AF-BDS

AF-BDS
Provinz Badakhshan
Hauptstadt Faizabad
Fläche 44.059 km²
Einwohner 1.112.227 (2007)
Bevölkerungsdichte
ISO 3166-2 AF-BDS
Badachschan (Afghanistan)
DMS
Faizabad
Faizabad

Badachschan (persischبدخشان‎), auch Badakhshan, ist eine afghanische Provinz, die sich im äußersten Nordosten des Landes befindet. Die Provinz hat eine Fläche von 44.059 km². Die Provinzhauptstadt ist Faisabad. Badachschan hat etwa 1,1 Millionen Einwohner, wovon die Mehrzahl in den Distrikten Faisabad und Keschem lebt. Im Norden grenzt Badakhshan an Tadschikistan, im Südosten an Pakistan und im äussersten Osten an China. Die Hauptsprache ist Dari.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Badakhshan liegt zwischen dem Amudarja im Norden, den Nordausläufern des Hindukusch im Süden und Ausläufern des Karakorum Gebirges im Osten. Der Amu Darja und dessen Quellflüsse bilden gleichzeitig die Grenze zu Tadschikistan. Der sogenannte Wakhan-Korridor, ein schmaler etwa 300 km langer Landstrich, bildet den östlichen Teil der Provinz. Dort befindet sich auch der höchste Berg Afghanistans, der 7485 m hohe Noshaq.

Das Relief von Badakhshan zeigt fast durchgängig Hochgebirgscharakter. Lediglich die Gebiete im äußersten Nordwesten, entlang des Unterlaufs des Flusses Kokscha und in einem schmalen Streifen am Pjandsch, liegen unter 1500 m Höhe.

Neben dem Amu Darja im Norden ist der Kowkcheh, ein Zufluss des Pjandsch, der bedeutendste Fluss. Ein weiterer bedeutender Fluss ist der Wakhan im östlichsten Teil des gleichnamigen Korridors. Im Norden der Provinz fließt der etwa 100 km lange Fluss Schiwa (engl. Shiveh) dem Pjandsch zu.

Im Süden liegt die Grenze der Provinz auf der Wasserscheide zum Einzugsgebiet des Flusses Kabul beziehungsweise im Wakhan-Korridor zum Indus, sodass alle Flüsse in Badakhshan zum Einzugsgebiet des Amudarja gehören.

Die größten Seen in Badakhshan sind der Schiwa-See (engl. Lake Shiveh) zwischen Schiwa und Pjandsch im Nordwesten der Provinz und der Zorkul-See im Wakhan-Korridor, aus dem der Pamir-Fluss entspringt.

Administrative Gliederung

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Die Distrikte in Badakhshan bis 2005
Die 29 Distrikte seit 2005

Die Provinz Badakhshan gliedert sich in Distrikte. Die Zahl der Distrikte wurde 2005 durch Teilung auf 29 Verwaltungseinheiten erhöht.

Die Distrikte sind:

  • Arghani Khvah
  • Argu
  • Baharak (Baharakstan)
  • Darayem
  • Darvaz
  • Darvaz e Baka
  • Eshkashem
  • Feyzabad
  • Jorm (Jurm)
  • Kesh
  • Keshem
  • Kuf Ab
  • Kuhestan
  • Kuran va Munjan (Koran va Monjan)
  • Ragh
  • Shari Buzurg
  • Shegnan
  • Shiki
  • Shuhada
  • Tagab
  • Tashkan
  • Tergeran
  • Tergeran
  • Wakhan
  • Yafta e Sufla
  • Yamgan
  • Yavan
  • Zibak (Zebak)

Klima

Das Klima ist überwiegend ein Hochgebirgsklima.

Geschichte

Im Altertum gehörte Badakhshan zum hellenistischen Königreich Baktrien. Der heutige Name taucht erstmals in chinesischen Schriften des 7. und 8. Jahrhunderts auf. Im 15. Jahrhundert regierten die Timuriden, bis 1584 die Usbeken Badakhshan eroberten. Die Ära der usbekischen Mire (siehe auch Emir) endete 1822 als Badakhshan von Morad Beg aus Kunduz eingenommen wurde. Im Jahr 1859 wurde die Provinz gegenüber Kabul tributpflichtig und 1881 dem afghanischen Reich eingegliedert. Die Grenzen wurden im anglo-russischen Abkommen von 1873 und 1895 festgelegt. Seitdem trennt der Panj (Fluss, Arm des Amu Darja) den afghanischen vom tadjikischen Teil Badakhshans. Im Jahr 1979 wurden die Städte Faizabad und Eshkashem durch die Rote Armee eingenommen, die ab 1980 eine Garnison in Faizabad unterhielt. Nach der Übernahme der Regierung durch die Taliban gehörte Badakhshan zur Nordallianz und Faizabad wurde von 1996 bis 2001 Sitz der Regierung von Burhanuddin Rabbani. Mehrere Versuche der Taliban, Badakhshan zu erobern, wurden von der Nordallianz abgewehrt.

Ethnien und Religionen

Die Mehrzahl der Bevölkerung setzt sich aus Tadschiken und Usbeken zusammen. Daneben gibt es noch Paschtunen, Turkmenen und Kirgisen.

Die Hauptreligion ist der Islam. Die Gläubigen teilen sich in Sunniten (Mehrheit), Schiiten und Ismailiten ein. Über die Zahl der Christen und Parsen (Anhänger der Lehre Zarathustras) ist wenig bekannt.

Wirtschaft

Neben der traditionellen Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht ist der Anbau von Schlafmohn zur Gewinnung von Opium eine Haupteinnahmequelle. Badakhshan hat sich bis zum Jahre 2003 zum Hauptopiumproduzenten Afghanistans entwickelt. Der Anteil an der Gesamtproduktion des Landes wird von den Vereinten Nationen mit 57% angegeben (Stand 2004).

Darüber hinaus existieren vor allem in den Städten zahlreiche Handwerksbetriebe, es gibt jedoch keine größere Industrie. Die Provinz ist eines der Hauptabbaugebiete von Lapislazuli, der hier seit ca. 4000 Jahren abgebaut wird. Weitere Bodenschätze sind Rubin, Smaragd, Amethyst, Gold und Schwefel.

Infrastruktur

Badakhshan ist eine der ärmsten Provinzen Afghanistans. Die gesamte Infrastruktur in den Bereichen Verkehr, Bildung und medizinische Versorgung ist schwach ausgebildet. Der weitere Ausbau ist auch durch die Lage im Gebirge und Hochgebirge erschwert.

Straßen

Die wichtigste Straße führt von Kunduz entlang des Kowcheh über Taloqan nach Faizabad. Sie stellt die Hauptanbindung zum Rest Afghanistans dar. Der höchste Punkt zwischen Kunduz und Faizabad ist der Chenar-e-Gonjeshkan-Pass (1600 m) hinter Taloqan. Die Straße ist nicht asphaltiert und zum Teil in sehr schlechtem Zustand. Vor allem im Winter kann sie witterungsbedingt tagelang unpassierbar sein. Mit Hilfe ausländischer Organisationen soll ein Ausbau erfolgen (Stand 2005). Lastwagen benötigen für die Strecke Kunduz – Faizabad (250 km) mindestens 10 Stunden. Mit kleineren Fahrzeugen liegt die Fahrzeit bei ca. 8 Stunden. Die Anbindung kleinerer, in den Bergen gelegener Ortschaften ist vielerorts nicht gegeben. Hier findet der Warentransport mit Eseln oder zu Fuß statt.

Diese Hauptstraße überquert bei Faizabad den Kowcheh und verläuft weiter über Baharak in den Wakhan-Korridor. Badakhshan ist über diese Straße auch an Tadschikistan angebunden. Beim Grenzort Ischkaschim überquert ein Anschluss der Straße den Grenzfluss Pjandsch und führt weiter nach Chorugh und den Pamir Highway.

Eine Straßenanbindung nach Pakistan oder China besteht hingegen nicht (Stand 2005). Bei den Straßen handelt es sich fast durchweg um Schotter- oder Sandpisten, auch innerhalb der Städte. Insgesamt gibt es in ganz Badakhshan lediglich 800 m asphaltierte Straßenabschnitte (Stand 2006).

Flugverkehr

Feyzabad International Airport. Links im Bild die Landebahn aus Sandblechen sichtbar. Rechts neben den Hubschraubern befindet sich der geschützte Bereich. Der Tower befindet sich Links, knapp außerhalb der Sichtgrenzen.

In Faizabad besteht ein ehemaliger russischer Militärflugplatz, welcher Feyzabad International Airport heißt und von der afghanischen Fluglinie Ariana mit zweimotorigen Turboprop Maschinen vom Typ Antonov An-24 (russischer Flugzeugtyp) angeflogen wird. Der Flugplatz wird weiterhin von den Vereinten Nationen, Hilfsorganisationen und dem Militär genutzt. Die Vereinten Nationen planen (seit 2004) den Neubau mit einer Betonlandebahn. Der Flugbetrieb erfolgt nach den Regeln des Sichtfluges, da weder eine Befeuerung (Beleuchtung) noch Funkfeuer existieren.

Die Landebahn besteht aus ineinandergesteckten Sandblechen, welche im Norden und im Süden durch HESCO Stellungen gesäumt sind. Inzwischen existiert ein provisorischer Tower, welcher aber nur von den örtlichen ISAF Truppen benutzt wird. Ebenso verfügt der Flughafen über einen geschützten Bereich, in dem man relativ gefahrlos auf Flugzeuge warten kann. Der Flughafen befindet sich nur unweit westlich des Camp Feyzabad.

Gesundheitswesen

In der Provinzhauptstadt Faizabad existiert ein Klinikkomplex. Dieser unterteilt sich in ein allgemeines Krankenhaus, eine Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie ein Malaria- und Leishmaniosezentrum. Daneben existiert eine Krankenpflegeschule. Beide Kliniken verfügen über jeweils zwei Operationssäle. Im Krankenhaus arbeiten Fachärzte für Chirurgie, Innere Medizin, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Augenheilkunde, Gynäkologie- und Geburtshilfe sowie Anästhesie. In der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe sind Ärztinnen tätig und sie wird von einer Ärztin geleitet. Die Behandlung ist für Patienten kostenfrei. Medikamente und Verbandstoffe müssen allerdings selbst gekauft werden.

Der Direktor des Komplexes ist gleichzeitig für das gesamte Gesundheitswesen Badakhshans zuständig. Neben ihm gibt es noch einen Facharzt für Innere Medizin, der als Spezialist für Infektionskrankheiten (insbesondere Tuberkulose) die gesamte Provinz betreut.

Der Zustand der Kliniken ist desolat. Es gibt keine geregelte Strom- und Wasserversorgung. Geheizt wird mit Holzöfen, für die die Patienten das Holz selbst mitbringen müssen. Die technische Ausstattung ist ebenfalls dürftig, wenngleich zahlreiche Hilfsgüter in der Klinik lagern, aber aufgrund des oben genannten nicht eingesetzt werden können.

In Faizabad gibt es einige kleine Apotheken sowie Arztpraxen der im Krankenhaus tätigen Ärzte. Geröntgt wird auf dem Basar.

Seit Anfang 2006 gibt es auch in einer anderen großen Stadt, Jorm, ein Krankenhaus, welches durch Hilfe der ISAF gebaut wurde. Jedoch herrscht auch hier ein akuter Mangel sowohl an Medikamenten als auch an technischer Ausrüstung. Spenden der Hilfsorganisationen verschwinden hier sehr leicht und tauchen später auf dem Bazar wieder zu überteuerten Preisen auf. In der restlichen Provinz gibt es einige kleinere Ambulanzen zur Basisversorgung. Im Gegensatz zu den Kliniken ist hier kein ständiger Arzt angestellt. Mehrere Hilfsorganisationen sind am Aufbau und der Verbesserung des Gesundheitswesens beteiligt.

(Stand 2005)

Literatur

  • Ludwig W. Adamec (Hrsg.): Badakhshan Province and Northeastern Afghanistan, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1972
  • Roland and Sabrina Michaud: Afghanistan, Karawanen, Basare, Reiterspiele im Lande der Tataren, DuMont Buchverlag, Köln 1979, ISBN 3-7701-1104-4
  • Roland and Sabrina Michaud: Afghanistan, Thames and Hudson Inc., New York 10110, 1980, ISBN 0-500-27393-6
  • Ghiyasuddin Wat: Afghanistan, Historical and Cultural Quaterly, published by the Historical and Literary Society of Afghanistan Acedemy, Ministry of Information and Culture, No. 4, Vol. XXV, Kabul, March 1973
  • Conrad J. Schetter / Almut Wieland-Karimi (Hrsg.): Afghanistan in Geschichte und Gegenwart, Beiträge zur Afghanistanforschung, IKO-Verlag für interkulturelle Kommunikation, Frankfurt/Main 1999, ISBN 3-88939-498-1

36.73333333333370.87Koordinaten: 36° 44′ N, 70° 48′ O


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