Biathlon-Weltmeisterschaft

Biathlon-Weltmeisterschaft
Briefmarke der DDR zur Weltmeisterschaft 1967

Die Biathlon-Weltmeisterschaften werden von der Internationalen Biathlon-Union (IBU) in den Jahren ohne Olympische Winterspiele veranstaltet. Üblicherweise finden die Weltmeisterschaften Mitte bis Ende Februar statt.

Inhaltsverzeichnis

Wettbewerbe

Disziplinen

Mit Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart, Staffel und Gemischter Staffel besteht das momentane Weltmeisterschaftsprogramm aus sechs Disziplinen. Das Einzelrennen ist seit der ersten Biathlon-Weltmeisterschaft 1958 im Programm. Bis 1965 wurden nur für diese Disziplin Medaillen vergeben, da der Staffellauf kein offizieller Bestandteil der Biathlon-Weltmeisterschaften war. Es handelte sich dabei von 1958 bis 1963 nur um eine Mannschaftswertung der vier (1958) bzw. der drei besten (1959–1963) Sportler jeder Nation aus dem Einzelbewerb über 20 km. Berechnet wurde die Zeit durch die Addition der Individualzeiten der einzelnen Athleten. 1965 wurde erstmals ein Staffellauf über 3×7,5 km ausgetragen. 1966 wurde der Staffellauf mit der heutigen Streckenlänge von 4×7,5 km offiziell eingeführt.

Der Sprint wurde erstmals 1974 bei Weltmeisterschaften ausgetragen und stellte damit neben dem Einzel die zweite Individualdisziplin dar. Seit Ende der 1980er-Jahre wird das Programm kontinuierlich erweitert. 1989 wurde der Mannschaftswettkampf hinzugefügt, der jedoch bereits 1998 wieder gestrichen wurde. Das Verfolgungsrennen ist seit 1997 fester Bestandteil von Weltmeisterschaften, der Massenstart seit 1999. Bei der Biathlon-WM 2007 wurde die Gemischte Staffel zum ersten Mal in das Wettkampfprogramm integriert. Dieser Wettbewerb war 2005 und 2006 noch jeweils als eigenständige Mixed-Relay-Weltmeisterschaft ausgetragen worden. Nach den neuen Regeln werden in der gemischten Staffel zunächst zwei Frauen über 6 km starten, danach zwei Männer über 7,5 km.

Wertung

In Jahren mit Olympischen Winterspielen werden Weltmeister nur in jenen Bewerben ermittelt, die nicht zum olympischen Programm gehören. Diese Veranstaltungen werden von der IBU mit Ausnahme der Bewerbe von 1992 als offizielle Weltmeisterschaften gezählt. Im Gegensatz zu den nordischen oder alpinen Skiwettbewerben gelten die Olympiasieger bis 1980 nicht als Weltmeister.

Die Ergebnisse der Weltmeisterschaften zählen im Gegensatz zu vielen anderen Wintersportarten auch für den Biathlon-Weltcup, so dass die Athleten für ihre Platzierungen Weltcup-Punkte erhalten.

Bisherige Weltmeisterschaften

Offizielle Weltmeisterschaften

Die Biathlon-Weltmeisterschaften finden seit 1958 in jedem Jahr statt, in dem keine Olympischen Winterspielen stattfinden. Von 1958 bis 1983 wurden die Weltmeisterschaften nur für Männer ausgeschrieben. Von 1984 bis 1988 fanden eigene Weltmeisterschaften für Frauen statt, die getrennt von denen der Männer an anderen Orten durchgeführt wurden. Seit 1989 tragen Männer und Frauen gemeinsame Weltmeisterschaften aus. Mit den Weltmeisterschaften 2009 in Pyeongchang wurden bisher 43 Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Weltmeisterschaften der Frauen werden laut Angaben der IBU in dieser Zählung nicht berücksichtigt.

Jahr Austragungsort(e)
1958  OesterreichÖsterreich Saalfelden
1959 Italien Courmayeur
1961 Schweden Umeå
1962 Finnland Hämeenlinna
1963  OesterreichÖsterreich Seefeld in Tirol
1965 Norwegen Elverum
1966 Deutschland Garmisch-Partenkirchen
1967 DDR Altenberg
1969 Polen Zakopane
1970 Schweden Östersund
1971 Finnland Hämeenlinna
1973 Vereinigte Staaten Lake Placid
1974 UdSSR Minsk
1975 Italien Antholz
1976 Italien Antholz
1977 Norwegen Lillehammer (Vingrom)
1978  OesterreichÖsterreich Hochfilzen
1979 Deutschland Ruhpolding
1981 Finnland Lahti
1982 UdSSR Minsk
Jahr Austragungsort(e)
1983 Italien Antholz
1984 Frankreich Chamonix (Frauen)
1985 Schweiz Egg am Etzel (Frauen)
Deutschland Ruhpolding (Männer)
1986 Schweden Falun (Frauen)
Norwegen Oslo (Männer)
1987 Finnland Lahti (Frauen)
Vereinigte Staaten Lake Placid (Männer)
1988 Frankreich Chamonix (Frauen)
1989  OesterreichÖsterreich Feistritz an der Drau
1990 UdSSR Minsk / Norwegen Oslo / Finnland Kontiolahti
1991 Finnland Lahti
1992 Russland Nowosibirsk
1993 Bulgarien Borovetz
1994 Kanada Canmore
1995 Italien Antholz
1996 Deutschland Ruhpolding
1997 Slowakei Osrblie
1998 Slowenien Pokljuka /  OesterreichÖsterreich Hochfilzen
1999 Finnland Kontiolahti / Norwegen Oslo
Jahr Austragungsort(e)
2000 Norwegen Oslo / Finnland Lahti
2001 Slowenien Pokljuka
2002 Norwegen Oslo
2003 Russland Chanty-Mansijsk
2004 Deutschland Oberhof
2005  OesterreichÖsterreich Hochfilzen
2007 Italien Antholz
2008 Schweden Östersund
2009  SudkoreaSüdkorea Pyeongchang
2011 Russland Chanty-Mansijsk
2012 Deutschland Ruhpolding
2013 Tschechien Nové Město na Moravě

Mixed-Staffel-Weltmeisterschaften

2005 richtete die IBU im russischen Chanty-Mansijsk versuchsweise erstmals eine eigene, als Mixed-Relay-Championships bezeichnete, Weltmeisterschaft für gemischte Staffeln aus. 2006 wurde der Wettbewerb nach den Olympischen Spielen von Turin im Rahmen des Weltcups im slowenischen Pokljuka erneut eigenständig ausgetragen. In Antholz wurde die Mixed-Staffel 2007 erstmals ins Wettkampfprogramm der Weltmeisterschaften integriert.

Jahr Austragungsort(e)
2005 Russland Chanty-Mansijsk
2006 Slowenien Pokljuka
2010 Russland Chanty-Mansijsk

Austragungsorte

Insgesamt fanden bisher in 14 unterschiedlichen Ländern Biathlon-Weltmeisterschaften statt. Die Schweiz und Frankreich waren zwar ebenfalls Gastgeber, jedoch nur der inoffiziellen Frauenweltmeisterschaften.

Häufigster Austragungsort von Weltmeisterschaften ist das italienische Antholz, das vier reguläre Weltmeisterschaften sowie 1976 den nichtolympischen Sprintwettbewerb veranstaltete. Ebenfalls Austragungsort bei fünf unterschiedlichen Weltmeisterschaften war das norwegische Oslo, das allerdings in den Jahren 1990, 1999 und 2000 nur einen Teil der Wettbewerbe und im Jahre 2002 nur den nichtolympischen Massenstartwettbewerb ausrichtete.

In Deutschland fanden bisher an vier unterschiedlichen Orten Weltmeisterschaften statt: In den 1960er-Jahren je einmal in Garmisch-Partenkirchen und Altenberg, insgesamt dreimal in Ruhpolding sowie 2004 erstmals in Oberhof.

Ort Land Anzahl Jahre
Altenberg Deutschland Deutschland
(damals DDR DDR)
1 1967
Antholz Italien Italien 5 1975, 1976 OL, 1983, 1995, 2007
Borovetz Bulgarien Bulgarien 1 1993
Canmore Kanada Kanada 1 1994 OL
Chanty-Mansijsk Russland Russland 4 2003, 2005 MR, 2010 MR/OL, 2011
Chamonix Frankreich Frankreich 2 1984 FR, 1988 FR
Courmayeur Italien Italien 1 1959
Egg am Etzel Schweiz Schweiz 1 1985 FR
Elverum Norwegen Norwegen 1 1965
Falun Schweden Schweden 1 1986 FR
Feistritz an der Drau  OesterreichÖsterreich Österreich 1 1989
Garmisch-Partenkirchen Deutschland Deutschland 1 1966
Hämeenlinna Finnland Finnland 2 1962, 1971
Hochfilzen  OesterreichÖsterreich Österreich 3 1978, 1998 OL, 2005
Lahti Finnland Finnland 4 1981, 1987 FR, 1991, 2000 ER
Lake Placid Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 2 1973, 1987
Lillehammer (Vingrom) Norwegen Norwegen 1 1977
Kontiolahti Finnland Finnland 2 1990 ER, 1999
Minsk Weißrussland Weißrussland
(damals UdSSR UdSSR)  
3 1974, 1982, 1990
Nové Město na Moravě Tschechien Tschechien 1 2013
Nowosibirsk Russland Russland 1 1992 OL
Oberhof Deutschland Deutschland 1 2004
Oslo Norwegen Norwegen 5 1986, 1990 ER, 1999 ER, 2000, 2002 OL
Osrblie Slowakei Slowakei 1 1997
Östersund Schweden Schweden 2 1970, 2008
Pokljuka Slowenien Slowenien 3 1998 OL, 2001, 2006 MR/OL
Pyeongchang  SudkoreaSüdkorea Südkorea 1 2009
Ruhpolding Deutschland Deutschland 4 1979, 1985, 1996, 2012
Saalfelden  OesterreichÖsterreich Österreich 1 1958
Seefeld in Tirol  OesterreichÖsterreich Österreich 1 1963
Umeå Schweden Schweden 1 1961
Zakopane Polen Polen 1 1969

Erklärungen:
ER   Ersatzausrichter für Wettbewerbe, die am ursprünglichen Austragungsort nicht durchgeführt werden konnten
FR   Weltmeisterschaften der Frauen
MR   Mixed-Relay-Weltmeisterschaft
OL   Olympiajahr, es wurden nur nichtolympische Bewerbe ausgetragen

Die erfolgreichsten Athleten

Der erfolgreichste Teilnehmer an Weltmeisterschaften ist Ole Einar Bjørndalen mit 14 Goldmedaillen, zehn Silbermedaillen und neun Bronzemedaillen. Ihm folgen Frank Luck (11-5-4), Alexander Tichonow (11-4-1) und Ricco Groß (9-5-6). Wie auch bei den Olympischen Spielen ist Ole Einar Bjørndalen bei den Weltmeisterschaften der erfolgreichste Teilnehmer in Einzeldisziplinen, insgesamt gewann er elf Gold-, vier Silber- und sieben Bronzemedaillen. Außerdem ist der Norweger der erfolgreichste Athlet bezogen auf die Gesamtanzahl der gewonnenen Medaillen. Mit insgesamt 33 Medaillen liegt er vor den drei Deutschen Ricco Groß, Frank Luck und Sven Fischer, die je 20 Medaillen erreichten.

Erfolgreichste Teilnehmerin bei Weltmeisterschaften ist die Russin Jelena Golowina, die in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren insgesamt zehn Goldmedaillen gewann, davon neunmal Gold mit sowjetischen Staffeln oder Mannschaften. Ihr folgen die beiden deutschen Athletinnen Petra Behle mit neun und Uschi Disl sowie die Norwegerin Liv Grete Poirée mit je acht Goldmedaillen. Je sechs Mal Einzelgold erreichten Liv Grete Poirée sowie die Schwedin Magdalena Forsberg. Mit zusätzlich einer Silber- sowie fünf Bronzemedaillen ist Forsberg vor Poirée die erfolgreichste Biathletin in der Wertung der Einzeldisziplinen. Erfolgreichste Athletin bezogen auf die Gesamtanzahl der gewonnenen Medaillen ist wie auch bei den Olympischen Spielen Uschi Disl mit insgesamt 19 Medaillen. Ihr folgen die für die Ukraine und Weißrussland gestartete Olena Subrylowa (17 Medaillen) sowie die Französin Corinne Niogret (15 Medaillen). Als einzige Athletin hat Andrea Henkel in jeder Einzeldisziplin (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) eine Goldmedaille gewonnen.

Medaillenspiegel

Nach 43 ausgetragenen Weltmeisterschaften
Platz Land Gold Silber Bronze Total
1 Russland Russland (mit GUS und UdSSR) 70 64 43 177
2 Deutschland Deutschland 65 50 43 158
davon DDR DDR 19 12 10 41
3 Norwegen Norwegen 45 51 46 142
4 Frankreich Frankreich 17 13 24 54
5 Schweden Schweden 11 9 15 35
6 Finnland Finnland 9 9 12 30
7 Italien Italien 6 3 7 16
8 Weißrussland Weißrussland 5 6 12 23
9 Ukraine Ukraine 3 8 11 22
10 Tschechien Tschechien (mit Tschechoslowakei) 3 3 6 12
11  OesterreichÖsterreich Österreich 2 4 5 11
12 Polen Polen 1 4 5 10
13 Kanada Kanada 1 1 0 2
14 Bulgarien Bulgarien 0 3 4 7
15 China China 0 3 0 3
16 Slowakei Slowakei 0 2 0 2
17 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 0 1 1 2
18 Rumänien Rumänien 0 1 0 1
19 Slowenien Slowenien 0 1 0 1
20 Lettland Lettland 0 0 2 2
21 Estland Estland 0 0 1 1

Weitere Weltmeisterschaften

Junioren-Weltmeisterschaften

Junioren-Weltmeisterschaften werden seit 1967 für Männer und seit 1989 für Frauen durchgeführt. Der erste Austragungsort war das ostdeutsche Altenberg (damals DDR). Die Altersgrenze der teilnehmender Sportler beträgt dabei 20 Jahre. Im Jahr 2000 entschied die IBU, jährlich im Rahmen der Junioren-Weltmeisterschaften auch Jugendweltmeisterschaften durchzuführen. Bisher fanden die Junioren- bzw. Jugendwettbewerbe an folgenden Orten statt:

Sommerweltmeisterschaften

Seit 1996 veranstaltet die IBU regelmäßig Biathlon-Sommerweltmeisterschaften. Startberechtigt sind die Athleten des regulären Biathlon-Weltcups. Gelaufen wird dabei auf Rollskiern. Die Regeln entsprechen jenen der Winterbewerbe.

Jahr Austragungsort(e)
2005 Finnland Muonio
2006 Russland Ufa
2007 Estland Otepää
2008 Frankreich Haute Maurienne
2009 Deutschland Oberhof


Ort Land Anzahl Jahre
Muonio Finnland Finnland 1 2005
Ufa Russland Russland 1 2006
Otepää Estland Estland 1 2007
Haute Maurienne Frankreich Frankreich 1 2008
Oberhof Deutschland Deutschland 1 2009

Siehe auch


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