1. Weihnachtsfeiertag

1. Weihnachtsfeiertag
Volkstümliche Darstellung der Geburt Jesu Christi
Weihnachtsbaum

Weihnachten, auch (Heiliges) Christfest genannt, ist das Fest der Geburt Jesu Christi und damit, nach christlichem Glauben, der Menschwerdung der zweiten göttlichen Person, dem Logos. Festtag ist der 25. Dezember, dessen Feierlichkeiten mit Sonnenuntergang am Vorabend, am Heiligabend (auch „Heilige Nacht“, „Christnacht“, 24. Dezember), beginnen.

Er ist in vielen Staaten ein gesetzlicher Feiertag und Auftakt der Weihnachtsferien; in Deutschland, Österreich und vielen anderen Ländern kommt als zweiter Weihnachtsfeiertag der 26. Dezember hinzu, der allerdings in der römisch-katholischen und der alt-katholischen Kirche als Stephanstag begangen wird.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Weihnachten ist mit Ostern und Pfingsten eines der drei Hauptfeste des Kirchenjahres. Die weihnachtliche Festzeit (= Weihnachtszeit) beginnt mit der Vesper am Heiligabend (siehe Christvesper) und endet in der römisch-katholischen Kirche am Sonntag nach Erscheinung des Herrn, an welchem das Fest „Taufe des Herrn“ gefeiert wird. Der erste liturgische Höhepunkt der Weihnachtszeit ist die Mitternachtsmesse (siehe Christmette). Vor der Liturgiereform erstreckte sich der Weihnachtsfestkreis, der den Advent als Vorbereitungszeit miteinschließt, bis zum Fest „Darstellung des Herrn“ am 2. Februar, umgangssprachlich „Mariä Lichtmess“ genannt.

Als kirchlicher Feiertag ist der 25. Dezember seit 336 in Rom belegt; die Herkunft des Datums ist umstritten. Der Termin liegt nahe an der Wintersonnenwende, was die Geburt von Jesus Christus mit der Rückkehr des Lichts nach den dunklen Wintermonaten verbindet. Zudem wurde damit der antike römische Feiertag des Sonnengottes Sol Invictus abgelöst. Das oft mit Weihnachten in Verbindung gebrachte germanische Julfest ist erst später belegt.

Christen und Nichtchristen feiern Weihnachten heute meist als Familienfest mit gegenseitigem Beschenken; dieser Brauch wurde seit 1535 von Martin Luther als Alternative zur bisherigen Geschenksitte am Nikolaustag propagiert, um so das Interesse der Kinder auf Christus anstelle der Heiligenverehrung zu lenken.[1] In katholischen Familien fand die Kinderbescherung weiterhin lange Zeit am Nikolaustag statt. Hinzu kamen alte und neue Bräuche verschiedener Herkunft, zum Beispiel Krippenspiele seit dem 11. Jahrhundert, zudem der Adventskranz (1839), der geschmückte Weihnachtsbaum (15. Jahrhundert) und der Weihnachtsmann (20. Jahrhundert). Dieser löste in Norddeutschland das Christkind und den Nikolaus als Gabenbringer für die Kinder ab und stellt in anderen Gebieten zunehmend eine Alternative dar. Viele Länder verbinden weitere eigene Bräuche mit Weihnachten.

Wortentstehung

Der früheste Beleg für den Ausdruck Weihnacht stammt aus 1170: „diu gnâde diu anegengete sih an dirre naht: von diu heizet si diu wîhe naht.“ („Die Gnade (Gottes) kam zu uns in dieser Nacht: deshalb heißt diese nunmehr Weihnacht.“)[2]

Schon früh wurde die Vermutung geäußert, dass der Name vorchristlichen Ursprungs sei: „das dieser heydnisch nam [Ostern] und standt nicht von Petro, sonder von den heyden in das christenthumb ist kommen, wie auch die fasznacht, weinnacht etc.“[3]

Der Erste Wortteil weih wird von weich = heilig, gotisch weihs, althochdeutsch wîh, mittelhochdeutsch wîch abgeleitet. Einige Sprachforscher stellen *wich-a-z als Partizip passiv zur Wurzel wîq (weichen), so dass es sich um ein von der Herde abgesondertes Opfertier handele und verweisen auf das lateinische victima und dessen Sippe.[4]

Luther dachte an wiegen und bildete Wygenachten, „da wir das kindlein wiegen“.[5] Aber auch der zweite Wortteil ist für einen Festtag ungewöhnlich und weist auf hohes Alter hin. Tacitus schrieb in Germania Kap. 11: „nec dierum numerum, ut nos, sed noctium computant“ („Nicht die Zahl der Tage, wie wir, sondern die Nächte zählen sie“). Etymologisch wird auch eine Herkunft aus dem Mittelhochdeutschen ze wihen nahten („in den heiligen Nächten“) gesehen, was auf die schon zur germanischen Zeit gefeierten Mittwinternächte hinweist, wobei jedoch unklar ist, ob diese Festlichkeiten tatsächlich zur Wintersonnenwende stattfanden.[6]

Theodor Storm bildete aus dem Substantiv „Weihnachten“ dann das Verb weihnachten.[7] In seinem Gedicht vom Knecht Ruprecht heißt es in den Anfangs- und Schlusszeilen:

Von drauß’ vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr.

Geschichte

Innerchristliche Entstehung

Das Geburtsdatum Jesu wird im Neuen Testament nicht genannt und war den Urchristen unbekannt. Doch bereits im 2. Jahrhundert ist ein wachsendes Interesse daran feststellbar. Dabei spielte das Frühlingsäquinoktium am 25. März eine besondere Rolle. Für dieses nahm man den ersten Schöpfungstag und den Tag des Kreuzestodes Christi an. Der vor 221 schreibende Julius Africanus bezeichnete den 25. März als Datum seiner Passion als auch seiner Empfängnis, was bei einer exakt neunmonatigen Schwangerschaft Marias zu einem Geburtstag am 25. Dezember führen würde.

In Ägypten gab Clemens von Alexandria[8] jedoch schon zu Beginn des 3. Jahrhunderts einen Tag zwischen Ostern und Pfingsten als Geburtstermin an. In den ältesten christlichen Kalendern, zum Beispiel im Osterkanon des Hippolyt von Rom, De pascha computus aus dem Jahre 222, wurde Jesu Geburt und sein Tod auf den 14. Nisan gelegt.[9] Der Ursprung dieses Datums liegt nach Strobel in einer jüdischen Haggada, die Isaak, das Vorbild Christi in der frühen Kirche, ebenfalls am 14. Nisan geboren sein lässt. Hippolyt kannte also das Datum des 25. Dezember als Geburtstag Jesu sicher noch nicht. Eine entsprechende Stelle in seinem Danielkommentar ist als spätere Interpolation erwiesen.

In der morgenländischen Kirche war für den Dienstag, Mittwoch und Donnerstag der dritten Woche nach Ostern die gleiche Leseordnung vorgeschrieben wie zu Weihnachten – bei den Armeniern die vom 5./6. Januar, in der georgischen Kirche die vom 25./26. Dezember. Es gab also in der altpalästinensischen Kirche eine Zeit, in der der Geburtstag Jesu Mitte Mai gefeiert wurde. Die Nonne Egeria beschrieb in einem Reisebericht für diese Zeit eine besondere Feier in der Geburtskirche mit nächtlichem Gottesdienst zu Bethlehem. Eine auf der Brust getragene Reliquienkapsel (Enkolpion) im Museum von Konstantinopel stellt eine Krippe dar und verweist in der Beischrift auf den 25. Mai (Pachoni). Eine Abschrift einer altpalästinensichen Liturgie führt die Weihnachtsliturgie für den 16. bis 28. Mai auf (Kluge).

Erstmalig wird der 25. Dezember ausdrücklich von Furius Dionysius Filocalus in seinem Chronograph von 354 genannt, der auf römischen Quellen aus dem Jahre 336 beruht (ein Jahr vor dem Tod Konstantins und zu einer Zeit des Aufschwungs des Christentums). Ein Verzeichnis der römischen Konsuln enthält den Eintrag: „Christus ist während des Consulats von C. Augustus und L. Aemilianus Paulus am 25. Dezember, einem Freitag, dem 15. Tag des Mondalters geboren“. In dieser römischen Quelle, deren Authentizität allerdings nicht unumstritten ist, ist das Datum auch als liturgischer Festtag zu verstehen. Wie lange davor der 25. Dezember als Festtag begangen wurde, ist unbekannt.

In Rom, wo der Geburtstag Jesu zuerst am 25. Dezember, und zwar nach der Weihnachtshomilie des Hieronymus von Anfang an, gefeiert wurde, spielte eine Berechnung, wie sie Africanus anstellte, keine Rolle. Stattdessen gibt es mehrere spekulative Vermutungen über den dortigen Ursprung des Festdatums:

  • Er sei als Dankgebet der Kirche für den Sieg Kaiser Konstantins (so Hans Lietzmann[10]) aufgekommen. Dann wäre der Festtag nach 313 entstanden. Dem steht entgegen, dass der 25. Dezember in Konstantinopel, der Stadt Konstantins, erst um 380 angenommen wurde.
  • Er sei als Reaktion auf den von Kaiser Aurelian verfügten Geburtstag des Sol Invictus (dessen Kult 275 eingeführt wurde) zur Wintersonnenwende des julianischen Kalenders am 25. Dezember entstanden, an dem auch die Geburt des Mithras gefeiert worden sein soll. Das würde zu einer Einführung um 300 führen.[11] Hierzu passen ungefähr zeitgleiche Vergleiche von Christus und der Sonne und die Tatsache, dass „die Weihnachtsfeier in Rom aufkommt, als der Sonnenkult seinen Höhepunkt erreicht“.[12]
  • Die Ansicht, Weihnachten sei an die Stelle eines älteren Festes über die Geburt der Sonne getreten, wurde erstmals in einer Randglosse des syrischen Kirchenschriftstellers Dionysius bar Salibi aus dem 12. Jahrhundert vertreten. Neben den antiken Herleitungen gibt es heute weitere Hypothesen:
  • Die Berechnungshypothese von Duchesne, Strobel, Engberding und Fendt. Danach vertraten alte jüdische Schriften die Vorstellung, dass große Patriarchen am selben Tag des Jahres starben, an dem sie geboren wurden. Denn Gott billige nur das Vollkommene, lasse seine hervorragenden Verkünder auf Erden also nur volle Lebensjahre leben. Das galt insbesondere für Isaak, der für Christen Jesu Vorbild wurde. Auch für Jesus wären Anfang und Ende seines irdischen Lebens demnach auf das gleiche Datum gelegt worden, nämlich den 14. Nisan des Jahres 30, der dem 25. März entsprochen hätte. Dabei müsste man jedoch seinen Lebensanfang mit Marias Empfängnis gleichsetzen. Das hätte den 25. Dezember als Geburtstermin ergeben. Der heidnische Sol Invictus sei erst eine sekundäre Begründung und nicht der primäre Anstoß gewesen.[13]
  • Zum Gedanken des wahren „Sol invictus“, des Siegers über den Tod, kam noch die Weltenharmonie als göttliche Ordnung: Danach war das Sonnenjahr so geordnet, dass zur Zeit des Herbstäquinoktiums am 24. September die Verkündigung und Empfängnis Johannes des Täufers, zur Sommersonnenwende am 24. Juni dessen Geburt, zum Frühlingsaequinoktium die Empfängnis Jesu und zur Wintersonnenwende seine Geburt stattfanden.

Sowohl die Berechnungshypothese als auch die an den Sol invictus gekoppelte Hypothese lassen Fragen offen: zum Beispiel, mit welcher Berechtigung der üblicherweise maßgebliche Geburtstermin auf den Termin der Empfängnis zurückverlegt sein sollte. Die Hypothese des Festes für den Sol invictus räumt der kulturellen Umgebung des frühen Christentums einen größeren Einfluss auf die Kirche ein, als die Zeitgenossen es wohl zugegeben hätten.

Auch die afrikanische Kirche feierte von vornherein nur den 25. Dezember. Augustinus warf den Donatisten vor, bei der Feier der Epiphanie abzuweichen, was manche aus einem argumentum e silentio vermuten lässt, dass der 25. Dezember bereits vor dem donatistischen Schisma 311 in Afrika der Weihnachtstermin gewesen sei. Ältestes Zeugnis ist eine überlieferte Predigt des Optatus von Mileve aus der Zeit um 360 über den Kindermord in Betlehem. Für Oberitalien ist das Datum für das Ende des 4. Jahrhunderts unter anderem durch Filastrius von Brescia, Diuersarum hereseon liber, Kap. 140, belegt. Die Synode von Saragossa bezeugte in can. 4 das Datum für das Jahr 380 in Spanien. Für Gallien gibt es für diese Zeit noch keinen Beleg. Erst im 5. Jahrhundert nennt es Gregor von Tours.[14]

Im deutschsprachigen Raum wird – soweit ersichtlich – Weihnachten zum ersten Mal in den Synodalbeschlüssen der Bairischen Synode erwähnt, deren Datierung aber nicht gelungen ist. Nach dem Stil der Veröffentlichung der Beschlüsse wird die Mitte des 8. Jahrhunderts angenommen. Dort wird eine Fastenzeit für die Zeit vor Weihnachten angeordnet.

Gregor von Nazianz feierte das Fest 380 in Konstantinopel. Seine Predigten zu Weihnachten und Epiphanie richteten sich gegen arianische und apollinaristische Lehren und betonten das trinitarische Bekenntnis von Nicäa. In Ägypten ist es ab 432 nachgewiesen, wohl in der Auseinandersetzung mit Nestorius eingeführt. In Jerusalem wurde es erst im 6. Jahrhundert unter Justinian II. gefeiert. Während alle anderen Kirchen Weihnachten übernommen haben, hat die Armenische Kirche bis heute nur den 6. Januar als Geburtsfest Jesu.

Außerchristliche Parallelen

Das mit Jesu Geburt verknüpfte kirchliche Motiv der Jungfrauengeburt ist religionsgeschichtlich sehr alt: In der Geburtsschilderung des gräko-ägyptischen Helios-Aion wird der Gottessohn von einer unberührten Frau geboren. Sein Geburtstag wurde in Alexandrien am 25. Dezember und in der Nacht von 5. auf den 6. Januar begangen.[15]

Ebenso heißt es beim biblischen Propheten Jesaja 7,14 nach der Septuaginta, dass eine Jungfrau (παρθενος) (Jes 7,14 LXX) gebären wird; der masoretische Text spricht hier von einer jungen Frau (עלמה) (Jes 7,14 OT). Unter anderen hat Albertus Magnus diese Stelle ebenfalls zur Berechnung der Geburtsstunde Jesu herangezogen, indem Jesus die Jungfrau zum Aszendenten hatte, da zur Wintersonnenwende die Sonne mit dem Steinbock aufgeht, dementsprechend tritt Virgo genau zu Mitternacht über den Horizont. Als weitere Anspielung weist Spica bzw. Stachys, die Ähre der Korä, auf die Geburt im Haus des Brotes hin.

Im Koran wird die Weihnachtsgeschichte in der Sure 19:16–34 [22–25] erzählt.

Ob das christliche Weihnachtsfest als Übernahme solcher älteren oder aber konkurrenzbedingte Verdrängung von parallelen Mysterienkulten zu deuten ist, ist umstritten. Die antiken Darstellungen von Isis und Osiris beeinflussten jedenfalls die frühe christliche Ikonographie.

Der Ursprung aus einem germanischen oder skandinavischen Julfest ist unhaltbar. Hinsichtlich eines vorchristlichen Julfestes gibt es große Quellen-Probleme. Dass es für den Mittwinter bei den Nordgermanen Feste gab, ist überliefert. Umstritten ist aber, zu welcher Zeit sie stattfanden und welchen Inhalt sie hatten. Die meisten Quellen sind nachchristliche Texte.

Es gibt zum einen die sprachgeschichtlichen Hinweise aus der Verwendung des „Jul“-Begriffes; auch heute ist das dänische Wort für Weihnachten „Jul“. Ob dahinter ein ursprüngliches Julfest stand oder ob das Wort selber ursprünglich einfach nur „Fest“ bedeutet, ist umstritten. Jedenfalls taucht die Bezeichnung in Monatsnamen für den Zeitraum von November bis Januar auf.

Dann gibt es den Hinweis beim altisländischen Schriftsteller Snorri, wonach der erste christliche König Norwegens Haakon der Gute ein Fest namens „hoggunott“ bzw. „haukunott“ von Mitte Januar auf den 25. Dezember habe verlegen lassen. Dies wird zuweilen so gedeutet, dass der christliche König die übliche mittwinterliche Einladung an seine Adligen auf den Weihnachtstag vorverlegt habe. Der Text ist diesbezüglich aber nicht eindeutig. Der Umstand, dass das Weihnachtsfest in Skandinavien den Namen „Jul“ trägt, stützt jedoch diese These.

Astronomische Ereignisse

Für den Stern von Bethlehem oder Weihnachtsstern, der den Weisen aus dem Morgenland als Wegweiser gedient haben soll, gibt es viele verschiedene Versuche der astronomischen Deutung. Ein Problem für alle diese Ansätze ist, das Verhalten des Sterns, wie es im Matthäusevangelium geschildert wird (EU), in Übereinstimmung zu bringen mit den Möglichkeiten, die ein astronomisches Objekt bietet.

Die Weihnachtszeit im Kirchenjahr

Die Weihnachtszeit unterteilt sich in eine vorweihnachtliche Buß- und Fastenzeit (Adventszeit) sowie eine weihnachtliche Freudenzeit. Der Advent eröffnet nach dem Ewigkeitssonntag bzw. nach dem Christkönigsfest zugleich das neue Kirchenjahr und beginnt mit dem 1. Advent, der in der Regel am vierten Sonntag vor Weihnachten gefeiert wird. Die Weihnachtszeit endet an Epiphanias (evangelisch) bzw. am Sonntag nach dem Hochfest Erscheinung des Herrn (ugs. Dreikönig), an dem die Taufe des Herrn gefeiert wird.

Abweichend von diesem in allen westlichen Kirchen geltenden Brauch hat der vor allem im Bistum Mailand gepflegte Ambrosianische Ritus auch in der römisch-katholischen Liturgiereform seine eigenen ambrosianischen Regelungen beibehalten. Dort beginnt die Adventszeit mit dem 11. November, einem Quatember, wodurch sich sechs statt vier Adventssonntage ergeben, und die Weihnachtszeit endet am 2. Februar mit dem Fest der Darstellung des Herrn im Tempel. Damit hat sich dort die Tradition bewahrt, dass Buß- und Fastenzeit wie Freudenzeit um Weihnachten wie um Ostern in Anlehnung an Jesu Rückzug in die Wüste (40 Tage; Mt 4,2 EU), die Sintflut (40 Tage; Gen 7,4.12 EU), Noahs Warten in der Arche auf dem Ararat (40 Tage; Gen 8,6 EU), Israels Exodus (40 Jahre; Ex 16,35 EU) und anderes jeweils 40 Tage dauern.

Am Fest Darstellung des Herrn klingt die Weihnachtszeit nach. Der Grund dafür liegt unter anderem in den gottesdienstlichen Perikopen des Tages, die in den westlichen Kirchen gleich sind. In der alttestamentlichen Lesung (Mal 3,1–4 EU) klingt die Adventszeit nach, die Epistel (Hebr 2,14–18 EU) blickt bereits auf Karfreitag, das Evangelium (Lk 2,22–24 EU) schließt unmittelbar an das Weihnachtsevangelium an.

Liturgie (historische Reihenfolge)

Orthodox

Die Geburt Jesu Christi in einer georgischen Bibel, 12. Jahrhundert.

Die östlichen Kirchen stellten von jeher die Theophanie (heute Epiphanias) am 6. Januar in den Mittelpunkt. Sie ist älter als das Weihnachtsfest. Die Predigten von Gregor von Nazianz aus den Jahren 380 und 381 markieren den Übergang vom Gesamtfest Epiphanie zu den beiden Festen Weihnachten mit dem Schwerpunkt der Geburt und Epiphanie, das auf die Taufe Jesu im Jordan bezogen wird. Antiochien übernahm kurze Zeit später das Weihnachtsfest, wie ein Predigt des Johannes Chrysostomos aus dem Jahre 386 belegt. Die Jerusalemer Kirche lehnte das Weihnachtsfest bis ins 6. Jahrhundert ab. Die armenische Kirche hat es bis heute nicht übernommen, sondern hält am umfassenden Festtermin vom 6. Januar fest.

Bedingt durch die Kalenderreform 1582, die nicht von allen orthodoxen Kirchen übernommen wurde, wird das Weihnachtsfest in den orthodoxen Kirchen, die den Gregorianischen Kalender übernommen haben, am 25. Dezember gefeiert. Dies sind die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel/Ökumenisches Patriarchat, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland (mit Ausnahme der Republik Athosklöster), Albanien, Finnland und die syrisch-orthodoxe Kirche.

Die Kirchen, in denen weiter der julianische Kalender gilt, feiern das Geburtsfest am 7. Januar (13 Tage Versatz zum gregorianischen Kalender): Jerusalem, Russland, Polen, Tschechien, Slowakei, Serbien, Georgien, Ukraine, Estland, Athosklöster Griechenlands und die koptische und äthiopische orthodoxe Kirche.

Das vorweihnachtliche Fasten, das weniger streng ist als das Fasten vor Ostern, beginnt bei den Orthodoxen bereits 40 Tage vor Weihnachten. Ab dem 13. Dezember wird es strenger und erreicht seinen Höhepunkt am 24. Dezember. Es handelt sich dabei aber nicht um eine liturgische Adventszeit. Während dieser Zeit wird die Liturgie Schritt für Schritt mit weihnachtlichen Motiven angereichert. Die beiden letzten Sonntage vor Weihnachten sind den Ahnen Christi gewidmet.

Am 24. Dezember wird eine Vesper mit acht Schriftlesungen gehalten, die alle auf Jesus als Erfüllung der Prophezeiungen hinweisen. Auf die Vesper folgt die Taufliturgie des Basilius, ein Hinweis auf den Satz: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ (Ps 2,7 EU). Die Lesungen bestehen aus Hebr 1,1–12 EU und Lk 2,1–20 EU. Die große Komplet geht in den Frühgottesdienst über. Beide zusammen gelten als „Nachtwache“, in der die Geburt Christi nach Mt 1,18–25 EU verkündet wird. Zur Matutin wird der gesamte Kanon Christus ist geboren gesungen, und die Gläubigen beten vor der Ikone der Geburt Jesu.

Die Liturgie des Weihnachtstages befasst sich mit dem Besuch der Magier und hebt die Herrschaft Christi hervor. Dafür wird die Chrysostomus-Anaphora verwendet. Das Evangelium aus Mt 2,1–12 EU widmet sich dem Besuch der Magier.

Mit dem zweiten Weihnachtsfeiertag beginnt die sechstägige Nachfeier mit der Synaxis der Theotokos (Zusammenschau der Gottesgebärerin), ein Fest der Marienverehrung.[16] Am 1. (bzw. am 14. Januar) begeht die Orthodoxie das Hochfest der Beschneidung des Herrn.[17]

Katholisch

Bereits Gregor der Große kannte die drei Messen des Weihnachtsfestes. Die Titelkirchen Roms kannten dagegen anfangs nur zwei Messen, die der Vigil und den Festgottesdienst am folgenden Tag. Bereits das Capitulare lectionum aus der Mitte des 6. Jahrhunderts enthält bei allen drei Weihnachtsmessen die klassische Abfolge der Lesungen aus dem AT (Jesaja), aus den Paulusbriefen und das Evangelium (Liturgie). Diese Ordnung war bis weit ins Mittelalter üblich, örtlich bis ins 18. Jahrhundert

Die älteste ist die Festmesse des Tages (in die), die bereits von Ambrosius und von Papst Coelestin I. Anfang des 5. Jahrhunderts erwähnt wird. Stationskirche war St. Peter im Vatikan, seit dem 12. Jahrhundert Santa Maria Maggiore.

Die zweite Messe war eine wohl aus Jerusalem übernommene Mitternachtsmesse (in nocte, volkstümlich „Christmette“ genannt, da sie mit der Mette zusammenfiel), deren Stationskirche die Marienbasilika auf dem Esquilin war (S. Maria Maggiore). Dorthin wurde im 11. Jahrhundert auch die Tagesmesse verlegt; denn sie beherbergte in der Krypta eine Nachbildung der Geburtsgrotte.

Als dritte selbständige Messe kam im Morgengrauen (mane in aurora, volkstümlich aufgrund des Evangeliums von der Anbetung der Hirten „Hirtenamt“ genannt) in der byzantinischen Hofkirche Santa Anastasia auf dem Palatin hinzu – „(eventuell aus Höflichkeit gegenüber dort residierenden byz[anzinischen] Beamten)“.[18] Dort wurde am 25. Dezember das Fest ihrer Titelheiligen Anastasia von Sirmia gefeiert.

Diese päpstliche Stationsliturgie führte zu der einmaligen und einmalig bleibenden Situation, dass drei verschiedene Messen mit unterschiedlichen Messformularen am gleichen Tag gefeiert wurden. Die Textausstattung stammt von Gregor dem Großen. So kam die Weihnachtsliturgie als Ganzes in den gallisch-fränkischen Norden. Karl der Große hat sie dann für verbindlich erklärt. Im 11. Jahrhundert tauchen in Frankreich erstmalig szenische Darstellungen im Gottesdienst auf, sogenannte Weihnachtsspiele. Franz von Assisi stellte Greccio in Umbrien eine Krippe mit einem lebenden Ochsen und Esel auf, verlas in der Messe das Evangelium und hielt eine Predigt. Kaiser Joseph II. verbot die Krippenspiele im Gottesdienst, die deshalb in den häuslichen Bereich wechselten und zum Brauchtum wurden.

An dieser Messliturgie hat die Liturgiereform Paul VI. im Wesentlichen festgehalten. So steht noch heute die etwas unromantische klare dogmatische Aussage zur Gottheit Christi aus der Entstehungszeit im Vordergrund. Die Weihnachtszeit beginnt heute mit der ersten Vesper von Christi Geburt am späten Nachmittag des 24. Dezembers bis zum Fest der Taufe Christi am ersten Sonntag nach Epiphanie (Sekretariat der Bischofskonferenz 1996, S. 122 ff.). Es gibt auch immer noch die drei Messformulare, wenn auch heute erlaubt ist, die Texte auszutauschen.

Die Lesungstexte schreiten in den Messen fort. In der Vorabendmesse am 24. Dezember steht noch die Erwartung im Vordergrund (Jes 62,1–5 EU; Apg 13,16–26 EU und Mt 1,1–25 EU). In der Christmette wird die Freude ausgedrückt (Jes 9,1–6 EU; Tit 2,11–14 EU und Lk 2,1–14 EU). Die Hirtenmesse am Morgen handelt von der Hoffnung auf Erlösung durch die Inkarnation (Jes 62,11 f. EU, Tit 3,4–7 EU und Lk 2,15–20 EU). Das Hochamt bzw. die Tagesmesse hat Gottes Heilsplan zum Gegenstand, wie er im Prolog des Johannesevangeliums (Joh 1,1–18 EU) zum Ausdruck kommt; vorausgehende Lesungen sind Jes 52,7–10 EU und Hebr 1,16 EU. Innerhalb der Weihnachtsoktav dürfen keine anderen Heiligenfeste gefeiert werden mit Ausnahme der drei comites Christi, nämlich Stephanus, Johannes des Evangelisten und der Unschuldigen Kinder. Seit 1970 begeht die katholische Kirche den Oktavtag (Neujahr) als Hochfest der Gottesmutter Maria. Bis 1969 wurde am Neujahrstag das Fest der Beschneidung des Herrn begangen. Am Sonntag zwischen dem 1. und 5. Januar oder, wenn kein Sonntag dazwischenfällt, am 2. Januar, wurde das Fest des allerheiligsten Namens Jesu gefeiert.[19]

Evangelisch

In den deutschen evangelischen Kirchen beginnt Weihnachten am 24. Dezember mit der Christvesper. Die liturgischen Texte bestehen aus den Weissagungen des Alten Testaments (Mi 5,1–3 LUT; Jes 9,5–6a LUT und Jes 11,1 f. LUT) und der Geburtsgeschichte des Lukasevangeliums. Dazwischen singt die Gemeinde Weihnachtslieder.

Um „nächtlichen Unfug“ zu unterbinden, verlegte man die Christmette, die im Zentrum von Weihnachten steht, in den frühesten Morgen des Festtages (oft um 4 Uhr) oder ersetzte sie durch die vorabendliche Vesper. Die behördlichen Reserven gegen den Gottesdienst um Mitternacht führte bis ins 18. Jahrhundert zu Konflikten. Die Zahl der Gemeinden, in denen heute der Nachtgottesdienst abgehalten wird, nimmt wieder zu. Das Evangelische Gottesdienstbuch von 1999 nahm dafür ein eigenes Formular auf. Eine Besonderheit des evangelischen Weihnachtsfestes, die bis in die Reformationszeit zurückreicht, ist es, das Weihnachtsfest auch auf den zweiten (früher gar den dritten) Weihnachtstag auszudehnen. Viele Kirchenordnungen regelten, dass auch am zweiten Feiertag über die Geburt Jesu zu predigen sei. Das Evangelische Gottesdienstbuch bietet dafür zwei Formulare, „Christfest I“ und „Christfest II“, die aber austauschbar sind. Das Fest des Erzmärtyrers Stephanus kann in einem Abendgottesdienst berücksichtigt werden. Der Neujahrstag kann auch als Tag der Beschneidung und Namengebung Jesu begangen werden.[20]

Die Reformierten Kirchen lehnten das Weihnachtsfest früher ab. Deshalb gibt es keine genuin reformierten liturgischen Besonderheiten; sie übernahmen schließlich in vielen Fällen lutherische und unierte Traditionen. Die Entwicklung des Weihnachtsfestes wird in dieser Beziehung daher unter dem Titel „Brauchtum“ behandelt.

Amerikanische Lutheraner, Episkopalisten und Methodisten benutzen das Common Lectionary, welches von der Consultation on Common Texts erstellt worden ist. Danach werden folgende Texte verwendet: Jes 9 LUT, Tit 2 LUT, Lk 2,1–20 LUT oder: Jes 52 LUT, Hebr 1 LUT und Joh 1,1–14 LUT oder: Jes 62 LUT, Tit 3 LUT und Lk 2,1–20 LUT.

Bei den aktiven Gemeindemitgliedern der Anglikaner bildet die Kommunion in der mitternächtlichen Eucharistiefeier den Höhepunkt. Während das frühere Book of Common Prayer am Heiligen Abend nur in einigen Gebeten auf das Weihnachtsfest hinwies, wird in den heute gebräuchlichen Agenden, wie dem Common Worship aus dem Jahre 2000, das Weihnachtsereignis ins Zentrum der Schriftlesung und der Gebete gerückt.

Feiertagsregelungen

Die Weihnachtsfeiertage sind gesetzliche Feiertage im Dezember oder Januar. Je nach Land ist die Festlegung der Anzahl der Feiertage unterschiedlich. Die deutsche Festlegung auf die beiden Feiertage am 25. und 26. Dezember geht historisch auf Martin Luther zurück. Als dritter Weihnachtsfeiertag kann Epiphanias bzw. das Dreikönigsfest am 6. Januar dazu gelten; auch dieser ist in einigen deutschen Bundesländern gesetzlicher Feiertag.

Kritik

Kommerzialisierte Figur eines Weihnachtsmannes
Weihnachts-Toilettenpapier mit Spekulatiusduft

In der pastoralen Literatur wird auch Kritik an dem Weihnachtsfest in heutiger Gestalt geübt, das durch religionsfremde Motive und Erscheinungsformen „verunreinigt“ sei.[21] Die Kritik lässt sich im Wesentlichen auf die drei Schlagworte Profanierung, Kommerzialisierung sowie Hektik und Stress konzentrieren.[22]

Unter dem Schlagwort „Profanierung“ wird vor allem vorgetragen, dass das Weihnachtsfest entchristlicht und zu einem Familienfest für jedermann geworden sei. Der theologische Gehalt gehe dabei über weite Strecken verloren. Stattdessen nähmen Kitsch und Sentimentalität zu. Demgegenüber ist zu betonen, dass das Weihnachtsfest seit jeher zweigleisig gewesen ist, einmal kirchlich-sakral, zum anderen als Volksfest mit Gelagen und Besäufnissen, was immer wieder zum Einschreiten der Obrigkeit geführt hat. Die Ausbildung als Familienfest, im Wesentlichen seit dem 19. Jahrhundert verstärkt zu beobachten, zeigt, dass es jedenfalls in den nördlichen Breiten ein Bedürfnis gibt, ein Fest zur Belebung und Stärkung von Binnenbeziehungen, besonders in der Familie, zu feiern. Dass sich ein solches Fest an ein kirchliches Fest anschließt, profaniert das kirchliche Fest selbst nicht zwangsläufig. Allerdings geht mit der Reduzierung auf Familie auch eine Ausgrenzung randständiger Gruppen einher. Deshalb betreiben viele Organisationen eine Ergänzung durch Weihnachtsfeiern für Alleinstehende und Nichtsesshafte.

Unter dem Schlagwort „Kommerzialisierung“ wird die weit in die Adventszeit zurückreichende Ankurbelung des Umsatzes mit Weihnachtsmotiven in den Kaufhäusern und der Werbung beklagt. Weihnachten ist in vielen Ländern das Konsumereignis des Jahres und viele Branchen erwirtschaften im November und Dezember über ein Fünftel (20 Prozent) des Jahresumsatzes (statistisch gleichverteilt wären in einem Zeitraum von zwei Monaten knapp 17 Prozent zu erwarten):

Dabei wird ein wesentlicher Unterschied zur Werbung im übrigen Jahr übersehen: Normalerweise zielt die Werbung darauf ab, dass der Beworbene sich eigene Wünsche erfüllt. Im Weihnachtsgeschäft geht es darum, nahestehende Mitmenschen zu beschenken. Das Geschenk oder die „Gabe“ ist seit ältester Zeit der Menschheit ein wesentliches Mittel zur Stabilisierung von Beziehungen. Überall auf der Welt gibt es Feste, die einen Gabenaustausch zum Inhalt haben.

Unter dem Schlagwort Hektik wird kritisiert, dass der Mensch in der Adventszeit nicht zur Ruhe komme, weil er vollständig mit den Festvorbereitungen und dem Suchen nach dem passenden Geschenk ausgelastet sei.

Künstlerische Verarbeitung des Weihnachtsthemas

Ikonographie

Die früheste bekannte Darstellung der Geburt Jesu stammt aus der Zeit um 320.[23] Dort ist die Krippe einem Altar angeglichen.

Symbolik, Bildinhalte und Bezüge

Die christliche Kunst entwickelte ihre Motive zunächst aus den Erzählungen des Matthäus- und Lukasevangelium sowie aus den apokryphen Kindheitsevangelien. Hinzu kamen viele Legendentexte verschiedener Herkunft. Seit den Darstellungen in den Katakomben im 3. Jahrhundert bis weit in die Renaissance wurde die Geburtszene mit der Verkündigung an die Hirten und der Anbetung der Magier verbunden. Der Stall kommt im 4. Jahrhundert hinzu. Sehr früh sind schon die besondere Beziehung Jesu zu Maria Thema der Bilder, zum Beispiel das erste Bad oder die das Jesuskind stillende Mutter, wobei über Maria ein Stern steht (Domitilla- und Priscilla-Katakomben, spätes 3. Jahrhundert). Zu einem neuen Thema führte die Entdeckung der Geburtsgrotte durch Flavia Iulia Helena und die Erbauung der Geburtskirche durch Kaiser Konstantin. Schon seit dem frühen 4. Jahrhundert befinden sich Ochs und Esel auf den Bildern, die auf Jesaja 1,3 verweisen: „Der Ochs kennt seinen Besitzer, der Esel seine Krippe“. Sie und die Magier auf dem gleichen Bild bedeuten, dass sowohl die höchsten als auch die niedrigsten Lebewesen das Kind anbeten. Auch symbolisierte der Ochs als reines Tier das jüdische Volk, das an das Gesetz gebunden ist, der Esel als unreines Tier die heidnischen Völker unter der Last des Heidentums. In den byzantinischen Darstellungen sind auch die beiden Hebammen Zelomi und Salome dargestellt, die in der christologischen Auseinandersetzung der damaligen Zeit die wirkliche menschliche Geburt Jesu betonen sollen. Die an der jungfräulichen Geburt Jesu zweifelnde Salome will diesen Umstand mit ihrer Hand untersuchen, die dann zur Strafe verdorrt. Die Berührung des Jesusknaben heilt sie wieder.[24] Dieses Thema ist im 5. und 6. Jahrhundert ein beliebtes Motiv der östlichen Kunst und ist auf der linken vorderen Ciboriumssäule (Ciborium ist ein Baldachin) von San Marco in Venedig, die aus Konstantinopel geraubt wurde, dargestellt.[25]

Die Gattung der Biblia pauperum [Armenbibel] weist in ihren Bezügen eine ganze Reihe von Anspielungen auf: Die Wurzel Jesse, Dan 2,45 LUT: Maria ist der unbehauene Berg, die Geburtshöhle ihr Schoß. „Ohne Zutun eines Menschen brach ein Stein los.“ Weihnachten wird mit Ostern in Beziehung gesetzt. Die Höhle ist auch Sinnbild seines Grabes. Irenäus verglich die Menschwerdung Christi mit seiner Höllenfahrt zwischen Tod und Auferstehung.[26] Als Präfigurationen der Jungfräulichkeit Mariens gelten vor allem: Der brennende Dornbusch (Ex 3 EU). So wie die Flamme den Dornbusch nicht verzehrte, so versehrte die Empfängnis nicht die Jungfräulichkeit.[27] Felizetti beschreibt eine Ikone im Sinaikloster aus dem 14. Jahrhundert, auf der Maria selbst in den brennenden Dornbusch gestellt ist.[28] Dann der grünende Aaronsstab (Num 17,23 EU)), da Aarons Stab Blüten trug, ohne gepflanzt worden zu sein. Dann Gideon mit dem Vlies (Ri 6,37 EU), denn dies war das Zeichen der Berufung Gideons zu Rettung seines Volkes und symbolisierte das Wirken des Heiligen Geistes an Maria. Dann Ezechiel vor der verschlossenen Pforte (Hes 44,2 EU)) ebenfalls als Symbol der Jungfräulichkeit Mariens. Diese vier Präfigurationen wurden bereits im 9. Jahrhundert in der byzantinischen Kunst entwickelt und kamen später auch ins Abendland. Sie finden sich auf Tafelbildern des 15. Jahrhunderts, wo sie um die Darstellung der Geburt Christi herum gruppiert werden, so zum Beispiel auf der Mitteltafel des Flügelaltars im Kloster Sams.[29]

Auch die antike Ikonographie der Mysterienkulte, die ebenfalls die Geburt eines Gottes kannten, hatte Einfluss auf die frühen christlichen Darstellungen, wie gewisse Parallelen zu antiken Darstellungen zur Geburt Alexanders oder des Dionysos zeigen.[30] Auf einem Elfenbeinrelief um 550 zeigt die Hebamme Salome Maria ihre verdorrte Hand. Die Haltung Mariens, liegend, halb aufgerichtet mit der linken Hand am Kinn ist sehr ähnlich der halb liegenden und halb sitzenden Semele bei der Geburt des Dionysos auf einer Elfenbeinpyxis in Bologna.

Stilfragen

Abb. 1: Buoninsegna, Die Geburt Christi
Abb. 2: Giotto Die Geburt Jesu

Am Anfang fehlt auf vielen Bildern Maria, häufiger noch Josef. Sie wurde erst zum zweiten Schwerpunkt, als Maria 431 auf dem Konzil zu Ephesus als „Gottesgebärerin“ anerkannt wurde. In der byzantinischen Ikonographie kommt den beiden Geburtshelferinnen eine besondere Bedeutung zu, die das Kind baden (Abb. 1) und die Einmaligkeit Jungfrauengeburt Marias bezeugen. Meist liegt Maria erschöpft auf einer Liege (κλίνη), was den menschlichen Geburtsvorgang betonen soll. Das Kind ist in ein Tuch in Analogie zum späteren Leichentuch gewickelt. Die Szene wird in der Regel in einer Grotte dargestellt, wobei auch das Höhlengleichnis Platons in Verbindung mit Jesus als dem Licht der Welt eine Rolle gespielt haben mag. Joseph wird regelmäßig wesentlich älter dargestellt, steht im Hintergrund und bewacht die Szene. Frühchristliche und byzantinische Bilder von der Geburt sind wesentlich seltener als die mit Magiern und Hirten, also der Epiphanie. Typisch für den byzantinischen Einfluss in Italien ist das Bild von Duccio di Buoninsegna). Der Unterschied zur rein byzantinischen Darstellung liegt in der Darstellung der persönlichen Beziehungen der Personen auf dem Bild untereinander. Die wachsende Marienfrömmigkeit, die franziskanische Spiritualität und der Humanismus führten später dazu, dass bereits in der Hochgotik die frühere etwas distanzierte Darstellung zwischen Maria und dem Jesuskind einer innigeren Verbindung zwischen beiden wich und einer natürlicheren Darstellung Platz machte. Damit änderte sich auch die Rolle Josefs, der eine aktivere Rolle zugewiesen bekam. Typisch für die neue Darstellungsweise ist die Anbetungsszene von Giotto die Bondone.

Abb. 4: Die Anbetung der Hl. drei Könige
Abb. 3: Isenheimer Altar

Im 14. Jahrhundert häufen sich Darstellungen, in denen Maria und Josef beiderseits des Kindes auf dem Boden sitzen, möglicherweise eine Anspielung auf die Demut. Am Ende des 14. Jahrhundert fließen genrehafte Motive in das Bildmaterial ein. Josef bereitet für Mutter und Kind ein Essen, oder er wärmt sich die Hände an einem Ofen. Auch das Herstellen von Windeln oder das Trocknen von Windeln durch Josef wird darstellenswert. Dabei sind diese Sorgehandlungen Josefs als ein Adoptionsakt zu deuten (Blisniewski 2000). In der Spätgotik ist nicht mehr die Darstellung der Kindheitsgeschichte als solche Ziel der Darstellung, sondern die meditative Betrachtung der Menschwerdung. Es bildet sich eine Tendenz zum Andachtsbild heraus. Der Anbetungstypus entwickelt sich bis zum 16. Jahrhundert zum vorherrschenden Motiv. Ein besonderer Höhepunkt ist das theologisch-spekulativ ausgestaltete Geburtsbild von Matthias Grünewald auf der zweiten Schauseite des Isenheimer Altars (Abb. 3) und die Anbetung der Magier von Albrecht Altdorfer (Abb. 4).

Musik

Speziell weihnachtliche Musik hat ihren Ursprung in der musikalischen Gestaltung der drei Festmessen (spezielle Hymnen und Responsorien bereits seit frühchristlicher Zeit bekannt) sowie dem Gloria der Engel bei den Hirten auf dem Felde, von dem das Lukasevangelium 2, 14 berichtet.

Weihnachtslieder

In allen christlichen Kulturen bildete sich seit dem Mittelalter ein Bestand an speziellen volkstümlichen Weihnachtsliedern heraus, die zumindest anfangs in engem Zusammenhang mit der Kirche standen und von ihr auch in Gottesdiensten usw. eingebunden wurden.

Der deutsche Bestand an Weihnachtsliedern wurde durch Martin Luther wesentlich bereichert. Von ihm stammen:

Mit Versionen in etwa 300 Sprachen und Dialekten hat das 1818 erstmals aufgeführte Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht die größte Verbreitung gefunden. Ebenfalls weltweit bekannt ist das Lied O du fröhliche ausgebreitet. Für den englischsprachigen Raum sind Jingle bells und We wish you a merry christmas hervorzuheben, es bestehen aber auch noch traditionelle Bräuche wie das Absingen von Carols (alte englische Weihnachtslieder).

Kunstmusik

Auch in der über die Jahrhunderte sich entwickelnden Kirchenmusik entstanden zahlreiche speziell weihnachtliche Werke, die zum Teil bis heute bekannt und beliebt sind, zum Beispiel Heinrich Schütz' Weihnachts-Historie, und natürlich allen voran J. S. Bachs Weihnachtsoratorium, ferner die auf Weihnachten bezogenen Teile des Messias von Händel. Auch Carl Heinrich Graun, J. G. Rheinberger, Engelbert Humperdinck, L. H. Berlioz, C. Saint-Saëns, E. Martin und Giselher Klebe haben in verschiedenen Jahrhunderten Weihnachtsmusik verfasst.

Siehe auch: Weihnachtsoratorium

Populäre Musik

Der überlieferte Bestand an Weihnachtsliedern, der ursprünglich nur im Kontext von Familie und Kirche gesungen wurde, gehörte bald auch zum Repertoire der Straßenmusikanten. Im letzten Jahrhundert begannen dann auch Kaufhäuser sowie Funk und Fernsehen sie zur Einstimmung und gezielten Werbung einzusetzen.

Neue, der Popmusik zuzurechnende Weihnachtslieder befassen sich textlich in den meisten Fällen nicht mit dem Kern der christlichen Weihnachtsbotschaft, sondern beschränken sich auf andere Aspekte wie zum Beispiel das Besingen der Weihnachtsvorfreude. Vielfach ist den Stücken leicht anzumerken, wie sie das spezifisch Christliche bewusst zugunsten einer weltanschaulichen Unbestimmtheit ausklammern (zum Beispiel The Spirit of Christmas). Häufig sind es nur noch reine Winter- (wie Let it snow von Frank Sinatra) oder sogar normale Liebeslieder (wie Last Christmas von Wham!), in denen lediglich einige Klangeffekte zum Einsatz kommen, die gemeinhin mit der Weihnachtszeit assoziiert sind (Schlittenglöckchen, Chöre, Orgeln etc.).

Diese Tendenz der inhaltlichen Abkehr von den Wurzeln war allerdings schon bei vielen Liedern des 19. Jahrhunderts zu beobachten (Lasst uns froh und munter sein, Kling Glöckchen und viele andere).

Weihnachten in der Literatur

In der abendländisch, christlich geprägten Literatur wird die Weihnachtsgeschichte, die (Vor-)Weihnachtszeit oder auch nur das Weihnachtsfest selbst seit Jahrhunderten thematisiert, sei es am Rande als zeitlich bestimmender Fixpunkt eines (fiktiven) Ereignisses, das dadurch einen bewusst evozierten Beiklang bekommt, oder sei es gleich als beispielhafte Umdeutung eines jeweils aktuellen Zeitgeschehens in familiären oder auch gesellschaftlichen Zusammenhängen. Das kann dann als ernsthafte Auseinandersetzung mit der neutestamentlichen Weihnachtsgeschichte, aber auch als kritische, sich an den Auswüchsen der Feierlichkeiten reibende Polemik nachzulesen sein.

Dementsprechend ist die Zahl der Veröffentlichungen hierzu Legion; beispielhaft seien hier Klassiker genannt wie die Märchen A Christmas Carol (dt. „Eine Weihnachtsgeschichte“) von Charles Dickens oder Bergkristall von Adalbert Stifter. Neben den märchenhaft besinnlichen Erzählungen und Romanen dieser Tradition hat sich die Spannbreite der Genres seit Mitte des 20. Jahrhunderts unter anderem auch um satirische Erzählungen wie Nicht nur zur Weihnachtszeit von Heinrich Böll bis hin zu Kriminalromanen oder -anthologien mit Titeln wie Blutiges Fest[31] oder Eiskalte Weihnachten[32] erweitert.

Unzählig sind die sich hierbei von vorneherein an Kinder und Jugendliche wendenden Geschichten, angefangen mit Klassikern wie Peterchens Mondfahrt von Gerdt von Bassewitz und Nußknacker und Mausekönig von E.T.A. Hoffmann über Weihnachten im Stall von Astrid Lindgren bis hin zu den neueren Erzählungen Das Weihnachtsgeheimnis und Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort von Jostein Gaarder. Lotet das letztgenannte Buch von Jostein Gaarder die Thematik mit durchaus tragischen Momenten auf Leben und Tod aus, geht es vielen Kinder- und Jugendbuchautoren zumeist schlicht darum, die kindlichen Erwartungen an das „Gabenfest“ mit dem „eigentlichen“ Sinn weihnachtlicher Nächstenliebe korrespondieren zu lassen – in den Bilderbüchern für die ganz jungen Leser bzw. Zuhörer rücken dann nicht selten anstelle des Christkindes die zu Werbe- und Gabenträgern gewordenen Nikolaus und Weihnachtsmann in den Vordergrund. Im siebten und letzten Band der Harry Potter-Reihe erlebt der Titelheld Weihnachten auf der Flucht – jedoch ist in diesem Band wie in den Bänden zuvor das Weihnachtsfest nur auf die Muggelwelt bezogen und dient ansonsten sinnentleert als reine Zeitangabe für eine Ferienzeit der Hogwarts-Schüler.[33]

Siehe auch

Portal
 Portal: Weihnachten – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Weihnachten

Einzelnachweise

  1. Rudolf Öller: 2004 Martin Luthers Christkind; in: Welt der Naturwissenschaften, Ausgabe Dezember 2004
  2. J. Kelle 1858
  3. Franck 1538
  4. Grimm 1984, Bd. 28 Sp. 473 f.
  5. Luther Bd. 2, 531 und 37, 48
  6. Adventskranz
  7. Storm Bd. 1 S. 187
  8. Stromata I 145, 6
  9. Strobel 1962, S. 183 ff.
  10. Lietzmann 1932
  11. Jungmann 1955, S. 299
  12. Susan K. Roll, Art. Weihnachten I, in: LThK, 3. A., Bd. 10, 1017-1020, hier 1017
  13. Duchesne 1925, S. 271ff.; Strobel 1962; Hieronymus Engberding: Der 25. Dez. als Tag der Feier der Geburt des Herrn; in: Archiv für Liturgiewissenschaft 2 (1952), S. 25 ff.; Leonhard Fendt: Der heutige Stand der Forschung über das Geburtsfest Jesu am 25. XII. und über Epiphanias; in: Theologische Literaturzeitung 78 (1953), S. 1ff.
  14. Fränkische Geschichte 10, 31
  15. Norden 1924, S. 8, 33 ff.; H. Rahner 1945, S. 1 f, 145 ff.
  16. Konrad Onasch: Das Weihnachtsfest im orthodoxen Kirchenjahr; Berlin: Evangelisch Verlags-Anstalt, 1958
  17. http://www.russische-kirche-l.de/kalender/2009festtage/jan14beschneidung.htm
  18. B. Kranemann, Art. Weihnachten, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, 2109f
  19. http://www.brauchtumsseiten.de/a-z/n/namen-jesu-fest/home.html
  20. http://www.velkd.de/downloads/Kalendarium10_2006(2).pdf
  21. Rainer Kampling: Das Bürgertum feiert sich selbst. In: „taz“ vom 24. Dezember 2005. http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2005/12/24/a0228
  22. Susan K. Roll: Weihnachten/Weihnachtsfest/Weihnachtspredigt; in: TRE 35, S. 453–468, hier: S. 463ff.; Berlin, New York: de Gruyter, 2003; Ingeborg Weber-Kellermann: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit; Luzern-Frankfurt/M.: Bucher, 1978; ISBN 3-7658-0273-5; S. 223
  23. Deichmann 1967, Nr. 772
  24. Apokryphes Protoevangelium des Jakobus 19,3
  25. Weigel 1997
  26. Konrad Onasch: Das Weihnachtsfest im orthodoxen Kirchenjahr; Berlin: Evangelisch Verlags-Anstalt, 1958; S. 177ff.
  27. Schiller 1966, Abb. 171
  28. Felicetti 1956, S. 53
  29. Henrik Cornell: The Iconography of the Nativity of Christ; Uppsala 1924; Abb. 46
  30. Schmid 1890 S. 94; Weitzmann 1951, S. 38 ff.
  31. Stephen Laws: Blutiges Fest. Roman. München 1993, ISBN 3-426-70005-0.
  32. Richard Dalby (Hrsg.): Eiskalte Weihnachten. Geschichten von Mord und Totschlag. München 1993, ISBN 3-426-67025-9.
  33. Rezension zu Harry Potter und die Heiligtümer des Todes von Hilal Sezgin in: Die Zeit, Ausgabe Nr. 31 vom 26. Juli 2007

Literatur

  • Oscar Cullmann: Die Entstehung des Weihnachtsfestes und die Herkunft des Weihnachtsbaumes; Stuttgart: Quell, 19944; ISBN 3-7918-2326-4 (solide und allgemeinverständliche Erklärung des Weihnachtsfestes aus christlicher Sicht)
  • Alexander Demandt: Der Ursprung des Weihnachtsfestes. In: Alexander Demandt: Sieben Siegel. Essays zur Kulturgeschichte; Köln, Weimar, Wien: Böhlau: 2005; S. 1–18 (wissenschaftlich anspruchsvolle und zugleich allgemein verständliche Studie zu den altorientalisch-jüdischen, antik-christlichen und germanisch-deutschen Wurzeln des Weihnachtsfestes)
  • Franz Joseph Dölger: Natalis Solis Invicti und das christliche Weihnachtsfest; in: Antike und Christentum 6 (1976), S. 23 ff.
  • R. Faber / E. Gajek (Hgg.): Politische Weihnacht in Antike und Moderne, Würzburg 1997.
  • Hans Förster: Die Anfänge von Weihnachten und Epiphanias: Eine Anfrage an die Entstehungshypothesen, Mohr Siebeck 2007, ISBN 3-16-149399-0
  • Hans Förster: Weihnachten – Eine Spurensuche; Berlin: Kadmos, 20052; ISBN 3-931659-47-X
  • Wolfhart Pannenberg: Mythos und Dogma im Weihnachtsfest, in: Walter Haug / R. Warning (Hgg.): Das Fest, München 1989, 53-63
  • Susan K. Roll: Toward the Origins of Christmas, Kampen 1995.
  • Susan K. Roll: Christmas then and now, in: Worship 73 (1999), 505-521.
  • Susan K. Roll: Art. Weihnachten/Weihnachtsfest/Weihnachtspredigt; in: TRE Bd. 35, 453-468 (Berlin - New York: de Gruyter 2003)
  • I. Weber-Kellermann: Das Weihnachtsfest, eine Kultur- und Sozial-Geschichte der Weihnachtszeit, Leipzig 1978.
  • Bernd Stauss: Optimiert Weihnachten - Eine Anleitung zur Besinlichkeitsmaximierung, Wiesbaden, Gabler, 2008. 99 Seiten. ISBN 3-8349-1320-0
  • Lily Weiser-Aall: Weihnacht; in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Band 9; Augsburg: Weltbild, 2005 (= Berlin: de Gruyter, 1941); ISBN 3-8289-0808-X

Weblinks

Allgemeine Informationen

Weihnachten in Kunst und (Kinder-)Literatur


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