Berringer

Berringer

Gustav Wilhelm Berringer (* 17. Februar 1880 in Rostock; † 17. August 1953 in Berlin) war ein deutscher Architekt, der in den 1920er Jahren als Stadtbaumeister bzw. Stadtbaudirektor in Rostock tätig war, wo er der wichtigste Vertreter des Neuen Bauens war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gustav Berringer wurde als Sohn des Bäckers und Konditors Ludwig Berringer in Rostock geboren. Er ging in Rostock zur Schule und legte 1899 am Gymnasium das Abitur ab, um danach an der Technischen Hochschule München, der Technischen Hochschule Dresden und der Technischen Hochschule (Berlin-) Charlottenburg Hochbau zu studieren. 1905 bestand er die Diplom-Prüfung und wurde zum Regierungsbauführer (Referendar in der staatlichen Bauverwaltung) berufen. 1906 leistete er seinen Militärdienst als „Einjährig-Freiwilliger“ ab. Im selben Jahr begann er seine Referendar-Ausbildung bei der Kreisbauinspektion Berlin und schloss diese am 18. März 1910 mit dem 2. Staatsexamen vor dem Technischen Oberprüfungsamt Berlin ab, worauf er zum Regierungsbaumeister (Assessor in der staatlichen Bauverwaltung) ernannt wurde. 1910 heiratete er Charlotte Begemann, mit der er zwei Kinder hatte.

Gustav Berringer unternahm 1910 bis 1911 eine Studienreise nach Italien und war danach bis 1912 in einem Architekturbüro in Berlin-Charlottenburg als leitender Architekt tätig. Nach dem Tod seines Vaters 1913 ging er zurück nach Rostock, wo er als Stadtbaumeister tätig war. 1924 wurde Berringer zum Stadtbaudirektor berufen und arbeitete in dieser Position bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand 1934. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten konnte er trotz Ablehnung des Baustils durch die Vorgesetzten eine Zeit unbehelligt weiterarbeiten, doch nach einer Auseinandersetzung legte man ihm nahe, den Posten als Stadtbaudirektor aufzugeben. Auch im Ruhestand war er in Rostock noch als freischaffender Architekt tätig, ging dann in die Schweiz, nach Göttingen und schließlich zu seinem Sohn nach Berlin.

Ab 1924 saß er im Vorstand des Vereins für Rostocker Altertümer und war als Museumswart tätig. Berringer war allgemein beliebt, hatte einen großen Freundeskreis und war leidenschaftlicher Golfspieler. Nebenher beschäftigte er sich mit Aquarellmalerei.

Leistungen

Bedingt durch den Ersten Weltkrieg und seine Folgen waren die ersten Jahre seiner Tätigkeit in Rostock wegen der Geld- und Materialknappheit nicht erfolgreich. Wichtige Bauvorhaben wurden nicht begonnen oder ganz gestrichen. Das Kurhaus Warnemünde, dessen Entwürfe Berringer nach einem Ideenwettbewerb 1913 gefertigt hatte und dessen Fundamente und erste Hochbauten bereits begonnen wurden, konnte zum Beispiel erst 1926 weitergebaut werden. Ebenso stockte lange der Bau der Gewerbeschule in der Parkstraße.

Berringers Hauptaufgabe in den 1920er Jahren war die Schaffung von Wohnraum. Hierfür war geplant, die Vorstädte mit mehrgeschossigen Häusern zu erweitern. Planungen wurden für das Gebiet um die Parkstraße, die Dethardingstraße und die Maßmannstraße ausgeführt, die im Stil des „Neuen Bauens“, der vom Dessauer Bauhaus inspirierten Neuen Sachlichkeit, ausgeführt wurde. Weitere Baugebiete waren das Gebiet Bei den Polizeigärten und entlang der Eisenbahnstrecke von Rostock nach Warnemünde und Bad Doberan gelegene Erweiterungsflächen der Stadt für Ein- und Zweifamilienhäusern, die mit ausreichend Garten und Ställen eine Selbstversorgung der Bewohner in Notzeiten gewährleisten sollten.

Innerstädtisches Gymnasium Rostock

Berringers mutiger Entwurf des Innerstädtischen Gymnasiums am Bahnhof, das ursprünglich ein Flachdach hatte, in der Zeit des Nationalsozialismus mit einem Walmdach versehen wurde und 2007 im Zuge der Renovierung wieder die ursprüngliche Gestalt bekam, das Krematorium auf dem Neuen Friedhof und das Warnemünder Kurhaus fanden auch viele Kritiker, die der modernen Architektur ablehnend gegenüberstanden. Künstler, mit denen Berringer zusammenarbeitete, wie die Bildhauerin Margarete Scheel, die die Figuren an der Gewerbeschule schuf, der Glasmaler und Grafiker Bruno Gimpel, der die Innenausstattung des Krematoriums realisierte, und Dörte Helm, die die künstlerische Gestaltung des Kurhauses in Warnemünde übernahm, schätzten die Arbeit Berringers und arbeiteten gern mit ihm zusammen.

Ehrungen

In Rostock wurde eine Straße im Stadtteil Dierkow nach Berringer benannt.

Weblinks und Quellen


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Berringer — This unusual and interesting name is of Norman, French origin, from the personal name Berengier, berenger introduced into England after the Conquest of 1066. It is ultimately of Germanic origin, composed of the elements ber(n), bear, with ger,… …   Surnames reference

  • Brook Berringer — Brook Warren Berringer (July 9, 1973 April 18, 1996) was a quarterback for the University of Nebraska football team in the mid 1990s. Berringer came to Nebraska from Goodland, Kansas and played a back up role to Tommie Frazier. He is best known… …   Wikipedia

  • Gustav Wilhelm Berringer — (* 17. Februar 1880 in Rostock; † 17. August 1953 in Berlin) war ein deutscher Architekt, der in den 1920er Jahren als Stadtbaumeister bzw. Stadtbaudirektor in Rostock tätig war, wo er der wichtigste Vertreter des Neuen Bauens war.… …   Deutsch Wikipedia

  • Colonel Benjamin Berringer — Benjamin Berringer Le colonel Benjamin Berringer est un militaire de l armée britannique, décédé en 1674. Spéculateur, il devient l un des plus riches planteurs de sucre de la Barbade, s installe en 1669 en Caroline, dont il est l un des premiers …   Wikipédia en Français

  • Benjamin Berringer — Le colonel Benjamin Berringer est un militaire de l armée britannique, décédé en 1674. Spéculateur, il devient l un des plus riches planteurs de sucre de la Barbade, s installe en 1669 en Caroline, dont il est l un des premiers habitants et dont… …   Wikipédia en Français

  • Saint Peter, Barbados — Statistics Parish:Saint PeterArea:34km² (13 sq. mi.)Largest City:SpeightstownPopulation (1990 est.):10,055 inhab.Population Density:295,74 inhab/km²Parliamentary representation House seats1Map …   Wikipedia

  • Kurhaus Warnemünde — 2008 Das Kurhaus Warnemünde ist ein Restaurant und Cafégebäude im Stil des Neuen Bauens, einer Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit mit Saal und Kurhausgarten für Veranstaltungen und Casinobetrieb im Ostseebad Warnemünde in der Hansestadt Rostock …   Deutsch Wikipedia

  • John Yeamans — Sir John Yeamans est un militaire britannique, devenu planteur de sucre de la Barbade puis gouverneur de Caroline, né en 1605 à Bristol, mort en 1676 à la Barbade. Sommaire 1 Biographie 2 Voir aussi 2.1 Articles connexes …   Wikipédia en Français

  • Memorial Stadium, Lincoln — Memorial Stadium Sea of Red Tom Osborne Field Location 600 Stadium Drive Lincoln, Nebraska 68508 …   Wikipedia

  • Bittersweet World — Studio album by Ashlee Simpson Released April 19, 2008 …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”