Betonstein

Betonstein
Skulptur aus Betonwerkstein am Mailänder Hauptbahnhof

Betonwerkstein ist ein vorgefertigtes Erzeugnis, das aus bewehrtem oder unbewehrtem Beton besteht, dessen Ansichtsflächen werksteinmäßig bearbeitet oder als Betonfertigteil besonders gestaltet sind, zum Beispiel durch Auswaschen der Zementpartikel, Sandstrahlen, Flammstrahlen, Spalten, Bossieren, Spitzen, Stocken, Scharrieren, Sandstrahlen, Absäuern, Auswaschen und Schleifen. Die hier oben genannten Oberflächenbearbeitungen werden mit der Technologie zur Bearbeitung von Natursteinoberflächen hergestellt. Betonwerkstein wird oft mit dem Begriff Terrazzo verwechselt, der vor Ort gegossen und bearbeitet wird und nicht aus vorgefertigten Teilen besteht.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Grob angeschliffene Betonplatte
Rote Betonfassade

Eine besondere Gestaltung ergibt sich durch das Erhärten des Werkstücks in entsprechend ausgebildeten Schalungen oder Formen. Betonwerkstein ist nicht an eine zusätzliche Oberflächenbehandlung gebunden. Betonwerkstein kann einschichtig und mehrschichtig aus Kernbeton und Vorsatzbeton ausgeführt werden. Er wird unter Verwendung von Zement nach DIN 1164 und Zuschlägen hergestellt. Zu den einzelnen Produkten zählen Boden- und Treppenbeläge (siehe auch Betonplatte), Fassadenelemente, Balustraden, Zaunanlagen oder Einfriedungen und Sonderbauteile wie Grabsteine oder Skulpturen. Die plattenartigen Boden- und Wandbeläge aus bewehrtem oder unbewehrtem Beton können sowohl im Innen- als auch im Außenbereich verwendet werden. Ähnlich einem Naturstein ist eine absolut homogene Struktur nicht möglich. Es gibt immer Schwankungen in der Verteilung der Zuschlagsstoffe, die z.B. innerhalb einer Platte zu Helligkeitsunterschieden führen können. Ausschlaggebend ist auch die Farbe. Besonders helle und dunkle Betonwerksteine sind weniger auffällig als z.B. mittelgrau. Nach einiger Zeit kann durch pflegende Reinigung eine homogenere Optik erzielt werden.

Bodenbelag

Die Sichtflächen von Bodenplatten werden in der Regel geschliffen, es werden auch ungeschliffene Platten angeboten. Die Mischung aus Zement, Zuschlagstoffen und Wasser ist sehr anpassungsfähig und besitzt die Möglichkeit, verschiedene Formen und Stärken anzunehmen. Durch die Beimischung unterschiedlicher Zuschlagstoffe und Farbpigmente bei der Herstellung sind Betonwerksteine in vielfältigen Varianten, Formgebungen und Farbgebungen erhältlich. Daher ist die Auswahl an Mustern und Farben sehr groß. Durch unterschiedlichste Oberflächenbearbeitungen erhalten Betonwerksteine einen eigenen Charakter. Auch mit angearbeiteter Wärmedämmschicht sind die Platten im Handel erhältlich.

Sonderformen

Betonfußböden können ebenso auf vorhandene Böden gegossen und mit Stahlstäben bewehrt werden, wodurch die Festigkeit erhöht wird. Er benötigt allerdings etwa 28 Tage zum Aushärten. Der Belag kann nach vollständiger Austrocknung mit verschiedensten Methoden wie ein Terrazzo gepflegt werden.

Eigenschaften

Gerade für Allergiker hat dieser glatte Boden, wie auch Naturstein und Keramik entscheidende Vorteile, da sich sowohl Staub mit daran haftenden Allergenen als auch Schadstoffe leicht und ohne große Aufwirbelungen durch nasses Wischen beseitigen lassen. Allerdings können Einpflegemittel ebenfalls allergen wirken. Durch entsprechende Zuschläge (Rußpartikel) können Betonwerksteinfußböden antistatisch wirken und dadurch in Krankenhäusern (Operationssäle) verwendet werden. Nachteilig ist, dass eine Desinfektion mit Mitteln auf Basis von Phosphorsäure nicht mehr durchgeführt werden kann. Organische Flecken (Blut, Wundwasser) können meist durch Enzymreiniger beseitigt werden; dagegen lassen sich jodhaltige Verschmutzungen i.d.R. nur mechanisch durch Abschleifen entfernen.

Pflege und Reinigung

Siehe Hauptartikel: Pflege und Reinigung

Bei der Pflege und Reinigung der Betonwerksteinplatten kann es genauso wie in dem Artikel Terrazzo (siehe Link weiter oben) niedergeschrieben ist, vorgegangen werden. Zu beachten ist, dass zur „modernen“ Einpflege in Privatbereichen es mehrere Ansätze gibt, die je nach Unterbau unterschiedlich sind. Generell sollte Betonwerkstein vor einer Weiterbehandlung vollkommen ausgetrocknet sein um Sekundärschäden und sogenannte „Tigerfelloptik“ zu vermeiden. In Gewerbeobjekten kann es durch falsche Einpflegemaßnahmen zu einer drastischen Verschlechterung der eingestellten Rutschsicherheit kommen.

Normen und Standards

  • DIN 18500 – Betonwerkstein; Begriffe, Anforderungen, Prüfung, Überwachung

Siehe auch

Literatur

  • Atlas Portland Cement Company (Hrsg.): Concrete Country Residences. Photographs and Floor Plans of Turn-of-the-Century Homes, New York USA 1908, Neuauflage, Dover Publications, Mineola N.Y USA 2003, ISBN 0-486-42733-1
  • P.K. Balatjew: Beton-, Fliesen- und Terrazzoarbeiten, Fachbuchverlag Leipzig, Leipzig 1954.
  • Fachvereinigung Betonwaren und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. Hrsg.:Betonwerkstein, Wiesbaden 1955.
  • Förderverein der Bundesfachschule für Betonwerker an der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule e.V. Hrsg.:Meisterklasse.Betonwerkstein.Info, Ulm 2008.
  • A.D. Hellmuth Friesen: Betonwerkstein als Werkstoff und Bauelement im neuzeitlichen Bauschaffen, Erasmusdruck Max Krause Hrsg., Mainz 1956.
  • Sarah Gaventa: Concrete Design, Mitchell Beazley, London UK 2006, ISBN 1-84533-183-4.
  • Hans Issel: Kunststein- u. Mörtelindustrie. Ihre durch maschinelle Herstellung neuesten Erzeugnisse an Fußboden- und Wandplatten, Mauersteinen, Hohlblöcken, Treppenstufen, Dachziegeln, Röhren und Pfosten. Die Mörtelmischungs-Verhältnisse sowie die Art der verbessernden Zuschläge; dazu die Mörtelberechnung nach Massen- und Selbstkostenaufwand., Verlag von Bernhard Friedrich Voigt, Leipzig 1922.
  • Sigmund Lehner: Die Kunststeine. Eine Schilderung der Darstellung künstlicher Steinmassen, der Rohstoffe, Geräte und Maschinen., A. Hartleben's Verlag, Wien und Leipzig 1927.
  • Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof/ Readymix AG für Beteiligungen (Hrsg.): Visionen in Beton. Betonskulptur im 20. Jahrhundert, Düsseldorf 1995.
  • Karl Müller: Kunststeinbau, Stummer Lehrmeister für die gesamte Kunststeinbranche. Gommern 1905. Neuauflage, Reprint-Verlag-Leipzig, Holzminden 2003, ISBN 3-8262-1314-9.
  • Petry: Betonwerkstein und künstlerische Behandlung des Betons. Entwicklung von den ersten Anfängen der deutschen Kunststeinindustrie bis zur werksteinmäßigen Bearbeitung des Betons, Deutscher Beton Verein e.V. Hrsg., Wiesbaden 1913
  • Erich Probst: Handbuch der Betonsteinindustrie, Carl Marhold Verlagsbuchhandlung, Halle/Saale 1951.
  • Tina Skinner, The concrete network: Decorating with Concrete Indoors: fireplaces, floors, countertops, Schiffer Publishing Ltd. & Design, Atglen PA USA 2005, ISBN 0-7643-2200-1.

Weblinks


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