Binge eating disorder

Binge eating disorder

Binge Eating (auch Binge Eating Disorder) ist eine Essstörung, bei der es zu periodischen Heißhungeranfällen (Fressanfällen) mit Verlust der bewussten Kontrolle über das Essverhalten kommt. Im Gegensatz zur Bulimie wird das Gegessene anschließend nicht erbrochen, so dass längerfristig meist Übergewicht die Folge ist. Der Begriff wurde erstmals 1959 in den USA verwendet. Als Diagnose existiert der Begriff jedoch erst seit den 1990er Jahren. Die Definition dieser Essstörung war längere Zeit umstritten, die Kriterien werden von Ernährungswissenschaftlern und Medizinern jedoch zunehmend akzeptiert; die Behandlungsbedürftigkeit dieser Störung wird auch in Europa mittlerweile überwiegend anerkannt. Die Behandlungskonzepte entsprechen in der Regel denen der Bulimie.

Diagnose

Die diagnostischen Kriterien für Binge Eating wurden in den 1990er Jahren von der Psychiatrischen Vereinigung in den USA aufgestellt:

  • mindestens zwei Essanfälle pro Woche über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten
  • Kontrollverlust während der Nahrungsaufnahme mit Verlust des Sättigungsgefühls
  • sehr hohe Kalorienzufuhr bei einem Essanfall
  • extrem hastiges Essen (schlingen)
  • Essen bis zu einem starken Völlegefühl
  • der Essanfall wird nicht durch starken Hunger ausgelöst
  • nach dem Essanfall treten Schuld- und Schamgefühle auf, teilweise bis zur Depression
  • die Betroffenen leiden unter den Essanfällen

Bei unkontrollierten Essattacken werden meistens fettreiche und süße Lebensmittel gegessen, die viele Kalorien enthalten.

Im Gegensatz zu Bulimikern ergreifen Binge Eater nach dem Essen keine Maßnahmen wie Erbrechen oder exzessives sportliches Training, um eine Gewichtszunahme durch die überhöhte Kalorienzufuhr zu verhindern.

Obwohl das Störungsbild bereits von Stunkard 1959 erstmals beschrieben wurde, ist die Binge-Eating-Störung bisher nicht mit eigenen diagnostischen Leitlinien in der ICD-10 vertreten und wird ohne nähere Beschreibung unter F 50.9: „Nicht näher bezeichnete Essstörungen“ oder unter F 50.4 „Essattacken bei sonstigen psychischen Störungen“ subsumiert.

Wie Bulimiker verschweigen Binge Eater in der Regel anderen ihr gestörtes Essverhalten, auch Freunden und Familienangehörigen. Befragungen von Betroffenen legen den Schluss nahe, dass die Essanfälle ausschließlich psychisch bedingt sind und überwiegend durch negative Gefühle, Stress oder Langeweile ausgelöst werden. Psychologen gehen davon aus, dass unangenehme Empfindungen während des Essvorgangs unterdrückt werden. Demnach handelte es sich bei Binge Eating um eine Form von Vermeidungsverhalten. Wie auch bei anderen Essstörungen gibt es zu Entstehung und Funktion dieses Essverhaltens jedoch unterschiedliche Theorien. In der Ernährungspsychologie gibt es die Theorie, dass so genanntes „gezügeltes Essverhalten“ ein Risikofaktor für das Entstehen von Essstörungen ist, vor allem für Bulimie und Binge Eating.

Zur Häufigkeit der Binge Eating-Disorder gibt es unterschiedliche Angaben, die meisten beruhen auf Schätzungen. Georg Ernst Jacoby, Leiter einer Spezialklinik für Essstörungen in Bad Oeynhausen, schätzt die Zahl der Betroffenen in Deutschland auf 1,5 bis zwei Millionen und damit höher als die Zahl der Bulimiker. In den USA ergaben Untersuchungen eine Rate von etwa zwei Prozent der Bevölkerung. Rund ein Drittel der Betroffenen sind Männer; es gibt keine besonders stark betroffene Altersgruppe wie bei Bulimie und Magersucht. Ein großer Teil der Binge Eater ist übergewichtig, allerdings leidet umgekehrt nur etwa ein Drittel der Adipositas-Patienten an Heißhungerattacken. Die meisten Übergewichtigen nehmen kontinuierlich mehr Kalorien auf als sie verbrauchen, nicht anfallsweise.

In der Therapie wird eine Normalisierung des Essverhaltens angestrebt, wobei auch die auslösenden psychischen Probleme behandelt werden.

Literatur

  • Simone Munsch: Binge Eating. Kognitive Verhaltenstherapie bei Essanfällen, Beltz Verlag 2003, ISBN 3-621-27531-2
  • Simone Munsch: Das Leben verschlingen? Hilfe für Betroffene mit Binge Eating Disorder (Essanfällen) und deren Angehörige, Beltz Verlag 2007, ISBN 3-621-27475-8
  • Günter Reich u. a.: Essstörungen: Magersucht, Bulimie, Binge Eating, Trias Verlag 2004, ISBN 3-830-43118-X

Weblinks und Quellen


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Binge eating disorder — (BED), is a psychiatric disorder in which a subject shows the following symptoms: * Periodically does not exercise control over consumption of food * Eats an unusually large amount of food at one time more than a normal person would eat in the… …   Wikipedia

  • Binge-Eating-Disorder — Binge Eating (auch Binge Eating Disorder) ist eine Essstörung, bei der es zu periodischen Heißhungeranfällen (Fressanfällen) mit Verlust der bewussten Kontrolle über das Essverhalten kommt. Im Gegensatz zur Bulimie wird das Gegessene anschließend …   Deutsch Wikipedia

  • Binge eating disorder — An eating disorder characterized by periods of extreme over eating, but not followed by purging behaviors as in most cases of bulimia. Binge eating can occur alone, or in conjunction with a lesion of the hypothalamus gland, Prader Willi disorder …   Medical dictionary

  • binge-eating disorder — an eating disorder characterized by repeated episodes of binge eating, as in bulimia nervosa, but not followed by inappropriate compensatory behavior such as purging, fasting, or excessive exercise …   Medical dictionary

  • binge eating disorder — noun Recurrent binge eating, but without the purging etc associated with bulimia …   Wiktionary

  • Binge eating — is a pattern of disordered eating which consists of episodes of uncontrollable overeating. It is sometimes as a symptom of binge eating disorder. During such binges, a person rapidly consumes an excessive amount of food. Most people who have… …   Wikipedia

  • Eating disorder not otherwise specified — Classification and external resources ICD 10 F50.9 ICD 9 307.50 Eating di …   Wikipedia

  • binge eating — n uncontrolled compulsive eating esp. as a symptom of bulimia or binge eating disorder * * * uncontrolled ingestion of large quantities of food in a discrete interval, often with a sense of lack of control over the activity. It is sometimes… …   Medical dictionary

  • Binge Eating — Klassifikation nach ICD 10 F50.9 Nicht näher bezeichnete Essstörung …   Deutsch Wikipedia

  • Eating disorder — An eating disorder is a compulsion to eat, or avoid eating, that negatively affects both one s physical and mental health. Eating disorders are all encompassing. They affect every part of the person s life. According to the authors of Surviving… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”