- Bergingenieur
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Als Bergbau bezeichnet man die Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen mit Hilfe von Bergwerken aus der oberen Erdkruste. Historisch wurde auch der Begriff Montanindustrie und montanistisch für alles den Bergbau betreffende verwendet (von lat. mons Berg).
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Der Bergbau hat in vielen Ländern und Gebieten eine lange Tradition. Die abzubauenden Stoffe befinden sich in einer Lagerstätte, deren Ausmaß und Lage heute meist durch geophysikalische Exploration untersucht wird. Doch sind von der Vorgeschichte bis in die Neuzeit viele Lagerstätten – z. B. Erzadern – auch durch Ausbisse (Sichtbarkeit an der Erdoberfläche) entdeckt worden. Eine künftig zunehmende Bedeutung wird der Abbau von Lagerstätten in der Tiefsee erhalten.
In Deutschland ist der Bergbau grundsätzlich durch das Bundesberggesetz geregelt, in anderen Ländern durch entsprechende Regelungen. Die öffentliche Stelle, der die gesetzliche Kontrolle übertragen ist, heißt Bergamt, in Österreich Montanbehörde.
Fördergüter
- Braun- und Steinkohle
- Eisen- und Metallerze, wie z. B.: Kupfererz, Silbererz etc.
- Erdöl und Erdgas
- Edelsteine, wie z. B.: Diamanten, Rubine etc.
- Mineralien, wie z. B.: Natrium (meist in Verbindungen) etc.
- Massenrohstoffe, wie z. B.: Kies, Sand, Ton, Gesteine (Schiefer, Kalkstein, Granit etc.), Erden etc.
- Kalisalze (für die Düngemittel-Produktion)
Abbautechniken
- → Hauptartikel: Bergwerk
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei Techniken bei der Gewinnung von Bodenschätzen:
- im Tagebau: oberflächennahe Rohstoffe werden durch Abgrabung in offenen Gruben gewonnen
- z. B. in einem Steinbruch, in Tongruben, Kiesgruben, Sandgruben, Torfstichen oder Kreidebrüchen.
- durch Schürfen und ähnliche Methoden.
- unter Tage: Gewinnung durch Stollen und/oder Schächte im Gebirge
- in einem Bergwerk (oder „Grube“), Abbaustollen bzw. -schacht.
- Die Vermessung erfolgt durch den Markscheider.
- Bohrlochbergbau: Rohstoffe werden durch Tiefbohrungen von über Tage aus gewonnen. Hierzu gehört meist die Förderung von Erdöl und Erdgas.
Geschichte
Früheste archäologische Zeugnisse des Bergbaus weisen in die Jungsteinzeit. Kupfer wurde schon um 5000 v. Chr. im Sinai, Kupfer, Gold und Türkise um 3000 v. Chr. in Ägypten abgebaut. Wahrscheinlich gab es gegen 3000 v. Chr. schon Metallgruben in Indien und China. Um 2500 v. Chr. begann die Kupferförderung in Mitteldeutschland. Eisenerz wurde ab etwa 800 v. Chr. in den Alpen abgebaut. In Mitteldeutschland legt ein Ofen aus der La-Tène-Zeit in Wilnsdorf Zeugnis von Bergbau um 500 v.Chr. ab. Der Abbau von Steinkohle ist seit dem 9. Jahrhundert in England bekannt.
Bergbau in Deutschland
Die in Stein gehauene sogenannte Emilianus-Inschrift an einem antiken Kupferbergwerk in Wallerfangen-St. Barbara im Saarland aus dem 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. ist der älteste direkte Nachweis von untertägigem Bergbau in Mitteleuropa.
Erste schriftliche Zeugnisse über den Metallabbau im mittelalterlichen Mitteleuropa berichten aus Böhmen im 8. Jahrhundert, Goslar und dem Schwarzwald im 10. Jahrhundert, dem Erzgebirge in Freiberg und Joachimsthal im 12. Jahrhundert, in allen Fällen vorwiegend im Zusammenhang mit Silber und Kupfer. Im 15. und 16. Jahrhundert entwickelten sich weitere erzgebirgische Bergstädte wie Annaberg zu Zentren des deutschen Bergbaus. Mitte des 16. Jahrhunderts veröffentlichte Georgius Agricola mehrere für den Bergbau entscheidende Werke, wie das 1556 erschienene De re metallica libri XII. Ab dem Mittelalter lassen sich Bergordnungen nachweisen, die den Bergbau umfassend regelten. Mitte des 19. Jahrhunderts traten an ihre Stelle Berggesetze.
Steinkohleförderung im Aachener Revier an Inde und Wurm wird in den Annales Rodenses des Klosters Roda (heute Rolduc/NL) bereits für das Jahr 1113 bezeugt. Abbauort war der Beckenberg (schwarze Berg) direkt bei der Burg und Siedlung Rode (heute Herzogenrath/D). Der Eschweiler Kohlberg wird 1394 urkundlich erwähnt, der Eschweiler Bergwerksverein 1838 gegründet. Im Ruhrgebiet wird Steinkohle seit dem 14. Jahrhundert gefördert. Die erste schriftliche Erwähnung von Steinkohle an der Saar stammt aus dem 15. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert wurde hier der Steinkohlenbergbau verstaatlicht. Ebenfalls früh förderte man Kohle auch in Oberschlesien.
Im Zuge des technischen Fortschritts, besonders durch die 1769 von James Watt wesentlich verbesserte Dampfmaschine, konnte vor allem der untertägige Abbau von Kohle und Erzen erheblich gesteigert werden. Industriereviere und Ballungsräume wie das Ruhrgebiet, das Saarrevier und Oberschlesien entstanden. Gebraucht wurde Steinkohle, auch in Form von Brikett (in Deutschland seit 1861), zum Befeuern von Öfen, Lokomotiven und stationären Dampfmaschinen, die wiederum andere Maschinen antrieben. Bis heute bilden kohlenbefeuerte Dampfkraftwerke das Rückgrat der Stromversorgung. Nachdem Rohstoffe immer günstiger importiert werden konnten, verloren besonders die heimischen Eisen- und Metallerzlagerstätten rapide an Bedeutung, da die Erze hier nur schwierig und damit teuerer zu gewinnen waren. Auch die Steinkohlengewinnung ist in Deutschland geologisch bedingt aufwendiger. Heimische Steinkohle wird jedoch nach Ansicht der Befürworter als sichere Energiequelle im eigenen Land benötigt, die Steinkohlenförderung soll darüber hinaus die führende Position der deutschen Bergbautechnologie auf dem Weltmarkt sichern.
Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Region um Siegen zu einem der wichtigsten Zentren der Eisenerzförderung. Im Siegerländer Erzrevier, das sich von Hilchenbach bis Neuwied (Rhein) über Siegerland und Westerwald zog, standen fast 5.000 Gruben, darunter die damals tiefsten Europas. Die erste urkundlich erwähnte Grube wird bereits 1298 genannt. Noch heute ist die Region von der Metallverarbeitung geprägt, siehe Bergbau im Siegerland.
Die Förderung von Braunkohle, die 30 % der deutschen Energieversorgung darstellt, sowie von Kali- und Steinsalz werden in großem Umfang weiter betrieben. Kali- und Steinsalze werden unter anderem in der heimischen Agrarwirtschaft als Dünger eingesetzt und weltweit exportiert. Deutschland besitzt die weltweit modernsten und leistungsfähigsten Kalibergwerke. Ein erheblicher Wirtschaftsfaktor stellt der Bergbau auf Steine und Erden dar, die in der Regel im Tagebau abgebaut werden.
In Deutschland befinden sich drei montanwissenschaftliche Hochschulen (auch Bergakademie genannt), die Technische Universität Bergakademie Freiberg, die Technische Universität Clausthal und die Rheinisch-westfälische technische Hochschule Aachen. Ferner bieten die Technische Fachhochschule Georg Agricola in Bochum und einige weitere Bergschulen bergbaubezogene Studiengänge an.
Im Jahre 2007 bestehen in Deutschland noch sechs Zechen mit rund 25.700 Bergleuten im Steinkohleabbau.[1] Insgesamt waren im Jahre 2005 ca. 94.800 Personen im Bergbau beschäftigt.[2]
Literatur
- Georgius Agricola: De re metallica libri XII. Basel 1556 (Digitalisat der 2. Ausgabe 1561)
- Der belehrende Bergmann. Ein leicht fassliches Lese- und Bildungsbuch für Kinder und Erwachsene…. Friese, Pirna 1830 (Digitalisat)
- Karl Bax: Schätze aus der Erde. Die Geschichte des Bergbaus. Econ, Düsseldorf 1981, ISBN 3-430-11231-1
- Hermann, Wilhelm und Gertrude: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlüsseltechnologie. Mit einem Katalog der „Lebensgeschichten“ von 477 Zechen. 6., um einen Exkurs nach S. 216 erweiterte und in energiepolitischen Teilen aktualisierte Auflage 2008 der 5., völlig neu bearbeiteten und erweiterten Auflage 2003, Nachbearbeitung 2002: Christiane Syré, Endredaktion 2007 Hans-Curt Köster. Langewiesche, Königstein i. Ts. 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9
- Ernst-Ulrich Reuther: Einführung in den Bergbau. Ein Leitfaden der Bergtechnik und der Bergwirtschaft. Glückauf, Essen 1982, ISBN 3-7739-0390-1
- Ulrich Borsdorf (Hrsg.): Untertage – Übertage – Bergarbeiterleben heute. Beck, München 1985, ISBN 3-406-30833-3
- Montanmedizin und Bergbauwissenschaften. Hallesches Symposium 1986, hrsg. von Wolfram Kaiser und Arina Völker, Halle an der Saale 1987 (= Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 63, 23)
- Lothar Suhling: Aufschliessen, Gewinnen und Fördern. Geschichte des Bergbaus. Rowohlt, Reinbek 1983, ISBN 3-499-17713-7
- Bernd Küppers (Red.): Bergbau und Hüttenwesen. Literatur aus vier Jahrhunderten (16. bis 19. Jh.). Aus den historischen Beständen der Hochschulbibliothek der RWTH Aachen. Shaker, Aachen 2002 (Bibliographie historischer Bergbauliteratur)
- Hans Röhrs: Erz und Kohle: Bergbau und Eisenhütten zwischen Ems und Weser, Ibbenbüren: Ibbenbürener Vereinsdruckerei 1992, ISBN 3-921290-62-7
- Hubert Rickelmann und Hans Röhrs: Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau von den Anfängen bis zur Gegenwart. Schöningh, Paderborn, München, Wien und Zürich 1987, ISBN 3-506-77223-6
- Hans Röhrs: Der frühe Erzbergbau und die Hüttenindustrie im Tecklenburger Land. Ibbenbürener Vereinsdruckerei, Ibbenbüren 1987, ISBN 3-921290-23-6
Siehe auch
- Liste von Bergwerken in Deutschland
- Steinkohlebergbau, Braunkohlebergbau, Kupferbergbau
- Zeche, Tagebau, Salzbergwerk
- Bergbaubedingte Versauerung von Grund- und Oberflächenwasser
Weblinks
- geoberg.de – Die Plattform für Geologie und Bergbau
- Spezialforschungsbereich (SFB) HiMAT zur interdisziplinären Erforschung des Bergbaus in den Alpen
- Virtuelle Grubenfahrt durch ein Steinkohlenbergwerk
- Grubenarchäologische Gesellschaft
- GEO-LEO – Virtuelle Fachbibliothek Geowissenschaften, Geographie, Bergbau, Thematische Karten
Einzelnachweis
- ↑ RAG Deutsche Steinkohle
- ↑ Der Bergbau in der Bundesrepublik Deutschland 2005, Dokumentation Nr. 559 des BMWi, Online verfügbar unter: [1]
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