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Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden ist eine deutsche Vereinigung pfingstlich geprägter Freikirchen. Er besitzt den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Landschaft der Pfingstgemeinden im Deutschland der Nachkriegszeit war in zahlreiche Lager zersplittert. Zum einen war dies der Mülheimer Verband, zum anderen verschiedene freie Pfingstgemeinden, zu denen auch viele Vertriebene aus dem Osten gehörten, welche ihrerseits wiederum eine eigenständige Fraktion rund um deren Wortführer Erwin Lorenz bildeten.

Die internationalen Pfingstkonferenzen in Zürich (Mai 1947), Paris (Mai 1949) und London (Juni 1952) hatten die weltweite Einheit der Pfingtsbewegung zum Ziel. Dieser Impuls wirkte sich auch auf Deutschland aus. Vom 10. bis 13. August 1948 fand in Stuttgart eine Einigungskonferenz statt, an der sich insgesamt 19 Männer und eine Frau als Vertreter der folgenden Pfingstgruppen beteiligten:

  • Mülheimer Verband,
  • Elim-Gemeinden,
  • Freie Christengemeinden (Ost),
  • Christliche Gemeinschaft Velbert,
  • Volksmission entschiedener Christen,
  • Internationale Volksmission für entschiedenes Christentum,
  • Missionsgemeinde entschiedener Christen (Weckhof bei Kupferzell).

Um Unterschiede in der Lehre zu überbrücken, wurde die Konferenz von als neutral geltenden Vertretern der Schweizerischen Pfingstmission (SPM), Karl Schneider und Leonhard Steiner, geleitet. Es waren auch Gäste der Assemblies of God und der International Pentecostal Churches anwesend. Die Anwesenden dieser Konferenz verfassten eine Stuttgarter Erklärung. Darin bekundeten sie Reue und Scham wegen des versäumten brüderlichen Umgangs in der Vergangenheit und wollten jede mögliche Anstrengung unternehmen, die zur Einheit der deutschen Pfingstbewegung führen könnte.

Die Vertreter der freien Pfingstgemeinden verständigten sich auf der Einigungskonferenz in Stuttgart auf die Gründung eines lockeren Zusammenschlusses, aus dem die „Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland“ (ACD) hervorging. Zum Leitungskomitee wurden bei dieser Versammlung folgende Personen gewählt:

  • Arthur Bergholz (Freie Christengemeinden), Osterholz-Scharmbeck
  • Karl Keck (Volksmission entschiedener Christen), Stuttgart
  • Oskar Lardon (Elim Gemeinde), Hamburg-Altona
  • Heinrich Lavier (Christliche Gemeinschaft Velbert)
  • Rudolf Lehmann (Freie Pfingstgemeinde Berlin)
  • Erwin Lorenz (Freie Christengemeinde Frankfurt am Main)
  • Kurt Rollin (Elim Gemeinde), Leipzig

Die Einigungsbestrebungen der Freien Pfingstgemeinden mit dem Mülheimer Verband blieben über die Jahre erfolglos. Zwar fanden noch weitere Einigungskonferenzen statt (Mai 1949, September 1949, Juni 1950), welche jedoch nicht zu einer Einheit der beiden pfingstlerischen Lager im Nachkriegsdeutschland beitrugen.

In den folgenden Jahren formierte sich die Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland von einer anfänglich lockeren Arbeitsgemeinschaft im März 1954 zu einem eingetragenen Verein. Dieser Verein soll satzungsgemäß ein Zusammenschluss selbständiger Gemeinden sein, die Delegierte zu einer Konferenz senden, auf der ein Vorstand gewählt wird. Pastoren sind persönliche Mitglieder der ACD; 1954 taten etwa fünfzig Pastoren Dienst in den ACD-Gemeinden. Die damaligen gemeinsamen Arbeitsbereiche der ACD waren

  • Leitung der Bibelschule Beröa
  • Außenmission unter der Trägerschaft der Gemeinde in Velbert
  • Inlandmission.

1974 wurde in Hessen aus dem eingetragenen Verein eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. 1982 erfolgte die bundesweite Ausdehnung als Körperschaft und die Umbenennung in „Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR“. 1988 trat die „Volksmission entschiedener Christen“ dem BFP bei. Sie gehörte anfänglich zur ACD, entschied sich aber Ende der 50er Jahre wieder auszutreten. 1991 traten 13 Elim-Gemeinden aus Ostdeutschland dem BFP bei und neben vielen freien Gemeinden ein Großteil der Ecclesia-Gemeinden im Mai 2000.

Organisation

Großer Saal des Gemeindegebäudes der Freien Christengemeinde Ravensburg

In Deutschland besteht der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden aus etwa 721 Gemeinden, wovon etwa 30 Prozent von Menschen mit Migrationshintergrund geprägt sind.[1] Den angeschlossenen Gemeinden gehören ca. 48.000 gläubig getaufte Mitglieder sowie 60.000 Zugehörige an.

Die Struktur ist synodal-kongregational.

Bundeskonferenz

Das oberste Gremium des Bundes ist die Bundeskonferenz, die Leitung hat das Präsidium, das aus dem Vorstand, dem acht Personen angehören, und den sechzehn Regionalleitern besteht. Es wird alle vier Jahre gewählt.

Thema der 113. Bundeskonferenz vom 22. bis 15. September 2008 war „Geht hin! Veränderung wagen“.

Auf Bundesebene gibt es verschiedene Missions- und Sozialwerke und das Theologische Seminar Beröa.

Präses des Bundes

Der Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden wird in der Bundeskonferenz gewählt:

Regionen

Die Grenzen der einzelnen Regionen, von denen es zurzeit 13 gibt – eine Region befindet sich im Aufbau –, sind in der Regel mit denen der Bundesländer identisch. Die Volksmission entschiedener Christen (VMeC) und die Gemeinde der Christen Ecclesia gelten innerhalb des BFPs jeweils als eine Region.

Die einzelnen Gemeinden werden von Pastoren oder Predigern und einem Ältestenrat geleitet.

Finanzierung

Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden wird durch freiwillige Spenden seiner Mitglieder finanziert. Obwohl der BFP eine Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) ist und folglich Kirchensteuern einziehen dürfte, wird bewusst nicht von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.

Sonstiges

Der BFP ist dem Forum Freikirchlicher Pfingstgemeinden (FFP) angeschlossen.

Arbeitszweige

Die Arbeitszweige des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden gliedern sich in Bundeswerke, Bundeseinrichtungen und ständige Ausschüsse.

Bundeswerke

Die Bundeswerke umfassen folgende Einheiten:

  • Aktionskomitee für verfolgte Christen (AVC), ein weltweit tätiger Verein des Bundes freikirchlicher Pfingstgemeinden mit Sitz Nidda in Hessen, der in enger Zusammenarbeit mit dem Christen-Hilfsdienst Nehemia (CHD) steht und schwerpunktmäßig in Osteuropa, den GUS-Staaten sowie in China und Afrika tätig ist.
  • Velberter Mission, Missionswerk des BFP mit Sitz in Velbert.
  • Theologisches Seminar Beröa, Ausbildungsstätte des BFP.
  • Bundesunterrichtswerk des BFP, stellt Arbeitsmaterial für Pastoren und Mitarbeiter im geistlichen Dienst zur Verfügung und führt Schulungen zu bestimmten Themenbereichen durch.
  • Bundesjugendwerk des BFP, untergliedert sich in die einzelnen Landesjugendwerke. Es ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und umfasst die Dienste: Kids Alive (Kinderarbeit), Youth Alive (Jugendarbeit) und Royal Rangers (Christliche Pfadfinderschaft).
  • Frauen mit Vision ist die Bundesfrauenarbeit der BFP.
  • Bundesverband der Sozialwerke Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BSFP)

Bundeseinrichtungen

  • Leuchter Edition
  • Gemeindegründungswerk (GGW)
  • Gemeindeberatung (GB)
  • Licht im Dunkel (LiD)
  • Kandidatenausbildung
  • Mentorenausbildung

Arbeitsgemeinschaften

  • Arbeitsgemeinschaft internationaler Gemeinden (AIG)
  • Arbeitsgemeinschaft Aussenmission (AAM)
  • Seelsorge im BFP

Ständige Ausschüsse

  • Ausbildungsausschuss (AA)
  • Theologischer Ausschuss (TA)
  • Finanzausschuss (FA)
  • Versorgungsausschuss (VA)

Lehre

Pfingstgemeinden sind in der Regel pfingstlich-evangelikal geprägt. Sie betonen die Heilsnotwendigkeit einer eigenen Glaubensentscheidung, die mit Sündenerkenntnis, Buße und der bewussten Annahme von Jesus Christus als dem „persönlichem Herrn“ verbunden ist („Lebensübergabe“). Wie der Name Pfingstgemeinden nahe legt, liegt ein Schwerpunkt auf dem Glauben an die Kraftwirkungen des Heiligen Geistes, wie sie im Neuen Testament beschrieben sind.[3]

Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist das persönliche Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus und Taufe durch Untertauchen – im Gegensatz zu den Volkskirchen, wo die Mitgliedschaft durch die Taufe meist bereits als Säugling erlangt wird.[3]

Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden ist stark auf Mission und Gründung von neuen Gemeinden ausgerichtet.

In den Gottesdiensten wird viel gesungen und gebetet. Die Frauenordination ist im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden erlaubt.[4]

Zeitschrift

Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden gibt in Zusammenarbeit mit der Volksmission entschiedener Christen monatlich die Zeitschrift Wort und Geist heraus. Sie nimmt Stellung zu verschiedenen Themen und beinhaltet Missionsberichte.[5]

Ökumene

Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden sieht sich in Glaubens- und Dienstgemeinschaft mit anderen Gruppen der Pfingstbewegung, der charismatischen Bewegung und mit Freikirchen und vielen örtlichen Gemeinden innerhalb der Evangelischen Allianz. Örtlich und regional bestehen auch Kontakte zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).

International bestehen enge Verbindungen zur Schweizerischen Pfingstmission und zu den Assemblies of God.

Am 1. Juli 1996 wurde mit der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) die so genannte Kasseler Erklärung vereinbart, die die Einwände gegen die Pfingstgemeinden erhebende Berliner Erklärung weitgehend ablöste.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden: Stellungnahmen zum „Dienst der Frau“; Materialien des Bundes-Unterrichts-Werks, Sonderband 2; Penig: Bundes-Unterrichts-Werk des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, o.J. (2004)
  • Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten – Das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Glaubensgemeinschaften; Stuttgart: Quell, 199212
  • Ludwig David Eisenlöffel: Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland; Göttingen: v&r unipress, 2006; ISBN 3-89971-275-7

Quellen

  1. a b c Ausführlicher Bericht über die BFP-Bundeskonferenz 2008
  2. Die ideale Gemeinde gibt es nicht. Reinhold Ulonska im Gespräch mit Heinrich Scherz und Frank Simon über die Leitung von Gemeinden; in: InSpirit. Zeitschrift für geisterfülltes Christsein 2/2005; S. 4–8, hier S. 4
  3. a b Siehe Was wir glauben und lehren
  4. Siehe Richtlinien des BFP 3.2.2, Fassung vom 1. Otkober 2007
  5. Wort und Geist
  6. bfp.de: Berliner- und Kasseler Erklärung

Weblinks


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