Bibliothekswesen Japans

Bibliothekswesen Japans

Die Geschichte des Japanischen Bibliothekswesens ist stark verwoben mit der Geschichte des schriftlich fixierten Wortes – der Geschichte des Buches. Die Einflüsse Chinas sind, auch in Betracht möglicher autarker - vorchinesischer Schriftentwicklung, spätestens mit dem Nahen der chinesischen Schrift und zahlreichen, besonders im Religiösen angesiedelten, Texte offenbar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte des Japanischen Bibliothekswesens steht im direkten Kontext zu dem erblühen verschiedener Grundzüge der chinesischen Kultur - einschließlich Buddhismus, Schrift und Verwaltung [Nach Vorbild der T'ang-Dynastie, 619 - 907, in der der, bis ins 20. Jahrhundert wirkende, konfuzianische Bürokratismus das Licht der Welt erblickte]. Diese, für Japan, höchst ungewöhnliche Orientierung an der Ferne und folgender Assimilation sollte sich noch zweimal gravierend in der Geschichte des Landes wiederholen (Meiji-Restauration und Ende des zweiten Weltkrieges). Bibliotheken im modernen Sinn erwuchsen den letzten beiden Umgestaltungen – davor waren sie zumeist stark mit den bürokratischen oder bildungsrelevanten Trägern verwoben. Ein Beispiel frühster Bibliotheksform begegnet uns in dem Beginn der Schriftkopie buddhistischer Texte – die aufgrund ihrer hohen Nachfrage und Ortsgebundenheit zu einer blühenden Verbreitung der Tempel, deren Mitglieder sie vervielfältigten, führte.

Die Meiji-Zeit [1868 –1912] ist Synonym eines hohen Reformwillens – sie beschreibt die neuerliche Erstarkung des Kaisers [der in der Fujiwara-Periode den größten Teil seiner Macht eingebüßt hatte] und das Ende des Schwertadels. Orientierung an politischen, bildungspolitischen und militärischen Verfahrensweisen des Westens (USA, Preußen und Frankreich) suchten das Land den Industriemächten zu nähern. Der Shintō (polytheistische Religion, die in dem Sohn der Sonnengöttin Amaterasu den Begründer des Kaiserreiches dokumentiert – ähnlich der apostolischen Sukzession - sollte die göttliche Position des Kaisers stärken) wurde zur Staatsreligion (vgl. Staats-Shintō), das Lehnsystem wurde aufgebrochen, die Herrschaftsräume der einzelnen Fürsten wurden in Präfekturen umgewandelt.
In dieser Zeit, in der zahlreiche Beamte ins Ausland entsandt wurden, entwickelten sich Berührungspunkte zu dem Bibliothekswesen Europas und Amerikas, besonders die amerikanische public library hinterließ einen starken, im Heimatland aufmerksam reflektierten, Eindruck. Die gesellschaftliche Dynamik (neue Verfassung, neues Schulwesen, zunehmende Öffnung des Landes, ...] gebar im Jahr 1872 zahlreiche Zeitungslesestellen, der öffentliche Dialog und die Produktion von Zeitungen und Drucksachen stieg sprunghaft, erste Vereinsbibliotheken wurden gegründet [die Buchhandlung Kyoto gründete die Büchersammlungsgesellschaft, in der gegen einen Jahresbeitrag oder ein "Medienentgelt" Bücher entliehen werden konnten], doch bereits 1875 hemmte ein Erlass zur Kontrolle der Zeitungen und dem Verbot der Kritik an der Regierung diese Entwicklung spürbar.
Ebenfalls 1872 wurde, auf Anraten eines Beamten des Kultusministeriums, die Shojakukan gegründet, eine frühe Form der National- und Parlamentsbibliothek (Nationale Parlamentsbibliothek). Der in einem Hörsaal der Universität Tokio aufgestellte Bestand, sollte als, steuerbares, Instrument der Begabten- und Kulturförderung die Prospektivität des Thrones sicherstellen. Trotz der erlassenen Restriktion vollzogen sich zahlreiche positive Entwicklungen gleich der 1892 gegründeten Japan Library Association (JLA), der 1898 gegründeten Imperial Library [Teikoku Toshokan] und der 1899 folgenden Ratifizierung der Bibliotheksverordnung zur Gründung Öffentlicher und privater Bibliotheken, unter der Möglichkeit Gebühren zu erheben, die ihren ersten Wuchs u. a. in der Präfektur Akita erfuhren. Einflüsse des amerikanischen Bibliothekswesens wurden Dank Kichiro Yuasa [1858 -1943], der seine Ausbildung in Amerika erfuhr, besonders früh in Tokio spürbar. Die 1910 erlassene Verordnung „Richtlinien zur Gründung von Bibliotheken“ regte den Wuchs öffentlicher Bibliotheken an und förderte diese Entwicklung 1919 durch Gründung der Abteilung Volksbildung unter dem Kultusministerium zusätzlich.

Weltwirtschaftskrise und folgendes Aufbegehren materiell benachteiligter Bevölkerungsteile, die sich auch in den Volksbibliotheken organisierten, führten zu einer Anpassung der Bibliotheksverordnung. Präfekturbibliotheken erfuhren Wandel in Zentralbibliotheken unter neuen Kontrollvorgaben. Die 1931 gegründete „Proletarische Bibliothek“ wurde geschlossen, Angestellte und Lehrende die marxistische, kommunistische, pazifistische Inhalte publizierten, verwalteten und kommunizierten wurden ihren Positionen enthoben oder verhaftet. An der Säuberung der Bibliotheksbestände waren neben den Staatsbeamten auch Bibliothekare aktiv beteiligt.

Während des zweiten Weltkrieges dienten die Bibliotheken primär der Verbreitung von Propaganda und Kriegsideologie, militärisches und nationalistisches Schriftgut wurden über Wanderbibliotheken den Adressaten zugeführt.
Wertvolle Bestandssegmente wurden ausgelagert, Bibliotheksbauten vom Staat umfunktioniert, Angestellte wurden eingezogen oder mit der Munitionsproduktion betraut. Die Folgen der furchtbaren Ereignisse fanden deutliches Echo in Beständen als räumlicher Infrastruktur. Der beispiellose Einsatz zweier Atombomben führte am 14. August 1945 zur Kapitulation Japans, der Kaiser blieb, trotz ursprünglich gegensätzlicher Forderung, Oberhaupt des Landes.

Erneut verschwanden ideologisch einseitig geprägte Literatursegmente, diesmal wurde das militär- als nationalorientierte Schrifttum beschlagnahmt, die vor als während des Krieges verbotene Literatur wurde von den Alliierten genehmigt. Obgleich von der Revision Private Bibliotheken ausgenommen waren, gilt die Reorganisation der Bestände als umfassend.

Die Reform des Erziehungswesens durch die amerikanischen Besatzer führte ebenfalls zu einer Evaluation des Öffentlichen Bibliothekswesens, besonderer Fokus ruhte auf gesunden Wuchs der zarten Pflanze Demokratie. Schwerpunkte bildeten somit die Chancengleichheit aller Nutzer in Benutzung der Bibliotheken, die Organisation von Kinderbibliotheken und die allgemeine Verfügbarkeit auch umstrittener Quellen.

1948 wurde die Nationale Parlamentsbibliothek (NDL), nach Erlass des National- und Parlamentsbibliotheksgesetzes, gegründet, diese wichtige Einrichtung wird später stärker betrachtet.

1950 wurde das Bibliotheksgesetz ratifiziert, das primär an die Öffentlichen und Privaten Bibliotheken adressiert war, Schwächungen ruhten im Vorschlagscharakter des Gesetzes, Errichtung von Bibliotheken und das einstellen ausgebildeter Mitarbeiter wurde nicht ausdrücklich zur Pflicht erhoben.

Interessant sind die folgenden Bemühungen Mütter und Kinder als Kerngruppen stärker wahrzunehmen. Initiativen von Lehrern und einzelnen Bibliotheken gebaren zum Beispiel die „Parent-Teacher-Association“, ein Projekt in dem Schüler ihren Müttern ausgewählte Lektüre entliehen die später gemeinsam kommuniziert werden konnten, im Fall der Bibliotheken suchte die Kagoshima Präfekturbibliothek mit dem Projekt „Zwanzig Minuten Lektüre von Mutter und Kind“ durch das Instrument des Vorlesens eine höhere Lesekompetenz und Förderung des Literaturinteresses zu unterstützen.

Im Jahr 1952 waren die Defizite verständlicherweise noch groß: 70% der städtischen Bibliotheken verfügten über einen Bestand unter 20.000 Bänden, 66% der Gemeindebibliotheken konnten nicht einmal über 2.000 Bände verfügen.

Im Folgenden wurde die Rolle der Öffentlichen Bibliothek weiterhin gestärkt, Schwerpunkt war eindeutig der möglichst freie Zugriff auf Literatur als unerlässliches Instrument der Demokratisierungsbemühungen. Spannend auch die 1964 gegründete Hino-Stadtbibliothek, die ohne einen, für die Nutzer greifbaren, Bibliotheksbau sehr hohe Leihzahlen durch einen Bücherbringdienst erzielen konnte.

Die weiterführende Entwicklung wird nach getrennten Bibliothekstypen skizziert.

Nationale Parlamentsbibliothek, NDL

Hauptartikel: Nationale Parlamentsbibliothek

Die, 1948 als Instrument der Demokratisierung gegründete und auf dem National- und Parlamentsbibliotheksgesetz fußende, Japanische Nationalbibliothek ist in Tokyos Stadtteil Nagato-cho, in unmittelbarer Nähe zum Japanischen Parlament, beheimatet. Zahlreiche räumliche Erweiterungen trugen u. a. Außenstellen gleich der Internationalen Kinderbibliothek im Stadtteil Ueno [2000] und der Kansai Zweigstelle in Kyoto [2002]. Im Jahr 2003 waren über 920 Beamte in der NDL beschäftigt.

Ähnlich international verwandten Einrichtungen verfügt die NDL über ein Pflichtexemplarsrecht das deutlich zwischen staatlichen Einrichtungen und Privatverlagen differenziert. Erstaunlich hier die hohe Abgabepflicht der amtlichen Publikationen – dreißig Exemplare für staatliche Behörden, fünf Ex. der Präfekturen und Städte und drei Pflichtabgaben für Gemeinden.
Privatverleger unterliegen einer Vorlagepflicht innerhalb von dreißig Tagen, Erstattung von 50% der Kosten und Transportaufwendungen heißen, gewöhnlich, Regel. Interessant das die betreffende Literatur, hauptsächlich, über zwei Großbuchhandlungen empfangen wird. Über das Pflichtexemplar erwirbt die NDL natürlich Medien, empfängt Geschenke und partizipiert im Schriftentausch. Ende März 2002 hielt die NDL u. a. 7.914.460 Bücher und 167.115 Zeitschriften, wobei der größere Teil des Bestandes in japanisch-chinesischen Sprachen verfasst ist. Natürlich ist das Spektrum der gesammelten Medien deutlich vielseitiger [von elektronischen Publikationen zur Punktschrift].

Die Katalogisierung erfolgt separat nach Medienform [Periodika, Nichtbuchmaterialien, Buch] und folgt den Kriterien der Nippon Cataloguing Rules [NCR]. Die gewonnenen Daten [JAPAN MARC] werden wöchentlich in der Japan National Bibliography [Nihon Zenkoku Shoshi] nachgewiesen. Ein Derivat begegnet uns in der Japan Biblio Disc [J-BISC], auf der die Japan Library Association die aufbereiteten Daten zur Verfügung stellt. Darüber hinaus werden seit 1985 Zeitschriften indexiert, in einer Datenbank [Mai 2004 – 15 158 ZS] aufgenommen und über die Website der NDL [auch in englischer Sprache] abfragbar gehalten.

Der Bestand wurde zuerst durch die Nippon Decimal Classification [NDC], eine Mischung aus DDC (Dewey Decimal Classification) und EC (Expansive Classification), für japanische Medien und der DDC für abendländische Medien klassifiziert. Eine, 1968 fertig gestellte, eigene Klassifikation unter der Bezeichnung National Diet Library Classification [NDLC], dient seitdem der systematischen Aufstellung innerhalb der Bibliothek und der Repräsentation innerhalb der Nationalbibliographie. Die NDLC ist Alphanumerisch [z.B. Mathematik: MA95, X = Algebra; X = Numerische Exemplarrepräsentation] und wird ebenfalls von einigen Universitätsbibliotheken angewendet.

Die Internetpräsenz der NDL bildet Schnittstelle zu Dienstleistungen für in- und ausländische Nutzer, letztere z. B. durch Fernleih- und Dokumentenliefer- / Kopierdienste, Zugriff auf den, durch stetig steigende Teilnahme einzelner Bibliotheken, wachsenden Zentralkatalog und z. B. Digitalisierte Bücher aus der Meji-Zeit für die besondere Konditionen, z.B. das ausgelaufene Copyright, gelten [leider ist der Zugang, gleich der digitalisierten Literatur, Japanisch]. Besonders der OPAC weiß, aufgrund zahlreicher Möglichkeiten die Suche zu beeinflussen, zu begeistern.

Alle Aufgaben und Aktivitäten der, ab dem 18. Lebensjahr nutzbaren, NDL aufzuführen wäre denkbar schwierig: Koordination des Bibliothekswesens, Kooperation mit ausländischen Bibliotheken, technologische Evaluation, Fortbildung des Bibliothekspersonals, Informationsdienste an Parlamentariern und Bürgern mögen groben Eindruck der Aufgabentiefe vermitteln.

Universitätsbibliotheken

Das nach der Meiji-Restauration an Deutschland orientierte Hochschulwesen folgte nach Ende des zweiten Weltkrieges neuen Impulsen, für uns am wichtigsten – die 1991 verabschiedete staatliche Verpflichtung Hochschulen, ausnahmslos, mit Bibliotheken auszustatten und für den Einsatz geschulten Personals Sorge zu tragen.
Ein Jahr zuvor wurden die größten Universitätsbibliotheken zum gezielten Sammeln, Verzeichnen und Bewahren von ausländischer wissenschaftlicher Literatur berufen, vergleichbar mit den Sondersammelgebietsbibliotheken in Deutschland. Anfänglich führte dieses allerdings zu einem Verlust an Ressourcen für die unmittelbaren Belange der Studierenden.

Die japanische Universitätslandschaft kennt zahlreiche Zweige. Neben den staatlichen Universitäten begegnen uns noch private Universitäten, höhere Fachschulen und zweijährige Kurzeithochschulen.

Für die staatlichen Bibliotheken muss, anders als in Deutschland, der Bibliotheksdirektor gleichzeitig eine Professur nachweisen, reine „Berufsbibliothekare“ sind nur in seltenen Einzelfällen als Leiter ein Universitätsbibliothek gestattet. Grund ist eine höhere Sensibilisierung und Sachkenntnis für die Belange des Universitätsbetriebs, der angewandten Forschung und Lehre. Eine mögliche Synergie begegnet uns in Direktoren, die eine Professur in Bibliothekswissenschaften erlangt haben. Universitätsbibliotheken verfügen über ein Gremium, in dem neben dem Direktor, Professoren und bibliothekarische Abteilungsleiter z.B. über den Etat, Fragen der Benutzung und die Anschaffung besonderer Medien beraten.
U. a. aufgrund der unterschiedlichen Universitätstypen und Trägern ist der Hintergrund des Personals sehr heterogen. Häufig nehmen Verwaltungskräfte Aufgaben innerhalb der Bibliothek war. Kraft verstärkter Aus- und Weiterbildung ändert sich das Verhältnis aber zunehmend zugunsten geschulten Personals.

Eine wichtige Universitäre Einrichtung im Bezug auf die Ausbildungssituation innerhalb des Bibliothekswesens begegnet uns in ULIS [University of Library and Information Science]. Erste Kursangebote wurden bereits im Jahre 1918 in der Imperial Library angeboten, in den folgenden Jahrzehnten musste ULIS zahlreichen historischen Änderungen Rechnung tragen [Wandel der Imperial Library in NDL usw.]. Seit 1980 ist ULIS in Tsukuba [Ibaraki], etwa 30 Meilen außerhalb Tokyos beheimatet.
Bachelor- [gakugei gakushi] und Masterabschlüsse [gakujutsu shushi] können hier erlangt werden, genauso wie die Qualifikation zum Lehrerbibliothekar [Einsatz in Schulen] und das vom Staat verlangte Zertifikat für die Grundarbeit in Bibliotheken.
Die Ausbildung ist kostenpflichtig, Darlehen können besonders erfolgreichen Schulabsolventen in Aussicht gestellt werden. Die Aufnahmebedingungen unterscheiden sich, verständlicherweise, je nach angestrebtem Abschluss. Ausländische Studierende bedürfen überdies vorhergehende Prüfung in Japanisch und eventuell Englisch. Das Studium ist als Trimester organisiert. Über rein bibliothekarische Inhalte werden den Studenten [hier Bachelor /1993-1994] Kenntnisse der Geistes- und Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Japanstudien [für Ausländische Studierende] vermittelt. Eine Vertiefung der im Arbeitsleben möglichen Berührungspunkte, Fremdsprachen und Gesundheitserziehung schließen den Kreis der Ausbildung. Letzter Lehrinhalt ist in der deutschen Ausbildung nicht anzutreffen. ULIS ist Partnerhochschule der Fachhochschule für Medien in Stuttgart.

Eine zunehmende Öffnung Japans für ausländische Studierende ergibt sich aus einem, vorsichtig, spürbaren Studentenmangel, bedauerlicherweise ist Englisch nur selten Unterrichtssprache. So führten rückläufige Geburtenraten 2003 erstmals zum Aussetzen der Immatrikulation an acht privaten Hochschulen.

Wichtige Aufgaben der Universitätsbibliotheken finden sich u. a. im bemühen Informationssysteme weiterzuentwickeln [Herausforderung heißt hier die deutliche Differenz Japanisch / Chinesischer Schrift im Gegensatz z. B. zum lateinischen Alphabet], die universitäre Verbundkatalogisierung im NACSIS Webcat voranzutreiben, digitale Dokumente zu speichern und verfügbar zu machen - kurz der technischen Entwicklung Rechnung zu tragen.

Im Verhältnis dominieren die Privaten Universitäten / Hochschulen das japanische Bildungswesen [2002 = 855 Einrichtungen mit einem Bestand von ~ 158.280.000 ME und einem Personal von ~ 4.400 MA], gefolgt von den Kurzzeithochschulen [02 = 324 Einrichtungen mit einem Bestand von ~ 16.290.000 ME und einem Personal von ~ 445 MA] gegenüber den Staatlichen Universitäten [294 Einrichtungen mit einem Bestand von ~ 91.180.000 ME und einem Personal von ~ 2044 MA]. Obgleich häufiger vertreten sind die Kurzzeithochschulen [Bsp.: Schöne Literatur, Kindergartenwesen, Kranken- Gesundheitspflege] oft nur mit Grundlagenliteratur ausgestattet.

Die Entleihungen lagen 2002 bei 18.663.375.000 in den Privaten; 11.526.877.000 in den Kurzzeit und 6.703.101.000 in den Staatlichen Bibliotheken.

Schulbibliotheken

1953 verankerte der Japanische Staat die Bibliothek in Schulbibliotheken in Grund-, Mittel- und Oberschulen. Der darauf folgende Wuchs kann heute mit folgenden Bestandszahlen dargestellt werden: Grundschulbibliotheken: ca. 6.500 Bd. Mittelschulbibliotheken: ca. 8.500 Bd. Oberschulbibliotheken: ca. 20.500 Bd. Verwunderlich scheint hier die geringe Differenz zwischen GS und MS.

1997 folgte der Zusatz, dass in Schulen, die für mehr als zwölf Unterrichtsklassen Sorge tragen geschultes Personal eingestellt werden muss: Der Lehrerbibliothekar – oder Bibliothekar Lehrer. Diese, hier nicht bekannte, Stellung erfordert sowohl einen Schwerpunkt Lehramt als eine bibliothekarische Ausbildung. Sie erteilen sowohl Unterricht und leisten Dienst an der Bibliothek. 2003 verfügten bereits über 90% der Schulen, die dieser Regel unterworfen heißen, über eine solche Arbeitskraft. Über den Lehrerbibliothekar verfügen zahlreiche Schulen noch über Schulbibliothekare, die meistens mit halber Zeit angestellt sind und die sich einzig um die Pflege der Bibliothek kümmern; das Aufeinanderprallen dieser unterschiedlichen Instanzen kann aber zu Problem führen.

Im Jahre 2002 erreichten nur knapp 30% der evaluierten Häuser den 1993 erlassenen „Schulbibliotheksstandard“, Quantität und Qualität dieser immanent wichtigen Einrichtungen hat folglich noch ein Wachstumspotential.

Organisiert sind die Schulbibliotheken u. a. in der 1950 gegründeten Japan School Library Association. In der ursprünglich den Schulbibliotheksräten vorbehaltenen Organisation können seit 1985 auch Einzelpersonen für konkrete Forderungen der Erziehungsreform und Mittelwerbung für notwendigen Medienerwerb und Raumgestaltung mitwirken.
Ein monatliches Periodikum „Gakko Toshakon“ informiert u. a. über Entwicklungen und Erfahrungen dieses Arbeitsraumes.

Seit 2000 werden die Schüler stärker an Bibliothek und selbständigen Erfahrungsgewinn herangeführt. Hier scheint die Stelle des Lehrerbibliothekars von großem Nutzen.

Spannend auch die 1988 eingeführte „Morgenlese“ Initiative. Teilnehmende Schulen, 2004 bereits über 16.000, eröffnen den Unterricht unter der selbstständigen Beschäftigung, von Schülern, selbst gewählter Lektüre. Die Resonanz ist ausgesprochen positiv, nicht allein die Nähe zum Buch und zur Kulturtechnik Lesen – auch im folgenden Unterricht wird eine höhere Konzentration bemerkt, das Medium gewinnt an Interesse da es nicht einzig mit schulischen Inhalten verknüpft wird.

Grundschulen nähern sich über Lesewettbewerbe, Zeichenwettbewerbe und der gezielten Kommunikation von erlesenen Eindrücken.

Kinderbibliotheken

In den sechziger Jahren wurde das langsam erneut erblühende Japanische Bibliothekswesen um eine Facette bereichert – die Bunko, zumeist ehrenamtlich betreute, meistens private, Kinderbibliotheken die dieser Zielgruppe das Entleihen von Büchern erlaubte. Besonders das ehrenamtliche Engagement, gleich dem in kleineren Ortschaften Deutschlands - an die ich mich aus meiner Kindheit erinnere, ermöglichten die ersten Züge dieses Bibliothekstyps.

In den siebziger Jahren, unter dem günstigen Einfluss des Wirtschaftswachstums, gründeten zahlreiche Gemeinden öffentliche Bibliotheken mit integrierten Kinderabteilungen. Größte Nutzergruppe bildeten Kinder und Mütter des Mittelstandes.

Trotz der Ratifizierung des Kinderrechtsvertrages, nach dessen Anstoß das Recht auf Berücksichtigung von Kindern beim Medienerwerb stärker herausgearbeitet wurde - und trotz einer Aufnahme gezielter Schlüsselqualifikationen im Umgang mit den Bedürfnissen dieser Zielgruppe ins Curriculum der Ausbildung [Pflichtfach], erreichte das stete Wachstum in den 80er Jahren seinen bisherigen Zenit.

Gründe finden sich sowohl in dem Wandel der Demographie, vgl. Deutschland, als der Haushaltslage und dem abnehmendem ehrenamtlichen Engagement der, zuvor sehr aktiven, Bevölkerung [Primär wurde diese Energie von Frauen aufgebracht].
Deutlich wird dieses auch durch die zunehmende Integration in die größeren Bibliotheken, der höhere Verwaltungsapparat erschwert den Einsatz ungeschulter Freiwilliger. Erneut spüren wir den Wandel der Demographie – konzentrieren sich Öffentliche Bibliotheken heute stärker auf die Bedürfnisse von Erwachsenen und einer steigenden Öffentlichkeit von Senioren. Wie unter den Schulbibliotheken kurz angedeutet werden die Aufgaben der Kinderbibliothek heute stärker von diesen Einrichtungen wahrgenommen und aufgefangen.

Schöne Ausnahme dieses Trends stellt die 2002 eröffnete Internationale Kinderbibliothek der Nationalen Parlamentsbibliothek dar – überdies bemühen sich die einzelnen Gemeinden stärker gezielt Leseförderung zu betreiben.

Erhalt und Einsatz von Kinderbibliothekaren die sich den vielfältigen Aufgaben dieses wichtigen Aufgabenfeldes widmen ist nicht nur wünschenswert, sondern Kraft der spürbaren Herausforderungen besonders wichtig.

Spezialbibliotheken

Unter der Bezeichnung Spezialbibliothek finden sich zahlreiche Einrichtungen die einem starken wissenschaftlichen, wirtschaftlichen oder staatlichen Fokus unterliegen, deren Bestand, Personalkapazität und räumliche Infrastruktur aber nur selten einen öffentlichen, allgemeinen Gebrauch erlauben. Wissenschaftliche Institute, staatliche Behörden, Museen mit besonderen Sammlungen und nicht zuletzt Unternehmen schaffen sich hier Zellen in denen gezielt Bestände organisiert und um Kontext beschenkt werden. Darüber hinaus zählen auch Bibliotheken ausländischer Repräsentation [z.B. das 1952 gegründete Goethe-Institut Japan] und Bibliotheken mit medizinischen Schwerpunkten zu dieser Gattung, interessanterweise auch im Feld der Patientenliteraturversorgung, die in Deutschland eher dem Öffentlichen Bibliothekswesen unterworfen heißt. Größte Vertreter bilden wissenschaftliche Institute und Unternehmensbibliotheken.

Während im Beispiel Museum eher die Pflege und genaue Lokalisierung des Bestandes von Interesse ist, sind Unternehmens- und Institutsbibliotheken Synonym eines frühen und intensiven Einsatzes von IT und Datenbankentechnologie, während z. B. ausländische Einrichtungen primär zur Kommunikation einladen und das repräsentierte Land darstellen, stärker um Öffentlichkeit werben.

Historisch begann der Wuchs nach Ende des zweiten Weltkrieges, erlebte leichte Erschütterung in den 80’er Jahren und kann seitdem unter stetigem Wachstum skizziert werden.

Unternehmensbibliothek

Für Unternehmen ist es ausgesprochen wichtig eigene Bibliotheken zu unterhalten, die der Unterstützung eigenen Forschungsfelds und permanenter Marktsichtung und Orientierung dienen. Am Beispiel der Patente wird dieses besonders deutlich, noch heute fallen überall auf gemeinsam Erdenrund Kosten für Sackgassen an die unter genauer Prüfung der Patentschriften vermieden werden könnten, besonders Fatal wenn man mit hoher Energie ein Ziel verfolgt das bereits, nachvollziehbar, von anderer Seite besetzt wurde.
Unternehmensbibliotheken nähren das wohl größte Interesse nicht in allgemeiner Öffentlichkeit in Erscheinung zutreten, allein Erwerbungsschwerpunkte könnten auf interne Prozesse verweisen die Wettbewerbern, ungewollt, um Aufschluss und Reaktion beschenken.
Hoher nationaler als internationaler Datenbankeneinsatz, sowie das generieren eigener Kenntnisbasen heißt hier besondere Priorität. Da Japan als Exporteur, besonders im technologischen Feld einen hohen Ruf genießt scheint es nicht erforderlich einzelne Konzerne explizit zu benennen, genaue Daten über Bestands und Mitarbeitergröße sind, wie beschrieben, nur selten Gegenstand allgemeiner Erörterung.

Museumsbibliothek

Bei den Museumsbibliotheken zeigt sich ein anderes Bild, sind die Bestände zumindest für die Fachöffentlichkeit meistens verfügbar, da nicht die klare singuläre Profitmaximierung im Mittelpunkt steht, sondern die kulturelle Positionierung der Bestände. Da betreffende Objekte aber durch Umweltbedingungen und Benutzung angegriffen werden ist allgemeine Nutzung, fern digitalisierten Zugriffs, nur in seltensten Fällen möglich. Gleichzeitig bilden sie und ihr Personal unverzichtbaren Reichtum für Wissenschaft und Forschung. Beispiele sind u. a. das Museum of Contemporary Art in Tokyo und die Shochiku Otani Library, die vom Theater bis zur heutigen Filmgeschichte einen lebendigen Bestand aufweisen kann.

Datenbankproduzenten

Im Bereich der Datenbankproduzenten [primäre Nutzung von Unternehmensbibliothek, Institutsbibliotheken und staatlichen Einrichtungen, ggf. Medizinbib. für Fachpersonal] ist die Japan Science and Technology Agency (JST, früher Japan Information Center for Science and Technology (JICST)) von hohem Interesse. Das nach Gesetz 1957 gegründete JICST, das sich aus staatlichen und privaten Geldern finanziert, sammelt und bewertet u. a. Tagungsberichte und wissenschaftliche, technisch orientierte, Fachzeitschriften und leistet als Dokumentationseinrichtung Dienst an privaten Kunden, publiziert die „Schnellnachrichten zur technischen Literatur“ und eine Schrift zum ausländischen Patentwesen. Heute wichtiger – die Onlinedatenbank. Japan Online-System [JOIST], verständlicherweise technisch orientiert. Überdies übersetzt JICST ausländische Literatur und bietet Weiterbildung, auch im Gebrauch der hauseigenen Datenbanken, an. JICST ist bei weitem nicht die einzige Informations- und Dokumentationseinrichtung Japans, über nationale Ressourcen werden auch Dienstleister / Retrievalsysteme gleich DIALOG rege genutzt.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Hiroshi Kawai: Das Bibliothekswesen in Japan. Geschichte und Gegenwart Dehmlow, Hannover 1997. 79 S. : Ill., Kt. ; 24 cm. - (Laurentius : Sonderheft) . - Parallelsacht. in japan. Schr. - ISBN 3-931-61447-6
  • Theodore F. Welch: Libraries and librarianship in Japan Greenwood Pr., Westport, Conn. [u.a.] 1997. ISBN 0-313-29668-5 - XV, 215 S. - (Guides to Asian librarianship)
  • Hiroshi Kawai, Tomio Ide, Marie Kinjo, Asuka Kimura, Yukihiko Makie, Taro Miura, Tadashi Takenouchi, Harumi Yakushiin: Trends of Library Services in Japan (Trends der Bibliotheksentwicklung in Japan). In: Bibliothek 28 (2004) Nr. 3, S. 303-318 (http://www.bibliothek-saur.de/2004_3/303-318.pdf)

Weblinks


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