita-Karuizawa, Tokio) ist ein japanischer Philosoph und als Schüler von Nishida Kitarō ein Repräsentant der Kyōto-Schule.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tanabe gilt als einer der führenden Philosophen der sogenannten Kyōto-Schule, deren Hauptaufgabe, abgesehen von ein paar Abweichungen, die Weiterentwicklung der Thesen Nishida Kitarōs war.

Tanabe besuchte die Universität Kyōto, wo er zuerst Mathematik studierte und dann zu Philosophie wechselte. Nach seinem Abschluss unterrichtete er temporär Englisch an der Kaisei Mittelschule in Tokio, der sein Vater Siosuke Tanabe als Rektor vorstand. Dieser gründete auch die Zushi Kaisei Junior High School und das Kamakura Woman Institute.

  • 1912 wurde Tanabe im Alter von 27 Jahren schließlich als Lektor für die Einführung in die Wissenschaften an der Tohoku Universität, Sendai, im nördlichen Part Japans ernannt.
  • 1918 erlangte er sein Doktorat mit seiner Diplomarbeit über A Philosophical Study of Mathematical Reasoning von der Universität Tokio, und wurde im darauffolgenden Jahr von Professor Nishida Kitarō zur Universität Kyōto als Assistenzprofessor eingeladen. Ab diesem Zeitpunkt, wurden Nishidas Einflüsse auf Tanabe spürbar wirksam.
  • Zwischen 1922 und 1924 bereiste er, gesandt vom Japanischen Bildungsministerium, als Forschungsstipendiat vorerst Berlin und später Freiburg im Breisgau, wo er Edmund Husserl, Martin Heidegger, Oscar Becker und anderen begegnet, die sein Leben und Denken grundlegend beeinflussten.
  • 1926 wurde Tanabe zu Nishidas Nachfolger ernannt, als Professor im Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Kyōto, und allmählich auch kritischer gegenüber seinem Mentor. Er entwickelte schließlich seine eigene Theorie der Logic of species through the controversy gemeinsam mit dem Philosophen Satomi Takahashi, der später als Professor an der Tohoku Universität lehrte.
  • 1927 Ernennung als Professor der Reichuniversitäts-Literaturabteilung Kyoto.
  • 1945 Ruhestand als Professor der Universität Kyōto.
  • 1947 Ernennung als Japanisches Akademie Mitglied.
  • 1950 Auszeichnung für Kulturelle Verdienste.
  • 1957 Ehrendoktorat erhalten von der Universität Freiburg im Breisgau

Philosophischer Ansatz

Hajime Tanabe gilt als der Nachfolger von Nishida Kitarō und auch als sein regelmäßiger Kritiker. Während Nishida eher eine monistische Philosophie vertritt, betont Tanabe stärker die dualistischen Momente der Wirklichkeit. Am deutlichsten drückt sich diese dualistische Tendenz in Tanabes Meisterwerk Philosophie als Metanoetik (1944-1946) aus.

In Philosophie als Metanoetik, Zangedō to shite no tetsugaku (懺悔道としての哲学), stellte Tanabe seinen eigenen Neologismus „Metanoetik“, (zangedō 懺悔道) vor. Das Wort „Metanoetik“ leitet sich von den westlichen Sprachen ab und bedeutet „der Weg“, the path (dō 道) des „Metanoia“ (Sanskrit deśanā, zange 懺悔). Die Praxis „Reue“ (metanoia) sollte, nach Tanabe, der Anfang jedes philosophischen Denkens sein. Das Wort „Metanoetiks“ trägt aber auch noch eine andere Bedeutung: meta-noetics heißt nach Tanabe auch Argumentation überwindend, basierend auf intellektueller Intuition (Meta-noesis). Nur wenn alle philosophischen Methoden verneint worden sind, ist nach Tanabe Philosophie erst möglich. Tanabe argumentierte dabei die „Philosophie, die nicht eine Philosophie ist“ (tetsugaku naranu tetsugaku 哲学ならぬ哲学).

In der Religionsphilosophie Tanabes treffen verschiedene Traditionen des menschlichen Gedankens und des Glaubens aufeinander. Tanabe wurde durch Buddhismus und Christentum, sowie durch Westliche Philosophie inspiriert, mit der größten Beeinflussung von Immanuel Kant, dem deutschen Idealismus, von Søren Kierkegaard und von Martin Heidegger. Die Philosophie Tanabes gebraucht einige spezifische theologische Bezeichnungen, aber den meisten ursprünglichen Inhalt setzt Tanabe in die Bezeichnung „Glauben“ ein. Tanabe erschafft eine neue Synthese von westlicher und östliche Philosophie auf der Basis des traditionellen buddhistischen Begriffes der „Leerheit“ beziehungsweise des „absoluten Nichts“. Der letztere Begriff wurde erstmals von seinem Mentor Kitaro Nishida benutzt, unter dessen Einfluss Tanabe seine eigenen Ideen weiterentwickelte.

Als Reaktion zum dramatischen zweiten Weltkrieg, erlebte Tanabe eine tiefe persönliche Umwandlung, die seine Philosophie grundlegend veränderte. Die Erfahrungen des Krieges verschoben die Interessen Tanabes von der Philosophie der Wissenschaft und der Sozialphilosophie in Richtung Religionsphilosophie.

Werke

  • Hajime Tanabe: Philosophy as Metanoetics (Zangedō to shite no tetsugaku) -「懺悔道としての哲学」, Tokio; 1946
  • Hajime Tanabe: Philosophy as Metanoetics, Berkeley, CA: University of California Press, 1987. (Translation of Tanabe’s dense but profound reflection on the nature of philosophy.) Series: Nanzan Studies in Religion and Culture Series; University of California Press, ISBN 0-520-06978-1

Literatur

Primärliteratur

  • Johannes Laube: Dialektik der absoluten Vermittlung: Hajime Tanabes Religionsphilosophie als Beitrag zum „Wettstreit der Liebe“ zwischen Buddhismus und Christentum. Herder, Freiburg/Br. 1984
  • Todesdialektik. In: Festschrift Martin Heidegger zum 70. Geburtstag. Pfullingen 1959, S. 93-133
  • Hans-Joachim Koch: Amor Fati bei Friedrich Nietzsche und Hajime Tanabe. Ein transkultureller Vergleich. Hinder + Deelmann, 1999
  • Taitetsu Unno und James W. Heisig: Religious Philosophy of Tanabe Hajime: The Metanoetic Imperative. (Nanzan Studies in Religion and Culture); Asian Humanities Press, 1990, ISBN 0-89581-873-6
  • Makoto Ozaki: Individuum, Society, Humankind: The Triadic Logic of the Species according to Hajime Tanabe. Brill Academic Publishers, Incorporated; Series: Brill's Japanese Studies Library; 2001
  • Tanabe, Hajime: Introduction to the philosophy of Tanabe: According to the English translation of the seventh chapter of the demonstration of Christianity. hrsg. von Makoto Ozaki, Rodopi, 1990

Sekundärliteratur

  • Zu Hegels Lehre vom Urteil. In: Hegel-Studien. Memento Mori. In: S. Yagi und U. Luz (Hrsg.): Gott in Japan. München 1973, S. 113-126;
  • Versuch, die Bedeutung der Logik der Spezies zu klären. In: R. Ohashi (Hrsg.): Die Philosophie der Kyôto-Schule. Texte und Einführung. Freiburg/München 1990, S. 145-195.
  • J. Laube: Hajime Tanabes Erfahrung der Wende vom Tod zum Leben in den Jahren. In: ZMRW
  • J. Laube: Zur religionsphilosophischen Bedeutung der „Metanoetik“ des japanischen Philosophen Hajime Tanabe. in: ZMRW
  • K. Himi: Nishida und Tanabe im Vergleich. In: ZMRW 1-13
  • T. Unno, J. Heisig (Hrsg.): The Religious Philosophy of Tanabe Hajjime: The Metanoetical Imperative Berkeley 1990;
  • J. W. Heisig: Tanabe´s Logic of the Specific and the Spirit of Nationalism. In: J. W. Heisig und John C. Maraldo (Hrsg.): Rude Awakenings. Zen, the Kyoto School, & the Question of Nationalism. Honolulu 1995, S. 255-288.
  • Robert William Adams: The feasibility of the philosophical in early Taishô Japan. Nishida Kitarô and Tanabe Hajime. Dissertation, University of Chicago, 1991.
  • David A. Dilworth und Valdo H. Viglielmo (translators and editors) with Agustin Jacinto Zavala: Sourcebook for modern Japanese philosophy. Selected documents. Greenwood Press, Westport, Conn. 1998.
  • James L. Fredericks: Alterity in the thought of Tanabe Hajime and Karl Rahner. Dissertation, University of Chicago, 1988.
  • Makoto Ozaki: Individuum, Society, Humankind: The Triadic Logic of Species According to Hajime Tanabe (Brill's Japanese Studies Library), Brill Academic Publishers, 2001.
  • Pattison, George, Agnosis: Theology in the Void. Palgrave Macmillan. 1997.
  • James W. Heisig: Philosophers of Nothingness: An Essay on the Kyoto School. Series: Nanzan Library of Asian Religion and Culture Series; Asian Humanities Press, 2001, ISBN 0-8248-2481-4

Artikel

  • James W. Heisig: Tanabe's Logic of the Specific and the Critique of the Global Village. In: Eastern Buddhist. Autumn95, Vol. 28 Issue 2, S. 198
  • F. Perez Ruiz: Philosophy in Present-day Japan. In: Monumenta Nipponica. Band 24, No. 1/2 1969, S. 137-168.
  • Naoki Sakai: Subject and Substratum. On Japanese Imperial Nationalism. In: Cultural Studies. Jul2000, Vol. 14 Issue 3/4, S. 462-530
  • Hans Waldenfels: Absolute Nothingness. Preliminary Considerations on a Central Notion in the Philosophy of Nishida Kitaro and the Kyoto School. In: Monumenta Nipponica. Vol. 21, No. 3/4 1966, S. 354-391.
  • David Williams: In defence of the Kyoto School: reflections on philosophy, the Pacific War and the making of a post-White world. In: Japan Forum. Sep2000, Vol. 12 Issue 2, S. 143-156.

Weblinks

Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Eigennamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Japanischen. Tanabe ist hier somit der Familienname, Hajime ist der Eigenname.

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