- Bergakademie in Freiberg
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Technische Universität Bergakademie Freiberg Gründung 1765 Trägerschaft staatlich Ort Freiberg Bundesland Sachsen Staat Deutschland Leitung Rektor Bernd Meyer
Kanzler Andreas HandschuhStudenten 4.850 (WS 2008/09) (33,3 % weiblich, 7,7 % aus dem Ausland) Mitarbeiter 821 davon Professoren 97 Website www.tu-freiberg.de Die Technische Universität Bergakademie Freiberg (Abk.: TUBAF) ist eine sächsische Universität in der mittelsächsischen Großen Kreisstadt Freiberg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Bergakademie Freiberg wurde 1765, in der Zeit der Aufklärung, durch Prinz Xaver von Sachsen nach den Plänen von Friedrich Wilhelm von Oppel (1720−1767), Carl Wilhelm Benno von Heynitz und Friedrich Anton von Heynitz unter dem Namen Kurfürstlich-Sächsische Bergakademie zu Freiberg (ab 1806: Königlich-Sächsische Bergakademie zu Freiberg) als Ausbildungsstätte für Bergleute gegründet. Diese Gründung war erforderlich, da Sachsen nach der Niederlage im Siebenjährigen Krieg den Bergbau forcieren musste, um seine Reparationszahlungen leisten zu können.
Die Bergakademie ist damit – da die vier Akademien in Potosí (Bolivien, 1557–1786), Kongsberg (Norwegen, 1757–1814), Banská Štiavnica (1762–1919) und Prag (1762–1772) schon längst nicht mehr existieren – die älteste noch bestehende montanwissenschaftliche, das heißt auf den Bergbau bezogene Bildungseinrichtung der Welt.
An der Bergakademie wurden zwei chemische Elemente von Freiberger Wissenschaftlern entdeckt: das Indium (1863 von Ferdinand Reich und Theodor Richter) und das Germanium (1886 von Clemens Winkler).
Bis zur Gründung der Technischen Universität Dresden im Jahre 1871 war die Bergakademie Freiberg die höchste technische Bildungseinrichtung des Königreiches Sachsen. Die Universität wurde 1899 mit einer Technischen Hochschule gleichgestellt, erhielt 1905 Promotionsrecht für den Grad eines Dr.-Ing. und 1939 für den eines Dr. rer. nat. Sie hat seit 1940 eine Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen und seit 1955 eine ingenieurökonomische und mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät. Im Jahre 1955 wurde die Arbeiter- und Bauernfakultät »Wilhelm Pieck« eingerichtet. Im Bereich Verfahrenstechnik (Braunkohlenvergasung) wurden die Professoren Erich Rammler und Georg Bilkenroth für ihre Arbeiten zum Braunkohlenhochtemperaturkoks 1951 mit dem Nationalpreis 1. Klasse der DDR geehrt.
Neuzeit ab 1989
Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde die bauliche wie rechtliche Infrastruktur der Bergakademie zu großen Teilen neu gestaltet. In neuester Zeit entwickelt die TU Bergakademie Freiberg auch Kompetenzen im Bereich der Halbleiterforschung, was dazu führte, dass sich Unternehmen der Halbleiterindustrie (Siltronic AG, Deutsche Solar – eine Tochter der SolarWorld AG) in Freiberg ansiedelten. Neben Geo- und Werkstoffwissenschaften entwickelt die TUBAF immer größeres Ansehen im Bereich der Umweltwissenschaften. Freiberg etabliert sich als "Universität der geschlossenen Stoffkreisläufe" in der weltweiten Forschungslandschaft als moderne, ökologische Hochschule.
Seit 2003 wird von der TUBAF der vom Verein der PraxisPartner des dortigen Interdisziplinären Ökologischen Zentrums (IÖZ) gestiftete Hans-Carl-von-Carlowitz-Preis für herausragende Leistungen im Bereich der Umweltforschung an der TU Bergakademie Freiberg vergeben. Mit dem Preis sollen herausragende Arbeiten von Studenten und Nachwuchswissenschaftlern, aber auch das Wirken von Hans Carl von Carlowitz eine Würdigung erfahren.
Meist werden mit der TU Bergakademie die Geowissenschaften verbunden, in denen sie Weltruf besitzt und die größte Gesteins- und Mineraliensammlung der Welt vorweisen kann. Diese wird ab 2008 in Schloss Freudenstein ausgestellt. Eine weitere Besonderheit der TUBAF ist der Studiengang Industriearchäologie, den sie als einzige deutsche Hochschule anbietet.
Stiftungen
Mit der Dr.-Erich-Krüger-Stiftung erhielt die TU Bergakademie Freiberg im Dezember 2006 das mit einem dreistelligen Millionenbetrag größte Stiftungsvermögen einer staatlichen Hochschule in Deutschland.[1] Die Universität wird die aus dem ihr übertragenen Immobilienvermögen des Münchner Unternehmers und gebürtigen Freibergers Peter Krüger fließenden Mittel für die Ausstattung der Forschung mit Großgeräten und zur Förderung von Promovenden einsetzen. Am 13. Juli 2007 verstarb Krüger, der kurz zuvor zum Ehrensenator der Bergakademie ernannt wurde, in München.
Anfang 2007 wurde ein Stiftungsfonds des Photovoltaik-Unternehmens SolarWorld AG für die Bergakademie Freiberg eingerichtet. Die mit einem sechsstelligen Betrag finanzierte Stiftung wird für die Fakultät Chemie und Physik zur Verfügung stehen.
Organisation
Es gibt insgesamt sechs Fakultäten:
- Fakultät für Mathematik und Informatik (Fakultät 1)
- Fakultät für Chemie und Physik (Fakultät 2)
- Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau (Fakultät 3)
- Fakultät für Maschinenbau, Verfahrens- und Energietechnik (Fakultät 4)
- Fakultät für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie (Fakultät 5)
- Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (Fakultät 6)
Im Herbst 1996 wurde zusätzlich ein „Interdisziplinäres Ökologisches Zentrum (IÖZ)“ eingerichtet.
Im Sommersemester 2006 sind insgesamt 4227 Studierende an der TUBAF eingeschrieben, davon 40 % weibliche Studierende und 8 % ausländische Studierende. Es werden insgesamt 25 (2006) verschiedene Studiengänge angeboten, wobei diese im Zuge des Bologna-Prozesses derzeit mehrheitlich von Diplomstudiengängen in Bachelor- und Masterstudiengänge umgewandelt werden. Gekennzeichnet ist die TUBAF weiterhin durch eine hohe Praxisorientierung und zahlreichen Kooperationen mit der Privatwirtschaft, was unter anderem einen, bezogen auf die Studentenzahlen, hohen Drittmittelumfang von rund 20 Millionen Euro im Jahr 2004 nach sich zog.
Die TU Bergakademie Freiberg ist Mitinitiator des 1993 gegründeten universitären Internationalen Hochschulinstituts Zittau (IHI) und des Gründernetzwerks SAXEED.
Einrichtungen
Eine Besonderheit ist das von der TU betriebene Lehr- und Forschungsbergwerk „Reiche Zeche“ und „Alte Elisabeth“, in dem unter anderem die Jahrhunderte dauernde Bergbaugeschichte Freibergs dargestellt wird, gleichzeitig aber auch wissenschaftliche Bildung und Forschung stattfindet.
Vom Institut für Geophysik der TU Bergakademie Freiberg wird das Seismologische Observatorium Berggießhübel betrieben.
Der größte Teil des Geländes der TU Bergakademie befindet sich auf dem Campus im Norden Freibergs. Daneben existieren weitere Liegenschaften im Stadtgebiet, so z. B. das Hauptgebäude in der Akademiestraße, das Medienzentrum in der Prüferstraße, die Alte Mensa auf der Petersstraße, der Werner-Bau in der Brennhausgasse (Institut für Mineralogie, sowie Mineralogische und Lagerstättenkundliche Sammlungen), das Gebäude Lessingstraße 45 (Wirtschaftswissenschaften, Sprachenzentrum), sowie mehrere Gebäude auf der Halde der Lehrgrube Reiche Zeche.
Internationale Kooperation
Die TU Bergakademie Freiberg pflegt derzeit 42 weltweite Kontakte zu Universitäten und Hochschulen. Hier eine Auswahl von bekannten Montanuniversitäten und Bergakademien:
- RWTH Aachen
- Technische Universität Clausthal
- Colorado School of Mines (USA)
- Berg- und Hüttenakademie Krakau »Stanislaw Staszic« (Polen)
- Montanuniversität Leoben (Österreich)
- Bergbauuniversität Moskau (Russland)
- Staatliches Bergbauinstitut St. Petersburg (Russland)
- South Dakota School of Mines and Technology, Rapid City, South Dakota (USA)
- Technische Universität Bergakademie VŠB Ostrava (Tschechien)
- St. Iwan-Rilski-Universität für Bergbau und Geologie, Sofia (Bulgarien)
- China University of Geosciences Wuhan
Berühmte Lehrer und Studenten
- Johann Friedrich August Breithaupt Studium 1811–1813, Professur 1826–1866
- Carl Bernhard von Cotta Studium 1827–1831, Professur ab 1842
- Wilhelm Fischer (1796–1884), Studium ab 1813
- Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (Novalis) Studium 1797–1799
- Friedrich Emil Heyn Studium 1886−1890 bei A. Ledebur
- Julius Ambrosius Hülße Studium 1830−1834
- Alexander von Humboldt Studium 1790–1792
- Herbert Jobst Studium in den 1950ern
- Karl Alfons Jurasky Professur 1941−1945
- Theodor Körner Studium 1808
- Karl Gustav Kreischer Professur 1871−1891
- Wilhelm August Lampadius Professur 1794–1842
- Adolf Ledebur Professur 1874−1906
- Ernst Johann Traugott Lehmann (1777−1847), Professur 1834−1847
- Karl Edwin Leuthold Professur 1876−1883
- Michail Lomonossow Studium 1739−1740
- Carl Emanuel Löscher Studium 1775−1777
- Kurt Merbach Studium ab 1856
- Curt Adolph Netto Studium 1864−1869
- Fürchtegott Leberecht von Nordenflycht Studium 1778–1780
- Carl Eugenius Pabst von Ohain Kurator 1769−1784
- Erwin Papperitz Professur 1892−1927 und Rektor (1901–1903 und 1905–1907)
- Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen Studium 1996−2000
- Ferdinand Reich Studium 1816–1819, Professur 1824–1866
- Theodor Richter Studium 1843–1847, Professur 1856–1896
- Carl Schiffner, Professur 1902–1930
- Reinhard Schmidt Professur 2001−
- Georg Unland, Professur 1993-, Rektor 2000-2008
- Friedrich Wilhelm Schwamkrug Studium 1826−1830
- Georg Heinrich Wahle Professur 1883−1891
- Julius Ludwig Weisbach Studium 1822−1826, Professur 1836−1871
- Abraham Gottlob Werner Studium 1769–1771, Professur 1775–1817
- Clemens Alexander Winkler Studium 1857–1859, Professur 1873–1902
Ehrenbürgerschaft
Zur Würdigung von nicht der Hochschule angehörigen Personen, die sich besondere Verdienste ihn ihrem Engagement zur Förderung der Bergakademie erworben, kann eine Ehrenbürgerschaft verliehen werden. Träger dieser Auszeichnung sind vier Personen:
- Wiktor Petrowitsch Solowjew, Professor am Moskauer Institut für Stähle und Legierungen (MISIS), 1991
- Witali Iwanowitsch Komaschtschenko, Professor an der Moskauer Akademie für Geologische Erkundung (MGGA), 1991
- Bronisław Barchański, Professor an der Berg- und Hüttenakademie Kraków, 2005
- Reinhard Schmidt, Präsident des sächsischen Oberbergamtes, 2006
Siehe auch
Literatur
- Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum der königl. Sächs. Bergakademie zu Freiberg am 30. Juli 1866. Dresden. Digitalisat (pdf, 9.72 MB)
- Bergakademie Freiberg – Festschrift zu ihrer Zweihundertjahrfeier 13. Nov. 1965., 2 Bde., Leipzig.
- Fathi Habashi: The first schools of mines and their role in developing the mineral and metal industries – Part 1 – 4. Bull. Can. Inst. Min. & Met., 90 (1015): 103–114; 91 (1016): 96–102; 91 (1017): 96–106; 92 (1032): 76–78; Montreal 1997, 1998, 1999.
- Walter Hoffmann (Hg.): Bergakademie Freiberg – Freiberg und sein Bergbau. Die sächsische Bergakademie Freiberg. Reihe Mitteldeutsche Hochschulen Bd. 7, Weidlich-Verlag, Frankfurt am Main 1959.
- Eberhard Wächtler, Friedrich Radzei: Tradition und Zukunft. Bergakademie Freiberg 1765–1965. Freiberg 1965.
- Otfried Wagenbreth (1994): Die Technische Universität Bergakademie Freiberg und ihre Geschichte. Dargestellt in Tabellen und Bildern. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig/Stuttgart 1994, ISBN 3-342-00562-9
Weblinks
- Internetpräsenz der TU Bergakademie Freiberg
- Webseite des Internationalen Universitätszentrums »Alexander von Humboldt« an der TUBAF
- Internetpräsenz der Heimstatt der größten Mineraliensammlung der Welt
Quellen
(Technische) Universitäten: TU Chemnitz* | Dresden International University | TU Dresden* | TU Bergakademie Freiberg* | Handelshochschule Leipzig | Universität Leipzig* | Internationales Hochschulinstitut Zittau*
Kunst- und Musikhochschulen: Hochschule für Bildende Künste Dresden* | Hochschule für Musik Dresden* | Hochschule für Kirchenmusik Dresden | Palucca Schule Dresden* | Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig* | Hochschule für Musik und Theater Leipzig* | Hochschule für Kirchenmusik Görlitz
Fachhochschulen: AKAD-Privathochschulen | HTW Dresden* | HTWK Leipzig* | Hochschule für Telekommunikation Leipzig | Hochschule Mittweida* | Hochschule Zittau/Görlitz* | Westsächsische Hochschule Zwickau* | Hochschule der Sächsischen Polizei* | Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung* | Fachhochschule für Religionspädagogik und Gemeindediakonie | Hochschule für Soziale Arbeit | Private Fernfachhochschule Sachsen
(* Trägerschaft durch den Freistaat Sachsen)
50.91805555555613.340833333333Koordinaten: 50° 55′ 5″ N, 13° 20′ 27″ O
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